Mord im Stadtpalais - Beate Maly

  • Weihnachtlicher Cosy Crime aus der Kaiserzeit.


    Wien, 1910. Wenige Tage vor dem Heiligen Abend wird Tabakfabrikant Steinhäusel in seinem luxuriösen Stadtpalais tot aufgefunden. Die Todesursache bleibt ein Rätsel, sowohl für den Leibarzt der Industriellenfamilie als auch für diese selbst, die noch am Vorabend mit Steinhäusel zusammengekommen war. Kommissar Felix Zack übernimmt die Ermittlungen und stellt schnell fest, dass in dieser Familie beinahe jeder ein Motiv hat – zu seinem Leidwesen auch die böhmische Köchin Mila, die ihn nicht nur mit ihren Köstlichkeiten verzaubert ...


    Beate Maly wurde 1970 in Wien geboren, wo sie bis heute lebt. Zum Schreiben kam sie vor rund 20 Jahren. Sie widmet sich dem historischen Roman und dem historischen Kriminalroman. 2019 und 2023 war sie für den Leo-Perutz-Preis nominiert, 2021 gewann sie den Silbernen Homer.


    Meine Meinung


    Die Familie Steinhäusel mit Ehepartnern und Kindern ist mit 12 Personen relativ zahlreich, von denen 10 zum traditionellen mehrtägigen Weihnachtsbesuch bei Hermann Steinhäusel und seiner jungen zweiten Ehefrau einfallen. Mir war unklar, wie die Köchin Mila Sokol alleine diese Menge verköstigen konnte. Es gibt noch einen persönlichen Diener, 2 Dienstmädchen, die aber ihre Arbeit im Haushalt haben, und Michel, den Küchenjungen.


    Gleich zu Anfang liegt Tabakfabrikbesitzer Hermann Steinhäusel plötzlich tot auf dem Boden, der Arzt Dr. Fellner (der fast ständig Gast im Palais ist und sich natürlich mit verpflegen lässt) stellt die Todesursache blitzschnell fest, ohne Hermann überhaupt untersucht zu haben. Kommissar Felix Zack nimmt das so hin und will nicht weiter ermitteln (aber der Buchtitel verrät ja schon, dass es Mord ist).

    Im Laufe der nächsten Tage ändert sich das aber (auch durch die Eröffnung des interessanten Testaments), und nach und nach sammelt Felix Puzzleteil um Puzzleteil, bis er das überraschende Gesamtbild hat. Mir war dann schon klar, wer involviert war, aber wie genau, das war wirklich überraschend.


    Ein großer Pluspunkt waren für mich die Charaktere Felix und Mila, und nicht nur Mila bereicherte überraschend sein Leben. Eingebettet waren ihre soo guten Koch- und Backkünste, die auch Felix genießen durfte, was immer eine gute Motivation für einen Termin im Stadtpalais war. Ich hätte die so gerne auch gegessen. Man bekommt auch einen relativ guten Einblick in die Familie der Steinhäusels. Und egal, wieviel Geld jemand hat, das ist kein Grund, nicht habgierig immer noch mehr haben zu wollen.

    Es ist aber auch eine Zeit der Veränderung, was man an Louise Steinhäusel sieht, die aus den Zwängen ausbricht und auch ihre Kinder anders erzieht, wofür sie von Männern natürlich immer wieder gemaßregelt wird, da sich das für Frauen nicht geziemt.


    Die Geschichte hat mir wirklich gut gefallen. Ich habe genau das bekommen, was ich wollte und erwartet habe: Einen relativ unaufgeregten und doch atmosphärischen, spannenden und überraschenden Cosy-Krimi. Der Schreibstil ist sehr bildhaft und ich konnte gut in der Story versinken und lesen und lesen und lesen...


    Von mir gibt es 4 1/2 Sterne.




    ASIN/ISBN: 3740820519

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

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  • Es ist Dezember im Wien der Kaiserzeit. Doch ein Todesfall trübt die beschauliche Vorweihnachtszeit im Palais Steinhäusel: Der gleichnamige Tabakfabrikant stirbt bei einem Abendessen im Kreis seiner Familie. Zunächst wird an einen Unglücksfall gedacht, doch dann geschieht ein zweiter Vorfall, der an dieser Theorie zweifeln lässt. Und auch die Testamentseröffnung sorgt für - leicht untertrieben ausgedrückt :grin - Irritationen.


    Damit betritt der Kommissar Felix Zack die Szene und wir dürfen ihn dabei begleiten, wie er versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. War es wirklich ein Mord? Und wenn ja, wer hat ihn begangen? Je genauer man hinsieht, desto mehr Menschen könnten ein Motiv gehabt haben, den alten Steinhäusel aus dem Wege zu räumen bzw. von dessen Tod profitieren.


    Keine leichte Aufgabe für Kommissar Zack, doch zum Glück bekommt er ja Unterstützung in Form des "Polizeihundes“ Gankerl und auch die Dienerschaft des Steinhäuselschen Haushalts, allen voran die Köchin Mila Sokol – die sehr darunter leidet, dass ein Schatten auf ihre Kochkunst gefallen ist – tragen dazu bei, die Tat aufzuklären.


    Mir hat dieser weihnachtliche cosy Krimi unheimlich gut gefallen. Die Autorin läßt das Bild des alten Wien vor dem geistigen Auge erstehen – man sieht richtiggehend die herrschaftlichen Häuser und ihre Bewohner vor sich. Auch die kulinarischen Köstlichkeiten des Palais Steinhäusel lesen sich ungemein anschaulich, man bekommt glatt Appetit beim Lesen und würde sich nur zu gern – ähnlich wie Kommissar Zack – im Souterrain bei der Köchin Mila durchfuttern.


    Mir hat dieser Krimi ausnehmend gut gefallen, er verbreitet eine ganz wunderbare Weihnachtsatmosphäre, die einen trotz des Mordfalls wie eine warme Decke umhüllt.


    Es hat großen Spaß gemacht, hier mit zu rätseln und ich finde auch die Auflösung gut und stimmig.


    Sehr gut gefallen haben mir aber auch die Charaktere wie z.B. Louise, die ihrer Zeit schon ein Stück voraus ist, aber auch die Köchin Mila und Kommissar Zack, die ein wunderbares Duo ergeben. Besonders schön fand ich auch hier die Szenen der beiden in der Küche, wenn Felix keine Gelegenheit versäumt, von Milas Koch- und Backkünsten zu profitieren. Auch den gestrengen Diener Sebastian, ein wahres Unikum, fand ich sehr gelungen, auch wenn er nicht unbedingt ein Sympathieträger ist. :lache


    Ich bin wirklich froh, dass dieser Krimi bei unserer Abstimmung zur Weihnachtsleserunde das Rennen gemacht hat – er hat mir viel mehr geboten als ich mir erwartet habe und ich wurde rundum gut unterhalten.


    10/10 Eulenpunkte und eine ganz klare Leseempfehlung von mir. :thumbup:


    Die Leserunde hat wieder (und tut es immer noch!) großen Spaß bereitet und ich bin jetzt wild entschlossen, nach und nach auch die Krimireihe um Ernestine Kirsch und Anton Böck der Autorin zu lesen. :angel

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

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