Für immer - Maja Lunde

  • Klappentext (Amazon):


    An einem gewöhnlichen Tag Anfang Juni kommt die Zeit zum Stehen. Niemand stirbt, niemand wird mehr geboren. Die neue Ewigkeit verändert das Lebensgefühl der Menschen: Die Rentnerin Margo will ausgelassen das Leben feiern und auf Reisen gehen – doch ihr pflanzenliebender Ehemann Otto möchte seine Balkonblumen nicht alleine lassen. Für die Fotografin Jenny gibt es nichts Schöneres, als die geschenkte Zeit mit ihrer Familie im Sommerhaus zu verbringen. Trotzdem plagt sie das Gefühl, etwas Wichtiges zu verpassen. Und die Krankenschwester Eva erlebt die Sorge der Schwangeren, die nicht wissen, wann ihre Babys zur Welt kommen. Überall im Land rätselt man, warum die Menschen aus dem Lauf der Zeit herausgefallen sind. Ist es ein Virus, ein alter Zauber oder eine Verschwörung böser Mächte? Und warum geht in der Natur der Kreislauf von Werden und Vergehen unvermindert weiter? Feinfühlig und mit viel Wärme schreibt Maja Lunde in ihrem neuen großen Roman über das Leben im Jetzt, die eigene Endlichkeit und über unsere Verbindung zur Natur.



    Meine Rezension:


    6. Juni


    Der 6. Juni ist ein Tag wie jeder andere, Menschen gehen in die Arbeit, Menschen trinken Kaffee, Menschen sterben, Menschen werden geboren. Das Leben nimmt seinen regelmäßigen Lauf, bis plötzlich kein Mensch sich mehr verändert, niemand entwickelt sich, niemand altert, niemand stirbt, selbst Ungeborene wachsen nicht mehr heran im Mutterleib. Während das Auf und Ab in der Natur voranschreitet, scheint für den Menschen das ewige Leben angebrochen zu sein.


    Lose aneinandergereihte Episoden unterschiedlichster Charaktere präsentiert Maja Lunde in ihrem neuen Roman über die Zeit und die Endlichkeit des menschlichen Individuums. In ihrer sachlichen Erzählweise zeigt sie dem Leser Bilder, die sie mit der Kamera geknipst haben könnte, Bilder des Stillstands, Bilder der Freude über geschenkte Zeit, Bilder über das Staunen um das Unerklärliche. Obwohl die Personen dem Leser nicht allzu nahe kommen, lösen sie dennoch Gefühle und Reaktionen aus, denn das Geschehen ist absolut außergewöhnlich und dadurch natürlich nachdenklich stimmend. Wie würde man selbst mit dieser oder einer ähnlichen Situation umgehen, wie darauf reagieren, dass auch vonseiten der Wissenschaft keine schlüssige Erklärung bekanntgegeben wird, keine Einschätzung erfolgt, wodurch dieser Stillstand am menschlichen Lebewesen ausgelöst worden ist oder wieder beendet werden könnte. Leider bleibt auch die Autorin selbst eine Information dazu schuldig, lediglich das Gedankenexperiment, „was wäre, wenn“ bekommt Raum auf diesen 230 Seiten.


    Ein interessantes Spiel mit Überlegungen zu unserem irdischen Dasein, das mir gut gefallen hat und welches ich daher gerne weiterempfehle, wenngleich der Leser selbst einige Leerstellen füllen muss.



    Titel Für immer

    Autor Maja Lunde

    ASIN 978-3442762781

    Sprache Deutsch

    Ausgabe Geb. Buch (320Seiten), ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

    Erscheinungsdatum 15. Jänner 2025

    Verlag btb

    Originaltitel Lukkertid

    Übersetzer Ursel Allenstein


    ASIN/ISBN: 3442762782

  • Eindrucksvoll und berührend


    Für immer, ist der fünfte Roman, den ich von der norwegischen Schriftstellerin Maja Lunde gelesen habe. Sie kann mich immer wieder begeistern. Sie beschreibt immer wieder, intensiv, über wichtige Themen.

    Dieses Mal ist die Menschheit mit einem gefährlichen Stillstand bedroht. Es stirbt keiner mehr, aber es wird auch bei der Geburt zu einem Stillstand. Die Babys wachsen einfach nicht weiter.

    All Personen nehmen die Geschehnisse verschieden war.

    Besonders eindrucksvoll ist es, als Jennys Familie auf eisglatter Straße, fast in den Abgrund rutscht. Jenny ist eine starke Frau, die erst die Kinder dazu bringt, das Auto zu verlassen. Dann macht sie auch ihrem Mann Mut. Gott sei Dank sind alle heil davon gekommen.

    Dann gibt es noch den Rentner Otto und seine Frau. Er tut sich schwer, sein Haus zu verlassen um in die Seniorenlage zu ziehen. Er hängt an seinen Blumen, besonders eine Rose hat es ihm angetan und er nimmt sie mit.

    Maja Lunde schreibt mit ruhiger einfacher Sprache, so das der Roman noch eindrucksvoller wird.Für immer kann ich gerne weiter empfehlen.

  • Eines Tages im Juni fallen die Menschen einfach aus dem Zeitverlauf der Natur. Während Pflanzen und Tiere weiter wachsen, geboren werden und sterben bleiben die Menschen einfach so wie sie sind. Sie lernen nicht mehr dazu, entwickeln sich nicht mehr weiter, Babys werden nicht geboren, alte Menschen sterben nicht. Erst reagieren viele Menschen euphorisch, aber bald zeigt der Stillstand seine negativen Seiten.


    Maja Lunde beleuchtet in diesem Buch die Bedeutung von Zeit für den Menschen. Was passiert, wenn plötzlich der Tod keine Rolle mehr spielt? Wenn es keine Trauer und Krankheit mehr gibt und man einfach Zeit füreinander hat. Aber eben auch, was passiert, wenn Kinder sich nicht mehr weiter entwickeln und jeder Tag sich wie der davor anfühlt. Wir begleiten dabei mehrere Protagonisten durch diese Zeit des Stillstands. Einmal Jenny, eine Fotografin, bei der eine tödliche Krankheit diagnostiziert wurde. Otto, der mit seiner Frau Margo in eine Senioren Apartment Anlage zieht, Jakob und seine Frau Lisa, die ein Kind erwarten, Ella, Extremsportlerin und Angestellte in einem Beerdigungsinstitut. Wir begleiten sie abwechselnd und gelegentlich überschneiden sich ihre Wege.


    Mir hat das Buch an sich gut gefallen, allerdings muss ich sagen, dass mir einige der Charaktere ein wenig auf den Keks gegangen sind. Jakob von Anfang an, der bereits am Beginn ein recht zwanghaftes Verhalten an den Tag legt. Bei Jenny tritt das gleiche Verhalten dann durch den Stillstand zu Tage. Überhaupt werden durch diese Zeit plötzlich Charaktereigenschaften zu Tage, die man so nicht vermutet hätte. Verschwörungstheorien sprießen. Es werden verzweifelt Lösungen gesucht, aber so richtig klar, was passiert ist wird im Buch nicht aufgeklärt.

    Es war auf jeden Fall ein Buch, das zum Nachdenken anregt. So sehr wie wir den Augenblick festhalten möchten, so kostbar ist die Vergänglichkeit genau dieses Augenblicks. Ohne vergehende Zeit, kein Fortschritt, kein Wachstum.


    Von mir durchaus eine Empfehlung.


    8 von 10 Punkte