Hier kann zu den Seiten 093 - 181 (Kapitel 05 - 08) geschrieben werden.
'Die Farben der Schmetterlinge' - Seiten 093 - 181
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In diesem Abschnitt zieht sich für mich die so untergeordnete Rolle der Frau wie ein roter Faden durch den gesamten Abschnitt. Mehr als einmal schwoll mir dabei der Kamm.
Marias Äußerung gleich zu Beginn des Abschnitts, keine Kinder haben zu wollen, sorgt für Irritation. Das ist für eine Frau in dieser Zeit ein wahrhaft ungewöhnlicher (bis ungehöriger *ggg*) Satz.
Immer wieder trifft sie auf ihrem Weg aber auch auf aufgeschlossene Frauen, z.T. Amélie, aber auch Frau von Stranz, die ihr mit auf den Weg gibt, dass es manchmal besser ist, zu schweigen. Ist das so? Wird sich etwas ändern, wenn man nur im Stillen versucht, Dinge zu bewegen? Ich denke, allein so wird es nicht funktionieren.
Hier habe ich eine Frage: auf den Seiten 98 ff. heißt es einmal „von Stranz“, dann wiederum nur „Stranz“. Ist das so beabsichtigt/üblich, adelige Familien nicht immer mit kompletter „Firmierung“ zu nennen?
Spannend finde ich Marias Einladungen ins Schloß zur Großherzogin, die Interesse an ihr und ihren Fähigkeiten zeigt (und die ich jetzt schon zu ihren Unterstützern zähle).
Laut Amélie spricht ja nichts dagegen, im Stillen für sich zu studieren und doch Ehefrau und Mutter zu sein. Vielen Frauen würde das genügen, aber nicht Maria. Das muss ja später auch Bertie erkennen. Der arme Kerl tut mir glatt ein wenig leid, als er sich auf ihr – ich nenne es mal so – Kindheitsversprechen verläßt und ihr einen Antrag macht. Hier hoffe ich mit Maria, dass nur sein Stolz, aber nicht seine Gefühle verletzt wurden, und beide zu einer Freundschaft zurückfinden können.
Andererseits ist er aber auch doof zu glauben, er könne das bereits mit den Familien absprechen und Maria würde nur noch (dankbar? *ggg*) einwilligen. Da müsste er seine alte Freundin aber doch eigentlich besser kennen. Was ein Fideikommiss ist, das hier ja erwähnt wird, musste ich erst mal googeln, den Begriff hatte ich noch nie gehört.
Dass danach der Versuch gestartet wird, sie zu verkuppeln, war erwartbar. Wie Maria das unterbindet, ist einfach genial. Angesichts ihrer Reaktion darauf denke ich mir, dass ihre Mutter bestimmt auf ihrer Seite steht und sich auch von den Konventionen ge-/bedrängt fühlt.
Dass der steife Onkel Karl und Tante Elli, die ihr ja nicht so am Herzen liegen, sich dafür stark machen, dass sie ihr Abitur machen darf und sich auch die Großherzogin von Baden für sie einsetzt, ist eine echte Überraschung.
Die Durchwanderung des Schwarzwalds mit der Haushälterin Fränze hat mir gut gefallen und hält so manches unerwartete Abenteuer bereit, doch auch hier fallen sie als alleinreisende Frauen auf und sorgen für Getuschel. Es ist wirklich immer wieder erschreckend zu lesen, wie wenig Frauen so kurz vor der Jahrhundertwende noch gelten. Aber wie man anhand der Reisebekanntschaft Mirjam, die am Polytechnikum in Zürich studiert, wo Frauen willkommen sind, ist das nicht überall so.
Um Seite 143 wollte ich dem Grafen Edmund zum wiederholten Male an die Gurgel „Es gibt gute Gründe, warum die Universitäten den Frauen verschlossen sind. … Wer sind wir denn, dass wir an der bestehenden Ordnung rütteln wollen?“ Na, die Gründe hätte ich aber gerne kennengelernt.
Zum Glück gibt es aber auch Menschen wie z.B. den Onkel Bebi, der Maria als Pionierin sieht, die aber als Wegbereiterin im eigenen Königreich agieren sollte und nicht den Umweg übers Ausland machen sollte.
