'Hey guten Morgen, wie geht es dir?' - Seiten 152 - Ende

  • Das Buch hat mir insgesamt richtig gut gefallen, vor allem die Zartheit und die Sprache.


    Sehr traurig war ich, als Benu von der Bildfläche verschwand. Hatte er doch kein echtes Interesse an Juno? Oder gab es andere Umstände, die ihn dazu gebracht haben, den Kontakt abzubrechen? Es bleibt offen...


    Ich schreibe später mehr.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Okay, das wars dann also. Eigentlich bin ich eher enttäuscht, ich hatte mich auf den Roman gefreut, aber eigentlich etwas anderes erwartet. Das Thema Lovescammer wurde dann doch mehr am Rand erwähnt, da hätte man sich schon gut kritisch äußern können, auch das Thema Pflege hätte mehr hergegeben. Juno stand im Zentrum, und mit ihr konnte ich nur zum Teil mitempfinden. Im Grunde kam sie mir kaum nahe, ich habe mir auch immer weniger Notizen gemacht, meine Interesse nahm immer mehr ab.


    Ich kann übrigens nicht nachvollziehen, dass Benu sich in Juno verliebt hat, hier denke ich eher daran, dass er sie doch abzocken wollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie nachdem sie so lange mit ihm gechattet hat, doch Gefühle für ihn entwickelte, ist da, und das musste er herausfinden. Danach war er weg, wozu noch Zeit investieren ...

  • Ich bin von dem Roman auch eher enttäuscht. Ich konnte zwar mit Juno immer gut mitfühlen, gerade auch bei den kurzen Rückblicken in ihre Kindheit und Jugend, aber trotzdem bleibt für mich alles oberflächlich, Jupiter erscheint nur immer mal ganz am Rand und auch das ganze Lovescammer-Thema wird so nebenher abgehandelt.

    Ich finde die Autorin hat viel zu viel in das kurze Büchlein packen wollen und konnte so in keinem Punkt richtig in die Tiefe gehen.


    Einen Preis bekommt das Buch von mir auf jeden Fall nicht. ;)

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    Einen Preis bekommt das Buch von mir auf jeden Fall nicht. ;)

    Über Preise lässt sich sowieso immer streiten. Ich freue mich auf jeden Fall immer, wenn eine Außenseiterin einen Preis gewinnt. Dann bekommt ein Buch ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit, was es sonst nicht bekommen hätte. Ich finde das Buch schon lesenswert.


    Über euer Argument, dass Hefter nicht genug in die Tiefe geht, habe ich nachgedacht. Für mich ist das so in Ordnung. Im Mittelpunkt steht Juno, deren Alltag daraus besteht, das Leben für Jupiter und sie zu wuppen. Sie versorgt den Haushalt, erledigt allen Papierkram, versucht die beiden auch finanziell über Wasser zu halten usw. Ich habe sie schon als ausgebrannt und innerlich aufgerieben empfunden. Diese andauernde Schlaflosigkeit zermürbt sie. Deshalb lenkt sie sich ab, indem sie Lovescammer ver... und ihnen Lügen auftischt. Mehr als einen Zeitvertreib kann ich da nicht erkennen. Ich finde es amüsant zu lesen, wie Juno sich intensiv über Lovescamming informiert und dann den Spieß umdreht. einfach aus Spaß. Nebenbei erfährt der Leser ja schon etwas über dieses Phänomen. Mir reicht das.


    Zum Thema Pflege bin ich zwiegespalten. Ich denke, es sollte kein Buch explizit über dieses Thema werden. Deshalb nimmt es vielleicht nur einen Teil der Handlung ein. Vielleicht ist die Autorin auch viel zu sehr persönlich betroffen, um intensiver dazu zu schreiben. Und ich finde das gut. Die Schwierigkeiten, die Jupiter im Alltag erlebt und die ihm das Leben schwer machen, werden schon geschildert. Auch das Dilemma, in dem Juno steckt, ein eigenständiges Leben zu behalten und sich trotzdem um Jupiter zu kümmern, kam für mich deutlich raus. Für meinen Geschmack hat Hefter sehr würdevoll und einfühlsam über dieses Thema geschrieben, ohne ihren Mann oder sich selbst zu sehr in die Öffentlichkeit zu zerren.

