Interessanter Blick in die Unterwelt der Wiener Nachkriegszeit
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Als der 43-jährige Boris Kostoff, in Bulgarien einst ein Doktor der Veterenärmedizin, nach dreieinhalb Jahren vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wird, hat er nur ein Ziel. Er möchte sich das Geld holen, das sein ehemaliger und inzwischen toter Kompagnon im Wiener Schmuggelgeschäft auf einem Schweizer Bankkonto gebunkert hat und damit ein neues Leben beginnen. Während er die Vorbereitungen dafür trifft, wird die Geschichte des Schwarzhändlers Georgi Manius erzählt, dessen rechte Hand Kostoff vor seiner Verurteilung nicht nur beim Schmuggeln von Zigaretten, sondern auch beim Verkauf von Menschen an die sowjetischen Besatzer war …
Leicht und flüssig konnte ich diese in der dritten Person aus den Perspektiven verschiedener Protagonisten geschriebene Geschichte lesen. Die ersten und letzten Kapitel sind zeitlich ca. 1953 angesiedelt. Die dazwischen im Jahr 1949 oder 1950. Die Kapitelüberschriften sind in Versalien ohne Zeitangaben gedruckt. Als die Rückblenden begannen, war ich erst mal ein bisschen verwirrt, fand mich aber dennoch recht schnell wieder zurecht.
Insgesamt hatte ich persönlich ein bisschen das Problem, dass es nur ganz wenige sympathische Charaktere gab und ich die Hauptfiguren aufgrund ihrer menschlichen Gleichgültigkeit eher verabscheute. Trotzdem war die Geschichte insgesamt sehr interessant und teilweise auch spannend. Ich sah das Buch jedoch sowieso eher als historischen Roman und nicht wirklich als Krimi. Klassische Ermittler, die einen Fall aufklären, gibt es nicht. Dafür etliche gewissenlose Glücksritter auf der Jagd nach schnellem Geld und bei den Besatzern einen korrupten Sumpf.
Dass sich die Handlung in der Realität tatsächlich so abgespielt haben könnte und was den beiden Autoren als Ideengeber zu dem Buch diente, erklärt das überaus interessante Nachwort von Günther Stocker. Ich habe dieses Buch über eine Zeit, in der ich noch nicht geboren war (und die ich so auch keinesfalls jemals erleben möchte) auf jeden Fall sehr gern gelesen und kann die Lektüre, obwohl sie schon mehr als 70 Jahre alt ist, mit gutem Gewissen weiterempfehlen.
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ASIN/ISBN: B0DQ5PDF3S |