'Fernwehland' - Seiten 314 – Ende

  • Da ich grade so im "Leseschwung" war und Zeit hatte, musste ich natürlich sofort weiterlesen. :lache


    Die Reise nähert sich dem Ende und die losen Fäden werden langsam verknüpft...


    Als das Schicksal der Völkerfreundschaft das erste Mal in Frage steht, setzt sich Simones Kajütengenossin Bubi ab, zum Glück hat das keine Konsequenzen für Simone.


    Ich kann Karins Unzufriedenheit verstehen. Durch ihren Bruder sieht sie, was jenseits des eisernen Vorhangs alles möglich wäre. Aber eben nicht für sie. Ihr Wunsch nach einem Werbe-Studium in Berlin wird von den Genossen schnöde abgelehnt.


    Elli erinnert Henri an seine Schwester, mit der er sich bereits Anfang der 80er Jahre verkracht hat. Wir haben ja schon längst geahnt, dass Elli ihre Tochter ist.


    Überrascht hat mich hier allerdings, dass Henri und Simone erst seit ein paar Monaten ein Paar sind. Über das Ehemaligenforum haben sie sich wieder- und zueinander gefunden. Nachdem Henri ja nicht mehr zur See fahren durfte, haben sie einander aus den Augen verloren. Heutzutage ist sowas mit Internet & Co. natürlich einfacher, jemanden wiederzufinden. Selbst, wenn dieser so einen Allerweltsnamen wie Simone Müller trägt. :lache


    Natürlich kommt es zum Eklat, als Elli offenbart, dass sie Karins Tochter ist, die gegen Karins Willen den Versuch gestartet hat, die Familie wieder zu vereinen. Etwas, das sich Vater Erwin ja bis zu seinem Tod gewünscht hat.


    Natürlich war es schwer für Henri: Nachdem seine Schwester den Ausreiseantrag gestellt hat, wurde ihm sofort sein Seefahrtsbuch genommen. Eine Konsequenz, die seine Schwester nicht beabsichtigt hatte. Dadurch kam er nie wieder auf ein Schiff zurück und verlor Simone aus den Augen. Er braucht lange, bis er sich wieder gefangen hat.


    Karin hat ihm die Seefahrt genommen – aber er hätte ja nach der Wende wieder auf See gehen können. Das kann er ihr also nicht anlasten. Hat er aber wegen einer Frau nicht gemacht. Henris Vorwurf „euch hat keiner aus der Familie die Schifffahrt versaut“ ließ mich grinsen. Doch, doch...


    Karin wollte sich immer mit ihm versöhnen, auch auf der Beerdigung des Vaters war sie dabei. Damals ist sie nur mit einem Koffer ausgereist – aber seine Postkarten waren alle mit dabei.


    Das Ende ist zwar so halbwegs offen, aber eigentlich ist für mich klar, dass sich die beiden Geschwister nach so vielen Jahren miteinander aussprechen und aussöhnen werden. Oder sieht das von euch jemand anders?

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Das Buch schenkt schöne Lesestunden und so habe ich es auch gestern noch beenden wollen.:lesend

    :blumeDANKE FÜR DAS TOLLE BUCH



    Frage an Kati Naumann:
    Wenn Du die Möglichkeit gehabt hättest, mit der Astoria zu reisen, hättest Du diese Recherchereise gern gemacht? Hat die Nachricht, dass das Schiff mit ungewisser Zukunft seit 2019 in Rotterdam liegt, den Ausschlag gegeben, diesen Roman zu schreiben (Idee geliefert)?



    Absolut überrascht hat mich, als ich auf S. 410 las, "1970: Die DDR zählt zu den bedeutendsten Seefahrernationen der Welt, ...größte europäische Flotte. Mehr als 10.000 Seeleute fahren auf 203 Schiffen und laufen Häfen in über 100 Ländern an."
    Ein Land, welches seine Bürger anstiftet sich gegenseitig zu bespitzeln und etliche Freiheiten nimmt, hat so viele Seefahrer, für die außerhalb der Dreimeilengrenze ein freieres Leben gilt. Fühlten Sie sich frei oder doch eingesperrt? Dank Stenaline sehen sie die westliche Welt, erleben wie das Schiff "Völkerfreundschaft" für diese Reisenden gestylt wird, erhalten Trinkgelder in schwedischer Krone.

