'Das Echo der Moore' - Seiten 001- 078

  • Auch ich bin gut in das Buch hineingekommen. Durch die kurzen Kapitel auf den verschiedenen Zeitebenen liest es sich sehr kurzweilig, wenn ich auch über kurz oder lang hoffe, dass die Gegenwartsebene die "wichtigere" bleibt.


    Eine problembehaftete Familie, aus der Theresa und Chrissie stammen. Neben dem kranken Bruder ein ständig abwesender Vater und keine zusätzliche Unterstützung durch Großeltern, Nachbarschaft, Verwandten oder Freunden. Das finde ich sehr traurig, vor allem für Helen, die gar keine Chance hat, den Anforderungen der Kinder gerecht zu werden. Anscheinend ist sie dramatischerweise auch noch jung gestorben :(.


    Theresa kämpft wohl sehr mit sich und ihrer Vergangenheit. Schade, dass eine Frau Anfang der 30er, also eigentlich mitten im Leben, sich schon so sehr verschließt und in engen Bahnen denkt. Ich hoffe sehr, sie kommt bis zum Ende des Buches aus sich raus! Momentan finde ich sie etwas anstrengend. Korbi hat sie zumindest schon ein bisschen zum Öffnen gebracht, ihn finde ich echt klasse! :thumbup:

    Der Junge ist ein Herzblatt. :love:

    :write

    Ich vermute hier, dass Resi sich wegen der Gefahr der Vererbung der Mukoviszidose sterilisieren hat lassen und ihre Schwester dafür verurteilt, trotz des Risikos willentlich schwanger geworden zu sein – obwohl wegen Anselms Krankheit und Tod vermutlich die Familie auseinander gefallen ist.

    Ich hab mich da mal eingelesen und sollte diese Vermutung tatsächlich zutreffen und der einzige Grund sein, war Theresa wohl nicht gut beraten. Mukoviszidose wird autosomal-rezessiv vererbt, d. h. die Krankheit bricht nur aus, wenn beide Elternteile das mutierte Gen in sich tragen. Wenn Theresa einen Partner hat, der das mutierte Gene nicht besitzt, besteht überhaupt keine Gefahr, auch wenn sie selbst Überträgerin ist (wofür sie 66 % Wahrscheinlichkeit hat). Auf einer Internetseite stand, hierzulande ist das Risiko, das mutierte Gen in sich zu tragen bei 1 : 25, also jeder 25. hat es. Da sich das heuzutage alles frühzeitig rausfinden lässt, ist das für mich kein Grund, sich gleich sterilisieren zu lassen.


    Außerdem spricht Theresa von Narbenschmerzen. Ich hab mich da bislang nicht näher befasst damit, aber eine Sterilisation von Frauen ist doch heute nicht mehr mit einem Bauchschnitt verbunden oder etwas doch ? Ich glaube, da steckt noch ganz was anderes dahinter.


    Und warum sie Chrissie für das dritte Kind kritisiert (warum ausgerechnet für das dritte und nicht für die anderen beiden???) ist mir momentan völlig ein Rätsel. Abgesehen davon, dass sie das nichts angeht.


    Anderes Thema: ich hab gerechnet. :grin Die Mädels sind 1993 geboren, sind "heute" also 32. Korbi ist 14, d. h. Chrissie hat ihn mit ungefähr 18 bekommen! 8| Sehr früh für eine Schwangerschaft! Ich hoffe nur, sie hatte mehr Unterstützung als ihre Mutter, wobei ihre Familie ja traurigerweise schon mal ausfällt. :(

    Und da es in diesem Abschnitt auch hieß, dass die Eltern mit dem Kleinen zu beschäftigt sind, um zu bemerken, was Korbinian anstellt befürchte ich, dass der Kleine in der Tat ebenfalls diese elende Krankheit geerbt hat.

    Das würde ich da momentan gar nicht hineininterpretieren. Korbinian stellt ja nichts an, er ist halt tagsüber unterwegs, ohne seinen Eltern zu sagen, wo genau er ist. Kein ungewöhnliches Verhalten für einen 14-jährigen und solange er pünktlich zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder zurück ist ... Und der abendliche Ausflug - wer kriegt das schon so genau mit, was der Nachwuchs treibt, wenn man ihn im Zimmer vor dem PC oder Fernseher wähnt?


    Dann möchte ich noch ein ganz anderes Detail sehr, sehr lobend erwähnen! :anbet  Nicole Wellemin ich bin begeistert, dass du Bildungsweg über den Quali in die M 10 und damit auf die Fachoberschule so treffend dargestellt hast! Diese (durchaus gar nicht so ungewöhnliche) Möglichkeit kennen selbst in Bayern die wenigsten. Schön, das solche Bildungsbiografien auch einmal Erwähnung in einem Roman finden! :thumbup::thumbup::thumbup: Vor allem ist dieser Weg von Theresa ihn ihrem speziellen Umfeld viel realistischer als andere.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Mir ist es leider relativ schwer gefallen, in den Roman einzutauchen. Das ist eine Mischung aus Problemen und wenig Zeit durch die Arbeit und dem Prolog sowie ersten Kapitel. Das fand ich vom ersten Eindruck her nicht einladend.


