Wolfram Fleischhauer - Die Frau mit den Regenhänden

  • Die Frau mit den Regenhänden – Wolfram Fleischhauer



    Ein wenig verwirrend sind die Zeitsprünge (1867 und 1992) zu Beginn, und die ganzen Personen, die direkt alle vorgestellt werden. Eine Kinderleiche wird in Paris 1867 in der Seine gefunden, die Mutter Marie wird darauf von der Polizei verhaftet. Ein junger Anwalt, der seinen ersten Prozess verlor, und sein Freund nehmen an einer grausamen Rattenjagd teil. Zudem ist 1867 die Weltausstellung in Paris, davon wird auch berichtet.
    Zugleich schreibt ein Architekt 1992 seine Doktorarbeit, und muss dazu über die Weltausstellung von 1867 Fotographien und Dokumente durchforsten. Er trifft in der Bibliothek eine junge Frau, die seltsamer Weise … über das gleiche Jahr recherchiert ;-)
    Also auf den ersten 100 Seiten wird all das beschrieben, aber man hat direkt das Gefühl: Da steckt wieder einmal ganz viel dahinter, denn das ist für Fleischhauer typisch!


    Zum Autor:
    Wolfram Fleischhauer wurde in Karlsruhe 1961 geboren. Nach seinem Abitur (1974) studierte er Literatur und zwar über folgenden Stationen: Zunächst in Deutschland, von dort aus ging es über Spanien und Frankreich nach Amerika.
    In Californien schrieb er sich für einen Kurs in Kreatives-Schreiben ein. Heute lebt der Autor in Brüssel, wo er unteranderen auch als Dolmetscher für die EU-Kommission arbeitet.



    Alle Fleischhauer Bücher, die ich nun gelesen habe, besitzen dieses phänomenale Ende. Dramatik pur! Alles läuft darauf zu, schockiert teilweise, und hinterlässt scharfe Spuren. Zwischendurch, so in der Mitte des Buches, kann es zu einen kleinen Hänger kommen, doch bei mir bis jetzt nie zu einem Durchhänger, dafür schreibt Fleischhauer einfach zu spannend.


    Ich darf ja nichts verraten, will es auch nicht, aber der Schluss ist ein Hammer

  • Ich habe das Buch gerade ausgelesen. Es hat mir ausgesprochen gut gefallen. Der Schluß ist wieder überraschend und dramatisch. Fleischhauer vermittelt sehr gut, wie es in der damaligen Zeit gewesen sein könnte. Es ist ein Buch welches man kaum aus der Hand legen kann.


    Etwas negativ empfand ich, dass einige wörtliche Reden in französischer Sprache geschrieben wurde. Da ich diese Sprache nicht beherrsche, hätte ich mir schon eine Übersetzung gewünscht.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Etwas negativ empfand ich, dass einige wörtliche Reden in französischer Sprache geschrieben wurde. Da ich diese Sprache nicht beherrsche, hätte ich mir schon eine Übersetzung gewünscht.


    Stimmt, das wäre sinnvoll gewesen.
    Oder möchte Fleischhauer an große deutsche Literaten anknüpfen, die das auch ständig machten :grin Ich denke da an Thomas Mann und dergleichen :grin

  • Als eingefleischter Fleischhauer- Fan hab ich das Buch natürlich gelesen und es ist meiner Meinung nach sein Bestes!
    Nächsten Herbst soll wohl ein neuer Roman erscheinen, da freu ich mich riesig, es ist halt noch soo lang bis dahin...

  • Ich habe das Buch auch endlich gelesen :grin


    Ich muss sagen, mal wieder ein wirklich gutes Buch von Wolfram Fleischhauer. Besonders der Schluss! Die beiden parallel laufenden Geschichten sind wunderbar miteinander verwoben. Wie Voltaire hatte ich mir an einigen Stellen gewünscht, dass die französischen Sätze übersetzt worden wären, denn das Nachschlagen (wollte ja wissen, worum es geht!) war schon lästig.


    Insgesamt ein tolles Buch. Meine Empfehlung: Lesen! :-]

  • Zitat

    Original von Heidi Hof
    Die Frau mit den Regenhänden – Wolfram Fleischhauer




    Zum Autor:
    Wolfram Fleischhauer wurde in Karlsruhe 1961 geboren. Nach seinem Abitur (1974) studierte er Literatur



    Ich bin auch Jahrgang '61, aber Abitur hätte ich 1974 noch nicht geschafft :-(




    Das Buch liegt noch auf meinem Sub, aber wahrscheinlich nicht mehr lange :-)

  • :grin
    Ich lese es auch jetzt gerade, nachdem es bestimmt mehr als ein Jahr auf dem RUB lag.
    Jetzt bin ich total gefesselt und von der schönen Sprache verzaubert. Noch durchblicke ich nicht alles, aber darum geh ich jetzt auch mit einem Tee ins Bett und lese weiter... :grin

  • Zitat

    Etwas negativ empfand ich, dass einige wörtliche Reden in französischer Sprache geschrieben wurde. Da ich diese Sprache nicht beherrsche, hätte ich mir schon eine Übersetzung gewünscht.


    Hm.. aber es ist doch nahezu alles übersetzt? Meist im nächsten Satz wiederholt er es noch einmal oder umschreibt das Gesagte mit anderen Worten. Ich bin sonst auch kein Fan von zweisprachigen Büchern, aber hier fand ich das Problem sehr gut gelöst und die französischen Worte unterstrichen nur die ohnehin schon feine und grazile Sprache.


