Haus Waldesruh - David Krems

  • Leider konnte mich die Geschichte nicht packen und sprachlich war ich oft genervt

    2,5 Sterne


    Als ich dieses Buch bei NetGalley entdeckte, reizten mich das düstere Cover und die Inhaltsangabe. Daher fragte ich ein Rezensionsexemplar an und freute mich, es kurze Zeit später auf meinem Kindle lesen zu können.


    Anna, Lea, Ferdinand und Marco sind ehemalige Klassenkameraden und hatten seit der Matura (gleichzusetzen mit dem deutschen Abitur) vor fast 15 Jahren kaum Kontakt zueinander. Nun hat Marco das Grüppchen ins Jagdhaus eines Onkels zu einem Treffen eingeladen. Anfangs freuen sich alle über das Wiedersehen und es hat auch keiner etwas dagegen, dass sich Leas Zufallsbekanntschaft Frank zu ihnen gesellt. Doch schon bald gibt es Konflikte und schnell drehen sich die Gespräche um den einen, der fehlt. Als dann noch ein ungeladener Gast auftaucht, kommt es zu einem Fiasko…


    Diesen in der dritten Person verfassten Roman konnte ich zwar relativ schnell lesen. Wirklich begeistert hat mich die darin erzählte Geschichte jedoch nicht und auch die Ausdrucksweise des Autors war für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Schon als die ehemaligen Klassenkameraden im Haus Waldesruh nacheinander ankamen und sich begrüßten, war ich von der inflationären Verwendung des Wortes jauchzen genervt. Es gibt so viele Begriffe, die eine überschwängliche Freude ausdrücken können, aber hier wurde permanent gejauchzt. Doch auch sonst haderte ich sprachlich mit so mancher Formulierung, die ich als falsch oder unpassend empfand.


    Leider wurden mir die Charaktere nach der Begrüßung nicht wirklich sympathisch und Teile der Geschichte waren für mich sogar ziemlich vorhersehbar. Dass mit Frank irgendwas nicht stimmt, stellte Anna ja beizeiten fest. Hier hatte ich schon, als sie das erste Mal dachte, dass ihr etwas an ihm bekannt vorkommt, den richtigen Riecher. Und auch, wer der ungeladene Gast war, ahnte ich, lange bevor er auftauchte. Im Endspurt und in der Auflösung gab es für mich dann zwar trotzdem noch ein paar Überraschungen, eine davon auch haarsträubend. Diese entschädigten mich jedoch nicht für das von mir als ansonsten eher schlecht empfundene Leseerlebnis.


    ASIN/ISBN: B0DQ5KSM25

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    In einem Forsthaus treffen einander nach fünfzehn Jahren vier ehemalige Klassenkolleginnen und -kollegen wieder. Anna, Marco, Ferdinand und Lea hatten seit der Matura nur wenig Kontakt. Die Freude über das Wiedersehen ist groß, doch rasch schon brechen alte Konflikte auf, zu unterschiedlich sind die Lebenswege der Freunde verlaufen. Nur zögerlich werden Geheimnisse preisgegeben – und bald wird klar, dass hier einer fehlt, um den alles kreist: Max, Annas Ex-Freund, der sich kurz nach der Matura das Leben genommen hat.

    Marco, der den sadistischen Klassenlehrer für den Tod des Freundes verantwortlich macht, hat das Wiedersehen offensichtlich nicht ohne Hintergedanken geplant. Denn als ein unerwarteter Gast das Haus betritt, kippt das Treffen in die Katastrophe.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    David Krems, 1977 geboren in Wien, aufgewachsen in Kaisermühlen. Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft, seit 2009 Medienarchivar und Lektor an der Universität Wien. »Falsches Licht«, sein erster Roman, war für den Leo-Perutz-Preis 2018 sowie den Friedrich-Glauser-Preis 2019 nominiert und erschien ebenso wie sein zweiter Roman »Fast ein Wunder« (2019) bei Picus.


    Allgemeines

    Erschienen im Picus Verlag am 12.03.2025 als HC mit 224 Seiten

    Gliederung: Roman in drei Teilen

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Anna

    Handlungsort und -zeit: Obersteiermark, ein Herbst-Wochenende in der Gegenwart


    Inhalt

    Fünfzehn Jahre nach ihrem gemeinsamen Abitur lädt Marco drei befreundete Klassenkameraden, Anna, Lea und Ferdi(nand) zu einem Wochenende ins Jagdhaus „Waldesruh“ eines entfernten Onkels ein. Das fünfte Mitglied der Clique, Max, der damals Annas Freund war, hat sich kurz nach dem Abitur das Leben genommen. Seiner wollen die Freunde, die in den letzten Jahren nur flüchtig Kontakt gehalten haben, an diesem Wochenende gedenken. Die Wiedersehensfreude ist zunächst groß, doch es zeigt sich schnell, dass die ehemaligen Klassenkameraden sich sehr unterschiedlich entwickelt und eigentlich keine Gemeinsamkeiten mehr haben. Ein weiterer Störfaktor ist die Tatsache, dass Lea einen Fremden mitbringt, nach ihrer Aussage hat sie Frank im Zug kennengelernt und er hat sie freundlicherweise zum Jagdhaus gebracht. Frank wirkt sympathisch, dennoch ist nicht jeder erfreut, in der Gegenwart eines Außenseiters über Vergangenes zu sprechen und Probleme aus dem aktuellen Leben zu offenbaren…


