Vor hundert Sommern , Katharina Fuchs

  • Vor hundert Sommern

    Inhaltsangabe: Quelle Droemer


    Vor hundert Sommern

    Roman | Der neue ergreifende Familienroman der Bestseller-Autorin

    Der neue große Generationenroman der Bestsellerautorin, von der Weimarer Republik bis heute

    Als Lena mit ihrer Mutter Anja die Wohnung der Großmutter ausräumt, entdeckt sie den Nachlass von Anjas Großtante Clara, über deren Leben stets der Schatten von etwas Unausgesprochenem lag. Im Berlin der 1920er Jahre interessiert sich die junge Clara kaum für Politik. Selbst als 1933 alle Zeichen auf Sturm stehen, gestattet sie dem idealistischen Revolutionär Aleksei im Hinterzimmer ihres Hundesalons geheime Treffen abzuhalten – ohne zu ahnen, in welche Gefahr sie sich und ihre Familie bringt. Hundert Jahre später muss sich Lena der Vergangenheit stellen, um ihre eigene Zukunft zu gestalten. Sie erkennt, dass Scham und Schuld aus längst vergangener Zeit ihre Familie bis heute prägen. Schließlich treffen Mutter und Tochter Entscheidungen, die niemand in ihrer Familie versteht … Einfühlsam und authentisch erzählt Katharina Fuchs die Geschichte ihrer Großtante Clara und lässt die Leser zugleich eine beliebte Figur aus Zwei Handvoll Leben wiedersehen – ihre Oma Anna.

    Ein großer Generationenroman über drei bewegende Frauenschicksale, verbunden durch das generationsübergreifende Band einer Familie

    Einfühlsam und authentisch erzählt Katharina Fuchs von einer außergewöhnlichen Frau in dunklen Zeiten – und von einer jungen Frau, die die Vergangenheit erkennen muss, um ihre eigene Zukunft zu gestalten. Denn Scham, Schuld und die Tragik des Zweiten Weltkriegs werden oft innerhalb einer Familie vererbt.

    Die Romane von Katharina Fuchs beruhen teilweise auf ihrer eigenen Familiengeschichte.


    Meine Meinung zur Autorin und Buch

    Katharina Fuchs, versteht es mich immer wieder mit ihren Büchern zu begeistern, auch mit ihrem neusten Werk. Wenn auch einige Personen fiktiv sind, aber Tante Clara ist echt, sie erzählt deren Lebensgeschichte und die Ihrer Familie. Angefangen von 1924 bis heute 100 Jahre später, es ist wie ein Mahnmal, das sich quasi alles zu wiederholen scheint. Angefangen von den Hamas und den Juden, alles ist sorgfältig rescheriert und erzählt, ich fühlte mich wie ein Teil der Geschichte und bin irgendwie am Schluss erschüttert das die Welt nicht aus Ihrer Vergangenheit gelernt hat.


    1924 Lena räumt mit Ihrer Mutter Anja in Berlin ihrer Großmutter Elisabeth die Wohnung aus, sie soll verkauft werden. Oma Elisabeth ist mittlerweile 94 und in eine Seniorenresidenz gezogen. Körperlich ist sie nicht mehr nicht mehr so fit, aber dafür Geistig. Beim Räumen der Wohnung stoßen sie auf Briefe , und eine Alte Pistole, das viele Fragen aufwirft. Zurück zu Hause in Hamburg, besuchen sie die Oma in der Seniorenresidenz, und fragen sie nach ihrer Tante Clara, den Briefen und der Pistole aus. Oma Elisabeth scheint daran zu kauen und will nicht so recht mit der Wahrheit herausrücken, warum und weshalb, scheint ihr Geheimnis. Lena lässt das keine Ruhe, und langsam sehr langsam tauchen wir in die Familiengeschichte ein, Clara und Mathilde die beiden Schwestern wachsen in ärmlichen Verhältnissen auf, Clara arbeitet als Flaschenspülerin in einer Brauerei, und Mathilde in einer Jüdischen Apotheke. Es sind schlimme Zeiten damals, besonders für die Frauen, die quasi rechtlos sind. Die Entstehung der NS Zeit, eine Geschichte voller Scham und Schuld. Mathilde die den jüdischen Apotheker heiratet , und ihre Tochter Elisabeth bekommt und einen Sohn. Clara die sich ausgerechnet in den Russischen Revolutionären Aleksei verliebt, was ihr bald zum Verhängnis werden könnte. Gut das sie Willi kennen lernt und ihn heiratet, die Eltern sind erleichtert darüber. Clara ist schon eine willensstarke Frau mit großen Durchsetzungsvermögen. Sie eröffnete eine Hundesalon , und dort finden später geheimnisvolle Treffen statt, wenn sie zu Hause ist. Wir erfahren auch viel über Lena, warum sie sich immer irgendwie ausgeschlossen fühlte. Das alles werden wie wir zum Schluss endlich erfahren, von Mathilde die Mutter von Elisabeth , irgendwie konnte ich Elisabeth verstehen, das sie sich nicht mehr daran erinnern wollte. Eine sehr berührende und ergreifende Geschichte, tut sich auf, die einem oft die Tränen in die Augen trieb.


