Maren Gottschalk - Jenseits der Ngong Berge
Romanbiographie zu Tania Blixen
Es ist ein strahlend klarer Morgen, als die 28jährige Tania Blixen im Januar 1914 in Mombasa zum ersten Mal afrikanischen Boden betritt. Sie ist überwältigt von dem märchenhaften Anblick der Stadt, vor allem aber ist sie aufgeregt, denn am Kai erwartet sie ihr künftiger Ehemann Baron Bror Blixen. Hier in Kenia soll ihr neues Leben beginnen, das voller Verheißung vor ihnen liegt. Sie kaufen eine Kaffeefarm, malerisch gelegen unterhalb der Ngong Berge, und Tania taucht ein in diese für sie so fremde, exotische Welt, die ihr zur geliebten Heimat wird. Als sie 17 schicksalsträchtige Jahre später in ihr Geburtshaus in Dänemark zurückkehrt, hat sie alles verloren: Ihre Ehe ist gescheitert, die Farm bankrott und die himmelstürmende Liebe ihres Lebens tödlich verunglückt. Aber ein Teil von Karens Seele bleibt für immer zurück in den Weiten Afrikas – und findet Trost in der Erinnerung an ein Leben aus dem Stoff, aus dem Romane sind.
Maren Gottschalk wurde 1962 in Leverkusen geboren. Sie studierte in München Geschichte und Politik und promovierte über Geschichtsschreibung. Seit 1991 schreibt sie Beiträge für die WDR-Radiosendung ZeitZeichen und verfasst daneben Biographien und Romane. Sie lebt in Leverkusen und arbeitet in Köln.
Karen Blixen, 1885 bei Kopenhagen als Karen Christenze Dinesen geboren, lebte ab 1914, frisch verheiratet mit Baron Bror Blixen in Ostafrika, um eine Kaffeeplantage zu betreiben. Nach 17 Jahren kehrte sie nach Dänemark zurück, wo sie 1962 starb. Ihr bekanntestes Buch ist »Afrika, dunkel lockende Welt« (1937), das unter dem Titel »Jenseits von Afrika« mit Meryl Streep und Robert Redford verfilmt wurde. https://de.wikipedia.org/wiki/Karen_Blixen
Karen Blixen? Tania Blixen? Tanne? Titania? Baronin Blixen? Isak Dinesen? All dies sind Namen einer Person. Im Rahmen der Leserunde habe ich die Gelegenheit genutzt, mir durch Maren Gottschalks Romanbiographie ein Bild der mir zuvor recht unbekannten Person zu machen. Im letzten Jahr hatte ich eine erste kurze Begegnung mit Karen Blixen durch Sanne Jellings Erzählung "Ein dänischer Winter". Sechs Tage im Dezember des Jahres 1929 verbringt man auf Rungstedlund, dem Familiensitz von Karens Familie, bei der die kränkelnde Karen gerade zu Heimatbesuch ist. Dadurch bekam ich ein Grundinteresse mich etwas mehr mit der Person zu beschäftigen, deren bekanntestes Buch vor 40 Jahren verfilmt wurde, ich aber auch nicht bisher gesehen habe.
Maren Gottschalk geht geschickt vor, sie nimmt uns mit in die Erlebnisse der Vergangenheit und unterbricht diese immer wieder kurz, in dem sie die Journalistin Ruth zum Gespräch zu Karen Blixen geschickt hat. Ruth trifft Karen Blixen am Ende ihres Lebens und es gelingt ihr, aus meiner Sicht, Ruth die Frage stellen zu lassen, die auch ich mir während des Lesens der Handlung stellte. Karen Blixen ist eine Person, an der ich mich während des Lesens gerieben habe.
