Wo endet Jugendschutz - wo beginnt Zensur?

  • Ich bin der Meinung, dass Idgie völlig richtig gehandelt hat!


    Trotzdem habe ich eine völlig wertfreie Frage:


    Auch, wenn es wahrscheinlich keine wirklich Alternative zu dem Verhalten von Idgie gibt, könnte nicht eine Konsequenz von Seiten der Kinder sein, dass sie in Zukunft ihren Eltern eben keine Dinge mehr erzählen, von denen sie wissen, dass ihre Eltern alles andere als begeistert sind?


    Egal ob das Ergebnis eine Moralpredigt oder Hausarest ist, versucht man doch irgendwann den Eltern nur noch die positiven Dinge zu erzählen und nicht mehr die, bei denen es wieder Endlosdiskussionen gibt.


    Hm, vielleicht hilft hier nur das Gefühl, dass die Eltern nicht überreagieren sondern den Kindern klar machen, warum sie etwas verbieten und warum sie auf ein übertretenes Verbot auf eine bestimmte Art und Weise reagieren.


    Ich erinner mich mit Grausen an Diskussionen mit meinem Vater bei der es hies: "Du bleibst zu Hause!" Ich: "Warum?" Er: "Weil ich das sage!" Wenn mich etwas wahnsinnig gemacht hat, dann solche Gespräche! Vor allem, wenn die Verbote keine Linie haben erkennen lassen.

  • Hallo Ronja,
    logischerweise bergen Strafen die Gefahr, dass die kids sowas nicht erzählen. Mein Sohn kam damit auch nicht freudestrahlend an. In diesem speziellen Fall haben seine schlimmen Träume ihn überführt.


    Ich weiß, dass ich nicht hinter alle Schandtaten komme und er weiß, dass ich zwar manchmal streng mit ihm bin, er im Ernstfall aber auf mich zählen kann. Wir reden über viele Dinge, ich nehme ihn auch ernst, aber wenn es darum geht, bestimmte Entscheidungen zu treffen, wird nicht endlos rumdiskutiert. Da habe ich das letzte Wort. Er muss wissen, dass das keinen langen Eiertanz gibt, sondern ich mir meiner Entscheidung sicher bin. Die begründe ich kurz und knapp und damit fahre ich auch ganz gut.

  • Ronja und Idgie :-)


    Ich finde auch, dass ein Kind mit zwei Nächten voller Albträume genug gestraft gewesen wäre und ein vernünftiges Eltern-Kind-gespräch hätte ein Übriges getan?!


    Was hat Hausarrest inhaltlich mit dem Horror-Film zu tun?


    Ich weiß von vielen Eltern, dass sie gute Noten in der Schule mit Geld belohnen, schlechte Noten sogar mit Abzug vom Taschengeld bestrafen.
    steht m.E. in genau so wenig Zusammenhang mit den Noten?


    Das Kind sollte doch eigentlich aus Freude am Wissen und Lernen selbst lernen. Kann man sich nicht einfach mitfreuen?


    Mein Ältester hat mit drei Jahren mal eine kleine Packung Kekse mitgenommen in einem Supermarkt. Ich habe ihm gesagt, er möchte das Päckchen bitte selbst wieder der Verkäuferin zurück bringen und sich entschuldigen - nachdem ich ihm natürlich klar gemacht hab, dass er doch auch einem Freund nicht mehr vertrauen würde, wenn der ihm etwas wegnähme.


    Solche Zusammenhänge kann auch das kleinste Kind verstehen.


    Sicher, es macht eine Menge Mühe, kostet Zeit und Fantasy für die Eltern.
    Aber es sind doch unsere Kinder, in die wir das investieren?


    LG
    Ikarus

  • Zitat

    Ich finde auch, dass ein Kind mit zwei Nächten voller Albträume genug gestraft gewesen wäre und ein vernünftiges Eltern-Kind-gespräch hätte ein Übriges getan?!


    Das mag sein, dass du das findest. Allerdings kennst du meinen Sohn nicht, und kannst daher meine Entscheidungsgründe nur bedingt nachvollziehen. ;-) Und ein Gespräch fand ebenfalls statt.


