Marlen Gardner - Düsterwaldwut

  • Marlen Gardner: Der Weg zur Schriftstellerei führte bei Marlen Gardner wie bei den meisten anderen Autoren über den klassischen Umweg. Nach Abitur und Studium der Verwaltungswissenschaften arbeitete sie viele Jahre in verschiedenen Banken - doch richtig glücklich wurde sie im Reich der Zahlen nie. Mehrere Reisen gaben genug Stoff für viele interessante Geschichten aus aller Welt - und so schreibt sie heute lieber Krimis und Thriller, als Kreditentscheidungen zu fällen.


    "Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher." (Bertolt Brecht)

    Eigentlich will Eleonora Sophie (Ela) nur an einem Outdoor-Seminar, geleitet von Marie Chaubert, teilnehmen. Denn sie braucht dies dringend, um ihre Noten aufzubessern. Selbst wenn sie für dieses Studium gar keine Lust hat. Gemeinsam mit Tim, David und Marie wird sie ein paar Tage in einem französischen Chalet im Düsterwald verbringen. Doch dass sie wenig später bei einem Übungsausflug verschleppt wird und quälend lange Stunden ausharren muss, ahnt sie da noch nicht. Schließlich ist ihre Familie von Adel und reich. Ihr Vater wird sicher schnell das Lösegeld bezahlen, was die Täter fordern. Allerdings, als aus Stunden Tage werden, wird selbst Ela klar, dass hier etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zugeht. Warum bezahlt ihr Vater nicht die zwei Millionen, die für ihn doch eine Kleinigkeit sein sollten? Wer sind die Täter und woher wussten sie, dass Ela hier im Düsterwald bei einem Seminar ist? Doch dann erfährt Ela eine Wahrheit, mit der sie zuvor nicht gerechnet hat und ihr Leben ist nicht mehr, wie es war.


    Meine Meinung:

    Welche Geschichte sich hinter diesem unscheinbaren Cover verbirgt, hatte ich zu Beginn so nicht erwartet. Der Schreibstil ist flüssig, spannend und gut zu lesen. Die verschiedenen Handlungsstränge wechseln im Laufe der Geschichte immer wieder. Dabei wartet auf mich recht schnell eine krasse Wendung, bei der Ela auf einmal in großer Gefahr schwebt. Denn dieses einfache Seminar wird für sie zur Hölle werden. Sie wird von unbekannten maskierten Leuten entführt, gefesselt und muss darauf warten, dass ihre Eltern Lösegeld bezahlen. Jedoch sind für ihren Vater zwei Millionen nicht gerade etwas, was er Entführern bezahlen möchte. Denn außer dass er eine Geliebte hat, für die er Geld braucht, hat er sich zudem bei einigen Geschäften verkalkuliert. Während Elas Vater noch immer mit sich ringt, ob er Lösegeld bezahlen soll, erfährt Elas Mutter von der Entführung. Natürlich will er sie, so schnell es geht wieder loswerden, um möglichst seine Geldprobleme zu vertuschen, doch sie bleibt standhaft. Diese Geschichte entwickelt sich derweil immer mehr zu einem Konflikt zwischen Elas Eltern, während sie selbst mit Todesängsten zu kämpfen hat. Dieser spannende Entführungsfall wird für mich immer rätselhafter. Verwundert bin ich ein wenig über die drei Begleiter. Warum sind sie gar nicht groß überrascht, weil Ela plötzlich nicht mehr da ist? Schockiert bin ich außerdem vom Verhalten ihrer Eltern. Für ihre Mutter scheinen ihre Kunstprojekte schon immer wichtiger zu sein als ihr eigenes Kind. Während der Vater das Geld nur so zum Fenster herausschmeißt, hat er neben Luxusautos sogar noch eine Geliebte, von der niemand weiß. Dass es allerdings so schlecht um ihr Vermögen steht, weiß er sehr gut vor seiner Frau zu verbergen. Insgesamt erscheint es für mich eine merkwürdige Familie zu sein. Doch dann kommt die ganze Wahrheit ans Licht und plötzlich ist das Leben ein völlig anders. Die Charaktere sind für mich außer Ela und Marie weitestgehend nicht gerade sympathisch dargestellt. Man hätte einigen davon durchaus noch etwas mehr Tiefe geben können. Das Setting selbst mit dem Chalet im Wald kann ich mir durchaus vorstellen. Ein völlig anderer Thriller erwartet hier den Leser. Niemals hätte ich gedacht, dass er mit so einer krassen Wendung aufwartet. Selbst wenn er am Ende eine ganz andere Linie verfolgt, als ich erwartet habe, bin ich doch positiv überrascht vom Ausgang. Zwar wird hier Spannung geboten und mit Ängsten gespielt, doch es bleibt weitestgehend unblutig. Ein Buch, dem ich gerne 4 1/2 Sterne gebe. :thumbup:


    ASIN/ISBN: B0CQTJWN93

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."