Frank Goldammer - Haus der Geister

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Im heißen August 1881 werden Kriminalrat Gustav Heller und sein Assistent Schrumm in die alte Villa von Adele Blumfeld gerufen, um den plötzlichen Tod eines Teilnehmers der gerade stattgefundenen Séance aufzuklären. Im Gegensatz zu Schrumm glaubt Heller keine Sekunde an Geister oder die übersinnlichen Kräfte der exzentrischen Gastgeberin. Doch das morbide Haus und vor allem Hermina, das stumme und seit einem Unfall schwer entstellte Dienstmädchen, scheinen ein Geheimnis zu hüten, dem Heller auf den Grund gehen will. Und was hat es mit dem »Roten Verlies« auf sich, von dem immer die Rede ist? Als es zu weiteren mysteriösen Todesfällen in der Villa kommt, nimmt Heller selbst an einer Séance teil und tappt beinahe in eine tödliche Falle …


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Frank Goldammer, Jahrgang 1975, ist gelernter Handwerksmeister und begann schon früh mit dem Schreiben. Die Bände seiner historischen Kriminalromanreihe über den Dresdner Kommissar Max Heller landen regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Goldammer lebt mittlerweile als freier Autor in seiner Heimatstadt Dresden.


    Allgemeines

    Zweiter Band der Reihe um Kriminalrat Gustav Heller

    Erschienen im dtv-Verlag am 13.02.2025 als TB mit 384 Seiten

    Gliederung: Roman in 23 Kapiteln

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive des Protagonisten Gustav Heller

    Handlungsort und -zeit: Dresden und Umgebung, August bis Winter 1881


    Inhalt

    Bei einer Séance des Mediums Adele Blumfeld hat ein Teilnehmer einen Schock und tödlichen Herzinfarkt erlitten. Kriminalrat Heller und sein Assistent Schrumm sollen sich eigentlich nur vergewissern, dass es sich um einen natürlichen Todesfall handelt; Heller ist jedoch skeptisch, als er hört, dass bei der Séance ein Geist erschienen sei und den Verstorbenen mit einer düsteren Anschuldigung zu Tode erschreckt habe. Als es in der düsteren Villa zu weiteren Todesfällen kommt, indem sich Teilnehmer der Séancen, die ebenfalls von einem rachedurstigen Geist angeklagt wurden, auf dem Dachboden erhängen, ist bei Heller das Maß voll. Als fortschrittsgläubiger Mann ist er davon überzeugt, dass es keine Geister sind, die in der Villa Blumfeld umgehen und mehrere Dresdner Bürger zum Selbstmord auf dem Dachboden verleiten. Er setzt alles daran, die Tricks des vermeintlichen Mediums zu enthüllen, doch das ist alles Andere als einfach, zumal Hellers Assistent Schrumm ihm keine große Hilfe ist. Dieser glaubt an Übersinnliches und hat Angst vor seinem eigenen Schatten, er bekreuzigt sich lieber, wenn Handeln angebracht wäre.

    Hermina, das Dienstmädchen der Frau Blumfeld, scheint ebenfalls etwas zu verbergen zu haben. Das Mädchen ist nach einem Unfall schrecklich entstellt und kann nicht mehr sprechen. So bleibt Heller erst einmal nichts Anderes übrig, als im Umfeld der Selbstmörder, die nach Aussage des Geistes in einem ominösen „Roten Verlies“ Sünden begangen hätten, zu ermitteln.


    Beurteilung

    „Haus der Geister“ bietet einen guten Einblick in die Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts, eine Zeit, in der viele – vor allem einfache- Menschen noch an die Existenz von Geistern glauben, während Andere von modernen technischen Errungenschaften begeistert sind und immer nach wissenschaftlichen Erklärungen für unerklärliche Phänomene suchen. Dieser Gegensatz wird von Heller und seinem Assistenten Schrumm eindrücklich verkörpert. Auch in anderer Hinsicht bilden die beiden ein gegensätzliches, aber vorteilhaft zusammenarbeitendes Team. Heller ist ein sehr intelligenter und beharrlicher Vermittler, aber er tritt oft impulsiv und polternd auf, der ängstliche Schrumm verfügt dagegen über wesentlich mehr Empathie und erreicht deshalb bei Befragungen oft mehr.

    Der Roman wirft ein Schlaglicht auf gesellschaftliche Strukturen einer Epoche, in der sich Mitglieder der oberen gesellschaftlichen Schicht immer noch mehr herausnehmen können als einfache Bürger und beanspruchen, straflos davonzukommen.

    Die Handlung ist komplex und intelligent strukturiert, die von Rückschlägen geprägten Ermittlungen von Heller werden sehr glaubwürdig präsentiert. Die Szenen in der düsteren Villa sind sehr atmosphärisch und haben viel Spannung zu bieten.

    Der Rechtsmediziner Löbbers steht für einen neuen Ansatz, indem er bei seinen Untersuchungen nicht nur den Körper Verstorbener und Tatverdächtiger untersucht, sondern auch psychische Zustände betrachtet und sich in diesem Zusammenhang für Krankheitsbilder interessiert, die Ende des 19. Jahrhunderts noch kaum bekannt sind.

    Es ist wegen der persönlichen Geschichte des Protagonisten empfehlenswert, aber für das Verständnis des aktuellen Kriminalfalls nicht unbedingt notwendig, zuvor den ersten Band „Tod auf der Elbe“ gelesen zu haben.


    Fazit

    Intelligent konstruiert, atmosphärisch dicht und spannend – ein sehr lesenswerter Krimi!

    10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3423264217