    Wie Bubi haben einige der Besatzung ihre Chance genutzt in einem westl. Hafen vom Schiff zu fliehen.

    Hast Du zufällig auch mit jemandem sprechen/ schreiben können, der diesen Weg damals gewählt hat und womöglich nach Deutschland zurück gekehrt ist? Gut auch möglich, dank www. dass diese Personen später auch wieder Kontakt mit früheren Besatzungsmitgliedern aufgenommen haben und man sich gegenseitig erzählt hat, wie es einem weiter ergangen ist.


    Ich verstehe Elli und habe auch Verständnis für Karin. Sie wusste nicht, dass ihr Antrag auf Ausreise bewirkt, den Verlust der brüderlichen Existenz und bestimmt auch Schwierigkeiten für ihre Eltern. Henri ist unversöhnlich und hat sich über Jahre um Familie gebracht. Das ist so schade und Brüche passieren leider in vielen Familien. Wie gut, dass er bei Dora sich wohlfühlte und ihre alte Liebe zur Diesbar ihm die richtige Aufgabe gab.

    Ich fand gut, dass Karin vor der Ausreise Henri noch geschrieben hat und auch später. Er hat die Post jedes Mal ungelesen zerrissen. Ihm reichte, wenn seine Eltern bestimmt immer wieder von seiner Schwester berichtet haben. Wobei mich wundert, dass ihre Post zu DDR Zeiten ankam. Ich hätte gedacht, dass der Staat den Kontakt untersagt hätte. Vielleicht war es auch so, denn die meisten Jahre waren in der Zeit des vereinten Deutschlands, dass sie erst dann versucht hat, ihn brieflich zu erreichen.


    Rührend, dass sie in ihrem Koffer seine Postkarten mitgenommen und immer aufgehoben hat. Selbst bei der Beisetzung des Vaters hat er sie wie eine Fremde behandelt. Haben wir eigentlich erfahren, ob Marion länger vor dem Vater verstorben ist.

    Es ist furchtbar, vom bewunderten Matrosen in chicer Ausgehuniform mit Weitblick als Hilfsarbeiter in einem VEB zu landen - der früheren Freiheit beraubt. Zehn Jahre später hätte er vielleicht wieder auf ein Schiff zurückkehren können - aber, es wäre nie wieder so gewesen wie damals.

    Simone und Henri wurde aufgrund Karins gestellten Ausreiseantrags die Chance auf ein gemeinsames Leben genommen. Das ist traurig, aber Henri hätte auch versuchen können früher Simone zu finden oder auch sie Henri. Aber gut, das Leben hat sie nun zusammen geführt. Er war auch verheiratet, von Simone wissen wir es nicht oder ich habe es überlesen. Vielleicht hätte es damals auch gar nicht mit ihnen geklappt?


    Der Roman schafft hervorragend, die Emotionen zu transportieren, lässt einen die Verbundenheit der Belegschaft spüren, wie es war auf der Völkerfreundschaft zu arbeiten, das Tor der Freiheit zu erleben.

    Frida ist auch eine tolle Protagonistin, deren Geschichte so wunderbar die Handlung begleitet und miterleben lässt.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Gucci


    Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Karins Kontakt zur Familie sich erst nach der Wende wieder intensivierte. Soviele Jahre waren das ja nicht mehr bis dahin. Und solange die Mauer noch stand, könnte es natürlich schwieriger gewesen sein. :gruebel


    Ja, ich bin auch der Meinung, dass Henri sich viel selbst eingebrockt hat. Sein Traum ist "dank" seiner Schwester geplatzt, aber es hätte noch andere Möglichkeiten gegeben.


    Und nach der Wende hätte er sowieso wieder an Bord gehen können. Und, wie Du auch erwähntest, schon früher nach Simone (und anderen ehemaligen Bordkollegen) suchen können. Da ist er schon ein Gutteil selbst an seiner Misere schuld, insgeheim lastet er aber alles Karin an.


