OT: Appointment with Death
Über die Autorin
Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.
Kurzbeschreibung
"Du siehst doch ein, dass sie sterben muss.”
Diesen Satz, den Raymond Boynton an seine Schwester richtet, hört Hercule Poirot zufällig in seinem Jerusalemer Hotel mit. Als Mrs Boynton, die tyrannische Stiefmutter der Geschwister, wenig später auf dem Weg nach Petra ermordet wird, erinnert sich Poirot an die verschwörerischen Worte. Er hat nur 24 Stunden, um den Fall zu lösen.
Genug Zeit jedoch, um Überraschendes zu Tage zu fördern ...
Meine Rezension
In diesem Agatha Christie Krimi begleiten wir die Familie Boynton auf eine Reise nach Jerusalem und Petra. Sehr schnell bekommt man mit, wie dysfunktional diese Familie ist. Allesamt leiden unter der überaus herrischen Mutter. Keiner wagt, eigene Wege zu gehen oder gar aufzumucken, so ein tyrannisches Regiment führt die Mutter über die Ihren.
Der Satz „Du siehst doch ein, dass sie sterben muss!“ , der diesen Krimi eröffnet, erstaunt einen beim Weiterlesen nach dem ersten Überraschungsmoment daher immer weniger. Als Mrs Boynton dann eines Tages wirklich tot aufgefunden wird, ist man daher wenig erstaunt. Im Gegenteil, fast ist man ein wenig erleichtert, denn der Tod der Tyrannin könnte die Freiheit für alle Familienmitglieder bedeuten.
Dennoch wird der Tod untersucht, denn der Verantwortliche vor Ort, Colonel Carbury, mag nun mal keine unklaren Verhältnisse und zieht daher Hercule Poirot, der sich ebenfalls auf Reisen befindet, zu Rate.
Und damit packt Agatha Christie wieder ihr bewährtes Werkzeug aus: viele Menschen erzählen viele Dinge. Vieles ist wahr, einiges nicht. Man muß wirklich auf jedes Augenzwinkern und jedes einzelne Wort achten, sonst hat man keine Chance beim Mitraten.
Angesichts der Umstände glaubt jeder vom anderen, er könnte es gewesen sein. Man hält zusammen und versucht daher, die anderen durch seine Aussagen zu schützen. Hier muss man erst einmal herausfinden, wer in welchem Punkt die Wahrheit ein wenig zugunsten der anderen „ausgedehnt“ hat. Jede Szene, jede Person, jeder noch so kleine Moment kann wichtig sein – muss es aber nicht. Viele Spuren werden gelegt, die meisten führen ins Nichts, aber das muss man eben alles erst einmal herausfinden.
Agatha Christie ist Meisterin des Verwirrspiels und des Legens falscher Fährten. Ich war hier schon sehr stolz auf mich, letztlich zumindest den richtigen Personenkreis im Verdacht gehabt zu haben.
Das Motiv allerdings war für mich nicht ganz klar offensichtlich, hier zieht die Autorin im letzten Moment dann doch noch etwas aus dem Hut, das man als Leser vorher nicht unbedingt wissen konnte. Allerdings, mit viel Fantasie kann man darauf kommen (ich nicht ).
So hat man dann letztlich doch noch einen kleinen Überraschungsmoment, aber das fand ich OK so, es war keine völlig an den Haaren herbei gezogene Story.Ich habe es in anderen Krimis schon erlebt, dass in den letzten drei Seiten eine komplett neue Story vom ermittelnden Kommissar als Lösung aus dem Ärmel geschüttelt wurde, die vorher mit keiner Silbe auch nur angedeutet wurde, sowas nervt mich dann eher, weil ich denke „und warum die ganze andere Geschichte vorher, wenn es dann SO endet?“.
Hier war zumindest in meinen Augen die Story gut durcherzählt und dem Leser war lediglich ein Detail, das den Auslöser der Tat markierte, nicht unbedingt bekannt bzw. man kam nicht unbedingt auf den Zusammenhang.
Mir hat der Krimi gut gefallen, wenngleich mich die Vielzahl an Personen und auch die Lage der Zelte im Lager sehr verwirrt hat. Da hätte ich mir gerne eine Übersicht oder einen Plan gewünscht. Aber ich bin mir sicher, das war von der Autorin genau so geplant und gewollt.
„Der Tod wartet“ wird sicher nicht mein Lieblingskrimi der Autorin (ich mag Miss Marple einfach lieber als Hercule Poirot), aber er hat mir gut gefallen und ich fand auch sehr schönm dass er mal ganz woanders gespielt hat.
ASIN/ISBN: 3455650287 |