'Heumahd' - Seiten 001 - 070

  • Auch ich habe nun diesen ersten Abschnitt gelesen und bin sehr gut reingekommen in die Geschichte. Es wird alles sehr bildhaft vor allem aber sehr eindringlich beschrieben.


    Puh, da hat sie aber eine Erbschaft gemacht, die Vroni, Fluch und Segen zugleich! Klar, sie ist ihn los, den gewalttätigen Bauer und das Dach über dem Kopf ist ihr erhalten geblieben, doch zu was für einem Preis! Ich möchte nicht tauschen bei der vielen Arbeit, den misstrauischen Leuten aus dem Dorf, der missgünstigen Magd und dem armen kleinen Stieftöchterchen, die alle Teil des Erbes sind.


    Bin gespannt, wie es weitergehen wird. Heute habe ich frei, der Kaffee duftet schon und die Couch ruft nach mir um den nächsten Abschnitt zu lesen ;)

  • Das war ja noch die Generation die nicht über alles gesprochen hat und unter dem Motto " net gschimpft ist globt gnua" (nicht geschimpft ist genug gelobt) gelebt hat.


    Die Josefa ist, glaub ich, eine falsche Schlange. Ich vermute sie wartet nur auf eine Gelegenheit um der Vroni eins auszuwischen.


    Oh, den Spruch kenne ich auch, ich habe ja ins Schwabenland geheiratet, da wird das von manchen alten "Ureinwohnern" heute noch so praktiziert ... net gschmompfa isch globt gnug! ;)

    Und bei der Josefa bin ich auch sehr vorsichtig ... sie wäre ja am liebsten selbst Bäuerin geworden und dann hat Vroni ihr den "Preis" vor der Nase weggeschnappt ....

  • Bei der Beschreibung, welche Blumen, Pflanzen, etc. alles auf der Wiese wachsen bin ich ganz traurig geworden.

    Findet man heute nur noch sehr selten.

    Die Wiesen meiner Kindheit haben noch so ähnlich ausgesehen.............

    Stimmt, jetzt wo du es sagst ... ich habe früher auch Wildblumensträuße für meine Mutter gepflückt ... da waren die Wiesen noch voller Schlüsselblumen, Meerschaumkraut und ähnlichem ... gibt Bilder von mir als ich so fünf oder sechs war ... vielen Dank, dass du mit deiner Aussage diese Erinnerung geweckt hast ... 🥰🤗

  • Oh, den Spruch kenne ich auch, ich habe ja ins Schwabenland geheiratet, da wird das von manchen alten "Ureinwohnern" heute noch so praktiziert ... net gschmompfa isch globt gnug! ;)

    Und bei der Josefa bin ich auch sehr vorsichtig ... sie wäre ja am liebsten selbst Bäuerin geworden und dann hat Vroni ihr den "Preis" vor der Nase weggeschnappt ....

    Ich hab gesehen, dass du in Bietigheim-Bissingen lebst. engi

    Wenn Annabas und ich uns im Frühjahr mal wieder zum Frühstück treffen hast du vielleicht Lust, dich uns anzuschließen? :-)

  • Auch ich habe nun diesen ersten Abschnitt gelesen und bin sehr gut reingekommen in die Geschichte. Es wird alles sehr bildhaft vor allem aber sehr eindringlich beschrieben.

    :writeEine wirklich tolle Sprache! Bildhaft und eindringlich - das trifft es ausgezeichnet! Ich habe zwar ein paar Tage für diesen ersten Abschnitt gebraucht, was aber nicht am Buch, sondern am "zu viel Leben" außenrum lag ;).


    "Schön" ist das Buch nicht, dazu ist die unbarmherzige Härte von Vronis Leben viel zu nah. Sie ist eine sehr taffe junge Frau, die sich von den Widrigkeiten nicht unterkriegen lässt. Ich hoffe, sie hat die harten Jahre hinter sich und es geht jetzt aufwärts.


