'Fernwehland' - Seiten 081 – 162

  • Welch ein Drama, beim Nachlesen im Netz hatte ich gelesen, dass ein Passagier der Stockholm ums Leben gekommen ist. Ausgerechnet Per, frisch verheiratet mit der lieben Frida, menno. Stimmt es, dass das Opfer damals tatsächlich in den Flitterwochen war? ist das überliefert?

    Auch wenn dieser Tod Fiction ist, so hat er doch berührt. Auf der Hochzeitsreise, das ist doch grausam. Und kein Körper, um ihn zu beerdigen. Das gärt in der Psyche von Frida. Sie wirkt so einsam auf mich.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Foundation - Isaac Asimov

    ab 10.2. LR - Fernwehland - Kati Naumann



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Danke Gucci fürs recherchieren, das wollte ich auch machen heute, kann ich mir nun sparen

    Ich mach das ja ganz ganz selten, dass ich googel während ich ein Buch lese. Ist immer sehr erfreulich für mich, dass andere das machen und mich teilhaben lassen. :*

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Foundation - Isaac Asimov

    ab 10.2. LR - Fernwehland - Kati Naumann



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich schreibe immer als erstes komplett die Vergangenheit, ohne mich um die Gegenwart zu kümmern. Meine Figuren sind ja erst durch die Vergangenheit zu dem geworden, was sie heute sind. Und bevor ich das mit ihnen durchlebt habe, kann ich ihr gegenwärtiges Wesen nicht schreiben. Erst wenn die Vergangenheitsebene komplett mit Kürzungen und Überarbeitungen fertig ist, mache ich mich an die Gegenwartsebene, die vor allem die Aufgabe hat, die Lücken und Sprünge in den Zeiten zu füllen und alles zusammen und bei der Stange zu halten :-)

    Das erscheint mir total logisch. Ich vermute mal, wenn ich so deine umfangreichen Recherchen und die zwei Zeit-Handlungsstränge angucke, du bist sehr strukturiert in deiner Arbeit. :)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Foundation - Isaac Asimov

    ab 10.2. LR - Fernwehland - Kati Naumann



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich schreibe immer als erstes komplett die Vergangenheit, ohne mich um die Gegenwart zu kümmern. Meine Figuren sind ja erst durch die Vergangenheit zu dem geworden, was sie heute sind. Und bevor ich das mit ihnen durchlebt habe, kann ich ihr gegenwärtiges Wesen nicht schreiben. Erst wenn die Vergangenheitsebene komplett mit Kürzungen und Überarbeitungen fertig ist, mache ich mich an die Gegenwartsebene, die vor allem die Aufgabe hat, die Lücken und Sprünge in den Zeiten zu füllen und alles zusammen und bei der Stange zu halten :-)

    Das ist ja interessant!


    Ich hatte das Buch „Wo wir Kinder waren“ einer Freundin ausgeliehen, die in der Nähe aufgewachsen ist und sie meinte, dass sie das Buch, nachdem sie es beendet hatte, nochmal gelesen hat und zwar nur die Vergangenheitsebene. Das hat für sie auch gut funktioniert und sie mitgenommen. Wahrscheinlich deshalb.

  • Was Elli angeht, grüble ich ja auch über ihr Anliegen. Ich hatte auch schon eine Vermutung à la "sie sucht an Bord ihren Vater" - aber ob das wiederum Henri sein könnte? Nun, wir werden ja sehen, wie sich die Geschichte weiterentwickelt und ob jeder an Bord das findet, wonach er sucht... :lache


    Auf jeden Fall hat mir auch der 2. Abschnitt wieder sehr gut gefallen.

    So eine Vermutung habe ich auch, nachdem betretenes Schweigen herrschte, als die Frage nach Kindern aufkam. Da kommt bestimmt noch was.

  • Nachdem ich, wahrscheinlich aus Zeitmangel, ein bisschen holprig ins Buch gekommen bin, bin ich nun angekommen. Die Vergangenheitsebene gefällt mir immer noch besser, da ist soviel Stoff drin, dass die Gegenwart nur als Überleitung dient.


    Frida tut mir total leid, auf der Hochzeitsreise ihren Mann verloren zu haben. Was für ein Graus. Wie ihr Leben wohl weiterging? Ich hoffe, sie hatte trotz allem glückliches Leben. Wenn sie sich die Reisen immer wieder leisten konnte - selbst durch Sparen - , ging es ihr wohl finanziell nicht allzu schlecht. Es gefiel mir sehr, dass sie diese Reisen zelebriert und die Cocktails trinkt, wie sie es damals gemacht hat. Die Schilderung, wie das junge Paar auf der Reise miteinander umgegangen ist, ist so liebevoll, richtig schön.

