Sarah Crouch - Middletide: Was die Gezeiten verbergen

    • Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 1. Edition (13. Februar 2025)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 384 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3423284749
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423284745
    • Originaltitel ‏ : ‎ Middletide




    Kurzbeschreibung:

    Die Rückkehr in die kleine Küstenstadt Point Orchards im malerischen Puget Sound ist der bisherige Tiefpunkt in Elijah Leiths Leben. Vor vielen Jahren kehrte er seiner Heimat und auch seiner Jugendliebe Nakita den Rücken, um seinen großen Traum zu verwirklichen: ein erfolgreicher Schriftsteller zu werden. Doch nun steht er vor einem Scherbenhaufen. Sein verfallenes Elternhaus, umgeben von moosbewachsenen Tannen und glitzernden Wasserläufen, wird zu seinem Rückzugsort. Und zu dem Platz, an dem er sich an der wilden Küste des Pazifik ein neues Leben aufbauen muss. Als auch Nakitas Weg eine schicksalhafte Wendung nimmt, nähern sich die beiden wieder an. Elijah schöpft Hoffnung, aber schon bald droht eine grausame Entdeckung alles zu zerstören. Und er muss nicht nur für seine große Liebe, sondern auch für seine Unschuld kämpfen.


    Über die Autorin:

    Sarah Crouch ist vor allem für ihre Leistungen im Bereich der Leichtathletik als Profi-Marathonläuferin bekannt – sie hat vier Mal an den olympischen Qualifikationsläufen teilgenommen. Die Autorin ist im Pazifischen Nordwesten der USA aufgewachsen und lebt momentan mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern im Süden. ›Middletide‹ ist ihr Debüt, das ihre Herkunft widerspiegelt.


    Über die Übersetzerin:

    Lena Kraus schreibt auf Englisch und übersetzt aus dem Englischen und Norwegischen ins Deutsche. Nach ihrem Studium in Anglistik und Skandinavistik in Freiburg ist sie nun Doktorandin in kreativem Schreiben an der Universität von Edinburgh und arbeitet an ihrem ersten Roman. Sitzt sie nicht am Schreibtisch, ist sie oft in ihrem Kajak auf der Nordsee vor der Küste Schottlands zu finden. Sie lebt in Deutschland und Schottland.


    Meine Meinung:

    Schon die Leseprobe bei Vorablesen vermochte mich zu fesseln und so freute ich mich sehr, als ich das Buch tatsächlich gewann.

    Der Hinweis, dass es Lesern gefallen könnte, die "Der Gesang der Flusskrebse" war es neben dem wunderschönen Cover, was das Buch für mich interessant machte.


    Wir erfahren die Geschichte von Elijah Leith, der sich 1973 mit der 16-jährigen Nakita, die dem fiktiven Stamm der Squalomah" angehört, am Fluss trifft und ihr verspricht, in 4 Jahren nach dem Besuch des Colleges zurückzukehren, sie jedoch versetzt. Er wollte Schriftsteller werden, doch sein Buch "Middletide" hat sich nur mäßig verkauft, so dass er erst 1988 nach dem Tod seines Vaters zurückkehrt, in die kleine Hütte am See in der Nähe des Puget Sounds im Nordwesten Washingtons. Nakita ist ein junges Mädchen, die indigene Wurzeln hat und im nahegelegenen Reservat lebt.


    Allerdings erfahren wir schon im Prolog von einem Leichenfund am 03.01.1994. Die Junge Ärztin Erin Landry scheint sich selbst getötet zu haben, ein Brief wird gefunden, in dem sie schreibt, dass sie den Tod ihrer Tochter Anna nicht überwinden kann. Doch war es wirklich ein Selbstmord? Spätestens, als das Buch "Middletide" anonym an das Polizeirevier in Point Orchard per Post geschickt wird mit einem Hinweis: "Sheriff Godbout, Erin Landrys Tod war kein Suizid. Bitte lesen", ist Elijah Leith der Hauptverdächtige.


    Die Kapitel springen von der Jetztzeit des Januar 1994 zurück in die Jahre 1973, 1977, 1988, bis die beiden Erzählstränge zusammengeführt werden. In der Gegenwart erleben wir die Schritte der Mordermittlung mit und in der Vergangenheit die Geschichte von Elijah, der Nakita, seine Jugendfreundin damals versetzt hat und erst Jahre später zurückkehrt, im Ort wieder heimisch wird, einen Job in der Werkstatt annimmt, in der schon sein Vater gearbeitet hat und dessen Besitzer Chitto zu einem Vaterersatz und seinem besten Freund wird.


