David Foster Wallace - Am Beispiel des Hummers

  • David Foster Wallace - Am Beispiel des Hummers


    Verlag: tacheles! / Roof Music

    Erscheinungsdatum: 30.Juli 2010

    Hörzeit: 1 Stunde 16 Minuten

    Sprecher: Christian Ulmen

    ASIN: B003XW56UQ


    Über den Autor (nach Amazon):

    David Foster Wallace, geboren 1962, gilt nicht nur als der genialste unter den zeitgenössischen amerikanischen Autoren, sondern auch als einer der intelligentesten Kritiker des westlichen way of life. Viele seiner Werke sind ins Deutsche übersetzt, darunter sein Essay Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich, der zum Bestseller wurde. David Foster Wallace ist am 12. September 2008 freiwillig aus dem Leben geschieden.


    Über den Inhalt (nach Amazon):

    Alljährlich findet im alten Fischereihafen von Rockland im amerikanischen Bundesstaat Maine das "Maine Lobster Festival" statt. Unter den vielen Tausend Besuchern, die sich von dem Motto "Leuchtturm, Lobster, gute Laune" anlocken lassen, befindet sich auch ein sprachmächtiger, durch nichts und niemand einzuschüchternder Diskursterrorist - der amerikanische Schriftsteller David Foster Wallace. Sein Auftrag: eine Reportage für das Gourmet-Magazin zu schreiben. Am Ende seiner Recherche steht die Frage nach der ethischen Vertretbarkeit des Fleischkonsums: durchgeknallt komisch und zugleich schmerzhaft ernst, eine irrsinnig tröstliche literarische Achterbahnfahrt, fußnotenstarrend und dabei für jeden Leser voraussetzungslos direkt zugänglich.


    An die ungekürzte Lesung schließt sich ein 20-minütiges Originalton-Dokument von David Foster Wallace an: seine Rede "This is water" aus dem Jahr 2005 vor den Graduierten des Kenyon College über Freiheit und die Aufgaben, die sie an uns Menschen stellt.


    Meine Meinung:


    Bissig - humorvoll - lehrreich


    Als David Foster Wallace im Sommer 2003 nach Rockland fuhr, um für die Zeitschrift "Gourmet" über das Maine Lobster Festival zu berichten, begab er sich auf eine Reise, die am Ende nicht nur ihn überrascht haben dürfte.

    Mehrere Tage im Jahr dreht sich in Rockland alles um den Hummer und dem Ruf des Festivals folgen jedes Jahr bis zu Hunderttausend Menschen an die amerikanische Ostküste. Es werden unzählige Vergnügungsmöglichkeiten geboten, von der Wahl der Meeresgöttin bis zu einem Lauf über Hummerschalen, doch das Highlight bleibt die Zubereitung des lebenden Hummers in heißem Wasser.

    In diesem Essay, der bereits vor über zwanzig Jahren entstand und knapp eine Stunde Hörzeit beansprucht, erzählt David Foster Wallace bissig, humorvoll und lehrreich von der Systematik, in die der Hummer verordnet wird und wie dieses Meerestier es vom Gefängnisessen zum Luxusgut schaffte. Dass der Verzehr des edlen Schalentiers seine Schattenseiten hat. liegt auf der Hand. Den empfindsamen Tieren werden nach dem Fang die Scheren zusammengebunden, damit sie sich nicht gegenseitig verletzen, bevor sie in heißem Wasser gekocht werden. David Foster Wallace scheut sich nicht, das Leid der Tiere zu skizzieren, Fragen zur Ethik im Umgang mit einem der ältesten Meeresbewohner zu stellen und die Reflexionsfähigkeit der Konsumenten anzusprechen. So kritisch der Autor das Festival beleuchtet,

    so selbstkritisch hinterfragt er seinen eigenen Verzehr verbunden mit der Hoffnung, dass sein Gedankengut die Leserschaft erreicht.

    Hörbuchsprecher Christian Ulmen liest anfänglich gewöhnungsbedürftig und hastig, letztlich jedoch passend zu diesem klug und umfassend beleuchteten Thema.

    Das Hörbuch endet mit der Abschlussrede "This is water" vor Collegeabsolventen, die ich an anderer Stelle bereits besprochen habe.

    "Am Beispiel des Hummers" ist ein amüsanter, bissiger, stellenweise humorvoller und nicht zuletzt moralischer Appell an den Umgang mit Lebewesen und deren Verzehr, der auf jeden Fall Lust auf weitere Lektüren von David Foster Wallace macht.


    ASIN/ISBN: B003XW56UQ

  • Kenne das Buch nicht, aber Wallace ist ein großer Autor.

    Er hat in "Unendlicher Spaß" (infinite jest) den Zustand der tiefen Depression beschrieben wie vielleicht kein Zweiter.


    "Wenn die Leute das so nennen, bin ich immer genervt, weil ich immer finde, Depression, das klingt so, als wäre man bloß tierisch traurig, als würde man still und melancholisch und stumm am Fenster sitzen und seufzen oder einfach nur im Bett liegen. Ein Zustand, wo einen einfach alles kaltlässt. Eine Art Trübsal, dabei aber irgendwie friedlich.

    Das hier ist aber kein Zustand. Das ist ein Gefühl. Ich fühle es überall. In den Armen und Beinen. Überall. Kopf, Hals, Hintern. Im Bauch. Es ist, als könnte ich nicht weit genug raus, um ein Wort dafür zu finden. Es ist eher Grauen als Traurigkeit. Ja, eher Grauen. Es ist, als passiere gleich was Schreckliches, das Schrecklichste, was man sich vorstellen kann – nein, schlimmer als alles, was man sich vorstellen kann, weil da dieses Gefühl ist, dass man sofort was machen muss, um es zu stoppen, aber man weiß nicht, was man machen muss, und dann passiert es auch, die ganze schreckliche Zeit, es passiert gleich und es passiert jetzt, alles zur selben Zeit.

    Alles wird schrecklich. Alles, was man sieht, wird hässlich. Genauer gesagt beklemmend. Doktor Garton hat das mal gesagt. Beklemmend. Das ist das richtige Wort. Und alles klingt scharf, ja, stachelig und scharf, als hätte alles, was man hört, plötzlich Zähne. Und alles stinkt, wie ich, auch wenn ich grad aus der Dusche komme. Ich meine, warum soll ich mich überhaupt waschen, wenn sowieso alles stinkt, als müsste ich schon wieder duschen."


    "Und alles klingt scharf, ja, stachelig und scharf, als hätte alles, was man hört, plötzlich Zähne."


    Boah eh, ganz stark! :anbet