    Im übrigen ist das schlimmste am Hausarrest die Tatsache, dass die Eltern sich bei sowas gleich mitstrafen. :grin

  • Zitat

    Original von Idgie


    Das mag sein, dass du das findest. Allerdings kennst du meinen Sohn nicht, und kannst daher meine Entscheidungsgründe nur bedingt nachvollziehen. ;-) Und ein Gespräch fand ebenfalls statt.


    Da hast Du bestimmt recht, Idgie. Versteh auch, wenn man sich als Eltern erschreckt und auch mal überreagiert. Ging uns ja auch so...und heute bei der Mehrfachbelastung von ja oft zwei arbeitenden Elternteilen geht oft vieles mangels Zeit verloren...ausbaden müßen es dann leider die Kids :-(


    Zitat

    Im übrigen ist das schlimmste am Hausarrest die Tatsache, dass die Eltern sich bei sowas gleich mitstrafen. :grin


    so gesehen...;-) Interessanter Aspekt... :grin :grin :grin

  • Das ist es was ich meine. Kindern muss Grenzen gesetzt werden die die Eckpfeiler sind an denen sie sich orientieren. Wenn sie verbotene oder unerwünschte Dinge tuun müssen sie wissen das es Konsequenzen hat. Klar wird bei zu heftigen oder unverstandenen Konsequenzen (wie bspw. Fernsehverbot für unpünktliches Heimkommen, kein Zusammenhang) die Chance größer, dass sie mehr verheimlichen.


    Die Konsequenzen werden immer unterschiedlich sein, so wie auch die Kinder. Meinem Ältesten hätte es nie was ausgemacht wenn er ein paar Tage zu Hause bleiben musste, der Kleinere hätts als Katastrophe empfunden. ;-)


    Wichtig ist auch, dass die Kinder verstehen warum sie dieses oder jenes nicht sollen. An DIESER Stelle muss erklärt und mit ihnen dikutiert werden! Allerdings auch nicht ewig lange. :grin

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Original von Heaven
    Wichtig ist auch, dass die Kinder verstehen warum sie dieses oder jenes nicht sollen. An DIESER Stelle muss erklärt und mit ihnen dikutiert werden! Allerdings auch nicht ewig lange. :grin



    Ganz meine Meinung. Auch was Idgie geschrieben hat kann ich voll und ganz unterschreiben.


    Wichtig finde ich - aus persönlicher Erfahrung - dass Verbote, vor allem bei kleineren Kindern genau ausgesprochen werden. Ich wollte mir als Kind mit einer Freundin zusammen mal ein Eis im Tante Emma Laden auf der anderen Straßenseite kaufen. Habe meine Mutter gefragt, ob ich das darf. Und sie hat geantwortet: Nein, du gehst jetzt nicht dort rüber! Also dachte ich, ich darf gerade nicht über die Straße gehen oder von zu Hause weg. Also hab ich mir eine Lösung für das Problem: Eis kaufen - ohne den Hof zu verlassen - gesucht. Und gefunden, indem ich meiner Freundin das Geld gegeben habe und ihr auch gesagt hab, welches Eis ich will. Ich war so stolz auf mich, dass ich ein Eis hatte ohne über die Straße zu gehen. Bin gleich zu meiner Mutter und hab ich das Eis gezeigt und ihr erklärt, dass ich nicht vom Haus weg bin. Ich hab damals so schlimmen Ärger bekommen!!! :wow Und hab die Welt nicht mehr verstanden. Meine Mutter fand das wahrscheinlich furchtbar provozierend. Ihr ging es wahrscheinlich um das Eis, das ich mir kaufen wollte. Ich hab erst Jahre später verstanden, was damals eigentlich los war und daraus gelernt, dass man sich bei so etwas genau ausdrücken muss. Beim Verbote aussprechen und wenn man "schimpft" genauso!

  • ???


    Man merkt das Tom noch keine Scheißbären hat...da kann man immer toll pädagogisch wertvoll daherreden.


    Fakt, DU hast keine AHnung, was abgeht...wir reden hier NICHT von Kindern..sondern von Jugendlichen.
    Und ich möchte hier ganz klarstellen..das wir z.B im Verhältnis zu anderen Eltern relativ "streng" sind.


    ABer gewisse "Verbote" sind einfach nur hirnrissig, bringen nix, ausser das dir die Kids nix mehr erzählen.