    Die unterschiedlichen Personen waren für mich sehr deutlich gezeichnet. Elijah, der gebrochen nach Hause zurückkehrt, weil sich sein großer Traum nicht erfüllt hat. Nakita, die schließlich einen Mann ihrer Kultur geheiratet hat, der jedoch bei einem Jagdunfall ums Leben kommt. Erin Landry, die Ärztin, deren Leben durch Verlust gekennzeichnet war. Sheriff Jim Godbout, der kurz vor der Rente steht und nun noch einen vermeintlichen Selbstmord aufklären muss. Und Chitto, auch ein Squalomah, der für Elijah zum Vater wird.


    Das Buch ist unheimlich spannend geschrieben. Es ist eine Geschichte von Freundschaft und Heimat, von Trauer und Wut. Mich konnte sie von Beginn an fesseln. Vor allem die Gegenwartsgeschichte war ein Pageturner, die Aufklärung des Todesfalls der Ärztin nervenaufreibend.


    Von mir 10 Punkte.


    ASIN/ISBN: 3423284749

  • Gelungener Debütroman mit spannender Verknüpfung von Liebesgeschichte und Kriminalfall

    Auf verschiedenen Zeitebenen erzählt Sarah Crouch in ihrem Roman „Middletime – Was die Gezeiten verbergen“ die Geschichte von Elija Leith, der seine Jugendliebe Nakita aufgibt, um seinem Traum Schriftsteller zu werden zu folgen und die zwar landschaftlich wunderschöne, aber etwas einsame Heimat mit dem alkoholabhängigen Vater hinter sich zu lassen. Als seine Pläne gescheitert sind, kehrt er in die verlassene Hütte des verstorbenen Vaters zurück und wird neben seiner Vergangenheit auch mit einem Mordfall konfrontiert, bei dem nahezu alle Indizien gegen ihn sprechen.

    Ähnlich wie Delia Owens in ihrem Weltbestseller „Der Gesang der Flusskrebse“ verbindet Sarah Crouch die Liebesgeschichte eines Außenseiters mit einem Mordfall und wunderschönen Landschaftsschilderungen. Ihr Schreibstil gefällt mir sehr gut und sowohl die Geschichte als auch die Schauplätze haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Der ständige Wechsel zwischen den Zeitebenen sorgt für zusätzliche Spannung, wobei Kriminalfall und Liebesgeschichte geschickt miteinander verwebt wurden.

    Im Vergleich zu „Der Gesang der Flusskrebse“ hat dieser Roman insgesamt etwas weniger Tiefgang und insbesondere Nakita hätte noch etwas facettenreicher gezeichnet werden können. Die Auflösung am Ende wirkt ebenso wie mancher (Neben-)Handlungsstrang etwas überhastet und konstruiert. Dennoch kann ich das Buch absolut allen empfehlen, die eine solche Verbindung von Krimi und Romantik mögen.

  • Sarah Crouch: Middletide. Was die Gezeiten verbergen. Roman, OT: Middletide, aus dem amerikanischen Englisch von Lena Kraus, München 2025, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-28474-5, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 379 Seiten, Format: 13,8 x 3,9 x 21,5 cm, Buch: EUR 24,00, Kindle: EUR 16,99, auch als Hörbuch erhältlich.


    „Das Gefängnis von Point Orchards war eigentlich nicht wirklich ein Gefängnis. Es war eher ein Anbau hinten an der Polizeiwache. […] Elijah drehte sich immer wieder von einer Seite auf die andere, während ihm die Frage nicht aus dem Kopf ging, die sich sicher sämtliche Insassen dieser Zelle stellten: Wie war er nur hier gelandet?“ (Seite 294/295)


    Das Blockhaus im Wald


    Orchards Point/Washington State 1973: Als Elijah Leith, 17, noch ein Kind war, war das Leben am Rande des Küstenstädtchens im Puget Sound für ihn in Ordnung. Seit er denken kann, hat er mit seinen Eltern in ihrem Blockhaus im Wald gewohnt. Die Mutter hat sich um Familie, Haushalt, den Gemüsegarten und die Hühner gekümmert, sein Vater, ein Automechaniker, ist mit ihm zum Jagen und Fischen gegangen. Doch inzwischen ist dem jungen Mann diese Welt zu eng geworden. Auch wenn er hier eine Freundin hat – Nakita Mills, die Tochter des Reverends aus dem Squalomah-Reservat —, zieht er nach San Francisco. Schriftsteller will er werden.


    Anfangs schreibt sich das Pärchen noch Briefe, doch irgendwann reißt der Kontakt ab. Vergessen können sie einander nie.


