Orlanda, 2024
216 Seiten
OT: Il comandante del fiume
Aus dem Italienischen von Henrieke Markert
Kurzbeschreibung:
In Somalia gibt es eine Legende, die von Generation zu Generation weitererzählt wird: Da es im Land keine Wasserläufe und somit nichts zu trinken gab, wurden zwei weise Männer mit der Aufgabe betraut, einen Fluss zu erschaffen. Die Weisen erschufen den Fluss, doch im Fluss schwammen Krokodile, grausame Kreaturen. Um den Fluss sicher nutzen zu können, brauchte es jemanden, der die Krokodile beherrschte. Das Volk wählte einen Kommandanten, der die Bestien vernichten konnte, wenn sie ihm nicht gehorchten.
Schon als kleines Kind hat Yabar Tante Rosas Geschichten gelauscht und daraus gelernt, dass man mit dem notwendigen Übel leben muss, will man etwas Besseres erreichen.
Yabar lebt mit seiner Mutter Zahra in Rom, wohin die Familie aus Somalia vor politischen Unruhen geflüchtet ist. Inzwischen achtzehn Jahre alt, ist Yabar zu einem rebellischen und wenig motivierten Jugendlichen herangewachsen. Sein Vater hat die Familie vor Jahren verlassen, der Schmerz darüber sitzt tief. Dennoch treibt ihn die Frage um, was aus seinem Vater geworden ist. Er versteht nicht, warum seine Mutter sich weigert, darüber zu sprechen. Als er in der Schule scheitert und von seiner Mutter zu deren Schwester nach London geschickt wird, findet er sich dort in einem ihm unbekannten somalischen Mikrokosmos wieder und kommt einem schrecklichen Familiengeheimnis auf die Spur. Schockiert reist er nach Rom zurück …
Dieser Roman eröffnet neue Perspektiven auf Einwanderung, Herkunft und Zugehörigkeit aus der Sicht von Menschen mit Migrationsgeschichte in Rom. Ubah Cristina Ali Farah beschreibt einfühlsam und berührend diese komplexen Lebensrealitäten. Eine fesselnde Geschichte über starke Frauen, Familienbande und das Erwachsenwerden.
Über die Autorin:
Romanautorin, Dichterin, Dramatikerin und Librettistin Sie wurde 1973 als Tochter eines Somaliers und einer Italienerin in Verona geboren und wuchs in Mogadischu auf. 1991 musste sie mit ihrer Familie aufgrund des Bürgerkriegs Somalia verlassen. Nach mehreren Jahren in Ungarn lebte sie seit Mitte der 1990er Jahre in Rom. Seit 2013 lebt sie in Brüssel.
Mein Eindruck:
Diese italienische Autorin hat somalische Wurzeln. Aber das Buch ist nicht autobiografisch. Es ist anscheinend der zweite Roman der Autorin, der im Original von 2014 stammt und die erste deutsche Übersetzung darstellt.
Ihr Protagonist, der 17jährige Yabar, teilt mit ihr, dass er ebenfalls in Italien geboren ist und sein Vater stammt aus Somalia.
Coming-of-Age-Element sind enthalten. Yabar ist schwarz und nicht gerade gut in der Schule.
Er hat ein sozialen Hintergrund durch Tante Rosa und deren Tochter. Sie sind nicht verwandt, aber Rosa ist befreundet mit Yabars Mutter. Sie und ihre Tochter unterstützen Yabar so gut es geht, aber er ist widerspenstig.
Er wird von seiner Mutter für eine Zeit nach London geschickt, wo Cousins von ihm leben. Er findet dort Informationen über seinen Vater.
Doch Yabar ist Römer durch und durch und froh als er zurück ist.
Stilistisch halte ich den Roman für relativ ungekünstelt, doch Yabars Erzählstimme bleibt hängen. Das Buch ermöglicht, in seine Gefühlswelt abzutauchen.
ASIN/ISBN: 3949545530 |