    Und bei uns liegen KEINE Pornos oder sonstwas einfach so zum Jedermanngebrauch herum.
    Ich bin ziemlich sauer, dass ich hier in eine Ecke geschoben werde, von wegen Überforderte Eltern u.s.w.


    Da meine Kinder mittlerweile ziemlich erwachsen sind, weiß ich was für Menschen ich großgezogen habe..tolle Menschen, die keinerlei Macken haben in Rictung Markenklamotten/ die nicht den ganzen Tag Horrosscheiss angucken, die nicht den ganzen Tag am PC sitzen u.s.w.


    Ich bin er erste Mensch, der aufschreit..Jawoll..Kinder brauchen Grenzen!
    Nur sollte man wissen WO die zu setzen sind.

  • Ich habe meinem Mäkel den allerersten Porno höchst eigenhändig in den Videorekorder gelegt, und das auch noch mit pädagogischem Anspruch, ich Trottel.


    Da gab es einst diese Kinski-Ausstellung in Frankfurt und dazu einen Film, "Paganini". Mutter Ines kaufte also das Video, um den Mäkel zu musikhistorisch zu bilden. Freiwillig würde sich der renitente Teenager niemals mit Paganini beschäftigen.


    Am Abend also den Mäkel vor die Glotze gezerrt, Video rein - und vollkommen vergessen, dass Klaus Kinski eben Klaus Kinski und nicht Edelgard Buhlman ist. Schon in der ersten Szene, im Vorspann sozusgen, kopulierten zwei Pferde sehr heftig.
    Naja, Mäkels Fazit des Abends: "Jetzt weiß ich also, dass Paganini den ganzen Tag gevögelt hat, wenn er gerade nicht auf der Geige quietschte."

  • Zitat

    Original von Ines
    Ich habe meinem Mäkel den allerersten Porno höchst eigenhändig in den Videorekorder gelegt, und das auch noch mit pädagogischem Anspruch, ich Trottel.


    Da gab es einst diese Kinski-Ausstellung in Frankfurt und dazu einen Film, "Paganini". Mutter Ines kaufte also das Video, um den Mäkel zu musikhistorisch zu bilden. Freiwillig würde sich der renitente Teenager niemals mit Paganini beschäftigen.


    Am Abend also den Mäkel vor die Glotze gezerrt, Video rein - und vollkommen vergessen, dass Klaus Kinski eben Klaus Kinski und nicht Edelgard Buhlman ist. Schon in der ersten Szene, im Vorspann sozusgen, kopulierten zwei Pferde sehr heftig.
    Naja, Mäkels Fazit des Abends: "Jetzt weiß ich also, dass Paganini den ganzen Tag gevögelt hat, wenn er gerade nicht auf der Geige quietschte."



    Da kann ich nur eines dazu sagen:


    ROFL


    Gruß


    Telefonhexe
    *immer noch Augen auswischend*

  • Ich denke, man muss seinen Kindern ganz einfach auch mal vertrauen. Ich hatte meinem Sohn verboten, den Film "The Ring" anzuschauen. Er ist 13 Jahre alt und ich bin der Meinung, dieser Film ist nichts für Kinder, andere mögen da eine andere Auffassung vertreten.
    Heute wollte er sich mit Freunden treffen, ist auch hingefahren, kam dann aber nach kurzer Zeit wieder nach Hause und erzählte mir, dass seine Freunde "The Ring" anschauen wollten. Er hat dann gesagt, dass seine Eltern nicht möchten, dass er sich diesen Film ansieht. Keiner seiner Freunde hat gelacht oder eine dumme Bemerkung gemacht. Sie haben ihm gesagt, sie würden ihn anrufen, wenn der Film beendet sei.
    Und nun ist er wieder los.
    Vertrauen heisst für mich die Zauberformel. Kindern auch erklären warum man etwas so macht und nicht anders.


    Wenn jemand über Erziehung spricht, der selbst keine Kinder hat, dann empfinde ich das oftmals so wie Comedy. Erziehungstheorie und Erziehungspraxis - zwei Welten prallen aufeinander. Auch die Autoren dieser "Erziehungsberatunsschinken" schreiben oftmals so, dass man merkt, sie können mit Kindern eigentlich überhaupt nichts anfangen.