    Deshalb kann ich auch das "Verstecken" hinter den Kunstnamen verstehen.


    Insgesamt hat mir das Buch gefallen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich bin jetzt bei einer Tasse Kaffee nach dem Mittagessen auch durch.

    Sehr traurig war ich, als Benu von der Bildfläche verschwand. Hatte er doch kein echtes Interesse an Juno? Oder gab es andere Umstände, die ihn dazu gebracht haben, den Kontakt abzubrechen? Es bleibt offen...


    Ich schreibe später mehr.

    Offen bleibt es ja nicht wirklich. Im Epilog spricht er sie erneut an, gibt vor, sich sofort in ihr Bild verliebt zu haben, ohne sie zu erkennen. Wohl auf der Suche nach neuen Opfern ...


    Über euer Argument, dass Hefter nicht genug in die Tiefe geht, habe ich nachgedacht. Für mich ist das so in Ordnung. Im Mittelpunkt steht Juno, deren Alltag daraus besteht, das Leben für Jupiter und sie zu wuppen. Sie versorgt den Haushalt, erledigt allen Papierkram, versucht die beiden auch finanziell über Wasser zu halten usw. Ich habe sie schon als ausgebrannt und innerlich aufgerieben empfunden. Diese andauernde Schlaflosigkeit zermürbt sie. Deshalb lenkt sie sich ab, indem sie Lovescammer ver... und ihnen Lügen auftischt. Mehr als einen Zeitvertreib kann ich da nicht erkennen. Ich finde es amüsant zu lesen, wie Juno sich intensiv über Lovescamming informiert und dann den Spieß umdreht. einfach aus Spaß. Nebenbei erfährt der Leser ja schon etwas über dieses Phänomen. Mir reicht das.

    Ich sehe es grundsätzlich ähnlich wie du, allerdings hatte ich an einigen Punkten schon das Gefühl, dass sie sich mehr von der "Beziehung" mit Benu erhoffte (im platonischen, freundschaftlichen Sinne). Und als er weg ist, fehlt er ihr (ihre letzte Nachricht, die er wohl nie lesen wird, klingt so).


    Zum Thema Pflege bin ich zwiegespalten. Ich denke, es sollte kein Buch explizit über dieses Thema werden. Deshalb nimmt es vielleicht nur einen Teil der Handlung ein. Vielleicht ist die Autorin auch viel zu sehr persönlich betroffen, um intensiver dazu zu schreiben. Und ich finde das gut. Die Schwierigkeiten, die Jupiter im Alltag erlebt und die ihm das Leben schwer machen, werden schon geschildert. Auch das Dilemma, in dem Juno steckt, ein eigenständiges Leben zu behalten und sich trotzdem um Jupiter zu kümmern, kam für mich deutlich raus. Für meinen Geschmack hat Hefter sehr würdevoll und einfühlsam über dieses Thema geschrieben, ohne ihren Mann oder sich selbst zu sehr in die Öffentlichkeit zu zerren.

    Deshalb kann ich auch das "Verstecken" hinter den Kunstnamen verstehen

    Ich finde schon, dass der Aspekt, um den es hier gehen soll, gut genug herausgearbeitet ist. Eine Beziehung auf Augenhöhe ist in der Situation schwierig zu erhalten. Da liegt das für mich offene Ende - ist es am Ende Akzeptanz, der Wille, aus der Situation das Beste zu machen und sich auf die Liebe zu besinnen, oder ist es Resignation, weil das Leben wohl doch nichts anderes für sie bereithält? Oder irgendwas dazwischen?


