Die Kammer - Will Dean

  • Klappentext (Amazon):


    Irgendwo in der Nordsee: Eine Gruppe von Tauchern – fünf Männer und eine Frau –, müssen vor ihrem Einsatz bei einer Ölpipeline zum Druckausgleich mehrere Tage in einer eisernen Kammer verbringen. Für die Profis eine vermeintliche Routine – bis es in der Kammer plötzlich einen ersten Todesfall gibt, dem weitere folgen. Die verbleibenden Tage werden für die weiter schwindende Zahl an Überlebenden zu einem nervenzerfetzenden Albtraum, aus dem es kein Entkommen gibt. Denn das Öffnen der Tür würde für alle Insassen den Tod bedeuten.



    Meine Rezension:


    Tod in der Tiefe


    Vom Taucherbasisschiff DSV Deep Topaz aus geht es für sechs Sättigungstaucher in die Tiefe der Nordsee, um eine Ölpipeline zu kontrollieren. Dafür begeben sich eine Frau und fünf Männer für 28 Tage in eine Kammer zum Druckausgleich. Was üblicherweise zwar anstrengend, aber Routine ist, wird dieses Mal zum Horrortrip, da es schon bald nach Betreten der engen Unterkunft einen rätselhaften Todesfall gibt.


    Will Dean beschreibt meisterhaft, wie die Taucher auf engstem Raum zusammenleben müssen, lässt den Leser ab der ersten Seite die Beklemmung spüren, wenn sich die letzte Luke schließt. Bestens recherchiert und überaus detailliert werden Schlafkojen, Aufenthaltsraum und Nasszelle veranschaulicht, aufrecht stehen kann man in keiner Nische, Privatsphäre existiert praktisch nicht. Die Portraits der sechs Menschen, welche diesen gefährlichen, aber einträglichen Beruf ausüben, sind recht unterschiedlich, dennoch arbeitet man auf professionelle Weise zusammen. Auch die aufs wesentliche reduzierte Kommunikation und die eigene Art von Humor beleuchtet der Autor treffend.


    Ruhe bewahren, das ist das wichtigste Grundprinzip auf See, Ruhe strahlen auch die Zeilen in diesem Thriller aus, obwohl gleichzeitig Enge, Beklemmung und der Tod eines Kameraden für alptraumhafte Szenen sorgen. Die Atmosphäre in der Kammer ist so gut eingefangen, dass man Gänsehaut verspürt und bisweilen den Atem anhalten muss. Jede Minute bis zum Ausstieg aus dem Druckbehälter fühlt sich an wie Stunden, die Ungewissheit, was zum Tod des jüngsten Tauchers geführt hat, zehrt an den Nerven der verbliebenen Mannschaft. Nicht nur deren übliche Aufgaben werden präzise dargestellt, auch ihre Gemütsverfassung in der aktuellen Ausnahmesituation wird lebhaft widergespiegelt. Besonders gut gelingt dies, da Ellen Brooke, die einzige Frau im Team, selbst die Stimme der Erzählerin übernimmt und daher direkt aus dem bedrückenden Behältnis berichtet. Die Spannung steigt mit jedem Tag fernab der „normalen Welt“, das Ende verblüfft durch das Verknüpfen loser Fäden, wobei noch Raum bleibt für Spekulationen. Mir hats jedenfalls gefallen, auch wenn nicht jede Frage beantwortet ist.

    Ein Thriller mit besonderer Atmosphäre, der durch Überraschungen punkten kann. Leseempfehlung!



    Titel Die Kammer

    Autor Will Dean

    ASIN B0DK64HS67

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (416 Seiten) und Hörbuch

    Erscheinungsdatum 6. März 2025

    Verlag Hoffmann & Campe

    Übersetzer Sepp Leeb

    Originaltitel The Chamber


    ASIN/ISBN: B0DK64HS67

  • Klaustrophobischer Thriller

    In seinem klaustrophobischen Thriller "Die Kammer" führt Will Dean seine Leser*innen buchstäblich in die Tiefe, nämlich in die Tauchkammer, in der sechs Sättigungstaucher auf engstem Raum arbeiten, tagelang am Meeresboden Wartungsarbeiten etwa für Ölbohranlagen ausführen. Es ist eine gefährliche Arbeit, in der sich die Taucher blind aufeinander verlassen können müssen. Für Ich-Erzählerin Ellen Brooke, die einzige Frau der Gruppe, ist es der Traumjob, auf den sie lange hingearbeitet hat. Dafür nimmt sie immer wieder die Trennung von der Familie auf sich, die beengten Verhältnisse in der Kammer ohne Privatsphäre, die tagelange Dekompression, wenn es nach dem Arbeitseinsatz wieder an die Oberfläche geht. Denn die Tür zur Taucherkammer plötzlich zu öffnen, ohne den Druckunterschied allmählich, im Schneckentempo, anzugleichen, würde fatale Folgen haben.

    Zudem befinden sich die Taucher unter Dauerbeobachtung: Eine Crew an Bord des Schiffes ist für ihr Wohlergehen, ja ihr Überleben verantwortlich. Ohne die Menschen, die für Mahlzeiten, Getränke, Musik und Zeitschriften sorgen und das Gasgemisch in der Kammer überwachen, könnten auch die Taucher nicht überleben.

    Auf einem Tauchgang vor der Küste Schottlands aber geht etwas schrecklich schief: Der jüngste der Taucher bricht zusammen und stirbt. Der Fall muss untersucht werden, doch ein plötzliches Auftauchen ist unmöglich - die Taucher müssen erst die Dekompression hinter sich bringen. Bis dahin kann die Bordsanitäterin sie nicht untersuchen und auch der Rechtsmediziner, der für den Todesfall zuständig ist, kann nur vom Schiff aus Anweisungen zur Entnahme von Körperproben machen.

    Die Theorie eines tragischen Unfalls zerbricht, als es einen weiteren Todesfall gibt. Spätestens jetzt breitet sich Paranoia aus. Wie können topfitte Männer plötzlich zusammenbrechen und sterben? Kommt die Bedrohung von außen, oder ist sie womöglich in der Tauchkammer selbst? Die körperlichen und mentalen Herausforderungen der Dekompression werden noch unerträglicher, wenn sie in der Anwesenheit einer wachsenden Zahl von Leichen stattfindet. Gut gehütete Geheimnisse werden nach und nach gelüftet und am Ende ist nichts, wie es einst schien.

    Dean schafft in seinem Roman eine beklemmende Atmosphäre, bei der auch beim Lesen angesichts der klaustrophobischen Bedingungen in der Kammer die Luft weg bleibt. Ein locked room mystery unter erschwerten Bedingungen mit überraschenden Wendungen und Enthüllungen und einem Wow-Effekt am Ende.