Dunkle Asche - Jona Thomsen

  • Lange Zeit wirklich spannend, doch der Showdown war für mich einfach nur unglaubwürdig

    3 Sterne


    Krimis und Thriller gehören zu meiner Lieblingslektüre. Als ich diesen Ostseekrimi bei NetGalley entdeckte, reizte mich der Klappentext und da mir die zeitgleich gefundene Leseprobe bei Vorablesen ebenfalls zusagte, fragte ein Rezensionsexemplar an. Meine Anfrage war erfolgreich und ich freute mich, das Buch noch vor seinem offiziellen Erscheinen auf meinem Kindle lesen zu können.


    Gudrun Möller und Judith Engster von der Cold Case Unit der Landeskriminalpolizei in Kiel arbeiten noch nicht lange zusammen. Während Gudrun sozusagen zum alten Eisen gehört, ist Judith erst vor Kurzem von der Sitte in Rostock in ihre Abteilung gewechselt. Während ihrer Beschnupperungsphase erreicht sie ein Anruf aus einem Kieler Hospiz.


    Ein Zeuge aus dem kleinen Ostseebadeort Kalifornien möchte zu einem 30 Jahre zurückliegenden und nie wirklich aufgeklärten Mordfall eine Aussage machen, um vor seinem Tod Frieden zu finden. 1992 feierte in Kalifornien eine Gymnasialklasse aus Kiel das bestandene Abitur. In der Nacht wurde eine der Abiturientinnen in einem Ferienhaus brutal ermordet und das Haus danach in Brand gesteckt. Es gab damals zwar einen Hauptverdächtigen, aber keine ausreichenden Beweise.


    Die Aussage des sterbenden Mannes sorgt dafür, dass die beiden Ermittlerinnen den Fall neu aufrollen. Schnell ergeben sich auch neue Spuren, denen sie folgen können. Doch Gudrun weiß mehr über den Fall, als sie ihrer neuen Partnerin gegenüber preisgeben möchte. Und auch der Täter von damals beobachtet die Ermittlungen genau und als sich das Netz um ihn immer enger zieht, schlägt er zurück…


    Über einen relativ großen Zeitraum hinweg hielt das Buch durchaus das, was ich mir von der Leseprobe versprochen hatte. Ich konnte die in der dritten Person geschriebene Geschichte sehr flüssig lesen und es baute sich bei mir auch schnell eine Grundspannung auf, die sich dann auch lange Zeit hielt. Die Handlung wechselte zwischen den Perspektiven verschiedener Protagonisten und Rückblenden ins Jahr 1992. Auch die Perspektive des anonym bleibenden Täters wurde regelmäßig mit beleuchtet. Dabei legte der Autor für mich als Leser genügend falsche Spuren aus, die mich lange Zeit auf angenehme Art und Weise an der Nase herumführten.


    Auch die Entwicklung der Charaktere der beiden Ermittlerinnen, die sich nach und nach doch irgendwie zusammenrauften gefiel mir. Etwas eigenartig empfand ich zwar die Rolle des ehemaligen und inzwischen 81-jährigen Ermittlungsleiters, da jedoch immer wieder viel Interessantes an den anderen Baustellen passierte, konnte ich das meistens sehr gut ignorieren und verspürte auch keine Längen. Bis zum Showdown war für mich damit alles gut. Da kam dann jedoch der Punkt bei dem ich empfand, dass der Autor alles, was er bis dahin recht clever aufgebaut und mit dem er mich bei der Stange gehalten hatte, mit für mich unglaubwürdig zurechtgebastelten Konstrukten wieder einriss.


    Schon die Richtung aus der der entscheidende Tipp plötzlich kam, ließ mich genervt mit dem Kopf schütteln. Das unprofessionelle Auftreten und die schlechte Ausrüstung einer der Ermittlerinnen und die daraus resultierenden Folgen dann noch mehr. Das war für mich alles so unglaubwürdig konstruiert, dass bei mir dabei leider jegliche Spannung verpuffte und ich am Ende des Buches richtig enttäuscht zurückblieb. Schade, denn etwas mehr als dreiviertel der Lesezeit hat mich die Geschichte durchaus gut unterhalten.