    Karin hätte sich allerdings denken können, dass ein Ausreiseantrag Konsequenzen für die Familie hat. So naiv kann man zu der damaligen Zeit nicht gewesen sein, als dass man so etwas nicht im Umfeld mitbekommen hat, dass Nichtanpassung prompt bestraft wurde. :gruebel Absicht war es von ihr sicher nicht, aber vermutlich hat sie das Beste gehofft und die Konsequenzen (die ja nicht sie tragen muss...) in Kauf genommen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Könnt ihr meinen Beitrag von oben sehen? In der Übersicht wird mir angezeigt, dass der Beitrag von Gucci der letzte in diesem Abschnitt ist. :gruebel Komisch.

    Ja, kann ich. Bei mir hakte es gestern und heute auch beim Einstellen meines Leserundenbeitrags. Erst nach vier Minuten hörte die "Eieruhr" auf und ich hatte jedes Mal Angst, dass mein Beitrag nicht mehr da und ich ihn neu schreiben muss.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Auch ich wurde gestern fertig und finde, dass ist ein schönes Buch zum eintauchen.


    Viele Informationen, die man auf unterhaltsamen Weg bekommt. Man merkt gar nicht, was man da beim Lesen alles gelernt hat. :)

    Die Steckenpferdbewegung kannte ich zum Beispiel überhaupt nicht und wie Gucci schreibt, dass es soviele Seeleute und Schiffe in der DDR gab wusste ich auch nicht. Auch hab ich nicht damit gerechnet, dass da Ausländer mitdurften und das Schiff dafür nach westlich Maßstäben präpariert wurde. Und dass dann natürlich auch westliche Häfen angefahren wurden.

    Aber klar, die DDR brauchte die Devisen.


    Die Geschichte und Simone, Henri, Frieda und Elli fand ich sehr schön und auch, dass das Ende nicht so romantisiert wurde, wie das oft der Fall ist. So bleibt Raum, sich selbst zu überlegen wie es weitergeht. Ob Henri wirklich Frieden mit Karin schließt, ob es Frida nach Kötzschenbroda schafft, wie das Verhältnis zu Elli weitergeht und und und.


    Vielen Dank für das schöne Buch und das ich an der LR teilnehmen durfte. Die Rezession Rezension folgt dann die Tage.

  • Warum ich aber eigentlich in diesen Abschnitt geklickt habe, war, dass ich unbedingt noch kommentieren möchte:

    Mir hat sehr gut gefallen, dass Elli all die Postkarten auf der Reise an Frida abgeschickt hat.

    Etwas schade ist, dass sie die Überraschung ausplaudert. Von ihrer Mutter hat sie in all den Jahren erzählt bekommen, wie schön es doch war, über Postkartengrüße an den Erlebnissen teilzuhaben. Frida hat die Zeit auf dem Schiff genossen, es waren immer Menschen um sie herum und umso ungewohnter wird die Stille, der fehlende Trubel in den ersten Tagen nach der Rückkehr sein. Da kommen Ellis Postkarten, wenn sie nach und nach ankommen, als tolle Erinnerungen an ihre Reise an.

    Einige von uns Eulen haben das Postkartenschreiben in den letzten vier Jahren - Corona gab die Idee - ins Foren"programm" aufgenommen. So haben manche die Freude beim Briefkastenöffnen, überraschend Karte/n vorzufinden, auch wiederentdeckt.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Das hoffe ich nicht für die Wirtschaft. Schreib :pclieber eine Rezension.;)

    Ja, das ist besser, da hast du recht :lache. Die sch... Rechtschreibkorrektur :kopfdreher


  • Am Anfang fand ich Elli ja ein wenig nervig und anstrengend, aber sie mausert sich ja. Letztlich ist sie ja auch noch eine sehr junge Frau und vermutlich wußte sie beim Betreten des Schiffes selbst noch nicht so recht, wie sie ihren Plan anpacken soll. :grin


    Nun ja, Elli musste die Überraschung ausplaudern, sonst hätten ja wir nicht davon erfahren. :lache


    Ja, ich finde es auch immer sehr schön, wenn man nicht nur Werbung und Rechnungen im Briefkasten findet, sondern immer wieder auch liebe Post. Da finde ich unsere Snail Mail-Eulen nach wie vor eine ganz grandiose Sache!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Nun ja, Elli musste die Überraschung ausplaudern, sonst hätten ja wir nicht davon erfahren. :lache

    Einerseits

    Andererseits hätte sich dann noch ein Epilog angeboten, wie Frida nach Urlaubsrückkehr zuhause den Briefkasten öffnet und vielleicht schon drei Postkarten vorfindet. Dann würden wir erfahren, ob Elli von der Reise/dem besuchten (ausführlich) berichtet oder "nur" Grüße schickt😉. Ich glaube jetzt an vollgeschriebene Karten.