    ASIN/ISBN: 3426561271

  • Meine Rezension:


    Großtante Clara


    Elisabeth ist vierundneunzig und seit Kurzem im Seniorenheim, Tochter Anja und Enkelin Lena räumen nach und nach die Wohnung aus, wobei sie auf die Spuren von Anjas Großtante Clara stoßen. Im Jahre 2024 erzählt Elisabeth endlich, was sich 1924, also hundert Jahre zuvor, und in den darauffolgenden Jahren ereignet hat.


    Katharina Fuchs zeichnet liebevolle Detailbilder, welche schlussendlich zur Größe dieses bemerkenswerten Romans beitragen. Die Gegenwart erfahren wir aus Anjas und Lenas Sicht, die Vergangenheit aus jener von Clara, die Übergänge gestaltet die Autorin so fließend, dass es eine Freude ist, hier regelmäßig hin und her zu wechseln und Elisabeth beim Erzählen zu lauschen. Bald spürt man als Leser, wie viele Parallelen es tatsächlich gibt zwischen den beiden Zeitebenen, da Fuchs eine ganze Reihe an treffenden Beispielen und aktuellen Vorkommnissen in die Handlung hineinflicht. Bemerkenswert ist die spürbare Nähe zu den Figuren, diese ist vermutlich deshalb so gut gelungen, weil es tatsächlich familiäre Vorbilder gibt für die grundsätzlich fiktive Geschichte. Interessante Szenen verdeutlichen, wie Erlebnisse einer Person ihre Nachkommen beeinflussen können und wie auch folgende Generationen geprägt werden, selbst (oder gerade dann), wenn darüber geschwiegen wird.


    Ein angenehmer Schreibstil führt durch die mehr als fünfhundert Seiten, welche aufgrund der wechselnden Blickwinkel und unterschiedlichen Zeitlinien kurzweilig und unterhaltsam zu lesen sind. Aufgrund der Charakterisierung kann man sich gut in die Figuren hineinversetzen, auch wenn man selbst vielleicht anders entscheiden würde. Ein absolut lesenswerter Roman mit einer Vielzahl an wahren Begebenheiten, den ich sehr gerne weiterempfehle.



    Titel Vor hundert Sommern

    Autor Katharina Fuchs

    ASIN B0DLJC6C8N

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Geb. Buch (544 Seiten) und Hörbuch

    Erscheinungsdatum 3. März 2025

    Verlag Droemer


    ASIN/ISBN: B0DLJC6C8N

  • Familiengeheimnisse der weiblichen Vorfahren, den nächsten Generationen Damen in Romanform zu erzählen, ist wohl gerade wieder im Trend.


    Die Geschichte erzählt im historischen Zeitstrang Claras Geschichte ab Januar 1924. Clara ist die Tante von Elisabeth, Anjas Mutter und Lenas Oma. Die beiden jüngeren Frauen lösen 100 Jahre später – 2024 - die Wohnung der 94-jährigen Elisabeth in Berlin auf. Wie es so ist, wenn man ein lange bewohntes Zuhause eines Dritten leerräumt, so fallen einem Relikte in die Hände, für die man nicht so gleich eine Erklärung findet oder auch die Interesse wecken. Elisabeth beginnt zu erzählen, immer nur in kleinen Abschnitten und so braucht es das ganze Jahr 2024 mit vielen Besuchen und Telefonaten für die immer verheimlichte Familiengeschichte.