    Rückkehr nach 20 Jahren


    Rund 20 Jahre später: Nach dem Tod seiner Eltern kehrt Elijah Leith nach Orchards Point zurück. Als Autor ist er krachend gescheitert.


    Er jobbt also in der Autowerkstatt, in der schon sein Vater gearbeitet hat und bringt sein Zuhause auf Vordermann. Sein Leben ist fast so wie vor 20 Jahren, nur seine Jugendfreundin Nakita ist nicht mehr für ihn frei.


    Ein paar Mal geht er mit der attraktiven geschiedenen Ärztin Dr. Erin Landry aus, aber die Beziehung funktioniert nicht und er trennt sich von ihr. Das nimmt sie gar nicht gut auf, wie bald die ganze Stadt weiß. Und als Erin im Januar 1994 tot auf Elijahs Grundstück gefunden wird, steht für die Leute fest, dass er sie umgebracht hat. Zumal die Tat genau so begangen wurde, wie er es in seinem Roman beschrieben hat.


    Wer will Elijah den Mord anhängen?


    Wäre es nicht total bescheuert von ihm, so vorzugehen? Da versucht doch jemand, ihm die Tat anzuhängen! Aber wer? Und warum?


    Die einzigen, die zu ihm halten, sind Jugendfreundin Nakita und ihr Vater, der Reverend. Die setzen Himmel und Hölle in Bewegung, um herauszufinden, wer die Ärztin wirklich auf dem Gewissen hat und warum ausgerechnet Elijah dafür büßen soll. Eliah selbst kann nicht viel unternehmen. Er sitzt entweder in Untersuchungshaft oder mit einer elektronischen Fußfessel auf seinem Grundstück fest. Er kann nur in seinen Erinnerungen kramen – und in seinen Unterlagen.


    Ein ungeheuerlicher Verdacht


    Ein altes Foto bringt ihn auf einen ungeheuerlichen Verdacht.


    Elijah, der Held in diesem Mix aus Krimi und Liebesgeschichte, ist kein Supermann. Er hat Fehler und er macht Fehler. Als Leser:in hofft und bangt man mit ihm. Er steckt ja auch in einer völlig absurden Situation!


    Ich bin sonst kein Freund stark konstruierter Kriminalfälle. Hier mache ich eine Ausnahme, weil genau das der Punkt ist: Werden die Geschworenen und „die Leute“ an einen raffinierten, komplexen Masterplan glauben, wenn es für alles auch eine ganz einfache Erklärung gibt? Und gibt es das perfekte Verbrechen? – Hoffentlich nicht!


    Zeitsprünge und spannende Unterhaltung


    Man muss schon gut aufpassen, weil die Geschichte von 1973 bis 1994 kreuz und quer durch die Jahre springt, sonst kommt man leicht durcheinander: Moment …! Was ist bereits passiert und was noch nicht? Wo steht der Held gerade beruflich, persönlich und beziehungstechnisch? Das ist, vor allem gegen Schluss, ein bisschen anstrengend, aber es bringt uns der Wahrheit schrittweise näher.


    Der Roman dient der Unterhaltung, das ist jetzt nichts besonders Tiefsinniges. Aber ich fand die Geschichte spannend und clever konstruiert. Man mag beizeiten ahnen, wer dem verkrachten Schriftsteller einen Mord anhängen will, aber es bleibt immer noch die Frage nach dem Motiv. Und ob und wie er vor Gericht aus der Nummer wieder rauskommt, das muss sich auch erst weisen.


    Aufgrund der Anmerkung der Autorin hatte ich gehofft, dass man vom Leben des indigenen Stammes der Squalomah ein bisschen mehr mitkriegt. Das spielt hier aber nur eine Nebenrolle. Aber gut …!


    Die Autorin


    Sarah Crouch ist vor allem für ihre Leistungen im Bereich der Leichtathletik als Profi-Marathonläuferin bekannt. Die Autorin ist im Pazifischen Nordwesten der USA aufgewachsen und lebt momentan mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern im Süden. ›Middletide – Was die Gezeiten verbergen‹ ist ihr Debütroman.


    Die Übersetzerin


    Lena Kraus schreibt auf Englisch und übersetzt aus dem Englischen und Norwegischen ins Deutsche. Nach ihrem Studium in Anglistik und Skandinavistik in Freiburg ist sie nun Doktorandin in kreativem Schreiben an der Universität von Edinburgh und arbeitet an ihrem ersten Roman. Sitzt sie nicht am Schreibtisch, ist sie oft in ihrem Kajak auf der Nordsee vor der Küste Schottlands zu finden. Sie lebt in Deutschland und Schottland.


    ASIN/ISBN: 3423284749

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner