'Wer aus dem Schatten tritt' - Seiten 001 - 080

  • Ja, die „SAHM“ (stay at home moms) bzw. Tradwifes. Ganz, ganz gruselig. Auch wenn ich jetzt wie der Spiesser schlechthin klinge – aber ich frage mich, wie diese Frauen ihre Altersvorsorge geregelt kriegen. Sich drauf zu verlassen, alleinig von der Rente des Partners leben zu können, ist heutzutage bei den Scheidungszahlen überaus naiv.


    Meine einst sehr konservativen Eltern hatten mir als Teenie schon immer gepredigt, dass man als Frau immer so unabhängig sein muss, dass man jederzeit aus einer Beziehung gehen kann, egal ob mit Kind oder ohne. Nur so ist gesichert, dass man nicht in einem unzumutbaren Zustand verharren muss, weil man nicht selbst für sich aufkommen kann.


    Letztlich muss aber jede*r für sich entscheiden, wie man leben möchte. Allerdings sollte man auch akzeptieren, wenn andere anders leben. Das heißt für mich: wenn jemand SAHM sein möchte, muss man sich als Paar aber auch überlegen, wie man die Frau für den Fall einer Trennung und im Hinblick aufs Alter vernünftig absichert. Alles andere wäre unfair und kurzsichtig gedacht.

    SAHM und Tradwifes sind durchaus keine gleichwertigen Begriffe.. SAHM sagt ja erst einmal nur aus, dass die Mutter zuhause bleibt, während die Kinder klein sind. Und das wertfrei, im Gegensatz zu den Tradwifes, die ihr Lebenskonzept als das bessere darstellen (genau wie viele berufstätige Mütter es in Hinblick auf SAHMs auch tun).


    Ich bin über einige Jahre SAHM gewesen, dann haben wir aus den Familienfinanzen mein Fernstudium und die Prüfung bezahlt, damit ich in die Freiberuflichkeit wechseln kann. Es war immer geklärt, wie ich aus der Beziehung gehen könnte (wahrscheinlich besser, als bei den Müttern, die einen Minijob hatten und damit als Berufstätige meinten, auf mich herabschauen zu dürfen).


    Tradwife war ich übrigens nie, die finde ich auch gruselig.

  • Vielen Dank für eure spannenden Eindrücke. Ich freue mich, dass die Figuren genauso bei euch ankommen, wie ich sie geplant habe.



    „Wortdurchfall“(bei uns „Sprechdurchfall“, das hört sich auch noch so schön an wie Brechdurchfall ) bzw. Logorrhoe kenne ich und wendeich auch gerne mal selbst an, wenn jemand viel labert und es kommt nurSch... dabei raus...

    Ich hatte ursprünglich den Fachbegriff Logorrhoe verwendet, meine Lektorin meinte aber, das würde kaum einer verstehen, also habe ich es eingedeutscht ;-)

  • Den ersten Teil habe ich beendet und mich mit Renate und Onkel Heinrich angefreundet. Der Berufsstart von Renate ist ja ziemlich gruslig, aber Onkel Heinrich ist ihr eine große Hilfe. Die Trennung von Norbert war die richtige Entscheidung, da sie in einer Ehe mit ihm ,ihre Selbständigkeit verloren hätte.

  • SAHM und Tradwifes sind durchaus keine gleichwertigen Begriffe.. SAHM sagt ja erst einmal nur aus, dass die Mutter zuhause bleibt, während die Kinder klein sind. Und das wertfrei, im Gegensatz zu den Tradwifes, die ihr Lebenskonzept als das bessere darstellen (genau wie viele berufstätige Mütter es in Hinblick auf SAHMs auch tun).

    Da hast Du recht, die beiden Begriffe wollte ich auch nicht "gleichwertig" - in einen Topf werfen - es ging mir ganz wichtig um den Punkt Altersversorgung, der ja beide betrifft. :wave

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Das ist wahr und da stimme ich dir voll zu. Mir ging es halt um den Aspekt der gegenseitigen Toleranz und des Respektes für die Lebensentscheidungen der Anderen, ein Punkt, den sich Renate ja auch wünscht und den ich auch heute noch viel zu oft vermisse.

  • SAHM noch nie gehört den Begriff8| aber interessant

    ja ich war 12 Jahre zuhause allerdings weil ich nicht arbeiten gehen konnte im Schichtdienst mit den Kindergartenzeiten auf nem Dorf sehr schwierig.

    Ich wäre gern arbeiten gegangen *durfte* aber auch nicht.


    Und ich weiß das gerade in den Pflegeberufen auch heute die Anerkennung gerade für Frauen von den männlichen Arzt Kollegen nicht so akzeptiert werden wie gleichgeschlechtliche Kollegen. ?( selbst unter den Ärzten bei uns werden Unterschiede gemacht Gynäkologen und Anästhesisten…

    aber anderes Thema in das Buch bin ich gut reingekommen Renate mag ichbgern und den Onkel sowieso. Ich hoffe wir erfahren noch mehr.