    Beurteilung

    Der Roman beginnt mit der Ankunft von Anna, die als Erste im Jagdhaus „Waldesruh“ eintrifft. Das Haus liegt abgelegen im Wald, die düstere Atmosphäre des offenbar größtenteils unbewohnten Hauses in der Dämmerung eines kalten Herbstabends wird sehr gut transportiert. Diese Atmosphäre wird mit dem Eintreffen der anderen drei Personen zunächst angenehmer, allerdings wird es bald deutlich, dass es zwischen einigen Personen Spannungen gibt, die nicht nur auf ihre völlig unterschiedlichen Lebenswege und Einstellungen zurückzuführen sind. Besonders der Gastgeber Marco schwankt zwischen extremen Stimmungen, mal ist er albern und total aufgedreht, mal aggressiv – letzteres vor allem, wenn die Unterhaltung auf den früheren Klassenlehrer Treichl kommt, mit dem die ehemaligen Schüler mehr oder weniger unangenehme Erfahrungen gemacht haben und den Marco als engster Freund des verstorbenen Max für dessen Selbstmord verantwortlich macht.

    Die unterschiedlichen Charaktere der vier Freunde und des eigentlich uneingeladenen Gastes Frank, dem vor allem Anna mit einem gewissen Misstrauen begegnet, treten deutlich zutage. Anna, aus deren Perspektive der Leser die Ereignisse miterlebt, ist die Einzige der Gruppe, die die Schwierigkeiten in ihrem Leben in den Griff bekommen hat und sie fällt auch an diesem Wochenende durch einen sachlichen Blick auf die Vorfälle auf. Als ein weiterer Mensch ungeplant in das Jagdhaus kommt und die Dinge eskalieren, stellt sie die Stimme der Vernunft dar.

    Einige Umstände der Erzählung wirken jedoch nicht vollkommen glaubwürdig, das soll wegen der Spoilergefahr nicht weiter ausgeführt werden.


    Fazit

    Ein subtil spannender Roman über das Wiedersehen ehemaliger Freunde in einem düsteren Jagdhaus, ein emotional herausforderndes Zusammentreffen mit unerwartetem Verlauf!


    8 Punkte

  • Meine Rezension:

    Kleines Klassentreffen


    In einem abgeschieden gelegenen Jagdhäuschen in der Steiermark treffen einander vier Schulfreunde wieder. Fünfzehn Jahre sind seit der Matura vergangen, Marco, Anna, Ferdinand und Lea erinnern sich an Max, der sich damals das Leben genommen hat. Frank, eine zufällige Zugbekanntschaft, stößt ebenfalls zur Runde. Nach gemeinsamen Gedanken und aufkeimenden Konflikten aufgrund recht unterschiedlicher Weltanschauungen eskaliert die Situation mit einem weiteren Gast.


    Sehr ruhig fließt Krems‘ Erzählung dahin. Wer aufmerksam liest, erkennt allerlei Diskussionsstoff in diesem zarten Büchlein mit dem düsteren Titelbild. Auch über die bewegende Geschichte legt sich ein Nebel aus unangenehmer Vergangenheit und sehr verschiedenen Lebenswegen der kleinen Gruppe, die an diesem speziellen Klassentreffen teilnimmt. Die gesamte Handlung gliedert sich in drei Abschnitte, wobei sich jeweils Änderungen im inhaltlichen Schwerpunkt ergeben. Was als harmloses Treffen beginnt, spitzt sich im Laufe der Stunden zu, interessante Details aus früheren Jahren tragen nach und nach die nötigen Puzzlesteinchen zusammen, welche die Einladung ins Steirische erklären.


    Mit einem genauen Blick fürs Detail zeichnet David Krems seine Charaktere, die angespannte Atmosphäre im Jagdhaus am Waldesrand ist deutlich spürbar. Ich rieche den Zigarettenrauch am offenen Fenster, während ich den fallenden Schneeflocken zusehe, lausche Karel Gotts „Fang das Licht“ und werde immer stummer ob der Erlebnisse, welche die vier Freunde schon so lange belasten. Auch wenn vielleicht mehr Dramatik möglich gewesen wäre, so passt die nüchterne Sachlichkeit der Betrachtungen doch sehr gut hierher, insbesondere zum Ende, das mich - im positiven Sinne - überrascht hat.


    Ein sehr spezieller Roman, bei dem man über weite Strecken nicht recht weiß, wohin der Weg führen wird, der aber eine ganze Reihe an Themen zum Nachdenken aufwirft. Leseempfehlung!



    Titel Haus Waldesruh

    Autor David Krems

    ASIN B0DQ5KSM25

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (224 Seiten)

    Erscheinungsdatum 12. März 2025

    Verlag Picus


    ASIN/ISBN: B0DQ5KSM25