    Wobei ihre Situation alles andere als einfach ist. Klar ist es gut, dass ihr Schläger-Ehemann weg ist, aber "alleine" wird sie den Hof auf Dauer wohl nicht durchbringen. Ich habe ja die ganze Zeit auf eine Verwandtschaft gewartet, die Ansprüche auf das Erbe anmeldet und bei dem Fund im Kasten sofort an ein Testament zu ihren Ungunsten gedacht. Weiß jemand, wie es mit Erbschaften zu dieser Zeit aussah? Konnte Vroni überhaupt den Hof erben? Einen männlichen Nachkommen gibt es ja nicht.

    Den Anton Huber finde ich sympathisch auch wenn er seinen Mund nicht aufkriegt.

    Der Anton hat mich etwas verwirrt. Ich dachte zuerst, es wäre ein Jugendlicher, der sich um Rosl kümmert, doch dann wird ja gegen Ende des Abschnitts erwähnt, dass Vroni und er miteinander in der Schule waren. Sie sind also ähnlich gleich alt. Wobei Vroni ja auch noch sehr jung ist - vor allem für die Verantwortung, die sie jetzt hat.

    Der Kunstmaler Leibl mit der „Lava in den Lenden“ beim Porträtieren des anscheinend unverschämt gut aussehenden Hirzingers... hier gehe ich mal davon aus, dass der Maler schwul ist. Zu jener Zeit sicher nicht unproblematisch.

    Davon gehe ich auch aus, zumindest legen seine Gedanken beim Anblick von Hirzingers Waden das ja nahe... Da bin ich auch sehr gespannt, welche Rolle er in dem Buch noch spielen wird, bislang ist er ja eine (skurrile) Randfigur im dörflichen Leben.

    Natürlich kann ich Josefa auch nicht leiden. Aber auf der anderen Seite weiß ich eben nicht, wie ich reagieren würde, wenn meine einzige Hoffnung auf Verbesserung auf eine Verbesserung meines Standes an eine so junge, sich unangemessen benehmende Frau ginge - und dann auch noch der Bauer stirbt, was ein fürchterliches Gefühl der Unsicherheit mit sich bringen muss.

    So negativ habe ich Josefa gar nicht gesehen. Klar, sie ist keine "Vertraute" oder Freundin von Vroni, aber das hätte doch auch gar nicht gepasst. Und sie macht ihre Arbeit. Ob sie sich tatsächlich ausgemalt hat, sie könnte die zukünftige Bäuerin werden? So arm Vroni auch sein mag - die Mägde der damaligen Zeit wurden doch äußerst selten von den Bauern geheiratet. Selbst wenn sie fürs Bett gut genug waren. :cursing:


    Bei der Beschreibung, welche Blumen, Pflanzen, etc. alles auf der Wiese wachsen bin ich ganz traurig geworden.

    Findet man heute nur noch sehr selten.

    Natürlich habt ihr recht, was den Rückgang der Artenvielfalt angeht, aber ich war bei diesen Beschreibungen einfach nur froh und dankbar, heute leben zu dürfen. Es war schon ein sehr hartes Leben damals, das tägliche Brot musste mühsam erkämpft werden. Bei solchen Schilderungen denke ich immer wieder, dass wir heute viel zu viel jammern und vieles als selbstverständlich voraussetzen. Aber das ist es nicht!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Auch ich habe nun diesen ersten Abschnitt gelesen und bin sehr gut reingekommen in die Geschichte. Es wird alles sehr bildhaft vor allem aber sehr eindringlich beschrieben.

    :writeEine wirklich tolle Sprache! Bildhaft und eindringlich - das trifft es ausgezeichnet! Ich habe zwar ein paar Tage für diesen ersten Abschnitt gebraucht, was aber nicht am Buch, sondern am "zu viel Leben" außenrum lag ;).