    Lange Zeit fand ich das neue Werk richtig gut und dann zog es sich. Die Autorin hat viel gewollt und versucht in dem Buch unterzubringen. Meiner Meinung nach ist daraus dann ein Roman entstanden, dem 100 Seiten weniger gutgestanden hätte. Denn sie holt weit aus und zieht in die Länge. Es mag biografische Handlung sein, den Weg von Clara so ausführlich aufgeschrieben zu haben.



    Die allgem. Buchbeschreibung ist abgedruckt auf der Umschlaginnenseite. Leider spoilert dieser Text sehr viel, denn 3/5 des Buches sind gelesen, bis Clara im Hundesalon zu arbeiten beginnt und bis Aleksei seine heimlichen Treffen dort veranstaltet, bei denen der Leser übrigens auch nicht dabei ist, noch einige Seiten mehr. Meine nächste Frage: Wie konnte sich Katharina Fuchs mit diesem Klappentext einverstanden erklären?


    Insbesondere auch dieser Satz „Schließlich treffen Mutter und Tochter Entscheidungen, die niemand in ihrer Familie versteht … ich habe geduldig abgewartet bis zum Ende und konnte nur den Kopf schütteln, da ich da mit etwas ganz anderem und bedeutsameren gerechnet habe.


    Leider sind mir über die vielen Buchseiten die Personen nicht ans Herz gewachsen, am meisten schafft es noch Clara. Manche Reaktionen der Nachfahren konnte ich nicht nachvollziehen und insbes. Lena und Annabel fand ich sehr speziell. Lenas Fragen zur Geschichte, Unwissenheit zur Vorkriegszeit und Judenverfolgung blauäugig.


    Ich hätte mir gewünscht, Elisabeths Mutter Mathilde und ihr Ehemann hätte man auch besser kennengelernt, so bleibt es bei Erwähnungen. Seine Eltern spielen gar keine Rolle und erhalten dann die Schlussszene. Wir sind bei Claras Verlieben dabei, bei sehr vielen Details aus ihrem Leben


    Das Buchcover gefällt mir gut, ich mag die Farben. Unter einem schützenden Blätterdach, auf einem Ast gemütlich liegend, ein Buch zu lesen, den Gedanken mag wohl fast jeder. Kann das aber gemütlich sein?

    Passend wäre gewesen, wenn diese Zeichnung auch als Szene im Buch auftaucht. Ich habe sie nicht gefunden und daher frage ich mich, warum hat man sich hierfür entschieden?


    Den Buchtitel finde ich auch rückblickend nicht so passend, denn er ist zu allgemein und die Jahreszeit Sommer spielt keine andere Rolle als die anderen Jahreszeiten.


    Es war mein fünfter Roman der Autorin. Andere Titel von ihr haben mir besser gefallen. Die Geschichte der Frauen einer Familie, habe ich besser erzählt, erwartet. Ich werde künftig nicht automatisch das nächste Buch der Autorin kaufen.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Wenn Geheimnisse zu schwer wiegen, um sie mit ins Grab zu nehmen ...

    Clara, Elisabeth, Anja und Lena … vier Namen, vier Frauen, die in dem neuesten Roman von Katharina Fuchs eine tragende Rolle belegen. Erzählt wird die Geschichte von Clara, einer Frau, die in den 20er/30er Jahren des letzten Jahrhunderts jung war. Sie wurde mit drei Geschwistern in eine Familie an der Armutsgrenze geboren und musste schon früh mit anpacken, um den Familienunterhalt der Familie mitzubestreiten. Während ihre Arbeit als Flaschenwäscherin in der Berliner Brauerei Kindl eine harte ist, versucht sie doch ihr Leben zu genießen und zwackt hier und da etwas für die schönen Dinge im Leben ab. Schnell lernt sie jedoch auch, dass es Menschen gibt, denen es noch viel schlechter geht als ihr selbst und mit ihrer selbstlosen Art hilft sie, wo sie kann. Als sich schließlich mit dem Naziregime die Lage noch weiter zuspitzt, muss auch sie leider feststellen, dass sie an ihre Grenzen stößt.

