Beate Maly - Tod am Semmering (Band 1 Ernestine Kirsch und Anton Böck)

  • Österreich 1922. Im Grandhotel Panhans am Semmering trifft sich die feine Gesellschaft zu einem wohltätigen Tanzkurs. Doch der schöne Schein trübt sich, als einer der Gäste vegiftet wird. Inmitten eines Schneesturms ist das Hotel von der Außenwelt abgeschnitten, die Polizei unerreichbar und ein Entkommen unmöglich - auch für den Mörder. Die pensionierte Lehrerin Ernestine Kirsch und ihr Begleiter Anton Böck machen sich daran, den dramatischen Vorfall aufzuklären - und stoßen auf ein noch viel entsetzlicheres Verbrechen.


    Beate Maly wurde 1970 in Wien geboren, wo sie bis heute lebt. Zum Schreiben kam sie vor rund 20 Jahren. Sie widmet sich dem historischen Roman und dem historischen Kriminalroman. 2019 und 2023 war sie für den Leo-Perutz-Preis nominiert, 2021 gewann sie den Silbernen Homer.


    Meine Meinung


    Ich hatte mir ein ähnliches Leseerlebnis wie beim Weihnachtskrimi "Mord im Stadtpalais" erhofft, das wurde es leider nicht.


    Als erstes hat mich das "Ermittler"-Duo Ernestine und Anton nicht überzeugt. Anton war wenig hilfreich, ängstlich und eher eine Schlaftablette, und Ernestine fand ich etwas überambitioniert, allerdings hatte sie natürlich am Ende Erfolg gehabt. Einiges an Platz nahm die nahe Vergangenheit ein mit dem 1. Weltkrieg, dem unglaublichen Leid, das er (wie alle Kriege) bis zum Ende verursachte, und den Folgen für die Menschen.


    Termingerecht kam gleich am Anfang ein Schneesturm, der alle im Hotel festhielt, und genauso termingerecht war er nach den 3 Tagen weg. Das, was Ernestine aufdeckte, die Verstrickungen der Gäste untereinander und ihre Geheimnisse, waren, nu ja, zwar interessant aber jetzt auch nicht allzu überraschend, denn ein solcher Reichtum hat nun einmal seinen Preis und baut so oft auf Unehrlichkeit, Betrug und Dreistigkeit auf (wenn man ihn nicht geerbt hat). Die zarte Liebesgeschichte hat mir nur ein Gähnen entlockt, genauso wie der unspannende Schreib- und Erzählstil.


    Der eigentliche Zweck, nämlich der Wohltätigkeits-Tangokurs, spielte kaum eine Rolle. Man erhielt nur sehr wenig Einblick, was natürlich den Ereignissen geschuldet war, die die Gäste heimsuchten und sie beschäftigten, bei denen ich aber so gut wie nicht mitfieberte, außer, dass ich an der Auflösung interessiert war und unbedingt wissen wollte, wer es war. Das Motiv war nachvollziehbar, allerdings war mir unklar,


    Es gelang der Autorin für mich kaum (oder sie wollte es auch gar nicht), die doch eigentlich schrecklichen Geschehnisse insgesamt halbwegs spannend zu erzählen. Nur das Verhalten einiger Weniger hat mich wirklich aufgeregt, und das Ende/die Auflösung hat mich mitgenommen. Ein Pluspunkt war, dass die Charaktere schon eine gewisse Tiefe hatten.


    Ich möchte die Reihe nicht weiterlesen.


    Ich vergebe 3 1/2 Sterne.



    ASIN/ISBN: 395451995X

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Meine Rezension

    „Tod am Semmering“ ist der Auftakt einer Krimireihe um die pensionierte Lehrerin Ernestine Kirsch und den verwitweten Apotheker Anton Böck.


    Durch einen Zufall dürfen die beiden Bekannten an einem Tango-Wochenende in einem Luxushotel am Semmering teilnehmen. Beide freuen sich schon auf die für sie ungewohnten Annehmlichkeiten, da kommt es zu einem Todesfall. Rasch steht fest, dass es sich um einen Mord handeln muss.


