Im Namen der Barmherzigkeit - Hera Lind

  • Über die Autorin (Amazon)

    Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.


    Produktinformation (Amazon)

    Herausgeber ‏ : ‎ Knaur TB; 1. Edition (4. November 2024)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Taschenbuch ‏ : ‎ 464 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3426528371

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3426528372


    Sehr berührend

    Dies ist die wahre Geschichte eines Pflegekindes auf einem Bergbauernhof. Hera Lind erzählt hier das Schicksal von Steffi, die Fürchterliches erleiden musste, sich letztendlich jedoch nicht zum Schweigen hat bringen lassen.

    Im Namen der Barmherzigkeit nimmt die Bauernfamilie Kellerknecht jedes Jahr ein Pflegekind auf. Auch die knapp dreijährige Steffi gehört dazu. Zwischen allen anderen Pflegekindern lernt sie schnell, dass sie für diese Aufnahme hart schuften muss und das alles barfuß. Und dann wird Steffi ab ihrem neunten Lebensjahr von dem Bauern regelmäßig missbraucht. Mit fünfzehn wird sie schwanger und in ein Kloster abgeschoben wo sich barmherzige Nonnen um sie und andere ledige Mütter kümmern. Steffi will ihr Kind behalten, ihm eine bessere Kindheit bieten und sucht nach ihrer leiblichen Mutter.


    Meine Meinung

    Das Buch ließ sich leicht und flüssig lesen, auch wenn ich mal ab und zu durchschnaufen musste bei dem was ich da gelesen habe. Jedoch gab es keine Unklarheiten im Text die meinen Lesefluss gestört hätten. Im Namen der Barmherzigkeit hat dieser Schuft von Bergauer Kellerknecht ein KIND von neun Jahren missbraucht. Es für einen Teil seines Lebens kaputtgemacht, denn wie soll ein solches Kind je wieder einem Mann vertrauen? Auch wenn Steffi dies letztendlich doch getan hat, was mich wirklich sehr verwundert hat. Was ich damit meine, wird der geneigte Leser erfahren. Aber dann war es eben aus und es geschah genau das, was in einem solchen Fall oft passiert. Was das ist, wird der Leser selbst wissen, bzw. er wird es beim Lesen des Buches erfahren. Warum sie nicht ihre älteste Pflegeschwester, die auch, wenn ich mich nicht sehr täusche, vom Pflegevater missbraucht worden war, letztendlich in Wien aufgesucht hat, habe ich nicht so ganz verstanden. Aber sie wollte sich wohl auf niemanden mehr verlassen. Ich finde solche Kerle, wie dieser Bergbauer, gehören ins Gefängnis und nie wieder raus. Das Buch hat mich erschüttert, auch wenn ich das Wort Kindesmissbrauch natürlich kenne, aber so wie dieser Kerl vorgegangen ist, das ist erschreckend. Und dann muss man auch noch davon ausgehen, dass er vermutlich nicht der Einzige war, der so etwas tat. Ich denke, da gibt es bestimmt noch eine hohe Dunkelziffer. Die Kinder trauen sich nicht, Anzeige zu erstatten, weil sie denken, dass ihnen niemand glauben wird, denn die Pflegeeltern sind ja so barmherzige, anständige Menschen. Menschen die Kinder aufnehmen, sollten besser durchleuchtet werden, und nicht ankündigen, wenn die Fürsorgerin kommt, sondern überraschend kommen. Dann hätten die nämlich auch mal gesehen, wie es den Kindern, die sie den ach so barmherzigen Menschen zur Pflege überlasen haben, tatsächlich geht! Ich reg mich tatsächlich jetzt richtig auf. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen, denn es ist spannend und fesselnd geschrieben. Es gibt ein Nachwort von Hera Lind, von Steffi und von Karin Winkler, die Steffi lange betreut hat und ihr eine gute Freundin ist. Auch wenn ich ab zu hätte heulen mögen und Steffi mir unendlich leidgetan hat. Ich hoffe sehr, dass sie den Rest ihres Lebens glücklich und zufrieden leben kann. Von mir eine Leseempfehlung und fünf Sterne.

    ASIN/ISBN: 3426528371

  • Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.


