Verlag: Atlantis, 2024
224 Seiten
Kurzbeschreibung:
Nach dem Tod der Mutter findet der Erzähler in einer Schublade ein Album mit Fotos seiner frühen Kindheit, die er auf der Karibikinsel Trinidad und Tobago verbracht hat. Als junge Frau hatte sich die Tochter von »Stumpenarbeitern« aus dem Aargau in ein Abenteuer mit einem Tunichtgut der westindischen Oberschicht gestürzt und ein Kind bekommen. Während die übrige Familie bemüht ist, das Gedächtnis an die Jahre der Mutter bei den »Wilden« auszulöschen, macht sich der Erzähler auf, diese Geschichte, die auch seine eigene ist, zu retten.
Tabak und Schokolade führt in den tropischen Dschungel einer britischen Kronkolonie der fünfziger und sechziger Jahre. Indem der Erzähler immer weiter zu seinen indischen Vorfahren, die als Kontraktarbeiter in die Karibik verschifft wurden, vordringt, legt er nicht nur einen Familienstammbaum, sondern auch ein Stück Kolonialgeschichte frei. Dem gegenüber wird die Erinnerung an das Aufwachsen im »Tabakhaus« der Großeltern im Aargau gestellt und die Annäherung an eine Mutter, die zu Lebzeiten stets unnahbar erschien.
Über den Autor:
Martin R. Dean wurde 1955 in Menziken, Aargau, als Sohn eines aus Trinidad stammenden Vaters und einer Schweizer Mutter geboren, studierte Germanistik, Ethnologie und Philosophie an der Universität Basel, unterrichtete an der Schule für Gestaltung in Basel und am Gymnasium in Muttenz. Dean ist vielfach ausgezeichneter Buchautor. Zu seinen jüngsten Werken gehören Meine Väter (Neuausgabe 2023), Ein Stück Himmel (2022), Warum wir zusammen sind (2019) und Verbeugung vor Spiegeln – Über das Eigene und das Fremde (2015). Martin R. Dean lebt in Basel.
Mein Eindruck:
Obwohl Tabak und Schokolade die Gattungsbezeichnung Roman trägt, halte ich das Buch für ein stark autofiktionalen Text.
Martin R.Dean, der 1955 in der Schweiz geboren wurde ist Sohn einer Schweizerin und eines Mannes aus Trindad. Für kurze Zeit folgte seine Mutter dem Vater in die Karibik, mit Martin noch als Baby. Aber die Gewalttätigkeit und Trunksucht des Mannes zerstörte die Ehe und sie ging in die Schweiz zurück. Auch Martins Stiefvater stammt aus Trinidad.
Nach dem Tod der Mutter recherchiert Martin R.Dean die Vergangenheit und reist selbst nach Trinidad und Tobago. Er findet viel über seine Vorfahren raus und setzt dem im dritten Teil des Buches die Geschichte der Schweizer Familie entgegen.
Unterstützt wird das durch das Einbinden vieler Fotos.
Der Text hat eine bildhafte, dichte Sprache.
Was mich am Buch so beeindruckt ist, dass es dem Autor gelingt viel auch Allgemeingültiges aus seiner Geschichte abzuleiten.
ASIN/ISBN: 3715250399 |