    Ich mache bestimmt täglich tausend Erziehungsfehler, aber bis jetzt entwickelt sich mein Sohn prima.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Ich bin ziemlich sauer, dass ich hier in eine Ecke geschoben werde, von wegen Überforderte Eltern u.s.w.


    Wieso solltest du dich von jemand, der weder dich, noch deine Kinder kennt, in diese Ecke schieben lassen? Über solche Pauschalurteile, nach denen z.B. berufstätige Eltern generell überfordert sind, und Fehler in ihrer Erziehung machen, lächele ich ohne weiteren Kommentar. :-)

  • Zitat

    Original von Idgie


    Wieso solltest du dich von jemand, der weder dich, noch deine Kinder kennt, in diese Ecke schieben lassen?


    Eben...und eigentlich solltest Du wissen, dass weder Tom noch jemand anderes (inklusive meinereiner) dazu neigt, das mit irgendjemandem zu tun? :wow *maleinelanzebreche*


    Zitat

    Über solche Pauschalurteile, nach denen z.B. berufstätige Eltern generell überfordert sind, und Fehler in ihrer Erziehung machen, lächele ich ohne weiteren Kommentar. :-)


    :-) :write :-)


    Obwohl der Mensch (JEDER Mensch) zu Pauschalurteilen neigt ... glaub, da ist niemand vor gefeit.


    :wave
    Ikarus

  • [quote]Original von Voltaire



    Wenn jemand über Erziehung spricht, der selbst keine Kinder hat, dann empfinde ich das oftmals so wie Comedy. Erziehungstheorie und Erziehungspraxis - zwei Welten prallen aufeinander. Auch die Autoren dieser "Erziehungsberatunsschinken" schreiben oftmals so, dass man merkt, sie können mit Kindern eigentlich überhaupt nichts anfangen.


    quote]


    Diesen Ausspruch finde ich etwas zu krass. Vergisst du da nicht etwa die Lehrer, Erzieher und, und ..., die unsere Kinder tagtäglich manchmal mehr als 6 Stunden betreuen und keine Kinder haben?


    Im übrigen stimme ich voll und ganz dem Beitrag von Tom und Insimenia ín Sachen Grenzsetzung zu. In diesem Sinne habe ich auch meine Tochter erzogen und der Erfolg hat mich darin bestätigt.
    Was ich immer ganz wichtig finde, ist es, wenn man Konsequenzen für Grenzüberschreitung ausspricht, dann sollten sie unmittelbar damit zu tun haben und man muss diese kontrollieren.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Wenn jemand über Erziehung spricht, der selbst keine Kinder hat, dann empfinde ich das oftmals so wie Comedy.


    So sehe ich das grundsätzlich erst mal nicht. Mit welchen Merkmalen sind denn Eltern ausgestattet, die beim ersten Kind ihre ersten Erziehungsversuche starten? Im besten Fall doch mit gesundem Menschenverstand, Geduld, einer großen Portion Liebe und wenn das Kind Glück hat, auch noch mit Humor, Nachsicht und der Erkenntnis, dass Elternsein nicht an einen Vollkommenheitsanspruch geknüpft ist. Also alles Eigenschaften, die eigentlich jeder haben kann. Im Laufe der Zeit kommen dann noch Erfahrungswerte, positive wie negative hinzu. Und nur diese haben halt Eltern den Kinderlosen voraus, jedenfalls die erziehungstechnischen Erfahrungen.


    Jemand, der keine eigenen Kinder hat und den täglichen Umgang mit all seinen Schwierigkeiten nicht gewohnt ist, sofort als Komiker abzustempeln, der meist nicht mitreden kann, halte ich für voreilig. Auch Eltern tut es manchmal gut, eine ihrem normalen Blickfeld manchmal entrückte Sichtweise zu betrachten. Das hilft manchmal schon, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und eingefahrene Denk- und Handelsweisen zu überdenken. Man muss ja nicht gleich alle seine Prinzipien über Bord werfen. ;-)

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

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  • Zitat

    Original von Trixi56
    Diesen Ausspruch finde ich etwas zu krass. Vergisst du da nicht etwa die Lehrer, Erzieher und, und ..., die unsere Kinder tagtäglich manchmal mehr als 6 Stunden betreuen und keine Kinder haben?


