ASIN/ISBN: 978-3795437978 |
Klappentext:
Die Katharer gelten als die größte Ketzerbewegung des Mittelalters, eine Art Gegenkirche, letztlich zerstört durch Kreuzfahrer und Inquisitoren. Dieses traditionelle Bild von den berühmten Häretikern ist im zurückliegenden Vierteljahrhundert von der internationalen Forschung grundlegend in Zweifel gezogen worden. Statt um ein historisches Massenphänomen scheint es sich bei den Katharern vielmehr um einen modernen Mythos zu handeln, im Kern basierend auf einem im Hochmittelalter für den Häresiekampf geschaffenen Feindbild, ausgebaut von Historikern im 19. Jahrhundert und inzwischen eng verknüpft mit der regionalen Identität des heutigen Südfrankreich, das als „Katharerland“ auch touristisch vermarktet wird. Reich bebildert und ergänzt durch die Übersetzungen zentraler Quellen führt der Band erstmals in die komplexe Geschichte dieser Erfindung ein.
Über den Autor und weitere Mitwirkende (Amazon.de)
Markus Krumm ist Akademischer Rat am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit hat er sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit dem Thema Häresie auseinandergesetzt. Daneben gelten seine Forschungsinteressen der mittelalterlichen Geschichtsschreibung und Papstgeschichte. Eugenio Riversi ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn, an der er Mittelalterliche Geschichte und inklusive Geschichtsdidaktik lehrt. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kirchenreform und Investiturstreit im 11. und 12. Jahrhundert. Alessia Trivellone ist Professorin für Geschichte des Mittelalters an der Université Paul Valéry in Montpellier und ist Direktorin des wissenschaftlichen Netzwerks „Hérésie, Pouvoirs et Sociétés“ (GIS HéPoS). Sie hat eine grundlegende Monographie zu bildlichen Darstellungen von Häretikern im Mittelalter und mehrere Aufsätze über die italienischen Quellen zu den Katharern verfasst.
Meinung:
Geschichte ist schon was spannendes, nicht? Vor allem ist sie stets im Fluss, dafür ist dieses Buch und die zugrundeliegende Forschung ein gutes Bespiel.
Ich fand es allerdings auch ein bisschen problematisch, weil es als Sammlung verschiedener unterschiedlich langer Beiträge die Kohärenz vermissen lässt, wodurch es gleichermaßen schwierig zu lesen wie im Zusammenhang zu verstehen ist. Ich hätte etwas gebraucht, was mich "als wäre ich 5 Jahre alt" langsam und Schritt für Schritt an die Problematik heranführt. ZB schon mal gleich der Anfang, wenn das seit einem Vierteljahrhundert im Gespräch ist, wer hat es unter welchen Umständen entdeckt, dass da was nicht stimmt? Ich meine, das ist doch reichlich sensationell, wenn es stimmt.
Das Buch hat gerade mal 200 reich bebilderte Seiten, das kann schon mal nur ein erster Vorgeschmack sein. Trotzdem lässt es mich etwas verwirrter zurück, als ich erhofft hatte.
Mir fehlen auch gezogene Parallelen, denn wenn es so selbstverständlich ist, dass Häresie und "Die Katharer" als Buhmann erfunden und für geistige und politische Zwecke missbraucht wurden, bis sie ein Eigenleben entwickelt haben (schau oba, Umberto Eco!), warum gerade Südfrankreich bzw wo wurde das wie und wann anderswo in vergleichbarer Form eingesetzt? Denn wenn es in der Form doch einmalig war (Albigenserkreuzzüge, hier leider nur angeschnitten), wer ist dann die Henne und wer hat ihr Ei gegessen?
Auf jeden Fall gibt einem das Buch einiges zum Nachdenken, das ist schon mal ein guter Anfang.