Ein halber Löffel Reis – Dacia Maraini

  • Folio, 2025

    Kindheit in einem japanischen Internierungslager


    OT: Vita mia


    Kurzbeschreibung:

    1943: Deutschland, Italien und Japan sind im Dreimächtepakt verbunden. Eine kleine italienische Community in Japan weigert sich, Mussolinis Repubblica di Salò anzuerkennen. Darunter auch Fosco Maraini und seine Frau Topazia. Daraufhin wird die gesamte Familie interniert. Die siebenjährige Tochter Dacia ist der Kälte, den Parasiten und dem Sadismus der Wachen ausgesetzt, sie ernährt sich von wenigen Körnern Reis und Ameisen. Während die Mutter versucht, die bröckelnde Solidarität der Gruppe zu kitten, hackt sich der Vater in der Tradition der Samurai einen Finger ab, als Akt verzweifelter Selbstbehauptung. Jetzt wird ihnen eine einzige Ziege zugestanden, die ihr Überleben sichert.


    Über die Autorin:

    Dacia Maraini ist eine der wichtigsten literarischen Stimmen Italiens sowie feministische Pionierin. Geboren 1936 in Fiesole, aufgewachsen in Japan und Sizilien. Sie war eine der Ersten, die über Gewalt an Frauen schrieb. Sie begründete experimentelle Theater, reiste mit Pier Paolo Pasolini für Filmprojekte nach Afrika und schrieb Drehbücher, u. a. für Margarethe von Trotta.


    Über die Übersetzerin:

    Ingrid Ickler wohnt und arbeitet in der Nähe von Frankfurt. Sie übersetzt aus dem Italienischen, Französischen und Englischen, ist Autorin und Moderatorin.


    Mein Eindruck:

    Dacia Maraini ist seit langen eine etablierte italienische Autorin. Jetzt hat sie mit weit über 80 Jahren ein Buch über ihre Kindheit veröffentlicht, das verblüfft und verstört.

    Lange hatte sie diese schlimmen Erlebnisse in sich verschlossen.


    Ihre Eltern waren zu Kriegszeiten in Japan. Als Antifaschisten wurden sie mit ihren 3 Töchtern in ein Lager verbracht.

    Das bedeutet Hunger und Krankheit. Ein Zustand, den Dacias jüngste Schwester nicht überlebte. Auch Dacias musste viel leiden. Sie hat sogar Ameisen oder Dreck gegessen, um zu überleben. Für Kinder gab es nichts. Die erwachsenen Gefangenen mussten von ihren kargen Rationen für die Kinder abzweigen, aber auch das war sehr wenig.


    Ein Zeitzeugenbericht dieser Art ist selten. Ich musste an J.G.Ballards Das Reich der Sonne denken. Aber Dacia Marainis Bericht ist weniger ausgeschmückt. Dennoch sehr wirkunsgvoll. Man ist als Leser betroffen.

    Dieses Buch zeigt nachdrücklich, dass es sich bei Dacia Maraini wirklich um eine bedeutende Autorin handelt.


    ASIN/ISBN: 3852569109