    "Schön" ist das Buch nicht, dazu ist die unbarmherzige Härte von Vronis Leben viel zu nah. Sie ist eine sehr taffe junge Frau, die sich von den Widrigkeiten nicht unterkriegen lässt. Ich hoffe, sie hat die harten Jahre hinter sich und es geht jetzt aufwärts.


    Wobei ihre Situation alles andere als einfach ist. Klar ist es gut, dass ihr Schläger-Ehemann weg ist, aber "alleine" wird sie den Hof auf Dauer wohl nicht durchbringen. Ich habe ja die ganze Zeit auf eine Verwandtschaft gewartet, die Ansprüche auf das Erbe anmeldet und bei dem Fund im Kasten sofort an ein Testament zu ihren Ungunsten gedacht. Weiß jemand, wie es mit Erbschaften zu dieser Zeit aussah? Konnte Vroni überhaupt den Hof erben? Einen männlichen Nachkommen gibt es ja nicht.

    Den Anton Huber finde ich sympathisch auch wenn er seinen Mund nicht aufkriegt.

    Der Anton hat mich etwas verwirrt. Ich dachte zuerst, es wäre ein Jugendlicher, der sich um Rosl kümmert, doch dann wird ja gegen Ende des Abschnitts erwähnt, dass Vroni und er miteinander in der Schule waren. Sie sind also ähnlich gleich alt. Wobei Vroni ja auch noch sehr jung ist - vor allem für die Verantwortung, die sie jetzt hat.

    Der Kunstmaler Leibl mit der „Lava in den Lenden“ beim Porträtieren des anscheinend unverschämt gut aussehenden Hirzingers... hier gehe ich mal davon aus, dass der Maler schwul ist. Zu jener Zeit sicher nicht unproblematisch.

    Davon gehe ich auch aus, zumindest legen seine Gedanken beim Anblick von Hirzingers Waden das ja nahe... Da bin ich auch sehr gespannt, welche Rolle er in dem Buch noch spielen wird, bislang ist er ja eine (skurrile) Randfigur im dörflichen Leben.

    Natürlich kann ich Josefa auch nicht leiden. Aber auf der anderen Seite weiß ich eben nicht, wie ich reagieren würde, wenn meine einzige Hoffnung auf Verbesserung auf eine Verbesserung meines Standes an eine so junge, sich unangemessen benehmende Frau ginge - und dann auch noch der Bauer stirbt, was ein fürchterliches Gefühl der Unsicherheit mit sich bringen muss.

    So negativ habe ich Josefa gar nicht gesehen. Klar, sie ist keine "Vertraute" oder Freundin von Vroni, aber das hätte doch auch gar nicht gepasst. Und sie macht ihre Arbeit. Ob sie sich tatsächlich ausgemalt hat, sie könnte die zukünftige Bäuerin werden? So arm Vroni auch sein mag - die Mägde der damaligen Zeit wurden doch äußerst selten von den Bauern geheiratet. Selbst wenn sie fürs Bett gut genug waren. :cursing:


    Bei der Beschreibung, welche Blumen, Pflanzen, etc. alles auf der Wiese wachsen bin ich ganz traurig geworden.

    Findet man heute nur noch sehr selten.

    Natürlich habt ihr recht, was den Rückgang der Artenvielfalt angeht, aber ich war bei diesen Beschreibungen einfach nur froh und dankbar, heute leben zu dürfen. Es war schon ein sehr hartes Leben damals, das tägliche Brot musste mühsam erkämpft werden. Bei solchen Schilderungen denke ich immer wieder, dass wir heute viel zu viel jammern und vieles als selbstverständlich voraussetzen. Aber das ist es nicht!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Vroni war vor der Heirat aber auch eine Magd auf anderen Höfen.

    Über Vronis Leben vor der Hochzeit erfährt man leider (zumindest bisher) viel zu wenig. War nicht erwähnt, dass sie eine Art Kindermädchen war?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich denke, die Leute im Dorf wussten sehr wohl, was der Bauer für einer ist und waren nicht bereit, ihre Töchter ohne Not mit ihm zu verheiraten, da blieb ihm nur eine arme Magd.