    "Kinder erleben nichts so scharf und bitter wie Ungerechtigkeit." (Charles Dickens)

    Die 3-jährige Steffi wird in den 70er-Jahren zu der steirischen Bauernfamilie Kellerknecht vermittelt. Doch statt Liebe und Familie erleben die Pflegekinder dort nur geringe Liebe, spärliches Essen und harte Arbeit. Während ihre leiblichen Kinder verwöhnt sind, müssen die Pflegekinder die schwere Arbeit auf dem Bauernhof verrichten und dies sogar barfuß. Selbst die Fürsorge, die regelmäßig vorbeischaut, wird angelogen und bestochen. Sie verschließen sogar regelrecht Augen vor der Ungerechtigkeit, dessen die Kinder ausgeliefert sind. Steffi wird älter und damit interessant für den Bauern. Ein Mann, der seine Pflegekinder regelmäßig misshandelt und die Mädchen sogar missbraucht. Als die 15-jährige Steffi schwanger wird, kommt sie zu Nonnen, wo sie von Schwester Reinhildis innig umsorgt wird. Steffi möchte für ihr eigenes Kind eine liebevolle Mutter sein und kämpft für sie. Doch das Trauma der Vergangenheit holt sie immer wieder ein und versucht sie zu brechen.


    Meine Meinung:

    Das Cover und der Klappentext haben mich so berührt, dass ich unbedingt mehr erfahren will. Vor allem, weil Steffis Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Mich schockiert zudem, dass alles ja noch gar nicht so lange her ist. Die kleine Steffi erblickt im Juli 1972 das Licht der Welt. Ihre herzlose, kalte Mutter hat regelmäßig Affären mit anderen Männern. Da Steffi von einem Türken ist, stößt sie das Kind erst recht von sich. So kommt das kleine Mädchen erst in ein Heim und anschließend zur Pflegefamilie Kellerknecht. Keiner konnte ja ahnen, dass die Kinder dort ungerecht behandelt werden. Schließlich sind die Bauersleute gottesfürchtige Christen und selbst Eltern. Doch während ihre eigenen Kinder verwöhnt sind, müssen die Pflegekinder oft bis tief in die Nacht schuften. Dabei haben sie nur den kargen Dachboden zum Schlafen und eine Dusche mit kaltem Wasser im Keller. Die Kellerknechts nehmen nicht einmal Rücksicht, als man bei Steffi Asthma feststellt. Sie gerät sogar ein paar Mal fast in Lebensgefahr. Welche Macht der grobe und brutale Bauer allerdings wirklich hat, bekommt Steffi erst so richtig zu spüren, als sie älter ist. Gewalt, Missbrauch und Angst traumatisieren für immer ihr Leben. Immer wieder findet sie jemanden, bei dem sie ein wenig Liebe verspürt, wird dann allerdings enttäuscht. Es scheint sogar so, als ob es niemanden auf der Welt gibt, der sie wirklich liebt. Erst als die kleine Sarah nach der Entbindung in ihr Leben tritt, kämpft sie wie eine Löwin, damit sie ihr Kind behalten darf. Doch es ist ein Leben mit Rückschlägen und Ängsten, gezeichnet von viel zu wenig Liebe. Mich schockiert, weil Steffis Schicksal ja noch gar nicht so lange her ist. Dass eine Behörde wie die österreichische Fürsorge einfach die Augen verschließt, macht mich fassungslos. Warum wollten sie nicht sehen, wie Kinder verwahrlosen, abmagern und lieblos behandelt werden? Stattdessen machen sie später einer jungen Frau das Leben schwer. Obwohl die ihrem Kind all die Liebe schenkt, die sie selbst nie erhalten hat. Die Autorin nimmt uns mit in eine Kindheit, die man kaum ertragen kann. Dabei verschweigt sie sogar noch viele schlimme Ereignisse, um es den Lesern nicht zu schwer zu machen. Das Ende wird sogar beschönigt, wie ich im Nachwort erfahre. Fraglos ist diese Frau zu einer wahren Kämpferin herangewachsen, obwohl das Leben Steffi so zugesetzt hat. Eine Kämpferin, die nicht aufgibt. Trotz immer wiederkehrender Rückschläge nimmt sie ihr Leben an und findet sogar die Liebe. Steffis Schicksal steht für all die Kinder, die mit Lieblosigkeit, Gewalt und Missbrauch aufwachsen. Sehr detailliert beschreibt Hera Lind Steffis Kindheit, sodass ich mehr als einmal zum Taschentuch greife. Trotzdem haben wir lange nicht alles erfahren, wie ich im Nachwort lese. Ich kann es nur empfehlen und gebe 5 Sterne, aber man braucht starke Nerven dafür. :thumbup:


    ASIN/ISBN: 3426528371

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."