    Doch durch einen einsetzenden Schneesturm wurde die Telefonleitung gestört und durch den starken Schneefall ist es auch nicht möglich, mit einem Schlitten in den Nachbarort zu fahren, um die Polizei an den Ort des Geschehens zu rufen.


    Ernestine, die Neugier in Person und eine passionierte Rätselfreundin, beschließt, Ermittlungen anzustellen, um der Polizei später helfen zu können.


    Doch die Unruhe bleibt und so passieren noch weitere Vorfälle, die den Gästen zu denken geben. Was bzw. wer steckt nur hinter den ganzen Vorkommnissen?


    Wie sich im Laufe des Buches herausstellt, ist hier eine wahrhaft illustre Gesellschaft versammelt: die meisten anderen Gäste sind nicht nur sehr wohlhabend – auch der Weg, wie sie zu ihrem Geld gekommen sind, ist … interessant. Die meisten der Anwesenden hätten einen guten Grund gehabt, das Opfer lieber tot als lebendig zu sehen. Aber reichen diese Gründe für einen Mord aus?


    Das Buch war weit weniger cosy als von mir erwartet. Im Gegenteil, hier haben sich wirklich Abgründe aufgetan. Mit Ernestines nassforschem Verhalten habe ich manchmal gehadert, da es oft unvorsichtig war und manchmal auch wichtige Spuren zerstören hätte können. Anton wirkt dagegen als umsichtiges und beruhigendes Element – das Zusammenspiel der beiden passt.


    Die Beschreibung des luxuriösen Hotels und vor allem auch der servierten Delikatessen empfand ich als sehr gelungen... man hat förmlich das Dessert auf der Zunge geschmeckt. Ich mag solche Beschreibungen, bei denen man sofort ein Bild vor Augen hat, das hat mir auch bei meinem ersten Buch der Autorin schon sehr gut gefallen.


    Ich habe das Buch gerne gelesen und werde auf jeden Fall den nächsten Band auch bei Gelegenheit einmal lesen.


    Ich würde hier auf jeden Fall 8-9 (von 10) Eulenpunkten und eine Leseempfehlung abgeben.


    Über die Frage von Irri habe ich natürlich auch nachgedacht, sie mir aber wie folgt beantwortet - ACHTUNG, NUR LESEN, WENN IHR DAS BUCH WIRKLICH SCHON KOMPLETT GELESEN HABT, HIER WERDEN TÄTER UND MOTIV GENNANT:


    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zuerst war ich skeptisch, aber dann fand ich das Buch besser als erwartet.

    Beate Maly ist gut bei den Figuren und den Dialogen und vor allen kann sie Passagen gut in Szene setzen, sei es eine Bahnfahrt, ein Tanzabend oder wenn die Protagonistin, Ernestine, Nachts auf den Mörder wartet, den sie herangelockt hat.

    Hinzu kommen spannende Settings, hier ein Österreichisches Grandhotel in winterlich verschneiter Umgebung.

  • „Tod am Semmering“ – das ist der Auftakt der Reihe um das Ermittlerpaar Ernestine Kirsch, Lehrerin im Ruhestand, und Anton Böck, Apotheker, welche in den 1920er Jahren in Österreich spielt. In diesem ersten Band schreiben wir das Jahr 1922 und Ernestine und Anton bekommen die Gelegenheit, an einer Tanzkursveranstaltung der höheren Schicht teilzunehmen. Doch das Wochenende entwickelt sich ganz anders als erwartet: Ein übler Schneesturm tobt, weshalb das Hotel Panhans von der Außenwelt abgeschnitten ist, und es befindet sich ein Mörder unter den Reihen der Gästeschar. Da es für die Polizei kein Durchkommen zum Hotel gibt, ermitteln Ernestine und Anton auf eigene Faust. Es hat Spaß gemacht, ihnen dabei zu folgen!


    Ernestine mit ihrer eher forschen und teils unbedachten Art war anfangs eine anstrengende Figur. Mit der Zeit gewöhnte man sich allerdings an ihre Herangehensweise. Anton stellte mit seinem ruhigen, zurückhaltenden und etwas ängstlichen Charakter einen sehr guten Gegenpol zu Ernestine dar. Die beiden ergänzen sich bestens und es war sehr unterhaltsam zu lesen, in welche Situationen Ernestine Anton teilweise beförderte.


