Lekam, 2025
256 Seiten
Kurzbeschreibung:
In einem bewegenden Coming-of-Age-Roman sucht Sunny Oh, gefangen zwischen zwei Welten, nach ihrer eigenen Identität
Sunny Oh, 26 Jahre alt, hat das Jurastudium abgeschlossen, einen erfolgreichen Arzt als Freund – und das dringende Bedürfnis, einfach nur zu schlafen. Geboren in Deutschland als Kind koreanischer Eltern, fühlt sie sich weder als Deutsche noch als Koreanerin. Ihr Leben ist ein ständiger Balanceakt, um es allen recht zu machen: das Studium, die perfekte Beziehung – alles Kompromisse, um den Erwartungen ihrer Eltern und ihres Umfelds zu entsprechen.
Nach einem heftigen Streit beim traditionellen Chussokfest hat sie genug. Sie bricht mit ihrer Familie und flüchtet – ausgerechnet in die Turnhalle eines koreanischen Kulturvereins. Als »Praktikantin« quartiert sich Sunny in den Geräteraum ein und wird unvermittelt mit der Kultur konfrontiert, der sie gerade entkommen wollte. Doch genau hier, zwischen Turngeräten und Traditionen, muss Sunny sich ihrer Vergangenheit und der Frage nach Selbstbestimmung stellen.
Für Liebhaber*innen von zeitgenössischen und originellen Romanen, die von den Herausforderungen gesellschaftlicher Normen und Erwartungen erzählen.
Über die Autorin:
Ta-Som Helena Yun, geboren 1985 in Berlin, zog mit neun Jahren mit ihrer Familie nach Südkorea. Dort war sie Stipendiatin der Staatlichen Schule für Traditionelle Koreanische Musik und lernte u. a. koreanischen Pansori-Gesang. Mit siebzehn Jahren kehrte sie allein nach Deutschland zurück. Während des Jurastudiums war sie Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung. 2022 veröffentlichte sie in der Zeitschrift »BELLA triste« eine Kurzerzählung. Mit ihrem Romanprojekt war Ta-Som Helena Yun Stipendiatin der Prosawerkstatt 2022 am Literarischen Colloquium Berlin. Sie ist Richterin am Amtsgericht in Berlin.
Mein Eindruck:
Ta-Som Helena Yun ist eine vielversprechende neue deutsche Autorin. Sie hat koreanische Wurzeln.
Das gilt auch für ihre Protagonistin Oh, Eunsun, genannt Sunny, die bei ihren Eltern in Bremen aufwuchs, später nach Berlin geht, um da für ihre Freundin Ha in einem koreanischen Kulturverein zu arbeiten.
Sunny ist ziemlich durch den Wind, da sie sich noch nicht von ihren strengen Eltern lösen konnte, die ihr immer wieder zusetzen. Auch ein Vorfall, der sich ereignete, als sie 16 war, lässt sie innerlich nicht los. Zudem hat sie zwar studiert, aber beruflich noch nicht Fuß fassen können.
Sunny ist sensibel, manchmal wirkt sie aber auch hysterisch.
Allerdings sind ihre Eltern auch wirklich grenzwertig. Ohrfeigen und Vorwürfe sind nicht selten.
Es ist streckenweise also wirklich ein wenig Coming-of-Age und Sunnys Erzählstimme, sie ist Ich-Erzählerin, hat etwas Young Adult-mäßiges an sich. Hinzu kommt jedoch eine gute literarische Note.
Mit Ha, die etwas älter als Sunny ist, gibt es eine weitere wichtige, interessante Figur. Sie ist stark, doch hatte auch Probleme mit ihren strengen Eltern in Korea und kam daher nach Deutschland, wo sie eine Weile bei Sunnys Familie wohnte.
Thematisch ist es sehr interessant, auch wie man Sunnys Gefühlsleben durch die Handlung des Romans folgt. Man muss das Buch für seine Intensität und erzählerische Dichte loben.
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ASIN/ISBN: 3701183538 |