    Das Verstecken hinter Kunstnamen kann ich durchaus auch verstehen, es soll ja keine Autobiografie sein, auch wenn die Autorin aus eigenen Erfahrungen schreibt. Mir hat nur der Bezug zur Mythologie nicht gefallen, für mich hatte das echt keinen Mehrwert. Ich hätte das Buch genauso gelesen, wenn sie z.B. von Susanne und Clemens geschrieben hätte. Ähnlich nervig fand ich den ständigen Bezug zu diesem Film. Ich habe ihn nicht gesehen und damit ging auch dieser Aspekt an mir vorbei.


    Ich fand das Buch nicht schlecht, aber auch nicht großartig. Den Schreibstil der Autorin mochte ich nicht besonders, vielleicht bin ich dafür nicht poetisch genug veranlagt. Und was in aller Welt ist eigentlich so falsch daran, wörtliche Rede mit Anführungszeichen kenntlichzumachen?


    Ich schwanke noch zwischen 5 und 6 Punkten.

  • Das Verstecken hinter Kunstnamen kann ich durchaus auch verstehen, es soll ja keine Autobiografie sein, auch wenn die Autorin aus eigenen Erfahrungen schreibt. Mir hat nur der Bezug zur Mythologie nicht gefallen, für mich hatte das echt keinen Mehrwert. Ich hätte das Buch genauso gelesen, wenn sie z.B. von Susanne und Clemens geschrieben hätte. Ähnlich nervig fand ich den ständigen Bezug zu diesem Film. Ich habe ihn nicht gesehen und damit ging auch dieser Aspekt an mir vorbei.

    Der Mehrwert ist wohl, dass Juno die Göttin der ehe, der Geburt, des Familienlebens und der Fürsorge ist. Mit diesem Kunstnamen hat Hefter diese Figur stellvertretend für viele Frauen und Männer, die in stillen "Care-Situationen" stecken zu Wort kommen lassen und diese Situation in den Fokus gerückt. "Jupiter" ist der größte Planet unseres Sonnensystems. Somit setzt Hefter ihrem Mann eine Art Denkmal. Meine Interpretation.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich finde schon, dass der Aspekt, um den es hier gehen soll, gut genug herausgearbeitet ist. Eine Beziehung auf Augenhöhe ist in der Situation schwierig zu erhalten. Da liegt das für mich offene Ende - ist es am Ende Akzeptanz, der Wille, aus der Situation das Beste zu machen und sich auf die Liebe zu besinnen, oder ist es Resignation, weil das Leben wohl doch nichts anderes für sie bereithält? Oder irgendwas dazwischen?

    Da stimme ich dir zu. Eine Freundschaft hat sie sich ganz bestimmt erhofft.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Der Mehrwert ist wohl, dass Juno die Göttin der ehe, der Geburt, des Familienlebens und der Fürsorge ist. Mit diesem Kunstnamen hat Hefter diese Figur stellvertretend für viele Frauen und Männer, die in stillen "Care-Situationen" stecken zu Wort kommen lassen und diese Situation in den Fokus gerückt. "Jupiter" ist der größte Planet unseres Sonnensystems. Somit setzt Hefter ihrem Mann eine Art Denkmal. Meine Interpretation.

    Ich verstehe das schon, aber für mich wäre sie genauso stellvertretend für Frauen in ähnlichen Situationen, wenn sie Susanne heißen würde. Diese Götternamen, die sich ja bis zu den Nebenfiguren durchziehen, haben mich eher genervt und dafür gesorgt, dass ich emotional überhaupt keinen Zugang zu den Figuren gefunden haben - sind ja Kunstfiguren mit Kunstnamen.

  • Der Mehrwert ist wohl, dass Juno die Göttin der ehe, der Geburt, des Familienlebens und der Fürsorge ist. Mit diesem Kunstnamen hat Hefter diese Figur stellvertretend für viele Frauen und Männer, die in stillen "Care-Situationen" stecken zu Wort kommen lassen und diese Situation in den Fokus gerückt.

    Tja, wenn sie Care-Arbeit leisten würde. Das tut sie nicht bzw. nur sehr marginal. Wahre Care-/Pflegearbeit sieht deutlich anders aus. Ich fühle mich da eher etwas veräppelt! Und ihr Leben dreht sich doch nicht um Jupiter, er läuft nur nebenher!