Janine Adomeit - Die erste halbe Stunde im Paradies
Kurzbeschreibung von Amazon:
Was bedeutet es, füreinander da zu sein?
Als Kinder waren sich Anne und ihr älterer Bruder Kai sehr nah. Gemeinsam kümmerten sie sich jahrelang um ihre chronisch kranke Mutter, obwohl sie dafür noch viel zu jung waren. Doch das fröhliche, von Musik und Gesang erfüllte Familienleben zerbrach schließlich an der Krankheit. Mittlerweile ist Anne Anfang dreißig und Pharmavertreterin. Kontakt zu Kai hat sie keinen mehr – eigentlich hat sie zu niemandem so richtig Kontakt, abgesehen von den Ärzten in ihrem Reisegebiet, mit denen sie lange Gespräche über das Thema Schmerz führt. Denn Anne hat ein Ziel: Sie will umsteigen, von Beruhigungsmitteln auf das hochwirksame, aber umstrittene Schmerzmittel Fentanyl. Da meldet sich auf einmal Kai und bittet sie, ihn aus einer Entzugsklinik abzuholen. Zwischen den beiden ungleichen Geschwistern kommen nach jahrelangem Schweigen Dinge zur Sprache, die nicht nur die Vergangenheit, sondern auch Annes Traum, den Schmerz zu besiegen, in ein völlig neues Licht rücken. Kann Anne endlich verzeihen – ihrem Bruder und sich selbst?
Mein Eindruck:
Ernstes Thema und ernste Hintergründe, die sich erst entspannen, als sich die Geschwister wiedersehen und sprechen - über das Jetzt und das Damals.
Dennoch konnte man das Buch "leicht" lesen, das bezieht sich auf den Stil der Autorin.
Anne als Hauptprotagonistin ist wie das Gürteltier auf dem Cover, sie hat sich einen Panzer zugelegt, um niemanden zu nah an sich heranzulassen, sie hat kein Interesse an Beziehungen, ist aber nicht asozial, sie "funktioniert".
Kai hat funktioniert, hat sich aufgerieben und es hat ihn mitgerissen und mit zermalmt, als er irgendwann nicht mehr funktionieren konnte, als er ausbrechen wollte und ihn genau das mit gestürzt hat.
Beide Geschwister kommen zu Wort, obwohl wir alles aus Annes Schilderungen erfahren, sowohl die Zeit damals mit ihrer Mutter und der beginnenden und wachsenden Erkrankung (und Einschränkung für die Mutter).
Das war nicht leicht zu lesen, ich habe dazu kaum Berührungspunkte privat und lebe was das angeht sicherlich in einer "glückseligen" Blase, das macht vieles aber noch erschreckender für mich, die ja eh eher "zart" ist in den Emotionen. In Annes Kampf sich einen Schutzpanzer anzulegen, kann ich mich daher sehr gut wiederfinden und habe auch so ein paar Parallelen entdecken können.
Am Ende sind im Buch lauter in irgendeiner Form gescheiterte Existenzen zu lesen, aber es gibt Hoffnung und das finde ich gut. Auch und weil das Buch darin so offen endet, dass man daran glauben kann, wenn man will. Ich will.
10 Punkte für dieses super intensive Buch.
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ASIN/ISBN: 3716000116 |