Bundestagswahl 2025

  • Leider hast Du recht. In der WELT am Sonntag vom 17.11.2024 war ein Interview mit dem Historiker Karl Schlögel. Er sagte u. a. wörtlich: "Wir leben in einer Vorkriegszeit, und noch viel zu wenig Menschen machen sich klar, was das bedeutet.". (Nachzulesen auch online als WELT+ Artikel (also kostenpflichtig) hier auf welt.de .

    Vermutlich ein ähnlicher Inhalt wie hier?
    https://www.t-online.de/nachri…-vorkriegssituation-.html

    Auch aus dem Artikel:
    Nach seinen Worten ist es dabei gänzlich offen, wie Europa sich behaupten wird. Es gebe aber Hinweise darauf, dass dieses Europa viel stärker sei, als es derzeit erscheint.

  • Lieber Didi,


    ich sehe das anders. Ich verstehe Deine Perspektive, und es ist möglich, dass Deine Befürchtungen zutreffen, aber Europa hat keineswegs nur über lächerliche Themen gestritten, während die elementar wichtige Verteidigung, die keine europäische Angelegenheit ist, verpennt wurde. Übrigens nicht nur von den Führungsmenschen - eine überwältigende Mehrheit - nämlich drei Viertel - der Europäer ist bis ins zweite Jahrzehnt dieses Jahrhunderts felsenfest davon ausgegangen, dass vom Osten keine Bedrohung ausgeht. Und man kann denen, die jetzt unken, durchaus den Vorwurf machen, dass sie am Sonntag damit angeben, die Lottozahlen zu kennen. ;)


    Europa hat in den letzten zwei Jahrzehnten eine Reihe weiterer Mitglieder dazubekommen, darunter Polen, was schnell vergessen wird, die Eurozone ist erweitert worden, der Euro ist in weiteren Ländern Zahlungsmittel geworden, der Green Deal ist auf den Weg gebracht worden und damit u.a. ein Emissionshandel, der auch ökologisch etwas bringt, die DSGVO setzt weltweit Maßstäbe, was den Umgang mit personenbezogenen Daten anbetrifft, und die EU ist die einzige multinationale Organisation, die Regelungen für den Umgang mit KI auf den Weg gebracht hat, die EU hat im Umgang mit Covid exzellent interagiert und im Jahr 2022 sehr geschlossen auf die Ukraine-Attacke reagiert, sie hat den Rechtsstaatlichkeitsmechanismus eingeführt, und vieles, vieles, vieles andere mehr, darunter auch viele Dinge, die nur kleine Schritte darstellen und manch einem, der eher in kürzeren Zeiträumen denkt, albern vorkommen, die aber nötig sind, um ein Ziel zu erreichen, das es tatsächlich gibt. Diese Unkerei in Schlagzeilenformulierungen spielt nur jenen in die Hände, die damit Ratten fangen, dass sie genau das behaupten.

    Wenn deine Formulierung "diese Unkerei in Schlagzeilenformulierungen" eine Klassifizierung meiner bisherigen Einlassungen darstellen soll (was ich befürchte), würde das - ebenso wie die meisten deiner anderen Ausführungen - eindrucksvoll bestätigen, dass auch du zu den Leuten gehörst, die sich die Dinge nach wie vor schönreden. Ich kann das übrigens durchaus verstehen. Es ist tatsächlich fast unerträglich, sich der bitteren Realität zu stellen.

    Ich bin zwar ein zutiefst überzeugter Europäer, ein absoluter Fan der EU, aber dass mit der weitgehenden Einführung einer einheitlichen Währung in Europa, dem ausgefeilten Datenschutz und dem Umgang mit KI und Covid den totalitären Vormachts- und Herrschaftsgelüsten der in dieser Diskussion genannten Autokraten / Despotenrein rein gar nichts entgegengesetzt wird, dass all das überhaupt nichts mit dem Thema der Bedrohung durch diese Leute zu tun hat, wirst du nach kurzer Reflexion sicher selbst erkennen. Und auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat die EU leider keineswegs "sehr geschlossen reagriert", wie du behauptest. Nicht einmal deren verbale Verurteilung war geschlossen (siehe Ungarn) - von angemessener militärischer Antwort ganz zu schweigen.