  • Das erscheint mir total logisch. Ich vermute mal, wenn ich so deine umfangreichen Recherchen und die zwei Zeit-Handlungsstränge angucke, du bist sehr strukturiert in deiner Arbeit. :)

    Eigentlich bin ich gar nicht so strukturiert, sondern eher intuitiv. Aber für diese Bücher habe mir im Laufe der Zeit einige Strukturen angewöhnt, die sich bewährt haben, die Arbeit erleichtern und Fehler vermeiden. Dazu gehören Lebensläufe meiner Figuren, Zeichnungen ihr Wohnungen, Zeitübersichten über historische Ereignisse, Veränderungen in den Handlungsorten (Straßenpflasterung, Straßenbeleuchtung, Abwasser usw), Meine Recherchebücher haben Seitenzahlen und Klebereiter, so finde ich bestimmte Themen schneller wieder usw.

  • Deinen ersten Satz hatte ich mit meinen Worten so notiert:
    Warum geben sich die Deutschen nicht zu erkennen beim Kapitänsdinner?


    Habe ihn dann nicht im Leseabschnitt gepostet, weil zumindest Henri eine Erklärung im Buch gibt. Als ehem. DDR Bürger fühlt er sich nach 30 Jahren noch nicht als Deutscher angesprochen.

    Meine Notiz bezog sich jedoch auf alle Schiffspassagiere, so hätte ich sie auch doch hier anbringen können. Sind die beiden als einzige Deutsche an Bord oder warum meldet sich keiner?

    Das Schiff ist ja in Poole gestartet, also sind dort eher keine Deutschen zugestiegen und es ist auch keins von den extrem großen Schiffen, darauf passen nur 550 Passagiere. Sie könnten also durchaus die einzigen Deutschen gewesen sein.

  • Die Geschichte der Andrea Doria hatte ich zuvor auch bei Wikipedia gelesen. So war ich vorgewarnt, als die Stockholm mit hoher Geschwindigkeit in den Nebel fuhr.


    Die Steckenpferd-Bewegung war mir völlig unbekannt. Ich mag es, wenn diese Art Historie in einen Roman eingebaut werden.


    Frida ist sehr liebenswert und ihre Rituale sind recht schön. Traurig ist aber, dass sie jahrzehntelang eigentlich nur in der Vergangenheit lebte.

  • Frida ist sehr liebenswert und ihre Rituale sind recht schön. Traurig ist aber, dass sie jahrzehntelang eigentlich nur in der Vergangenheit lebte.

    Da war ich mir nicht ganz so sicher *, es ist aber zu vermuten, da sie ja anscheinend nie mehr einen neuen Partner hatte.


    * = es hätte ja durchaus auch sein können, dass sie in der restlichen Zeit wieder zu einem neuen Leben gefunden hat, aber immer, wenn sie es sich leisten kann, einen Ausflug in ihr altes Leben macht; in das, was hätte sein können. Aber letztlich gebe ich Dir recht - es ist anzunehmen, dass sie sich nie aus ihrer Ehe lösen konnte.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • DDR-Bürgern ist das "Deutschsein" regelrecht abtrainiert worden. Wir waren DDR-Bürger, keine Deutschen. Deutsche, das waren in der offiziellen Staatsversion die kapitalistischen und damit bösen Westdeutschen. Die Deutsche Seereederei der DDR wurde in Deutfracht umbenannt, damit bloß nicht mehr das Wort "deutsch" im Namen vorkam. So mancher spürt das bis heute und es wirkt sich bei den einen so aus, dass sie endlich stolz auf ihr Land sein wollen und bei den anderen, dass sie noch immer damit fremdeln.

    Diesen Einblick finde ich sehr interessant, danke dafür! :waveIch glaube aber auch, dass sich viele Westdeutsche mit dem "Deutschsein" schwertun, zumindest viele aus meiner Umgebung (Bayern).


    Zufällig habe ich diese Woche ein Interview im Radio gehört, bei dem es genau um dieses Thema ging. Dominik Wullers (aufgewachsen als people of color und erst wenig Gefühl ein Deutscher zu sein, vertritt heute Deutschland in einem NATO-Ausschuss) hat ein Buch mit dem Titel "Ich bin Deutschland" geschrieben und da geht es wohl viel um Identität, auch um nationale. Er führt dieses auch von ihm festgestellte Gefühl der Scham unter anderem auf unsere unrühmliche Vergangenheit, zum anderen aber auch auf die "Zurückhaltung" der Deutschen zurück. Große, laute Gefühlsregungen sind jetzt nicht unbedingt etwas, was man mit Deutschen verbindet :grin (ist natürlich ein Klischee, aber wie so oft ist da sicher was dran).