    Ihre Nichte Elisabeth, inzwischen selbst 94 Jahre alt, hat lange geschwiegen zu den Vorkommnissen in der Familie und trägt nun schwer an dieser Last. Nach und nach öffnet sie sich schließlich gegenüber ihrer Tochter Anja und der Enkelin Lena, die während der Erzählungen wie gebannt an ihren Lippen hängen und schnell merken, wie sehr es Elisabeth zu schaffen macht, die Geheimnisse, besonders auch um Elisabeths Vater, aufzudecken.

    Doch auch die Gegenwart schreibt in diesem Buch Geschichten und so erfahren wir wie Anja, bedingt durch ihre Arbeit, die Pflege ihrer Mutter, die Wohnungsauflösung derselben und den erneuten Einzug beider Töchter auf einen dicken, fetten Breakdown zuzusteuern zu droht. Während die ältere Tochter Anabel „nur“ ein physisches Problem hat, sitzen die Traumata bei der jüngeren Tochter Lena tiefer. Wie soll Anja das alles bewerkstelligen?

    Neben der Familiengeschichte an sich, auf die ich mich sehr gefreut hatte – besonders den Part in der Vergangenheit rund um Clara – findet auch viel Zeitgenössisches den Weg in diesen Roman. Antisemitische Anfeindungen, nicht nur an den Hochschulen an der Tagesordnung sind, und der Konflikt zwischen Israel und dem Gazastreifen sind politisch höchst aktuell und verdienen immer wieder Erwähnung. Aber meiner Meinung nach nicht in diesem Ausmaß in einem Roman, der doch eigentlich Clara und die Vergangenheit im Fokus haben sollte. Bei mir führte es deshalb leider zu einer gewissen Enttäuschung, wenn sich auch das Buch an sich sehr angenehm und flüssig lesen lässt. Eine kleine Bonusfreude hatte ich jedoch, als ich Anna, die kleine Schneiderin aus „Zwei Handvoll Leben“ wieder treffen und somit durch die Heirat Claras mit ihrem Bruder Willy eine kleine Familienführung miterleben durfte. Ich vergebe für „Vor hundert Sommern“ 3,5 Sterne, die ich auf vier Sterne aufrunde. Eine Empfehlung spreche ich aus an alle LeserInnen, die Familiengeschichten lieben und mit der Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit gut zurechtkommen. Ich bin gespannt, was sich Katharina als nächstes einfallen lassen wird.

  • Berührender Generationenroman

    Diese fiktionale Erzählung beinhaltet auch die eigene Familiengeschichte der Autorin Katharina Fuchs, von der ich bisher noch kein Buch gelesen hatte. Mit ihrer Erzähltechnik schafft es Katharina Fuchs sehr geschickt, dass ich das Buch kaum aus der Hand nehmen konnte, weil ich unbedingt wissen wollte, ob die Großmutter Elisabeth das Familiengeheimnis lüftet und um welches Geheimnis es sich handelt. In der ersten Zeitebene wird die Geschichte der Großtante Clara während der Weimarer Republik erzählt. Die Atmosphäre dieser Jahre 1924 und 1925 sowie des Jahrs 1933, als die Nationalsozialisten die Macht ergriffen hatten, wurde sehr gut eingefangen. Da ich sehr gerne historische Romane lese, war ich vor allem von dieser Zeitebene begeistert. Die aktuelle Zeitebene handelt im Jahr 2024 und hier wird das damaligen Verhalten der Ahnen analysiert und die Bewertungen werden erläutert. Mir war das manchmal etwas zu viel.

    Die klare Struktur des Buches mit angenehmen Kapitellängen und die erläuternden Überschriften haben mir sehr gut gefallen. Ich empfand den Schreibstil sehr flüssig und leicht lesbar. Das Nachwort fand ich auch sehr interessant.

    Fazit:

    Ich vergebe für die historische Zeitebene 5 Sterne und für die Gegenwart 3 Sterne, also insgesamt 4 Sterne und kann das Buch weiterempfehlen.