'Die Farben der Schmetterlinge' - Seiten ​182 - 262

  • Da man leicht nachlesen kann, dass Maria nie verheiratet gewesen war, musste ich Rudolf irgendwie "loswerden" ;). Ich habe mich für diese Art entschlossen, damit Maria eine schöne Erinnerung an einen Mann hat, der es wirklich ehrlich mit ihr gemeint hat. Außerdem spornt sie es an, mehr über Krankheiten zu forschen, wenngleich sich ihr Hauptinteresse nicht auf die Medizin richtet.

    Das fand ich einen sehr geschickten Kniff, da Maria von Linden ja teils auch über Krankheiten geforscht hat. :thumbup:

    Das entspricht der Wahrheit. In Marias Aufzeichnungen schreibt sie, dass sie bereits als Kind wusste, dass sie nichts mit Kleinkindern anfangen kann. Ja, sie findet sie sogar lästig. Ihre eigenen Worte! So krass wollte ich es im Roman dann nicht wiedergeben, weil es Maria auch irgendwie unsympathisch macht.

    Oh, ich bin mir sicher, dass die echte Maria durchaus auch unsympathische Züge trug. Wir mögen sie sehr - aber ich bin mir sicher, dass sie ihrem harten Weg Tribut zollen mußte und aus gutem Grunde vermutlich oft "weniger nett" war als die meisten Frauen ihrer Zeit.


    Intelligente Frauen, besonders Frauen, die so klug sind, um ein Studium zu meistern, passten einfach nicht in das Weltbild der meisten Männer. Professor Vöchting war auch gegen Marias Aufnahme an der Uni (historische fundiert), wurde von den anderen aber überstimmt. Ich glaube, dass er eine oder andere Professor, der dafür gewesen war, heimlich gedacht hatte, dass es Maria sowieso nicht durchhält und/oder dem Pensum nicht gewachsen ist und einsieht, dass sie fehl am Platz ist. Tja, falsch gedacht ;)

    Da bin ich ganz bei Dir: mit Sicherheit haben einige gedacht, die lassen wir mal machen, sie zieht das eh nicht durch. Vor allem auch bei den Steinen, die ihr in den Weg gelegt wurden, das fängt ja schon beim Verbot, den Waschraum zu nutzen, an. :nono


    Was das Toilettenproblem angeht: mit ein wenig gutem Willen wäre das ja durchaus zu lösen gewesen. Sei es durch abgetrennte Räumlichkeiten oder einfach nur durch einen Plan, in dem z.B. zu bestimmten Zeiten Maria Zutritt hat und zu allen anderen Zeiten die Männer. Aber wenn man nicht will, dann geht halt auch nichts.

    Und bei der Mensa fand ich es noch schlimmer: was soll daran falsch sein, dass eine Frau auch Zutritt bekommt und dort essen darf? Wird durch ihre Anwesenheit das Essen schlecht oder was? *grummel*


    Was Marias Sexualität angeht, die ja nicht zentrales Thema des Buches ist, aber auch nicht völlig untergehen kann... ich vermute abschließend auch Transsexualität - aber, wie sie es ja auch selbst sagte: sie ist Mensch. Alles andere sollte nachrangig sein (ist aber ja leider auch bei manchen Menschen heute noch ein Problem. Seufz).

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)



  • Und bei der Mensa fand ich es noch schlimmer: was soll daran falsch sein, dass eine Frau auch Zutritt bekommt und dort essen darf? Wird durch ihre Anwesenheit das Essen schlecht oder was? *grummel*

    Sicherlich ;). So, wie die allgemeine Meinung lautete, dass der "tadellose, gute Charakter" eines jungen Mannes durch die Anwesenheit einer Frau im Hörsaal hoffnungslos verdorben wird. In anderen Universitäten in Deutschland, noch bis zum 1. Weltkrieg, mussten die Frauen in den Vorlesungen hinter Holzwänden sitzen. Sie durften zuhören, aber nicht zusehen, was ja auch wichtig ist. Auch durften sie nicht gemeinsam mit den Kommilitonen Projekte erarbeiten, sogar nicht innerhalb der Universität sich zum Austausch treffen.