  • Mit der Unkerei meinte ich z.B. das hier:

    Wir machen uns etwas vor, wenn wir glauben, daran noch etwas ändern zu können. Dazu haben wir in ganz Europa viel zu lange geschlafen, lieber den Traum der Ahnungslosen geträumt und uns in den wenigen wachen Momenten lieber über lächerliche Themen gestritten.

    Es ist aussichtslos.

    Du unterstellst damit erstens, dass alle Themen abseits der Putin- und Chinabekämpfung lächerlich wären, was sie nicht sind, und dass es zweitens eben aussichtslos ist, Kontext: Diejenigen, die verstanden haben, was Sache ist, werden nicht von denen gehört, die etwas tun müssten. Oder zu leise oder zu selten oder was auch immer. Mal davon abgesehen, dass Verteidigung nicht europäische Sache ist (was angesichts der Entwicklungen in Ungarn, Holland, Italien und Rumänien auch problematisch wäre, und wir dürfen nicht vergessen, dass in Polen zuletzt die rechtsextreme PiS regiert hat), weshalb die Verbindung beider Themen auch eigentlich unzulässig wäre, ist diese Ganz-oder-gar-nicht-Denke auch zu schwarzweißmalerisch für die Realität: Man kann sich um den Datenschutz und die Sicherheit gleichzeitig kümmern, und das wird tatsächlich auch getan. Das meine ich mit "Schlagzeilenformulierungen". Es wird der Sache nicht gerecht, so oberflächlich zu argumentieren, davon abgesehen würde ich Dir auch deutlich mehr zutrauen, und da es auf Frust oder Angstmacherei hinausläuft (was nicht bedeutet, dass man keine Angst haben sollte - darum geht es nicht), liefert es unterm Strich möglicherweise Kanonenfutter für die falschen Leute.

    Ich kenne Deinen Hintergrund und weiß natürlich, dass Dir dieses Thema besonders am Herzen liegt, dass Du vermutlich mehr als alle hier ein Fachmann dafür bist, aber auch wenn das wichtig ist, gibt es anderes, das auch wichtig bleibt.

  • Trump versuche ich im Moment auszublenden. Und mich nicht irre machen zu lassen von dem Menschen. Egal wie ich hier reagiere, der Mann macht doch eh was er will und vorherzusagen was kommen wird ist sowieso illusorisch.


    Am Ende stellt sich eh die Frage ob seine ganzen guten Freunde, wie Musk und Zuckerberg, in nem halben Jahr immer noch seine guten Freunde sind.

  • Es ist ja irgendwie auch so - ich kann mich aufregen und im Viereck springen. Das hilft aber nicht. Es nützt nichts. Und es kostet Kraft. Die Welt ist gerade nunmal so, wie sie ist. Mir persönlich hilft es da nur, einfach weiterzumachen. Politik im Kleinen. Das zu leisten, was eben geht und für meine Überzeugungen einzustehen. Natürlich wählen zu gehen. Als Wahlhelfer hab ich mich auch gemeldet. Sonst drehe ich persönlich durch, wenn ich mir alle möglichen Szenarien ausdenke und welche Freaks da an der Macht sind. Was kann ich daran ändern.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Ich hätte es auch gemacht, bin da aber auf Kur und daher nicht zu Hause


    Dafür lass ich jetzt No AFD Einkaufswagenchips in meinen Einkaufswagen stecken. Die hat der Bruder meines Kollegen mit seinem 3d Drucker gemacht und ich bring die jetzt unter die Leute…. Hab noch genügend :-)

  • Das mache ich dieses Jahr auch - habe mich überzeugen lassen und bin doch schon sehr gespannt.

    Ich bin schon angeschrieben, allerdings hat mich schon letztes Jahr bei der Europawahl die Auszählung schockiert. Wie viele doch in unserer relativ kleinen Gesamtgemeinde auf den rechten Zug aufgesprungen sind. Ich hoffe wirklich, dass es mich dieses Mal nicht aus den Schuhen haut. Ich befürchte es allerdings.

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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