Wir töten Stella – Marlen Haushofer

  • Claasen

    72 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Was Marlen Haushofer auszeichnet, ist ihre Fähigkeit, in scheinbar schlichter Sprache messerscharfe Beobachtungen anzustellen, die unter die Haut gehen. So auch in der meisterhaften Novelle Wir töten Stella, einer furiosen und nüchternen Darstellung der Machtstrukturen und -kämpfe in einer Familie, einer eiskalten Bestandsaufnahme einer gescheiterten Beziehung: Aus ängstlicher Bequemlichkeit und dem vergeblichen Wunsch, dem Sohn eine perfekte Familie vorzugaukeln, nimmt eine Ehefrau die Affären ihres Mannes leidend hin. Sie schreitet auch nicht ein, als Richard die neunzehnjährige Stella verführt. Diese nimmt sich schließlich aus Verzweiflung das Leben, und nun fühlt Anna sich mitschuldig, klagt sich an als Komplizin ihres Mannes ...


    Über die Autorin:

    Marlen Haushofer wurde 1920 im oberösterreichischen Frauenstein geboren. Sie zählt heute zu den wichtigsten deutschsprachigen Autor:innen des 20. Jahrhunderts und wurde mit zahlreichen Literaturpreisen geehrt. Ihre Bücher sind in mehrere Sprachen übersetzt und für Film und Theater adaptiert. 1970 starb sie in Wien.


    Mein Eindruck:

    Wir töten Stella ist eine eindrucksvolle Novelle der Österreichischen Kultautorin Marlen Haushofer. Geschrieben wurde sie 1958. 2017 wurde sie verfilmt.


    Die 40jährige Anna und ihr häufig untreuer Mann Richard nehmen die 19jährige Stella bei sich auf, da sie mit deren Mutter befreundet sind.

    Anfangs ist Stella schüchtern, aber schließlich verliebt sie sich in Richard.

    Erzählt wird die Geschichte von der verbitterten Anna, nachdem Stella schon zu Tode gekommen ist.

    Entgegen des Titels darf man hier keinen Kriminalplot erwarten. Stattdessen wird die Situation geschildert, die Stellas unglücklichen Verlauf zeigt.


    Annas Gedanken werden von dem Leitmotiv eines aus dem Nest gefallenen, kleinen Vogel begleitet. Der schreit anfangs, kann schließlich nur noch leise

    piepsen. Und die Mutter kommt nicht.


    Auch Annas kühler, gefasster Erzählton prägt die Novelle. Sie ist nicht gefühllos, aber sie gestattet sich keinen Gefühlsausbruch und beobachtet die Geschehnisse, ohne eingreifen zu können.


    Es ist ein makelloser, gnadenloser Text und sehr beeindruckend.


    ASIN/ISBN: 3546441885