    Das Setting ist nicht neu – eingeschneites Hotel, keine Möglichkeit, der Situation zu entkommen. Es war allerdings keine nervenzerreißende, hochspannende Story, sondern eher eine Cosy-Crime-Krimigeschichte, die mit viel österreichischem Charme punkten konnte. Dabei gab es viel Raum, selbst mitzurätseln, denn eigentlich waren alle mehr oder weniger verdächtig. Der Mordfall wird allmählich gelöst – die schlüssige Auflösung am Ende lässt einen als Leser das Buch zufrieden zuklappen.


    Ich freue mich schon auf den nächsten Fall, den ich gemeinsam mit Ernestine und Anton lösen darf. Für den Auftakt der Reihe gibt es von mir 7 Eulenpunkte.

  • Batcat Deinem Spoiler kann ich nur zustimmen. Ich bin da ganz bei dir, was das Motiv und die "Auswahl" des Opfers anbelangt.


    Das Buch war weit weniger cosy als von mir erwartet.

    Ich finde schon, dass man durchaus von einem cosy crime sprechen kann. Klar, die Hintergründe, die das Ganze verursacht haben, sind alles andere als cosy - aber die Art und Weise, wie ermittelt wird, würde ich schon als "cosy" bezeichnen.

  • Österreich 1922: Für den Apotheker Anton Böck und seine Mieterin Ernestine Kirsch, Lehrerin im Ruhestand, ergibt sich die Gelegenheit, an den Semmering reisen und dort im berühmten Hotel Panhans an einem Tangolehrgang teilnehmen. Nicht lange nach der Ankunft stirbt ein Teilnehmer, der sich vorher schon durch seine Art unbeliebt gemacht hatte. Leider ist das Hotel mittlerweile durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten, so dass Ernestine es übernimmt, schon einmal mit den Ermittlungen zu beginnen.


    Dies ist der erste Band einer Reihe um Anton und Ernestine, die mittlerweile bereits einige Bände verzeichnet. Vieles erinnerte mich an einen Agatha Christie-Krimi, nicht nur Setting, auch die verschiedenen Charaktere könnten einem dieser Romane entsprungen sein. Ernestine hat zwar eher weniger Ähnlichkeiten mit der Miss Marple aus den Romanen, aber, auch durch ihren Begleiter, mehr mit Margaret Rutherfords Miss Marple-Darstellung.


    Mochte ich zunächst Ernestine ganz gern, ging sie mir leider schnell auf die Nerven, ihre überbordende Neugier, die mich sogar einmal regelrecht anekelte, ihr ebenso übertriebener Aktionismus, mit dem sie nicht nur sich selbst in manch peinliche oder gar gefährliche Situationen brachte, sagen mit einfach nicht zu. Ganz anders Anton, der einfach nett ist, unter Ernestines Aktionismus mehr als einmal zu leiden hat, und der gerne isst, wodurch man erfährt, welche Leckereien das Hotel auftischt. Die anderen Charaktere eignen sich fast alle als Täter:innen, so dass man selbst ständig am Rätseln ist. Die Auflösung sagte mir persönlich, obwohl sie nicht unlogisch ist, nicht zu, ich fand sie etwas zu weit hergeholt.


    Das Setting, das eingeschneite Luxushotel mit einem überschaubaren Figurenensemble hat mir gut gefallen, zumal das Hotel keine Erfindung der Autorin ist. Die Atmosphäre von Eis, Schnee und Kälte, und des Eingesperrtseins mit jemandem, der mordet, ist gelungen.


    Leider hat mich der Roman unterm Strich nicht so überzeugen können, wie ich es mir gewünscht hätte. Das Setting und die Atmosphäre sind gelungen, aber die Protagonistin ging mir schnell auf die Nerven, die Auflösung mochte ich persönlich nicht, so dass ich wahrscheinlich auf weitere Bände dieser Reihe verzichten werde.