Man weiß niemals genau, womit sich Menschen in ihren eigenen vier Wänden herumschlagen müssen.* (Seite 135)
275 Seiten, kartoniert
Reihe: Shelter Springs 2
Verlag: Canary Street Press, Toronto 2024
ISBN-10: 1-335-92935-5
ISBN-13: 978-1-335-92935-8
Zum Inhalt (eigene Angabe)
Amanda Taylor und Rafe Arredondo haben eigentlich nur eines gemeinsam: sie sind nicht sonderlich begeistert, daß Amandas Großmutter Birdie und Rafes Großvater Paolo sich anscheinend näher kommen. Und dann sind da noch die Dämonen der Vergangenheit, die beide belasten und bis in die Gegenwart verfolgen. Eine Beziehung ist das letzte, was beide sich wünschen.
Dumm nur, daß das Schicksal es anscheinend anders beschlossen hat. Nach einem Unfall muß Rafe eine zeitlang kürzer treten. Da Birdie und Paolo im selben Haus wohnen, läuft man sich dauernd über den Weg. Und beim Weihnachtsmarkt sind die Stände auch nicht weit voneinander entfernt. Es bleibt nicht aus, daß man sich näher kommt. Doch hat das eine Zukunft?
Über die Autorin
RaeAnne Thyne hat Journalismus studiert und danach als für eine Tageszeitung gearbeitet. Schon damals begann sie nebenbei zu schreiben; ihr erster Roman erschien 1996. Seither hat sie über 60 Bücher veröffentlicht. Mit ihrer Familie lebt sie im Norden Utahs.
Informationen im Internet:
- Die Webseite der Autorin (in englischer Sprache)
- Die Seite bei fantasticfiction.com (in englischer Sprache)
- Die Seite zum Buch beim Verlag (mit Leseprobe, in englischer Sprache)
Meine Meinung
Recht bald nach Lesebeginn habe ich gestutzt: da stimmt doch etwas nicht? Der Beginn hier paßte so gar nicht zum Ende des Vorgängerbuches, das ich direkt zuvor gelesen hatte. Hat die Autorin da etwas durcheinander gebracht? Trügt meine Erinnerung?
Weder - noch. „Christmas at the Shelter Inn“ endete mit einem Epilog, der drei Jahre nach den dort erzählten Geschehnissen angesiedelt war. Dieses Buch beginnt etwa ein Jahr nach „Christmas at the Shelter Inn“, als die Entwicklungen des Epilogs gerade erst begonnen hatten. Also alles in Ordnung. Beide Bücher lassen sich übrigens völlig unabhängig voneinander lesen; was aus dem ersten Band wichtig zu wissen ist, wird hier an passender Stelle eingefügt. Liest man „The December Market“ allerdings zuerst, erfährt man das Ende des vorigen Buches, das läßt sich dann nicht vermeiden.
Die Rückkehr nach Shelter Springs fiel mir sehr leicht; dabei empfand ich es durchaus als Vorteil, den Vorgängerband direkt davor gelesen zu haben. Einige der hier vorkommenden Figuren kannte ich bereits, neue kamen natürlicherweise hinzu. Da hier Amanda Taylor, die Schwester von Griff Taylor, die Hauptrolle hat, ist sie weitgehend von denselben traumatischen Ereignissen, mit deren Folgen ihr Bruder im „Shelter Inn“ klar kommen mußte, belastet. Hier geht es nun darum, welche Folgen die Vergangenheit für sie hat. Die Situation wird dadurch nicht gerade erleichtert, daß Rafe Arredondo ebenfalls von jenen Ereignissen betroffen ist - allerdings im Vergleich zu Amanda von der „anderen Seite“ (also der der Opfer) her.
Wieder also die Wochen vor Weihnachten, wieder zwei Figuren, die durch schlimme Ereignisse in der Vergangenheit irgendwie miteinander „verbunden“ sind, und wieder müssen die beiden damit irgendwie zurecht kommen. Und doch ist dieses Buch ganz anders als das vorige.
Wegen einer Verletzung benötigt Rafe, der zudem einen kleinen Sohn hat, Hilfe - ob er will oder nicht. Mit Amanda kommt er durch einen von seinem Sohn verursachten Unfall in Kontakt - zudem scheint sich zwischen Amandas Großmutter Birdie und Rafes Großvater Paolo eine Beziehung zu entwickeln. So bleibt es nicht aus, daß man sich näher kommt, obwohl ursprünglich eigentlich von beiden keine Beziehung gewünscht wird. Aus Rafes Sicht kommt erschwerend hinzu, daß er vor drei Jahren seine Frau unter tragischen Umständen verloren hat und nun möglichst einen Bogen um alle Menschen macht, die er für psychisch labil oder zumindest belastet hält. Da er bei Amanda Anzeichen für so eine Belastung sieht, ist er doppelt vorsichtig.
Man kann sich denken, daß es auf Dauer nicht beim „gegenseitig auf Abstand halten, es darf keine Beziehung entstehen“ bleiben wird - das würde ja nicht zum Genre passen. Wesentlich ist, wie die Autorin diese Annäherung, dieses langsame über Bord werfen der Vorsätze, beschreibt bzw. sich entwickeln läßt. Und das fand ich ziemlich gut und glaubwürdig geschrieben. Bis hin zur „Katastrophe“, die die Entwicklung beschleunigt und zum Abschluß bringt.
Die Autorin hat es wiederum vermocht, mich für einige schöne Lesestunden nach Shelter Springs zu entführen, dem Leben der teils schon bekannten, teils neu hinzugekommenen Figuren zu folgen und daran teilzuhaben. Ein Buch, das mir etwas Weihnachtsstimmung vermittelt hat und das ich, fast hätte ich geschrieben, glücklich und zufrieden nach der letzten Seite geschlossen habe. Nun - ich habe es tatsächlich geschrieben, und so soll es denn auch so stehen bleiben.
Mein Fazit
Ein Buch mit der richtigen Mischung aus „Freud und Leid“, gepaart mit vorweihnachtlichen Aktivitäten und Stimmung - also genau richtig für die Advents- und Weihnachtszeit.
Originaltext
* = You never really know what people might be struggling through within the walls of their own home. (S. 135)
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ASIN/ISBN: 1335929355 |