Zitat:
„Sie haben dem Streifenpolizisten gesagt, dass Sie jemanden in Ihrem Haus vermuten. Sie haben sogar erwähnt, dass Ihr Sohn einen Fantasiefreund hat, was die Vermutung noch verstärkte.“
So hat es mir gefallen:
„Der Mann in unserem Haus“ ist ein Thriller, der grundsätzlich mit seiner Ausgangssituation punktet: Seltsame Geräusche, verschobene Gegenstände und ein Ehemann, der sich immer weiter von der Familie entfernt. Dazu sieht der Sohn der Familie eine Gestalt namens Billy. Doch ist Billy nur Einbildung oder doch echt? Was Lauren schließlich sieht, als sie eines Nachts den Dachboden öffnet, raubt ihr den Atem … Die Atmosphäre des Buches ist wirklich top. Sie ist so intensiv, dass ich einfach nicht aufhören konnte zu lesen. Überhaupt zog mich die Story sehr schnell in ihren Bann. Gerade die Frage, ob Billy doch nur eine kindliche Einbildung ist oder etwas ganz anderes, verleiht der Geschichte definitiv eine reizvolle Vielschichtigkeit.
Die Autorin versteht es ohnehin sehr gut, die Figuren greifbar zu gestalten. Vor allem Lauren, die besorgte Mutter und Ehefrau, wirkt sehr vielschichtig und authentisch. Ihre wachsende Unsicherheit, gepaart mit der subtilen Spannung ihrer Ehe mit Jacob, erzeugt ein glaubhaftes psychologisches Grundgerüst, was für einen Psychothriller unabdingbar ist. Sehr gelungen war auch die leicht klaustrophobische Atmosphäre des Hauses, die von der Autorin gekonnt in die Handlung eingebunden wird.
Wo die Figurenzeichnung überzeugt, schwächelt das Buch allerdings etwas an der Struktur. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Perspektiven wird meiner Meinung nach etwas überstrapaziert. Während die POV-Wechsel durchaus für Spannung sorgen können, sind es hier einfach zu viele, was dem Thriller hin und wieder etwas Stringenz nimmt. Zudem finde ich, dass es Kapitel gibt, die die Handlung nicht wirklich voranbringen und stattdessen ebenjene etwas ausbremsen. Eine straffere, konzentrierte Handlung hätte der Geschichte durchaus gutgetan.
Insgesamt lässt sich sagen, dass „Der Mann in unserem Haus“ ein solider Thriller ist, der mit der spannenden Handlung und den starken Figuren punkten kann. Die zahlreichen POVs und einige künstliche Längen verhindern jedoch, dass die Geschichte ihr volles Potenzial ausschöpfen kann. Dennoch bleibt es ein lesenswerter Psychothriller – mit Luft nach oben.
7/10
Edit: ASIN nachgetragen, damit das Cover angezeigt wird. Gruß Herr Palomar