Zitat:
„Dass er diese Demenz bekommen hat. Er hätte noch so viele Jahre vor sich haben können. Ich meine … klar im Kopf. Sie hat ihm sein Alter gestohlen. Einen Teil seines Lebens.“
So hat es mir gefallen:
„Haus voller Wolken“ liegt schon eine sehr lange Zeit auf meinem SuB. Ich konnte erahnen, wie heftig die Thematik in diesem Buch sein wird. Und genau davor hatte ich Angst. Angst davor, was diese Geschichte mit mir machen würde. Jetzt, als ich das Buch gelesen habe, muss ich sagen, dass diese Angst nicht unbegründet war. Es gibt Bücher, die bleiben einfach in Erinnerung. Und dann gibt es solche, die Spuren hinterlassen. Die einen lange beschäftigen werden – Haus voller Wolken gehört ohne Zweifel in diese letzte Kategorie. Es fällt mir schwer, Worte für dieses Buch zu finden, und auch jetzt, während ich diese Zeilen ergänze, glaube ich nicht, dass sie der Geschichte gerecht werden können. Dennoch möchte ich es versuchen.
Schon die Ausgangslage dieses Romans lässt einen mit einem schweren Gefühl beginnen. Karsten, bei dem Alzheimer diagnostiziert wird, und sein Partner Roman, die gemeinsam versuchen, der Krankheit die Stirn zu bieten – das allein ist schon eine emotionale Achterbahnfahrt. Doch Jan Stressenreuter nimmt uns mit einer solchen Intensität auf diese Reise, dass es fast unmöglich ist, unberührt zu bleiben. Von Anfang an spürt man die ehrliche, rohe Emotion, die in jeder Zeile steckt. Es ist keine leichte Lektüre. Die Verzweiflung, die Verluste und die schmerzhafte Realität einer unheilbaren Krankheit sind nur schwer auszuhalten. Es gab Momente, in denen ich das Buch weglegen musste, weil die Gefühle, die es in mir auslöste, einfach überwältigend waren. Und trotzdem – oder gerade deshalb – konnte ich die Geschichte nicht loslassen.
Was das Buch besonders macht, ist die unbändige Liebe zwischen Karsten und Roman. Ihre Beziehung ist nicht nur ergreifend, sondern auch inspirierend. Trotz der unermesslichen Belastungen zeigt Jan Stressenreuter, was es bedeutet, für jemanden da zu sein – bedingungslos, bis an die Grenzen der eigenen Kraft und meist darüber hinaus. Die Sprache ist schnörkellos und unglaublich einfühlsam. Mit berührenden Bildern und leisen, humorvollen Momenten schafft es der Autor, das Unaussprechliche greifbar zu machen. Die Figuren sind authentisch, voller Tiefe und Emotionen, sodass man mit ihnen leidet, hofft, lacht und weint. Für mich, der ohnehin schon nah am Wasser gebaut ist, war dieses Buch eine echte Herausforderung. Ich habe geweint, so wie ich selten bei einem Buch geweint habe. Aber das alles spricht für den Autor. Für diese herausragende Geschichte. Diese Emotionen sind die größte Stärke des Romans.
Es ist tragisch, dass Jan Stressenreuter nicht mehr unter uns ist, denn seine Werke sind ein Geschenk. Haus voller Wolken ist nicht nur eine Geschichte über eine Krankheit, sondern auch über Menschlichkeit, Liebe und den unermüdlichen Kampf, niemals aufzugeben.
Es gehört zweifellos zu den besten Büchern, die ich je gelesen habe – zum Besten, was die Literatur zu bieten hat. Ein Meisterwerk der Gefühle, das mich gebrochen hat und auch in Zukunft noch lange begleiten wird.
Dieses Buch ist ein absolutes Muss, für alle, die Literatur lieben, die bewegt, fordert und nachklingt. Es ist nicht nur eine Hommage an die Liebe, sondern auch ans Leben – selbst dann, wenn es zum Greifen schwer wird.
10/10 unbedingte Leseempfehlung
Edit: ISBN ergänzt, damit man das Cover sieht. Gruß Herr Palomar
ASIN/ISBN: 3896562312 |