Das Tagebuch eines Schauspielers aus den Jahren 1945/46 und die Fragen seiner Tochter
Kanon, 2025
298 Seiten
Kurzbeschreibung:
Will Quadflieg war ein Star, sein Aufstieg begann im »Dritten Reich«. Jahrzehnte nach seinem Tod findet seine Tochter Roswitha sein Tagebuch, begonnen kurz vor Ende des 2. Weltkriegs. Es wird Zeit für ein ernstes Gespräch, das es zu Lebzeiten nie gegeben hat.
März 1945. Die Rote Armee rückt täglich näher an Berlin heran. Angst und Verzweiflung grassieren unter der Zivilbevölkerung. Gibt es eine Möglichkeit, zu entkommen? Die Eltern von Roswitha Quadflieg entschließen sich zur Trennung. Er, einer der berühmtesten Schauspieler der Zeit, fängt ein Tagebuch für seine Frau an. Als ihre Mutter stirbt, findet Roswitha Quadflieg das Tagebuch zusammen mit zahlreichen Briefen des Vaters. Diese Dokumente zeugen nicht nur von Flucht, Angst, Liebe und der Behauptung einer richtigen deutschen Kultur. Sondern auch von Schuld, falscher Sprache, Lüge und Selbstlüge. Roswitha Quadflieg rekonstruiert 104 Tage im Leben ihres Vaters und konfrontiert ihn posthum damit. Eine beeindruckende Beweisaufnahme, ein erhellendes Zwiegespräch.
Über die Autoren:
Will Quadflieg, 1914 in Oberhausen geboren, 2003 in Osterholz-Scharmbeck gestorben, war einer der profiliertesten, international bekannten, deutschen Schauspieler, der 1937 an der Berliner Volksbühne seine Karriere begann. Er wirkte in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit. Zu seinen bekanntesten Rollen zählt der Faust in der Inszenierung von Gustav Gründgens (1957). Das Fernsehpublikum begeisterte er in Dieter Wedels Vierteiler »Der große Bellheim« (1992). Bis kurz vor seinem Tod stand er auf der Bühne.
Roswitha Quadflieg, geboren in Zürich als jüngste Tochter des Schauspielers Will Quadflieg, studierte Malerei, Graphik, Illustration und Typografie in Hamburg und arbeitete zwischen 1973 und 2003 als Buchkünstlerin und Verlegerin in der eigenen Verlagswerkstatt Raamin-Presse am Stadtrand Hamburgs. Seit 1985 ist sie außerdem Schriftstellerin, sie schreibt Romane, Theaterstücke und Hörspiele. Heute lebt sie in Berlin.
Mein Eindruck:
Ein Tagebuch aus den Jahren 1945/1946 des Schauspielers Will Quadflieg,
das erst jetzt veröffentlicht wurde. Sagenhaft! Lange war es in einer Kiste Briefe und Kurioses.
Kommentiert sind die Tagebucheintragungen von Wills Tochter Roswitha. Und as durchaus kritisch.Und das durchaus kritisch.
Allerdings waren Vater und Tochter zu Lebzeiten des Schauspielers eher entfremdet. Ich habe den Eindruck, sie hat ihren Vater durch das Tagebuch ein Stück weit anders kennengelernt hat.
Das Tagebuch ist in finsteren Zeiten entstanden. Man hätte erwartet, es wäre nüchterner verfasst, doch Will Quadflieg pflegt einen theatralischen Ton. Er klingt wie aus einer anderen Welt.
Roswitha Quadflieg bringt ihre eigene Stimme stark in das Buch hinein, indem sie die geschilderten Eintragungen kommentiert.
Man spürt, wie sie von ihren Vater eine andere Haltung gewünscht hätte.
Ich war eigentlich doch sehr hin- und hergergerissen, sowohl wegen der Haltung des Schauspielers als auch der Tochter heutzutage.
Doch man kann sagen, es war ein sehr persönliches Buch!
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ASIN/ISBN: 3985681716 |