    Das mag durchaus sein. Vielleicht war sein Hof auch nicht groß genug um die Töchter zu opfern. Denn auf ihr Wohl wurde eher weniger geachtet als auf den Wert des Schwiegersohns.

  • Da bin ich mir nicht so sicher, ob die Leute deswegen ihre Töchter nicht mit ihm verheiraten wollten. :gruebel Damals scheint ja auch bei anderen die Hand mitunter recht locker gesessen zu haben... Vielleicht hat ja auch die eine oder andere Frau sich nicht mit dem "Idiotenkind" belasten wollen. So wie viele das arme Rosl beäugt und auch behandelt haben, kann das durchaus ein K.O. Kriterium gewesen sein.


    Man erfährt halt auch nicht, wie er zu seiner ersten Frau war, die bei der Geburt vom Rosl gestorben ist (ist ja auch eigentlich nicht relevant für die Handlung des Buches).


    Es kann sein, dass er schon immer ein Arsch und Frauenschläger war - es kann aber auch sein, dass er erst durch die Verbitterung über den Tod der ersten Frau so wurde. Es steht nichts darüber im Buch, ich nehme aber an: er war schon immer ein Widerling.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Da bin ich mir nicht so sicher, ob die Leute deswegen ihre Töchter nicht mit ihm verheiraten wollten.

    Da bin ich auf einem ganz andren Trichter. Ich denke er wollte UNBEDINGT sie. Weil sie so eine ausnehmend schöne junge Frau war. Der hat sie sich rausgesucht. Und sicher war ihm auch klar, dass sie dankbarer sein würde als andere Frauen, weil sie aus so armen Verhältnissen kam. Die zieh ich mir, hat er sich gedacht.

    Es kann sein, dass er schon immer ein Arsch und Frauenschläger war - es kann aber auch sein, dass er erst durch die Verbitterung über den Tod der ersten Frau so wurde. Es steht nichts darüber im Buch, ich nehme aber an: er war schon immer ein Widerling.

    Das denke ich auch. Es lag nicht an der ersten Frau und deren Tod und er ist auch kein solcher Sonderfall. Damals war es ja auch üblich, dass man seine Kinder schlug, wenn sie nicht spurten. Zuhause und in der Schule. Und der Bibelspruch, dass die Frau dem Manne untertan sein soll und Züchtigung durchaus üblich war, das ist in der katholischen Gemeinschaft der Dörfer fest verankert gewesen. Und die Frauen haben geschwiegen und sich gefügt. Das war nichts Besonderes, denke ich.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Über Vronis Leben vor der Hochzeit erfährt man leider (zumindest bisher) viel zu wenig. War nicht erwähnt, dass sie eine Art Kindermädchen war?

    Auf den Bauernhöfen gab es keine Kindermädchen. Die niedrigste Magd hat alles gemacht, was anfiel. Niedere Tätigkeiten. Dazu gehörten die Kinder in aller Regel auch. Kinder waren erst dann wichtig, wenn sie mit anpacken konnten. Erst dann wurden sie als vollwertige Menschen behandelt.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Kinder waren erst dann wichtig, wenn sie mit anpacken konnten. Erst dann wurden sie als vollwertige Menschen behandelt.

    Eher als vollwertige Arbeitskraft. Menschen? Ob man ihnen das zugestand? Sie mussten arbeiten, durften aber keine eigene Meinung haben oder gar selbst auswählen wen sie ehelichen wollen.

  • Da bin ich auf einem ganz andren Trichter. Ich denke er wollte UNBEDINGT sie. Weil sie so eine ausnehmend schöne junge Frau war. Der hat sie sich rausgesucht. Und sicher war ihm auch klar, dass sie dankbarer sein würde als andere Frauen, weil sie aus so armen Verhältnissen kam. Die zieh ich mir, hat er sich gedacht.

    Ja, das kann gut sein, dass er da mit ihr angeben wollte/konnte.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)