  • Interessant ist ja auch, dass Renate eine ganze Wohnung für sich hat. Ich erinnere mich noch an die Wohnung meiner Großeltern nach dem Krieg. Ein Schlafzimmer für sie, eines für die noch zwei dort lebenden Töchter und eine Küche mit Tisch und Sofa. Die Toilette war am Schlimmsten, war auch für die obere Wohnung, also ziemlich viele Leute. Was ich meine, dass ihr Onkel und sie ein Haus für sich alleine haben, wo doch nach dem Krieg die Wohnungsnot auch wegen der vielen Flüchtlinge so groß war.

    Ich will jetzt nicht viel mehr schreiben, weil ich über diesen Abschnitt hinaus gelesen habe. Renate hat sich für den schwierigen Weg entschieden, aber sie schlägt sich bis jetzt gut. Professor Ellerman oder wie er heißt, war der schon in den vorherigen Büchern mal präsent. Ich habe ja alle gelesen und irgendwie klingelt es bei dem Namen.

    Dann hat mich meine Erinnerung also doch nicht getrogen. Ich habe nur so ein schlechtes Namensgedächtnis.

    Ich leider auch. Ich habe eben gesehen, dass dieser Beitrag von gestern nicht gepostet wurde. Nun ist er vielleicht schon fehl am Platz, aber ich lasse ihn mal so.

  • Dass an die schlimmen Zeiten der NS-Zeit erinnert wird und dass diese so nicht in Vergessenheit geraten, schätze ich an diesem Buch sehr. Es ist erschreckend, welche Gräueltaten damals geschahen und welche Wunden sie bei den Menschen hinterließen.


    Ähnliches mit dem Frauenbild, ich bin lange nach dieser Zeit geboren und es erschüttert mich, wie Frauen zu der damaligen Zeit behandelt wurden und macht mich dankbar für die Möglichkeiten, die inzwischen bestehen. Dieser Anspruch, den Norbert an Renate stellte war für mich unfassbar und hat mir erstmalig vor Augen geführt, wie die Frauen zu damaligen Zeiten leben mussten. Gleichzeitig fand ich es sehr bereichernd, dass Renate durch ihren Onkel so einen weitsichtigen Menschen an ihrer Seite hat, der so loyal zu ihr steht.


    Das Treffen der beiden Frauen hat nochmal einen weiteren Punkt aufgemacht, der sich mit dem Frauenbild der damaligen Zeit und mit dem internalisierten Patriarchat auseinandersetzt. Die Gegenüberstellung der beiden Seiten hat mir sehr gut gefallen und mich zum Nachdenken angeregt.

  • Interessant ist ja auch, dass Renate eine ganze Wohnung für sich hat. Ich erinnere mich noch an die Wohnung meiner Großeltern nach dem Krieg. Ein Schlafzimmer für sie, eines für die noch zwei dort lebenden Töchter und eine Küche mit Tisch und Sofa. Die Toilette war am Schlimmsten, war auch für die obere Wohnung, also ziemlich viele Leute. Was ich meine, dass ihr Onkel und sie ein Haus für sich alleine haben, wo doch nach dem Krieg die Wohnungsnot auch wegen der vielen Flüchtlinge so groß war.

    Ich will jetzt nicht viel mehr schreiben, weil ich über diesen Abschnitt hinaus gelesen habe. Renate hat sich für den schwierigen Weg entschieden, aber sie schlägt sich bis jetzt gut.

    Das ist ein guter Punkt, zeigt aber auch, in welch guten Verhältnissen sie lebt und dass sie dadurch womöglich diesen Weg überhaupt einschlagen konnte.
    Dadurch ist es ihr vielleicht erst möglich gewesen, den Antrag abzulehnen und sich für ihre Karriere zu entscheiden.

  • Den ersten Teil habe ich beendet und mich mit Renate und Onkel Heinrich angefreundet. Der Berufsstart von Renate ist ja ziemlich gruslig, aber Onkel Heinrich ist ihr eine große Hilfe. Die Trennung von Norbert war die richtige Entscheidung, da sie in einer Ehe mit ihm ,ihre Selbständigkeit verloren hätte.

    Da kann ich dir nur zustimmen. Mir hat auch total gut gefallen, dass er so loyal zu ihr steht und ihren Verlobten deshalb mochte, weil er wichtig für Renate war.

  • Ich erinnere mich, wenn meine Mutter manchmal erzählt hat, dass sie nach der Hochzeit 1962 mit der Arbeit aufgehört hat, obwohl diese ihr großen Spaß gemacht hat.