    Ich denke, dass Lehrer/Erzieher in ihrem jeweiligen Bereich durchaus kompetenter sein können als die Eltern selbst. Nur ein Beispiel: Eine Klassengemeinschaft oder Kindergartengruppe ist ein bunt gewürfelter Haufen von Menschen, die sich das Kind selbst nicht ausgesucht hat. Die Kinder hier tagtäglich durchzulavieren, viele gleichzeitig zu motivieren, niemanden zu vergessen, viele zu verstehen... das ist eine Aufgabe, die ich selbst (vielleicht auch nur mangels Gelegenheit) so aus dem Stand niemals bewältigen würde (ich sag nur: Kindergeburtstage *grusel* - und diese Gemeinschaft ist noch nichtmal so zufällig wie eine Klasse oder KiGa-Gruppe)


    Aber was speziell das Thema hier angeht, halte ich kinderlose Erzieher nicht für kompetenter als kinderlose Verkäuferinnen/Handwerker/wasauchimmer. Weil es hier mehr um Alltagskram geht. In der Schule ist es ja quasi Pflicht, dass dem Kind die meisten Dinge vorgeschrieben werden - egal ob es um Bücher, Videos oder auch nur um eine unbeaufsichtigte Freistunde geht. Und im Zweifel muss sich die jeweilige Aufsichtsperson sogar für die strenge Variante entscheiden. Denn 25 oder mehr Elternpaare bekommt man eh nicht unter einen Hut und ich denke, in jedem Fall geht Sicherheit vor Selbstverantwortung.


    Letztendlich ist es wohl Pflicht der Eltern, dem Kind ein gesundes Gefühl dafür zu geben, was gut und richtig ist und was nicht mehr. Und wahrscheinlich kann man nur mit allen gesammelten Faktoren - Pflicht, Liebe, Erfahrung, Erwartungen und noch ungefähr tausend mehr - wirklich endgültig mitreden - wobei gleichzeitig all diese Faktoren jede einzelne Entscheidung so verdammt schwer machen.


    Nichtsdestotrotz interessiert mich - gerade im Bereich Kinder und Erziehung - auch die Meinung derer, die nicht mitten im Thema sind. Als Eltern verrennt man sich ja doch oft etwas zu feste und da tut ein bisschen "Blick von außen" manchmal ganz gut.


    lg
    Lark



    PS. bevor das Gerücht aufkommt, ich würde nur theoretisch daherschwafeln ;-) ... ich habe zwei Kinder und bekomme so langsam eine Ahnung, was es bedeutet, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Eigenverantwortung und Aufsichtspflicht zu halten. :wow :wow


    PPS. @ Voltaire: ich bin ganz ehrlich schwer beeindruckt. Er scheint sowohl ein gutes Selbstvertrauen als auch viel Vertrauen zu dir zu haben.
    Und ich gratuliere deinem Sohn auch noch zu seinem fairen Freundeskreis. Eine solche Reaktion ist in dem Alter wahrscheinlich leider eher selten zu finden.

  • Hallo, Voltaire.


    Zitat

    Wenn jemand über Erziehung spricht, der selbst keine Kinder hat, dann empfinde ich das oftmals so wie Comedy.


    Das ist ein Totschlagargument analog zu "Wer selbst nicht schreiben kann, darf auch keine Bücher rezensieren."


    Jeder Mensch war selbst mal Kind. Bei manch einem ist die Erinnerung daran (zu früh) verblaßt. Fast jeder hat Familien in seinem Bekanntschaftsumfeld. Und ansonsten kann ich Idgies Ausführungen nur unterschreiben.


    Aber ich verstehe dieses "Ihr wißt ja sowieso nicht, worüber wir reden" sehr gut. Das ist ein Schutzmechanismus, der dabei helfen soll, viele der Fehler zu relativieren. :grin

  • Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass man keine Kinder haben muss, um Kinder erziehen zu können.
    Ja, ich glaube sogar, dass Eltern niemals die ganze Erziehungsarbeit leisten können. Wie wollen Eltern zum Beispiel das Leben in einer Gruppe Gleichaltriger "erziehen"? Wie Kameradschaft, Freundschaft usw. Ich denke, Eltern können ihre Kinder nur zu einem gewissen Teil erziehen. Vieles bringen sich die Kinder selbst bei. Du lügst, also spielen wir nicht mehr mit dir. Du bist mutig, also darfst du der Anführer sein.