Die Auszeit bei Gabrieles Familie in Aussee hat mir gut gefallen. Hier herrscht eine Leichtigkeit und eine Unbeschwertheit, obwohl die Familie ja ebenfalls von Stand ist. Gabrieles Vater akzeptiert ihren Wissensdurst, aber auch der Hauslehrer Dr. Walzel und Rudolf von Bach heißen ihren Weg gut. Rudolf macht ihr ja sogar einen Antrag – und er würde ihren Weg unterstützen. Allerdings reist er erst einmal für einige Zeit nach Deutsch-Südwestafrika. Ich bin gespannt, was dort passiert, denn soweit ich gelesen habe, war sie ja nie verheiratet.
Ist Rudolf von Bach eigentlich eine echte Person oder ist dieser Teil Fiktion?
Ich gucke bei biographischen Romanen ja auch immer sehr gerne nach den realen Personen: so habe ich über Gabriela von Andrian-Werburg und Amélie von Spitzemberg nachgelesen. Die beiden haben ja auch später ihren Weg gemacht und waren nicht „nur“ Hausfrauen und Mütter. Gabriele wurde ja später als „Lebensfreundin“ von Maria im selben Grab bestattet.
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Diesen Link und diesen hier fand ich übrigens sehr interessant zu Marias Leben.
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Marias Äußerung gleich zu Beginn desAbschnitts, keine Kinder haben zu wollen, sorgt für Irritation. Das ist für eine Frau in dieser Zeit ein wahrhaft ungewöhnlicher (bis ungehöriger *ggg*) Satz.
Und es impliziert ja auch, dass sie NICHT heiraten will, denn anders geht das ja offiziell schwer mit dem keine Kinder kriegen. Verhütung war schwierig, aus religiösen Gründen eigentlich nicht richtig und nicht zu heiraten war auch sehr sehr seltsam für eine Frau.
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In diesem Abschnitt zieht sich für mich die so untergeordnete Rolle der Frau wie ein roter Faden durch den gesamten Abschnitt. Mehr als einmal schwoll mir dabei der Kamm.
Oh ja mir auch. Umso bewundernswerter, dass Frauen wie Maria den Mut und die Kraft hatten gegen diese geballte Ignoranz anzukämpfen.
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Ich bin noch nicht durch mit diesem Abschnitt, aber als mir so richtig bewusst wurde, dass wir ja grad in Baden unterwegs sind ist mir eingefallen, dass ich da ja familiäre Bande habe. Und siehe da, der Großvater meiner Urgroßmutter August Lamey war zu der Zeit Präsident der zweiten Badischen Kammer….. Die Familie lebte allerdings in Mannheim… (und als wir letztens dort waren sind wir glatt an der nach ihm benannten Lamey Strasse vorbeigekommen ganz komisches Gefühl)
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Oh ja mir auch. Umso bewundernswerter, dass Frauen wie Maria den Mut und die Kraft hatten gegen diese geballte Ignoranz anzukämpfen.
Inzwischen neben ich das bei den Histos "fast" hin, dass es halt so war. Ich bin frustrierter, dass es weltweit ja noch vielerorts solche Zustände gibt, dass die Frauen als das "schwache" = "dumme" Geschlecht behandelt werden. Ich zürne manchmal auch mit der Evolution, die Frauen körperlich schwächer gemacht haben, denn noch immer gilt das Recht des Stärkeren. Umso faszinierender finde ich es, wie mein Sohn und meine Schwiegertochter versuchen, bei ihrer Tochter alles besser zu machen. So nach dem Motto "Wehret den Anfängen" und "Steter Tropfen" kann was verändern. Die machen sich viel mehr Gedanken darüber, als ich damals - oder meine Mutter. Und ich habe meine Söhne immer so behandelt, wie ich mutmaßlich auch Töchter behandelt hätte. Aber dennoch gab es Dinge (z.B. die Frage nach der Kinderklamottenfarbe), die mich mir nie gestellt habe.
Heute stößt es mir auch sauer auf, dass auf den bevorzugt rosa Klamotten der Mädchen gefühlt IMMER Einhörnchen, Herzchen, Sternchen und süße Tierchen drauf sind, während die blauen Teile mit Baggern, Autos, Mondraketen und Marvelhelden voll sind. Da fängt der Wurm im Kopf an.