  • Sicherlich ;). So, wie die allgemeine Meinung lautete, dass der "tadellose, gute Charakter" eines jungen Mannes durch die Anwesenheit einer Frau im Hörsaal hoffnungslos verdorben wird.

    ... was sicherlich nicht an den Frauen, sondern an den Männern liegt. Die Frauen sind ja schließlich nur anwesend ...


    In diesem Zusammenhang fällt mir das Zitat ein "Don't tell your daughters how to dress - tell your sons how to behave"...


    Nun, einigen der Herren im Buch (und nicht nur denen) hätte ein wenig gutes Benehmen auch gut zu Gesichte gestanden. Ich wunderte mich sehr: in einer Zeit, in der Anstand und gutes Betragen so hoch gehalten wurden, benahmen sich sehr viele Menschen Maria gegenüber ausgesprochen schlecht. Und ich bin mir sicher, dass sie sich dabei auch noch im Recht fühlten, schließlich ist Maria diejenige, die sich nicht den damaligen Konventionen entsprechend verhält. Nun, das mag sein. Aber immerhin beträgt sie sich nicht ungebührlich. Das Verhalten ihrer Umgebung hingegen entspricht in keinster Weise irgendwelchen Benimmregeln. :bonk

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Sicherlich ;). So, wie die allgemeine Meinung lautete, dass der "tadellose, gute Charakter" eines jungen Mannes durch die Anwesenheit einer Frau im Hörsaal hoffnungslos verdorben wird. In anderen Universitäten in Deutschland, noch bis zum 1. Weltkrieg, mussten die Frauen in den Vorlesungen hinter Holzwänden sitzen. Sie durften zuhören, aber nicht zusehen, was ja auch wichtig ist. Auch durften sie nicht gemeinsam mit den Kommilitonen Projekte erarbeiten, sogar nicht innerhalb der Universität sich zum Austausch treffen.

    ganz ehrlich. Da tun die Männer immer so, als wären sie das starke, schlaue und moralisch überlegene Geschlecht. Aber sobald eine Frau den Raum betritt, verwandeln sie sich in Höhlenmenschen? Ich weiss ja nicht :gruebel


    Das ist ja immer noch so. Wenn eine Frau vergewaltigt wird, ist die erste Frage: Was hatte sie an? Da wird die Schuld beim Opfer gesucht und nicht beim Täter

  • Da meine ich sollten wir immer daran denken, wenn wir Muslimen vorwerfen wie sie die Bekleidungsvorschriften für ihre Frauen sehen und dass sie denken wenn eine Frau in der Nähe ist hätten sie nur unreine Gedanken und könnten sich nicht auf das Wesentliche konzentrieren. So lange ist das gar nicht her, dass bei uns fast genauso gedacht wurde.

  • Da bin ich bei Dir…. Generell sollten vielleicht einfach mal die Männer an ihrer Selbstbeherrschung arbeiten anstatt sich als hilfloses Opfer darzustellen.


    Wir Frauen schaffen es ja auch unsere Hirne zu benutzen, wenn Männer in der Gegend sind

  • Da meine ich sollten wir immer daran denken, wenn wir Muslimen vorwerfen wie sie die Bekleidungsvorschriften für ihre Frauen sehen und dass sie denken wenn eine Frau in der Nähe ist hätten sie nur unreine Gedanken und könnten sich nicht auf das Wesentliche konzentrieren. So lange ist das gar nicht her, dass bei uns fast genauso gedacht wurde.

    Das ist leider auch heute noch so. Viele Frauen schämen sich, eine Vergewaltigung anzuzeigen, weil sie zuerst bei sich selbst die Schuld suchen. Sie hätten den Mann irgendwie provoziert und falsche Signale ausgesendet. Glücklicherweise werden Opfer heute von Frauen untersucht und befragt, und bei einem Prozess wird, wenn möglich, eine Richterin berufen. Noch vor 20 Jahren war das anders. Da wollten viele Frauen vor den männlichen Polizisten und Richtern aus Scham nicht aussagen.