    Ich halte es sogar für ein wenig gefährlich, als Elternteil seinen Einfluss auf Klein-Fritz oder Klein-Erna zu überschätzen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Elternarbeit weniger einflussreich ist, als man lange angenommen hat.
    Meine Tochter brauchte ganz dringend die Begleitung von anderen. Schließlich müssen ja auch die Eltern an irgendwas und irgendwem gemessen werden. Zum Beispiel an anderen Erwachsenen.

  • Jetzt werden hier aber ganz viele Dinge in einen Topf geworfen. Vorsicht! :grin


    Ich versuche mal einiges auseinander zu dröseln. Ich nehme mir die Freiheit, da ich mal Kind, kinderlos, Erzieher und Elternteil gewesen bin und noch bin. ;-)


    Kind: Tom Aus Sicht eines Kindes kennt man ganz sicher die Tricks und Kniffe, mit denen man seinen Willen durchgesetzt hat und kann diese als Eltern schneller durchschauen. ;-)
    Aber was die Arbeit MIT dem Kind betrifft, da bekommt man als Kind nur einen gaaanz kleinen Einblick was in den Eltern vorgeht wenn sie versuchen die Kinder in die richtigen Bahnen zu leiten.


    Kinderlose: Ich nehme immer gern gute Ideen oder Vorschläge von Kinderlosen. Aber was oft mit dran hängt um diese umzusetzen, da braucht es doch schon die Selbsterfahrung.


    Erzieher/Lehrer: Bei denen spielt es keine all ZU große Rolle ob sie eigene haben oder nicht. Die haben es eigentlich gelernt wie man mit pädagogischem Geschick, Didaktik oder Diplomatie die Lieblinge in den Griff zu bekommen. Allerdings kann ich sagen, dass dies mir leichter fiel, als ich dann auch eigene hatte, weil das dann noch eine zusätzliche Sichtweise war.


    Eltern: Wie Idgie schon richtig bemerkte, beim ersten ist man noch völlig ahnungslos was da wirklich auf einen zukommt und die Theorie wird plötzlich zur Praxis. Beim ersten versucht man sein Bestes zu geben, ist aber da nicht vor gefeit mal völlig daneben zu liegen. Man kommt ja als Eltern nicht auf die Welt, einen Führerschein gibts dazu auch nicht und jedes Kind ist anders. Also testet man sich nach Gefühl oder Gutdünken so durch.
    Beim zweiten wirds dann schon leichter. Man hat gelernt mit Katastrophen umzugehen, ebenso mit Ängsten und Sicherheiten und man steuert das Ziel leichter an. Aber auch hier wird man immer mal wieder vor neue Probleme gestellt, die man beim Probestück nie hatte. ;-)


    Von daher ergibt sich schon eine unterschiedliche Kompetenz in meinen Augen. Jeder sollte sich dessen bewusst sein wie viel er beitragen kann.
    Was aber nicht heißt, dass jemand der genannten KEINERLEI Mitspracherecht hat.


    Edit: Obwohl ich alle diese Stufen schon durchlaufen habe, glaube ich ganz gewiss nicht am Ende der Fahnenstange angelangt zu sein. Es gibt immer Neues und Unvorhergesehenes was all die Theorien wieder neu durchdenken lässt. ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

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  • Zitat

    Original von Ines


    Ja, ich glaube sogar, dass Eltern niemals die ganze Erziehungsarbeit leisten können. Wie wollen Eltern zum Beispiel das Leben in einer Gruppe Gleichaltriger "erziehen"? Wie Kameradschaft, Freundschaft usw. Ich denke, Eltern können ihre Kinder nur zu einem gewissen Teil erziehen. Vieles bringen sich die Kinder selbst bei. Du lügst, also spielen wir nicht mehr mit dir. Du bist mutig, also darfst du der Anführer sein.


    Ich halte es sogar für ein wenig gefährlich, als Elternteil seinen Einfluss auf Klein-Fritz oder Klein-Erna zu überschätzen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Elternarbeit weniger einflussreich ist, als man lange angenommen hat.
    Meine Tochter brauchte ganz dringend die Begleitung von anderen. Schließlich müssen ja auch die Eltern an irgendwas und irgendwem gemessen werden. Zum Beispiel an anderen Erwachsenen.


    :write

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)