    Ich hab das Buch noch immer nicht ganz fertig, aber das liegt daran, daß ich mir viel Zeit lasse, unheimlich viel blättere und Dinge herausschreibe oder anstreiche.


    Es gibt einfach so viele schöne und zietierenswerte Passagen.
    "Das Buch in dem die Welt verschwand" hatte ja bereits ebenfalls diese wunderbar leichte Erzählweise, allerdings konnte mich da der Inhalt nicht hinreißen.
    Hier ist es anders.
    Ich versinke in diesem Buch. :anbet


    Dazu schaut mich der Autor auf dem Innenteil des Schutzumschlages bei jedem Umblättern so eindringlich an, ein bißchen fühl ich mich beim Lesen beobachtet. :-]


    EDIT:
    Fertig.
    Das Ende war ja mal, also, das war ja mal, also das war..... gemein. Da hab ich ja so gar nicht mit gerechnet. Ich hab geweint. Im Dienst in Uniform bitterlich flennend hab ich im Streifenwagen gesessen. Das war so tragisch, so einfühlsam und so traurig.
    Jetzt googel ich erstmal, will wissen, was wahr und was Fiktion ist.... *googlegooglegoogle*

  • :wow


    Tolles Buch. Ich hätte es ja nie gekauft, wenn BJ nicht vor ein paar Tagen so begeistert gewesen wäre, weil ich Knaur nicht mag.


    Wie für mich gemacht war natürlich, dass beide Hauptfiguren männlich sind. :grin Und beide waren mir sympathisch. Ich könnte jetzt gar nicht sagen, welcher Teil mir besser gefallen hat, der historische oder der neuere. 1867 ist die Hauptfigur Antoine Bertaut, der zur Zeit der Weltausstellung in Paris als Pflichtverteidiger eine vermeintliche Kindesmörderin verteidigen soll. Der Teil, der 1992 spielt, wird von dem Deutschen Bruno Tucher in der Ich-Form erzählt, der eine Doktorarbeit in Architektur schreibt und in Paris die Architektur des Weltausstellungsgebäudes recherchiert. Beide Teile sind sehr geschickt miteinander verknüpft und vor allem die Überleitungen von jeweils einem Teil zum anderen haben mir gut gefallen.


    Die Auflösung des historischen Teils hatte ich so in der Art vermutet, aber auf die Auflösung der Geschichte, die 1992 spielt, wäre ich nie gekommen. :wow


    Die Sprache ist einfach klasse. :anbet Ich wusste gar nicht, dass Wolfram Fleischhauer so einen tollen Stil hat und ich freue mich umso mehr, dass ich noch "Drei Minuten mit der Wirklichkeit" und "Das Buch in dem die Welt verschwand" hier im RUB stehen habe. :-]

  • :grin
    Du kaufst dir Bücher, weil ich begeistert bin? Interessant... :wow


    Aber es war toll... es klingt immer noch in mir nach und die Auflösung des neuen Teils war einfach wie ein Schlag in die Magengrube.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    :grin
    Du kaufst dir Bücher, weil ich begeistert bin? Interessant... :wow


    :gruebel Ist irgendwie neu, aber ist ja gut gegangen. :-] Auf jeden Fall war es so. :lache :knuddel1


    Zitat

    Aber es war toll... es klingt immer noch in mir nach und die Auflösung des neuen Teils war einfach wie ein Schlag in die Magengrube.


    Ja. Irgendwie hatte ich das auch gar nicht kommen sehen. :wow Beim historischen Teil hatte ich wenigstens einen Verdacht, der in etwa zutraf, aber die Auflösung des neuen Teils kam ziemlich unvorbereitet für mich.

  • Hm, für Bücher von Wolfram Fleischhauer habe ich mich bislang eigentlich nie interessiert, aber Eure Kommentare hier machen mich doch neugierig - zumindest auf dieses Buch!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • BJ und Delphin haben ja nahezu schon alles dazu gesagt, dies Buch ist wirklich schön, spannend, historisch und aktuell, gut geschrieben. Wolfram Fleischhauer ist wirklich ein grandioser Autor.


    Streckenweise hat mich das Buch an "Schule der Lügen" erinnert, was aber durchaus positiv zu werten ist, da mir das ja ausgesprochen gut gefallen hat.
    Es ist auch ein Buch, das man so schnell nicht vergessen kann, darüber werde ich noch in den nächsten Tagen immer wieder grübeln.


    Sehr gut finde ich ja, dass Wolfram Fleischhauer auf seiner Homepage noch mehr Hintergründe erläutert, etwas zur Recherchearbeit schreibt und und und - da werde ich jetzt auch mal stöbern gehen :grin


    Bibi, die überlegt, wann sie "Drei Minuten mit der Wirklichkeit" lesen wird

  • Ich habe gerade "Das Buch in dem die Welt verschwand" ausgelesen und hätte geschworen, dass es mein erster Fleischhauer war. By the Way, das Buch hat mir sehr gut gefallen.


    Als ich dann mal die Rezis der anderen Fleischhauerbücher durchgegangen bin, habe ich gemerkt, dass ich "Die Frau mit den Regenhänden" auch schon kenne. Ich hatte das Buch mal aus der Bibliothek ausgeliehen und fand es unglaublich spannend geschrieben. Ich bin im Jahr 1867 förmlich verschwunden. Die örtlichen Gegebenheiten waren derart lebendig beschrieben, dass man glaubt, alles vor siczh zu sehen. Nur mit dem Autor habe ich das Buch nicht sofort in Zusammenhang gebracht. *schäm*


    Mein Tipp: Auf jeden Fall lesen, es ist irre spannend und das bis zum Schluss. :-)