Erst lernen wir das Kind Karen in Dänemark kennen, die dann mit 28 Jahren gemeinsam mit ihrem Halbcousin nach Afrika geht. Karens Familie kann es sich leisten, dass sie dem jungen Paar eine weitläufige Kaffeeplantage kauft und dass die beiden sich dort ein gutes Leben einrichten können . Karen und Bror sind Herren über ein großes Gebiet und verantwortlich für viele Familien ihrer Natives. Unendliche Weite, fremde Tiere, Gerüche und Speisen - es muss sehr eindrucksvoll gewesen sein und bei den Beschreibungen, bekommt man Bilder vor Augen. Wer denkt, die beiden würden nun mit der Familie nur noch mit Briefen verbunden sein, der irrt. Beide sind regelmäßig in Europa, über Monate und diese langen Abwesenheiten sind für mich schon auch ein Teilgrund, dass ihre Vision der erfolgreichen Kaffeefarmer nicht gelingt. Zudem zeigt Bror wenig Interesse und Geschick, Liebe fehlt auch sehr schnell in der Ehe der beiden. Kein Jahr nach der Hochzeit erkrankt Karen schwer und bis zu ihrem Lebensende quälen sie Schmerzen, trotz monatelanger Behandlung.
Karen zeigt bemerkenswert keine Berührungsängste mit Tieren oder den Einheimischen. Man bekommt den Eindruck, sie fühlt sich in der neuen Heimat recht wohl und sie ist froh, eine Aufgabe zu haben. Sie engagiert sich für die Kinder, dass diese Schulbildung erhalten und wendet Hausmittel an, um Fieber zu senken, versorgt Wunden, bietet eine Art Gesundheitssprechstunde. Sie lernt jagen, eine Notwendigkeit ist dies, um sich und die Farmfamilien zu schützen. Es gibt aber auch die Karen, die es mir schwer gemacht, ich bin ehrlich, die mich wütend gemacht hat. Wenn Baronin Blixen ihre Forderungen an die dänische Familie formuliert, trotzdem diese sehr viel Geld jahrelang in das Projekt stecken, braucht sie immer wieder Luxus. Es ist ihr nicht unangenehm um Unterstützung zu bitten, sie fordert den hohen Lebensstandard finanziert zu bekommen. Die Ehe ist früh gescheitert, bis zur Scheidung vergehen viele Jahre, die beide mit neuen Partnern verbringen. Karens neuer Mann an der Seite verdient die Bezeichnung Lebensabschnittsgefährte. Das hört sich jetzt bewertend an, doch Denys Finch Hatton betont von Beginn an, dass er seine Freiheit benötigt.
Maren Gottschalks Karen Blixen ist keine Heldin, sie hat Ecken, sie hat Kanten, sie ließ mich seitenweise mit dem Kopf schütteln und wenige Seiten später, fand ich wieder ihr Engagement gut.
Ich habe sehr gern das Buch gelesen, ich geriet schnell in einen Lesesog und es liegt auch an der Leserunde, dass man Freude hat, über das Buch zu reden. Sehr gut gefällt mir die Aufmachung des Romans, der Buchumschlag in Afrikafarben zeigt einen wunderbaren Platz zum Lesen und in die Landschaft schauen. Es lässt einen träumen. Gesetzt ist das Buch in lesefreundlicher Serifenschrift in angenehmer Schriftgröße. Es ist ein schönes Hardcover, passend zu einer Romanbiographie, die so umfassend ist, dass ich meine, nach der Lektüre ein Bild von Karen Blixen zu haben. Ich muss nun nicht noch weitere Bücher lesen, die sich mit der Person beschäftigen, aber werde gern zu Büchern greifen, die im Umfeld spielen und ich möchte den Film mit Meryl Streep sehen.
Es ist ja nicht einfach eine Geschichte zu beschreiben, die zur Kolonialzeit spielt. Wie beschreibt man die Menschen, ihr Leben, ihre Traditionen und Riten? Das Manuskript hat Sensitivity Reading durchlaufen, wie schön, dass es diesen Austausch gab.
Herausgeber : Goldmann Verlag; Originalausgabe Edition (18. September 2024)
Gebundene Ausgabe : 480 Seiten
ASIN/ISBN: 3442316979 |