    Auf meine Frage nach dem Warum hieß es: das machte man damals einfach so, auch wenn (noch) keine Kinder da waren. Wenn die Frau damals weiter gearbeitet hat, war das ein Zeichen dafür, dass der Mann nicht genug für beide verdient hat.


    Ich denke auch nicht, dass das damals von meinem Vater ausging, denn als sie in den 70er Jahren (als mein Bruder und ich zur Schule gingen) wieder Teilzeit arbeiten ging, war das für ihn völlig OK. Ich hatte außerdem immer das Gefühl, die beiden würden eine gleichberechtigte Beziehung auf Augenhöhe führen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Vielen Dank für eure weiteren Eindrücke.


    Interessant ist ja auch, dass Renate eine ganze Wohnung für sich hat. Ich erinnere mich noch an die Wohnung meiner Großeltern nach dem Krieg. Ein Schlafzimmer für sie, eines für die noch zwei dort lebenden Töchter und eine Küche mit Tisch und Sofa. Die Toilette war am Schlimmsten, war auch für die obere Wohnung, also ziemlich viele Leute. Was ich meine, dass ihr Onkel und sie ein Haus für sich alleine haben, wo doch nach dem Krieg die Wohnungsnot auch wegen der vielen Flüchtlinge so groß war.

    Ja, Renate hat das große Glück, dass ihr Onkel das Mietshaus besitzt und die Wohnung gerade frei geworden war. Tatsächlich war die Wohnungsnot noch sehr groß und viele wohnten zur Untermiete oder noch in Schrebergärten. Es werden später auch noch andere Wohnverhältnisse beschrieben.

    Dass an die schlimmen Zeiten der NS-Zeit erinnert wird und dass diese so nicht in Vergessenheit geraten, schätze ich an diesem Buch sehr. Es ist erschreckend, welche Gräueltaten damals geschahen und welche Wunden sie bei den Menschen hinterließen

    In den 1950ern wurde darüber viel geschwiegen. Der Holocaust wurde erst in den 1960ern zum Thema, vorher war es schwer, etwas zu erfahren, auch wenn man es wissen wollte. Und seinen Namen bekam der Judenmord ja erst durch die US-Fernsehserie Holocaust mit Meryl Streep, die das Schicksal der Familie Weiß in den 197oer Jahren stellvertretend für Opfer der NS-Mordmaschinerie einem großen Publikum bekannt machte. Vorher gab es keinen Begriff. Einige Juden fanden es aber befremdlich, dass man dieses Verbrechen dann nach einer Fernsehserie benennt und so kam vor allem in jüdischen Kreisen der Begriff Shoah auf. Ich persönlich sage weiterhin Holocaust, weil ich dieses Wort von Kind auf kannte und weil ich nichts Verwerfliches daran finde, wenn solche Dinge durch Fernsehserien einem großen Publikum bekannt werden - ganz im Gegenteil, es zeigt, was sogenannte "Unterhaltungsliteratur" alles bewirken und erreichen kann. Da man schon viel über den Holocaust wusste, habe ich mich z.B. in "Im Lautlosen" und "Die Stimmlosen" mit der Euthanasie befasst, was das eigentlich bedeutete.

    Dieser Anspruch, den Norbert an Renate stellte war für mich unfassbar und hat mir erstmalig vor Augen geführt, wie die Frauen zu damaligen Zeiten leben mussten. Gleichzeitig fand ich es sehr bereichernd, dass Renate durch ihren Onkel so einen weitsichtigen Menschen an ihrer Seite hat, der so loyal zu ihr steht.

    Die meisten Frauen, die Karriere in der Zeit gemacht haben, hatten wohlwollende Männer oder Vaterfiguren an ihrer Seite. Das müssen nicht mal Verwandte gewesen sein, sondern einfach männliche Personen, die nicht nach Geschlecht, sondern Talent und Können gingen. Solche Männer gab es immer. Ohne unterstützende Männer hätten viele Frauen den Weg nicht geschafft. Deshalb ist die Emanzipation auch kein Kampf gegen Männer, sondern ein Kampf gegen Wertevorstellungen und das Ziel soll nicht der Sieg der einen Wertevorstellung über die andere sein, sondern die Toleranz, jeden nach seiner eigenen Facon glücklich werden zu lassen.

    Wenn die Frau damals weiter gearbeitet hat, war das ein Zeichen dafür, dass der Mann nicht genug für beide verdient hat

    Genau das ist ein Problem. Der gesellschaftliche Druck auf Männer und Frauen, die ein anderes Wertesystem gelebt haben. Oft hieß es über solche Männer auch, sie wären Faulpelze, wenn sie z.B. Arbeit hatte und er aus welchen Gründen auch immer nicht. Das ist aber auch in Thema in Band 2.