Klappentext:
Wir schreiben das fünfte Jahrhundert christlicher Zeitrechnung. Über dem Schlachtfeld bei Worms kreisen die Raben. Das tapfere Volk der Burgunder ist von dem Hunnenheer, das die Römer zu Hilfe riefen, in einer furchtbaren Schlacht vernichtet worden. Kaum jemand hat überlebt.
Eine der Überlebenden ist die junge Goldrun. Als Sklavin wird sie ins Land der Hunnen verschleppt. Doch die Burgunderin besitzt eine besondere Gabe: Sie hat ein Gespür für Pferde, kann sie besänftigen, ihre Krankheiten erkennen und ihre Schmerzen lindern. Dieses Talent lässt sie am Königshof bis zur Stallmeisterin aufsteigen. Dabei kreuzt sich ihr Weg mit dem vieler Menschen: Keve, der einfache Truppführer, der sie beschützt. Tarcal, die starke Oberin des Zuchtgestüts. Kreka, die mitfühlende Großkönigin. Ajarbas, der geheimnisvolle Schamane. Und Ernak, der Sohn des Großkönigs Attila.
Wie ein Sturm von Mitternacht drängen die hunnischen Horden mit ihren Verbündeten ins Abendland vor, während das alte Römische Reich in Todeszuckungen liegt: Im Osten regiert ein Eunuch an Stelle des schwächlichen Kaisers Theodosius. Im Westen herrscht der wahnsinnige Valentinian, mühsam im Zaum gehalten von seiner Mutter Galla Placidia. Der Einzige, der noch ernsthaft versucht, dem Feind Widerstand zu leisten, ist Flavius Aetius, der Oberbefehlshaber des Heeres in Gallien. So kommt es zur entscheidenden Schlacht auf den Katalaunischen Feldern.
Beute ist das Ziel der hunnischen Krieger. Doch Attila will mehr. Er träumt davon, ein Reich zu errichten, dessen Größe und Macht alles bisher Gewesene in den Schatten stellt ...
Autor:
Tilman Röhrig, 1945 in Hennweiler/Hunsrück geboren, lebt in der Nähe von Köln. Nach seiner Ausbildung zum Schauspieler und seinen Engagements an mehreren deutschen Bühnen arbeitet er seit über drei Jahrzehnten als freier Schriftsteller.
Tilman Röhrig hat sich vor allem als Autor historischer Romane einen Namen gemacht. Seine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt worden. Für sein literarisches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Großen Kulturpreis NRW.
Meine Meinung:
Der Roman besteht aus zwei Handlungssträngen, die im Laufe der Erzählung immer mehr miteinander verstrickt werden. Da ist zunächst Goldrun, die burgundische Sklavin, die als junges Mädchen ins Reich der Hunnen verschleppt wird und die aufgrund ihres Gespürs für Pferde als Pflegerin der Zuchttiere -im Gegensatz zu anderen Sklavinnen- ein relativ angenehmes Dasein führen kann. Dankbar bin ich Röhrig dafür, dass er Goldruns Gabe nicht in "Pferdeflüsterei" ausarten lässt, sondern diese angenehm oberflächlich behandelt. Ebenso wird auch die Liebesgeschichte zwischen Goldrun und Ernak, Attilas jüngstem Sohn, nicht bis ins Detail ausgeschlachtet, sodass der Roman auch darunter nicht leidet.
Das Schicksal des Mädchens verpackt Röhrig geschickt in ein Stück Weltgeschichte, denn vielmehr ist es die Geschichte von Attila, seinem Volk und den Wirren jener Zeit. Während Goldrun sich also der neuen Umgebung anpasst, verfolgt der Leser parallel das Leben von Attila, wobei auch Ausflüge in die beiden römischen Reiche nicht fehlen. Sehr interessant dargestellt sind hierbei die verschiedenen Lebensweisen der Hunnen und Römer sowie die politischen Ränkespiele.
So oder so zieht der Autor den Leser mitten ins fünfte Jahrhundert und das macht er auf dermaßen spannende, farbenfrohe und hautnahe Weise, dass man das Buch keine Minute aus der Hand legen möchte.
Es sind nicht nur die wunderbar gezeichneten Figuren, sondern auch die beeindruckende Sprache Röhrigs, die das Buch so lebendig machen. Während er in einem Moment in liebevollsten Tönen z.B. die Geburt eines Fohlens schildert, zerrt er den Leser im nächsten Moment entweder auf ein Fest, bei dem der Narr Zerkon Obszönitäten zum Besten gibt, oder auf ein Schlachtfeld, wobei dann derbe Worte und brutale Kampfszenen an der Tagesordnung sind. Es ist auch diese besondere Mischung, die den Roman so faszinierend macht. Für Liebhaber historischer, aber nicht schnulziger Romane absolut empfehlenswert!
Ausgestattet ist das Buch mit einer Landkarte, einem Lesebändchen und zusätzlich liegt noch ein Lesezeichen bei, auf dem die Hauptpersonen des Romans aufgeführt sind.
Leider fehlt dafür ein Anhang, der über Fiktion und Wahrheit aufklärt, sodass der an Fakten interessierte Leser ggf. selbst ein wenig recherchieren muss.
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