    So wundert es mich nicht, dass sich auf dem Schiff niemand deutlich zu Wort meldet, selbst wenn es noch eine Handvoll Landsleute gegeben hätte. Ich hätte auch allenfalls in die Menge gewunken, aber das kriegen ja nur die unmittelbar angrenzenden Personen mit.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • DDR-Bürgern ist das "Deutschsein" regelrecht abtrainiert worden. Wir waren DDR-Bürger, keine Deutschen. Deutsche, das waren in der offiziellen Staatsversion die kapitalistischen und damit bösen Westdeutschen. Die Deutsche Seereederei der DDR wurde in Deutfracht umbenannt, damit bloß nicht mehr das Wort "deutsch" im Namen vorkam. So mancher spürt das bis heute und es wirkt sich bei den einen so aus, dass sie endlich stolz auf ihr Land sein wollen und bei den anderen, dass sie noch immer damit fremdeln.

    Danke für diese wirklich interessante Information.

  • Da war ich mir nicht ganz so sicher *, es ist aber zu vermuten, da sie ja anscheinend nie mehr einen neuen Partner hatte.


    * = es hätte ja durchaus auch sein können, dass sie in der restlichen Zeit wieder zu einem neuen Leben gefunden hat, aber immer, wenn sie es sich leisten kann, einen Ausflug in ihr altes Leben macht; in das, was hätte sein können. Aber letztlich gebe ich Dir recht - es ist anzunehmen, dass sie sich nie aus ihrer Ehe lösen konnte.

    Das habe ich mir auch überlegt. :/ Ich glaube, da wissen wir einfach (noch) zu wenig über sie, um das beurteilen zu können. Auf dem Schiff lebt sie sehr in der Vergangenheit, ja, aber vielleicht lebt sie "außen" ein ganz anderes Leben und braucht diese bewussten "Erinnerungszeiten".

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich mag beide Zeitebenen und weiß gar nicht, welche mir besser gefällt. Die Gegenwartsgeschichte ist eher "erholsam" und entspannend, von den Erlebnissen der drei (jetzt vier) auf dem Schiff zu lesen, auch wenn natürlich die ein oder andere Schwierigkeit durchklingt. Den Vergangenheitsfaden finde ich sehr interessant, vor allem das Leben in der DDR nach dem Krieg. Erwin hat es bestimmt hart getroffen, dass er seinen Lebenstraum vom Meer nicht ausleben kann, aber er lässt sich überhaupt nichts anmerken. Weder gegenüber Marion und schon gar nicht gegenüber Henri. Das finde ich sehr verantwortungsvoll von ihm!


    Besonders gut gefallen mir die Überschneidungen zwischen den einzelnen Personen und auch Zeiten, die immer wieder sehr geschickt eingewoben sind. Das finde ich super gemacht! :anbet


    Was ich von Elli halten soll weiss ich noch nicht. Im Moment ist sie mir noch nicht sympathisch.

    Viel kann ich zu Elli noch nicht sagen. Sie kommt uns natürlich etwas wie ein Störenfried der trauten Dreisamkeit vor, aber dafür kann sie ja eigentlich nichts. :grin Das Duzen hat mich nicht gestört, da ist sie einfach eine ganz andere Generation als die drei "Senioren", aber dass sie Frieda so ignoriert und dann nur noch in ihr Handy schaut, geht natürlich gar nicht! Auf alle Fälle ist ihr alleiniges Auftauchen auf so einem Schiff durchaus seltsam. Wenn es ihr nur um eine Kreuzfahrt ginge, hätte sie sicher ein anderes Schiff gefunden, auf dem sie mehr Anschluss hätte. Da bin ich gespannt!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Frida tut mir total leid, auf der Hochzeitsreise ihren Mann verloren zu haben. Was für ein Graus. Wie ihr Leben wohl weiterging? Ich hoffe, sie hatte trotz allem glückliches Leben. Wenn sie sich die Reisen immer wieder leisten konnte - selbst durch Sparen - , ging es ihr wohl finanziell nicht allzu schlecht. Es gefiel mir sehr, dass sie diese Reisen zelebriert und die Cocktails trinkt, wie sie es damals gemacht hat. Die Schilderung, wie das junge Paar auf der Reise miteinander umgegangen ist, ist so liebevoll, richtig schön.

    Ja, man hätte ihnen zu gerne eine längere gemeinsame Zeit gewünscht.