Susanne Kristek: Geht’s noch?! – Roman, Meßkirch 2025, Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-8392-0769-7. Klappenbroschur, 341 Seiten, Format: 13,4 x 3,1 x 20,8 cm, Buch: EUR 16,50 (D), EUR 17,00 (A), Kindle: EUR 12,99.
Aus dem Leben einer Autorin
Wer sich mit dem Gedanken trägt, mit dem Bücherschreiben anzufangen, sollte vielleicht erst dieses Buch lesen. Es steht zwar „Roman“ auf dem Cover, aber es ist mehr als das. Hier bekommt man auf verschiedenen Ebenen hilfreiche Einblicke in das Leben einer Autorin.
Die Story: Die österreichische Agentur-Chefin Susanne Kristek hat im Gmeiner-Verlag ein erfolgreiches Buch veröffentlicht und für einen Folgeband unterschrieben. (Das ist auch in der Realität so.) Doch mit dem Zeitdruck bei Band 2 kommt sie nicht klar. Der Abgabetermin naht, doch das Manuskript wird und wird nicht fertig.
Für den Leser als außenstehenden Beobachter ist das kein Wunder: Die Frau in dem Roman will und muss sich um viel zu vieles kümmern! Die hat gar keine Kapazität zum Schreiben.
Sie hat einen Mann, ein Kind in der Pubertät, einen Vollzeitjob in der Agentur sowie Freunde und Autorenkollegen, die ständig was von ihr wollen. Zudem übernimmt sie die komplette Organisation der häuslichen Umbaumaßnahmen. Und die Lesungen für ihr aktuelles Buch muss sie ja auch noch absolvieren.
Keine Zeit fürs zweite Buch!
Susanne kommt nie zur Ruhe, kann sich nicht konzentrieren und stolpert von einem Missgeschick ins nächste. Was sie an Pleiten, Pech und Pannen erlebt, liest sich sehr vergnüglich, vor allem, wenn der großspurige Möchtegern-Autor Hansi Feranek – Künstlername: Joe Ferrari – seinen Auftritt hat oder Autoren-Kollegin Conni, die hohe Literatur schreiben will, aber halt auch ihre Miete zahlen muss.
Bei allem Amüsement über den Wahnsinn in Susannes Alltag ahnt man, dass sie diesen Stress auf Dauer nicht durchhalten kann.
Wozu das alles?
Während sie uns damit unterhält, wie Joe als Würstel verkleidet über eine Bühne hupft, wie eine Preisverleihung komplett aus dem Ruder läuft und was einem Autor alles bei einer Lesung oder dem Besuch einer Buchmesse widerfahren kann, stellt sie sich die Sinnfrage:
Warum macht sie das alles? Aus Eitelkeit? Nur, weil sie für ein weiteres Buch im Wort ist? Finanziell lohnen tut sich das ja nicht. Wenn sie ehrlich ist, hat sie für den ganzen Schreib- und Verlagszirkus längst keine Kraft mehr und auch keine Lust mehr darauf. Ist das trotzdem der Mühe wert?
Die Frage ist berechtigt. Wir kriegen ja schon Schnappatmung, wenn wir nur von Susannes hektischem und mit Terminen vollgestopften Alltag lesen!
Lustig, ernst und nützlich
Der Band ist also lustig und ernst, humoristisch überspitzt aber nicht sehr weit von der Realität entfernt. Zwischen den kurzen Kapiteln steht jeweils eine Seite mit der Überschrift „Frag Susi! – Buch Business für Beginner.“ Im Stil einer Kummerkastentante beantwortet die Autorin hier häufig gestellte Fragen zum Schreiben und zum Verlagsgeschäft. Dadurch bekommt der Roman noch ein nützliches Sachbuch-Element.
Als altes Verlagswesen bin ich beim Lesen immer wieder über Namen gestolpert, bei denen ich dachte: Moment … den Menschen da gibt’s wirklich! Mit dem hatte ich schon zu tun! Gänzlich fiktional ist die Story also nicht. Eine romanhafte Aufbereitung der eigenen Erfahrungen? – Wahrscheinlich!
Weil sprachlich nicht verschleiert wird, dass die Geschichte in Österreich spielt, habe ich das Buch im Geiste mit vertrautem Akzent gelesen und mich über Formulierungen gefreut, die ich zum Teil seit Jahren nicht mehr gehört habe! Schon allein deshalb hat sich die Lektüre für mich gelohnt.
Kapitel wie Kurzgeschichten
Die einzelnen Kapitel wirken fast wie eigenständige Kurzgeschichten. Manchmal hätte ich gerne noch mehr gewusst, aber dann war das Thema schon ums Eck‘.
Was war denn das für eine absonderliche Lesung, bei der kein Mensch gelacht hat? Auf welchen Hauptact hat das Publikum da gewartet? - Warum liegt die Autorin vor der Buchmesse „aufgebahrt wie die Kaiserin“ im Bett? Weil sie im vorigen Kapitel vom Stuhl gefallen ist? Oder ist das schon ein Vorgriff auf ein anderes Thema? Und wie heißt Susannes Autorenfreundin nun: Conni Körbler oder Cornelia Sternberg? Sind das Realname und Künstlername oder gar zwei verschiedene Personen? Man sieht:
Ich hab‘ die Zusammenhänge nicht immer kapiert.
Ruhm, Reichtum und Romantik? – Nö!
Eines jedenfalls wird klar: Bücher zu schreiben ist nicht automatisch mit Ruhm und Reichtum verbunden. Das klappt nur bei ganz, ganz wenigen! Romantisch ist das Schreiben schon gar nicht! In ein Buchprojekt investiert man eine Menge Zeit und Energie - mit ungewissem Ausgang. Zudem bekommt man es mit vielen sonderbaren Leuten und deren Meinungen zu tun. Mit solchen wie mir, zum Beispiel. 😉
Leserinnen und Leser, für die die Erlebnisse der Roman-Susanne schon die reinste Horrorvorstellung sind, sollten sich das mit dem Bücherschreiben nochmals gut überlegen …
Die Autorin
Susanne Kristek hat fast so viele Jobs wie Forrest Gump. Sie ist Autorin, Moderatorin, Podcasterin (Austro Podkastl) und hat außerdem die Lesebühne zum Mitsingen erfunden, die sie regelmäßig veranstaltet. Weil sie von all dem zu ihrer großen Enttäuschung immer noch nicht leben kann, ist sie auch noch Chefin einer Agentur. Die geborene Steirerin lebt in Wien.