Fischer, Taschenbuch, 2014
240 Seiten
OT: Shizuka na seikatsu
Übersetzt von: Wolfgang E.Schlecht, Ursula Gräfe
Nachwort von Irmela Hijiya-Kirschnereit
Kurzbeschreibung:
Während ihre Eltern für ein halbes Jahr in Kalifornien leben soll sich Ma-Chan zu Hause in Tokyo um ihre beiden Brüder kümmern, besonders um I-Ah, der geistig behindert ist. Eine ungeahnte Verantwortung für das Mädchen. Ihre Sorgen, aber auch Freuden vertraut sie ihrem Tagebuch und ihrer Mutter in zahlreichen Briefen an. Kenzaburô Ôe legt seine »persönliche Erfahrung« in die Hände der heranwachsenden Ma-Chan, die ein ganz anderes Licht auf das Leben mit einem geistig Behinderten Kind und Bruder wirft.
Über den Autor:
Kenzaburô Ôe, geboren 1935 auf der Insel Shikoku, Romanistik-Studium an der Tokyo University mit einer Abschlussarbeit über Sartre. Er schrieb Essays, Geschichten und Romane. Mit 23 Jahren erhielt Ôe den renommierten Akutagawa-Preis, es folgten zahlreiche weitere Auszeichnungen – darunter 1994 der Nobelpreis für Literatur. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen die Romane »Reißt die Knospen ab…«, »Der stumme Schrei«, »Stille Tage« und »Sayonara, meine Bücher«. In »Tagame. Berlin-Tokyo« schreibt er über seine Zeit als S. Fischer Gastprofessor in Berlin; in »Der nasse Tod« spricht er über das Trauma seines Lebens: der Tod seines Vaters 1944. Über das Zusammenleben mit seinem Sohn Hikari, der mit einer Schädelanomalie geboren wurde, berichtet er in »Licht scheint auf mein Dach. Geschichte meiner Familie«. Bis zu seinem Tod am 3. März 2023 lebte Ôe in Tokyo.
Mein Eindruck:
Kenzaburô Ôe widmet sich in diesem Buch wieder seinem autobiografisch motivierten großem Thema: das Leben mit einem geistig behinderten Sohn.
Ungewöhnlicherweise wird die 18jährige Tochter der Familie als Hauptfigur und Ich-Erzählerin eingsetzt. Sie ist eine ruhige, introvertierte Person, die ihrem Bruder sehr nahe steht. Das macht sie zu einer guten Beobachterin, die die Situation in gänze analysiert.
Hikari, genannt I-Ah ist ein sanfter junger Mann, sogar sehr talentiert, aber seine Behinderung macht ihn doch in vielen Bereichen hilfflos und pfleegbedürftig. Daher ist es Ma-Chan, die ihren Bruder für einige Monate betreut, während die Eltern nach Kalifornien gereist sind.
Die deutsche Japanologin Irmela Hijiya-Kirschnereit hat dem Buch ein Nachwort angefügt, indem sie Óe Kenzaburo literarischen Weg dieses Themas durch sein Werk aufzeigt.
Im Original ist das Buch 1990 erschienen, wenige Jahre später gewann Klenzaburo Oe den Literaturnobelpreis.
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ASIN/ISBN: 3596194121 |