In einem Zug - Daniel Glattauer

  • Klappentext (Amazon):


    Eduard Brünhofer, ehemals gefeierter Autor von Liebesromanen, sitzt im Zug von Wien nach München. Nicht unbedingt in der Absicht, sich mit der Frau frühen mittleren Alters im Abteil zu unterhalten. Schon gar nicht in der Absicht, mit ihr über seine Bücher zu sinnieren. Erst recht nicht in der Absicht, über seine Ehejahre mit Gina zu reflektieren. Aber Therapeutin Catrin Meyr, die Langzeitbeziehungen absurd findet, ist unerbittlich. Sie will mit ihm über die Liebe reden. Dabei gerät der Schriftsteller gehörig in Zugzwang.
    »Was befähigt einen Autor, über die Liebe zu schreiben?«, fragt sie.
    »Ihre Frage ist klüger als jede Antwort darauf«, erwidere ich.
    »Danke. Probieren Sie es trotzdem.«



    Meine Rezension:


    Auf Schiene


    Der bekannte Schriftsteller Eduard Brünhofer muss rasch sein neues Werk auf Schiene bringen, um dem Vorschuss vom Verlag gerecht zu werden. Hierfür begibt er sich in einen Zug von Wien-Hütteldorf Richtung München Hauptbahnhof – und trifft auf „eine Frau frühen mittleren Alters“ (kindle, Pos. 35). Obwohl er ungerne spricht, wird er in einen Dialog verstrickt, den wir im Folgenden lesen dürfen.


    Eine gesamte Zugfahrt lang, nämlich von Wien nach München, zeigt Catrin Meyr Interesse an ihrem zufälligen Reisebegleiter, der ihr im Viererabteil schräg gegenüber sitzt. Mit einer spannenden Verquickung aus Gespräch mit Meyr und eigenen Gedanken Brünhofers versetzt Glattauer den Leser in die Lage des Beobachters und Zuhörers einer spannenden Bahngeschichte, die unglaublich gut unterhält, obwohl sie so einfach gestrickt ist – oder auch gerade deswegen. Humorvoll, selbstironisch, ein wenig autobiografisch (?) kommt dieses Bahngeplänkel daher und zaubert auch dem Leser da und dort ein Schmunzeln ins Gesicht. Heitere Momente, nachdenkliche Sätze, persönliche, ja fast aufdringliche Fragen lassen diese Reise kurzweilig dahingleiten, mitunter einen Stopp einlegen in manch einer Station wie Amstetten oder Attnang-Puchheim und nach kurzen Dehnübungen die beiden Hauptfiguren und gleichsam den Leser weiterreisen bis zum erquickenden Zielbahnhof, der noch für eine besondere Überraschung gut ist.


    Dieses schmale, aber umso vergnüglichere Büchlein ist nicht nur Stationsführer von da nach dort, nein, die Reise mit zwei, mitunter auch drei Gästen im Viererabteil ist auch für den Leser eine erbauenden und erquickliche Reise zum Geheimnis von glücklichen Langzeitbeziehungen – oder gibt es etwa gar kein Geheimnis? Leseempfehlung!



    Titel In einem Zug

    Autor Daniel Glattauer

    ASIN B0DKVX3Y55

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (208 Seiten) und Hörbuch

    Erscheinungsdatum 13. Jänner 2025

    Verlag DuMont


    ASIN/ISBN: B0DKVX3Y55

  • Interessante Zugreise


    Von Daniel Glattauer habe ich schon einige Bücher gerne gelesen.

    Der Roman, In deinem Zug, besticht schon mit seinem Cover.

    Mit Humor und Biss schildert er eine Zugfahrt von Wien nach München des Schriftsteller Eduard Brünhofer. Der war mit Liebesromanen berühmt geworden. Jetzt fällt ihm nichts mehr darüber ein. Er hat für seinen neuen Roman schon einen großen Vorschuss erhalten, aber noch nichts abgeliefert. Jetzt hat er einen Termin bei seinem Verlag in München.

    Ihm gegenüber sitzt eine Frau, die ihn in Gespräche verwickelt. Sie fragt ihn regelrecht aus. Es gibt viele Dialoge und Eduards Gedanken können wir auch lesen.

    Das war ganz interessant, allerdings fing es nach einer Zeit an eintönig zu werden. Doch dann wurde es wieder interessanter. Am Schluss kam es zu einer unerwarteten Erklärung.

    Da machte das Alles einen Sinn.

    Ich wurde von der Geschichte gut unterhalten und kann es klar weiterempfehlen. Es ist ein echter Glattauer.

  • Mir hat das Buch viel Spaß gemacht. Auf den ersten Seiten, in den Glattauer seinen Protagonisten in den Zug einsteigen und ankommen, sein Gegenüber mustern lässt, da habe ich mich schon ein wenig ertappt gefühlt und musste schmunzeln über seine treffsichere Beobachtung. Auch ich sehe im Zug nicht einfach aus dem Fenster, sondern lese oder höre Musik über Kopfhörer. Und schaue mir heimlich meinen Sitznachbarn an um den "Nervigkeitsfaktor" abschätzen zu können. Wir sind eben alle nur Menschen.

    Glattauers Beschreibungen über seine Figuren sind sehr bildhaft und ich konnte mir beide unheimlich gut in einem angeregten Gespräch vorstellen.


    Brünhöfers Gedankeneinschübe finde ich, wenn sie nicht in ernsthafte Richtungen gehen, humorvoll und unterhaltsam, ich habe mich immer wieder ertappt wie ich darüber lächeln oder schmunzeln musste. Das entstehende Gespräch beginnt sehr vorsichtig und sich gegenseitig abtastend, wird aber doch recht schnell ziemlich persönlich. Catrins Anliegen ist offenbar die Liebe. Und wer wäre da besser als Gesprächspartner geeignet, als ein Autor von Liebesromanen? Auch wenn dieser in einer Schreibblock feststeckt - das Gefühl dafür muss noch da sein. Und während Catrin Eduard verbal in die Zange nimmt, lässt dieser zwischendurch seine Gedanken schweifen. Über seine Frau, seine Tochter, seine langjährige Ehe, all die Höhen und Tiefen, die er und Regina gemeinsam gemeistert haben. Und dabei spricht er einige wirklich schöne Gedanken über die Liebe im allgemeinen und seine Frau im besonderen aus.


    Allgemein ist mir Eduard Brünhöfer mit seiner ein wenig brummeligen Art sympathisch. Die Art wie er gedanklich abschweift, wie er seine Schwächen zum Teil mit einem Augenzwinkern sieht und manches auch schönredet. Ich finde ihn sehr alltagsnah beschrieben.

    Catrin finde ich ehrlich gesagt nicht ganz so positiv. Das mag auch mit dem Ende des Buches und ihrer Enthüllung zusammenhängen, aber ich finde sie ziemlich penetrant und merkwürdig fokussiert auf sexuelle Themen. Sie legt Eduards Aussagen auf ganz komische Art und Weise aus.

    Man wird den Eindruck nicht los, dass dieses Gespräch ein bestimmtes Ziel verfolgt. Das Ende des Buches bestätigt diesen Eindruck. Auch, wenn es Eduards vordringlichstes Problem löst, finde ich das Vorgehen fürchterlich. Vor diesem Hintergrund find ich Catrins eindringliche Befragung zum Thema Sex noch unmöglicher.


    Mit knappen 200 Seiten ist es nicht das dickste Buch, aber länger hätte es auch gar nicht sein dürfen. So hat es einen gewissen Charme und auch Zauber, der in einer längeren Handlung wohl verloren gegangen wäre. u