Zu früh – Frank Schäfer

  • Alfred Kröner-Verlag, 2024

    128 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Für acht Wochen wird die Frühchenstation zum zwangsweisen Zuhause für Heike und Frank. Sie gehen ein und aus, erleben Momente der Angst, der Hoffnung, des Schmerzes und des Trostes. Sie entwickeln einen eigenen Aberglauben, einen Schutzzauber, der vielleicht verhindert, wovor sie sich am meisten fürchten. Denn Gewissheiten gibt es hier nicht, außer einer unbedingten, tiefen Liebe zu ihrem Sohn. Dieses Memoir in der Tradition von Uwe Timm, Maggie Nelson und vor allem von Annie Ernaux kehrt behutsam die Spreu der Erinnerung zusammen. In einer Weltsekunde, in der jederzeit das Schlimmste passieren kann, erscheint alles wesentlich. Ein Mut machender Roman über das Leben, der wie unter einem Vergrößerungsglas zeigt, wie dieses Leben in einer Extremsituation auf seinen Kern zusammenschrumpft: Liebe, Familie, Elternschaft. Gleichzeitig wirft er durch seine spritzige, ironisch-tiefsinnige Sprache einen sehr klaren, erfrischenden Blick auf das, was sich im Leben ändert, wenn aus einem Paar über Nacht Eltern werden. Und zwar, und das ist selten, aus Vatersicht.


    Über den Autor:

    Frank Schäfer, geboren 1966, lebt als Schriftsteller, Musik- und Literaturkritiker in Braunschweig. Er schreibt für taz, Neue Zürcher Zeitung, Rolling Stone u. a. Neben Romanen und Erzählungen erschienen diverse Essaysammlungen und Sachbücher, etwa ›Hühnergötter. Roman‹ (Limbus), ›Henry David Thoreau – Waldgänger und Rebell. Eine Biographie‹ (Suhrkamp) und ›Das wilde Lesen. Deutsche Literaturgeschichte(n)‹ (Verlag Andreas Reiffer).


    Mein Eindruck:

    Dieses Buch habe ich abgesehen von ein paar kurzen Unterbrechungen nahezu am Stück gelesen. Nicht nur, weil es mit 128 Seiten so kurz ist, sondern auch wegen einer gewissen erzählerischen Dichte und Geschlossenheit.

    Es geht um Frank und Heike, ihren allmählich entstehenden Kinderwunsch und schließlich die Geburt des Kindes. Doch das Baby kommt als Frühchen auf die Welt. Mit nur 29 Wochen und 2 Tagen ist das sehr knapp, die Lungen sind noch nicht voll entwickelt und das Überleben nicht gesichert. Doch auf der Frühchenstation und dank eines guten Oberarztes und tüchtigen Schwestern und Pfleger geht es dem Kind schließlich besser. Die Beschreibungen sind interessant und vor allen kann man durch den Icherzähler seine Gedanken- und Gefühlswelt in dieser Situation nachvollziehen. Es ist eine Zeit der Sorge, manchmal Hilflosigkeit und des Wartens.

    Das Buch funktioniert als Darstellung dieses Zeitraums.


    ASIN/ISBN: 3520771055

  • Meine Rezension:


    Blitzlichter


    Heike und Frank, ein junges Paar, eine Schwangerschaft, Woche 29+2, Komplikationen – acht bange Wochen in der Intensivstation.


    Prägnant und pointiert, stets seine Gedanken auf den Punkt gebracht, so schildert Frank Schäfer die Momente, welche er hier - einem Tagebuch gleich - festhält. Anfangs geht es zeitmäßig im Zickzack hin und her zwischen einzelnen Episoden und Bildern. Dann verbringt die junge Familie viel Zeit in der Frühchenabteilung und schwankt zwischen gedankenlosen Sätzen wie „ab Woche 30 bringen wir sie alle durch“ und hoffnungsvollem Aufatmen, wenn das 1500 Gramm leichte Menschlein eine Stunde außerhalb des Inkubators durchhält. Sehr persönlich, sehr nahegehend, sehr gefühlvoll. Frank Schäfer lenkt Blitzlichter auf eine extrem emotionale Zeit des (seines?) Lebens und nimmt den Leser mit auf eine abenteuerliche Reise mit einem Frühchen.


    Ein ausdrucksstarker Roman mit überaus vertraulichen Einblicken in ganz persönliche Daseinsmomente. Uneingeschränkte Leseempfehlung!



    Titel Zu früh

    Autor Frank Schäfer

    ASIN B0DG9NMP7Q

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Geb. Buch (128 Seiten)

    Erscheinungsdatum 20. August 2024

    Verlag Alfred Kröner


    ASIN/ISBN: B0DG9NMP7Q