    Als ich dann etwas Zeit hatte, hat es mich jetzt aber gepackt. Die Sprache, die Art zu beschreiben ist wunderbar. Besonders das Museum, wie Korbinian sich dann aufgedrängt hat. Am tollsten bisher fand ich dann aber, wie Theresa dann über ihren Schatten springt, und mit ihm auf die Moorwanderung geht.

  • Moosbrunn ist fiktiv. Ich war während des gesamten Entstehungsprozesses aber viel im Bayerischen Wald. Außerdem wohnt mein Schwager in Niederbayern, die Gegend ist mir also durchaus vertraut. Viele Eindrücke sind dann in die Geschichte eingeflossen. Tatsächlich bin ich bei einer Wanderung dort einmal vor zwei Jugendlichen auf einem Mofa erschrocken und habe mich über die vielen Zigarettenautomaten gewundert, die man hier kaum noch findet - obwohl ich wirklich nicht weit weg wohne - im Umland von München.


    Die Todtenau - das Moor, das immer wieder erwähnt gibt, gibt es aber tatsächlich. Hochmoor Todtenau

    Für die Beschreibung des Moorerlebniszentrums habe ich mich bei einem Besuch des Waldgeschichtlichen Museums in St. Oswald inspirieren lassen Waldgeschichtliches Museum. Dort sieht es zwar nicht GENAU aus, wie in "meinem" Moorerlebniszentrum, aber doch recht ähnlich.

    Mir gefällt die Schilderung der Umgebung, des Moores und des Dorfes, ich fühle mich dort direkt wohl und kann die Atmosphäre fühlen :thumbup:

    Das was mich allerdings immer etwas aus der Immersion schmeißt, ist Fassbrause. Gebürtig komme ich aus NRW, da ist Fassbrause ja ein sehr großes Thema, was auch im viele Gegenden ausstrahlt. Aber im Süden, insbesondere in Franken kommt mir Fassbrause so gut wie gar nicht unter, dafür haben viele Brauereien eigene Limos. Meine Frau findet es bei einem Besuch bei meinen Eltern immer wieder erstaunlich, wie viele Sorten Fassbrause es gibt, aber wie selten "normale" Limos sind im Vergleich.


    Ist das im Bereich des bayrischen Waldes wieder anders, da dort vielleicht mehr Tourismus ist? Oder soll es etwas besonderes für die Gegend sein, um David da hervorzuheben?

  • Das was mich allerdings immer etwas aus der Immersion schmeißt, ist Fassbrause. Gebürtig komme ich aus NRW, da ist Fassbrause ja ein sehr großes Thema, was auch im viele Gegenden ausstrahlt. Aber im Süden, insbesondere in Franken kommt mir Fassbrause so gut wie gar nicht unter, dafür haben viele Brauereien eigene Limos. Meine Frau findet es bei einem Besuch bei meinen Eltern immer wieder erstaunlich, wie viele Sorten Fassbrause es gibt, aber wie selten "normale" Limos sind im Vergleich.


    Ist das im Bereich des bayrischen Waldes wieder anders, da dort vielleicht mehr Tourismus ist? Oder soll es etwas besonderes für die Gegend sein, um David da hervorzuheben?

    :write Ich gebe zu, ich kannte das Wort nicht mal :huh: und hab mir erst erschlossen, dass es sich um eine Art „Limo“ handelt. „Fassbrause“ ist hier, am Rand des Bayerischen Waldes überhaupt kein gebräuchlicher Begriff.


    Für mich hat es David woher auch immer „mitgebracht“ und es betont, dass er eben kein Einheimischer ist.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Für mich hat es David woher auch immer „mitgebracht“ und es betont, dass er eben kein Einheimischer ist.


    Genau so hatte ich mir das beim Schreiben gedacht.


    Lustig, dass euch genau das auffällt, denn ich habe eine ganze Weile lang überlegt, was ich David trinken lasse, um ihn ein bisschen mehr zu charakterisieren. Alkohol kam nicht in Frage. Zuerst hat er Bionade getrunken - dann war ich aber am Wochenende drauf mit meinem Mann auf einer Veranstaltung in Aachen und hatte dort mit einigen Studierenden eine angeregte Diskussion über Fassbrause LOL. So hat David dann die Vorliebe bekommen - zu einer Figur, die ein bisschen dreamy sein soll und wie eine Mischung aus "französischer Liebhaber und Brennpunktlehrer aus Köln Finkenhagen" aussieht, hat das FÜR MICH irgendwie gepasst und seine "Exotik" in dem Umfeld des Romans genauso unterstützt wie die Baumscheibenmobiles und das Palettensofa und so.