  • Ich glaube, dass er eine oder andere Professor, der dafür gewesen war, heimlich gedacht hatte, dass es Maria sowieso nicht durchhält und/oder dem Pensum nicht gewachsen ist und einsieht, dass sie fehl am Platz ist. Tja, falsch gedacht ;)

    Das kann ich mir auch sehr gut vorstellen. Möglicherweise hat sich der eine oder andere sogar gewünscht, dass Maria auf die Nase fällt, um ihre Theorie zu untermauern. Ha! Maria hat es ihnen gezeigt! :anbet

  • Beim Abitur war ich wieder entsetzt,wie eklig die Mitabiturienten teils zu Maria waren. Dass auch diejungen Männer so wenig aufgeschlossen sind. Ausnahme ist AmonRussak, der aber leider ebenfalls Opfer ihres Spotts war.

    Sie sind doch Menschen ihrer Zeit und woher hätte eine Modernisierung der Ansichten kommen sollen. Ich stelle mir das schwierig vor, da es ja kein Internet und keine Medien außer Zeitungen gab. Und alles wurde noch von Männern geschrieben und alles war auf eine männlich dominierte Gesellschaft ausgerichtet und die Erziehung war auch so. Wie sollten sich die Männer von selber ändern? Die Frauen mussten darum kämpfen. Noch mehr als heute - aber auch heute. Freiwillig werden auch keine Zugeständnisse gemacht. Auch wenn wir es nicht gerne erkennen. Die menschliche Gesellschaft ist eine Gesellschaft des Stärkeren. In allen Bereichen. Der Mensch würde sich so gerne als fortschrittlich sehen und als ein Wesen, dass vom Verstand alleine geleitet wird. Und der Einsicht. Aber das ist leider nie so gewesen. :( Aber es gab natürlich auch schon immer solche und solche Männer.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 1 - Tad Williams



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Auch zuhause ist nicht eitelSonnenschein: ihr Vater versucht massiv, sie zu verkuppeln, wogegensie sich erfolgreich wehrt. Doch als sie darauf beharrt, dem Abiturauch das lange ersehnte Studium folgen zu lassen, wirft ihr Vater siehinaus, die Mutter kann ihn nicht daran hindern und hat auch Angstdavor, sich gegen ihn zu stellen, da sie von ihm abhängig ist.

    Das interessante an dieser Geschichte ist ja, dass unsere Heldin kämpfen muss. Der Vater ist ebenfalls ein Patriarch seiner Zeit. Und er hat ja einen Sohn. Die Tochter sollte schnell unter die Haube und wäre dann versorgt und würde keine Anstrengungen mehr kosten.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 1 - Tad Williams



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das stimmt. Frauen wie Maria von Linden haben wir so viel zu verdanken. Wenn immer alle nur gekuscht hätten und den einfacheren Weg gegangen wären, wären wir heute immer noch alle Heimchen am Herd und Muttchen

    Solchen Frauen haben wir es zu verdanken, dass wir heute in Europa weitgehend selbstbestimmt als Frauen leben und arbeiten können. Deshalb lese ich solche Bücher so gerne von Frauen, die es wirklich gab. Damit sie nicht vergessen werden. Ich zweifle immer, dass ich den Mut und die Energie aufgebracht hätte. Auch wenn ich es hoffe.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 1 - Tad Williams



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Sicherlich ;). So, wie die allgemeine Meinung lautete, dass der "tadellose, gute Charakter" eines jungen Mannes durch die Anwesenheit einer Frau im Hörsaal hoffnungslos verdorben wird. In anderen Universitäten in Deutschland, noch bis zum 1. Weltkrieg, mussten die Frauen in den Vorlesungen hinter Holzwänden sitzen. Sie durften zuhören, aber nicht zusehen, was ja auch wichtig ist. Auch durften sie nicht gemeinsam mit den Kommilitonen Projekte erarbeiten, sogar nicht innerhalb der Universität sich zum Austausch treffen.

    Zustände wie heute in manchem moslemischen Land. Ich denke, dass war schon auch der Versuch, Frauen klein zu halten. Die Vorstellung starker Frauen ängstig ja noch heute viele Männer überall auf der Welt. :pille

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 1 - Tad Williams



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)