    ASIN/ISBN: B0CW1N49FH

  • Cold Case Kiel

    Dunkle Asche, Thriller von Jona Thomsen, Harper Collins Ebook
    Ein spannender, atmosphärischer Krimi an der rauen Ostsee
    Eine Sommernacht in einem Party-Ort an der Ostsee endet für die 18jährige Sanna Hansen tödlich. Nach ihrem bestandenen Abitur wollte sie zu einer Freundin nach Kanada auswandern. Sie wurde in ihrem Ferienhaus erstochen und das Haus anschließend in Brand gesetzt. In dieser Nacht feierten ihre Mitschüler und Freunde ausgelassen. Viele sind verdächtig, Hauptverdächtiger ihr damaliger Freund Manni, doch die Tat konnte ihm niemals nachgewiesen werden.
    30 Jahre später, gibt es neue Erkenntnisse – das Verbrechen gelangt in die Cold Case Abteilung der Kripo Kiel, dort ermitteln mit neuen Untersuchungsmethoden Gudrun Möller und Judith Engster, zwei neue Kolleginnen. Auch für die beiden wird es letztendlich eng.
    Das Buch besteht aus hochbrisanten Kapiteln in angenehmer Leselänge, J. Thomsen schreibt bildhaft und flüssig. Schon ab dem ersten Kapitel war ich ganz in der Geschichte angekommen. Von da ab steigert sich die Spannungskurve stetig und endet in einem finalen und nervenzerreißenden Showdown. Bis ganz zum Schluss war es megaspannend, die letzten 20 Seiten habe ich nur noch die Luft angehalten. Die Erzählung geschieht in zwei Zeitebenen, was damals geschah und das ohne die Spannung zu nehmen und die aktuelle Lage. Zum besseren Überblick sind die Kapitel aus der Vergangenheit mit Ort, Datum und Uhrzeit versehen und kursiv hervorgehoben. Dramatische und schlagfertige Dialoge beleben den Plot, sämtliche Figuren habe ich der Reihe nach für verdächtig gehalten. Ich habe den Krimi in kürzester Zeit gelesen und mich von dieser dramatischen Geschichte hervorragend unterhalten gefühlt.
    Der Plot ist authentisch und alle Punkte logisch und nachvollziehbar, die Figuren sind charaktertief und authentisch. Besonders die beiden Ermittlerinnen, sie sind tolle Ermittlerinnen, im Laufe des Buches werden sie immer sympathischer, ich hoffe dies wird ein Auftakt zu weiteren kalten Fällen sein, die die beiden auflösen. Alle Figuren sind gut angelegt, auch die Nebenfiguren, z.B. der Alt-Ermittler Rosen, dieser etwas schrullige Typ, den konnte ich mir auch sehr gut vorstellen. Gudruns Gefühle gegenüber ihrem Jugendfreund und auch der neuen Liebschaft, sind sehr gut geschildert. Die Umstände die Judith von Rostock nach Kiel verschlagen haben, blieben bis zum Ende im Dunkeln. Die Lösung des Falls blieb unklar bis zum Schluss, da war genug Raum für eigene Verdachtsmomente und gerne habe ich den beiden Kommissarinnen bei ihrer Arbeit über die Schulter gesehen. Der Fall hat sich begründet bis zum atemberaubenden Finale aufgelöst, es blieb keine Frage mehr offen, das Ende habe ich genossen, das konnte mich tatsächlich überraschen.
    Sehr gerne würde ich Gudrun und Judith bei weiteren Cold Cases begleiten, darauf freue ich mich, wer gut durchdachte und nachvollziehbare Krimis mit viel Spannung mag, ist hier richtig. Eine Kauf-/Leseempfehlung