    Handschriftliche Post, damit ist sie eine Exotin als um die Jahrtausendwende Geborene.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Gucci

    Ich hätte mit beidem gut leben können.


    Aber ein Epilog "nur" wegen der Postkarten wäre auch ein wenig "dürftig" gewesen. Dann hatte vielleicht auch "reingesollt", wie es mit Henri und seiner Schwester weiterging undundund. Ne, für mich passt es schon so. :lache

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Gucci

    Ich hätte mit beidem gut leben können.


    Aber ein Epilog "nur" wegen der Postkarten wäre auch ein wenig "dürftig" gewesen. Dann hatte vielleicht auch "reingesollt", wie es mit Henri und seiner Schwester weiterging undundund. Ne, für mich passt es schon so. :lache

    Für mich passt es auch absolut so. Habe nichts an der Romanerzählung auszusetzen. Es ist "rund".

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Einerseits

    Andererseits hätte sich dann noch ein Epilog angeboten, wie Frida nach Urlaubsrückkehr zuhause den Briefkasten öffnet und vielleicht schon drei Postkarten vorfindet. Dann würden wir erfahren, ob Elli von der Reise/dem besuchten (ausführlich) berichtet oder "nur" Grüße schickt😉. Ich glaube jetzt an vollgeschriebene Karten.

    Handschriftliche Post, damit ist sie eine Exotin als um die Jahrtausendwende Geborene.

    Ich stelle mir auch vollgeschriebene Karten vor und Treffen mit Kaffee und Kuchen am Seemanssonntag. Meine Tochter ist immer meine erste Leserin und sie wünscht sich meist einen Epilog, nur für sich :-) Aber meine Lektorin sagt dann immer, dass ein offenes Ende besser für die Fantasie der Leser ist - dann fliegt er wieder raus.

  • Und auch zum letzten Abschnitt möchte ich euch noch Bilder zeigen. Zum einen seht ihr hier das Innenschwimmbecken der "Völkerfreundschaft". Zum anderen Bilder von der "Astoria", wie sie heute aussieht. Zur Zeit meiner Recherche lag sie im Walhafen von Rotterdam. Heute irgendwo zwischen Helgoland und Cuxhaven. Hier bekommt ihr einen Einblick in die Kabinen, Decks, Speisen usw. von einer der letzten Fahrten: https://www.neonbubble.com/tra…suite-gala-cruise-review/



  • Das Buch schenkt schöne Lesestunden und so habe ich es auch gestern noch beenden wollen.:lesend

    :blumeDANKE FÜR DAS TOLLE BUCH



    Frage an Kati Naumann:
    Wenn Du die Möglichkeit gehabt hättest, mit der Astoria zu reisen, hättest Du diese Recherchereise gern gemacht? Hat die Nachricht, dass das Schiff mit ungewisser Zukunft seit 2019 in Rotterdam liegt, den Ausschlag gegeben, diesen Roman zu schreiben (Idee geliefert)?

    Danke für Deine lieben Worte, ich freue mich so sehr, dass Du den Roman so gern gelesen hast!


    Zu Deiner Frage: Das Thema stand schon vorher fest und es gab dafür auch schon einen Vertrag. 2019 fuhr das Schiff auch noch, deshalb spielt die Gegenwartsebene auch im Jahr 2019. Anfang 2020 fanden dann die letzten Kreuzfahrten statt und seit Frühjahr 2020 liegt die Astoria still. (Ich hoffe, ich habe hier in der Leserunde nicht versehentlich ein falsches Jahr hingeschrieben)


    Ich suche immer nach Themen, die für mich schon früher, also in der DDR und damit als Kind oder Jugendliche, wichtig oder bekannt waren und die "Völkerfreundschaft" kannte einfach jeder bei uns. Das war von allen der Traum, damit einmal mitfahren zu können, aber kaum einem ist das gelungen. Meine Kindheitserinnerung an dieses wundervolle große Schiff, das in ferne Länder fährt, ist also der Auslöser gewesen.