Antonio im Wunderland
Gestern abend war es nun endlich soweit, die Lesung von Jan Weiler in Braunschweig sollte stattfinden. Ich war mit zwei anderen Eulen verabredet, das ganze war schon Wochen vorher geplant, aber kurz vorher drohte das ganze doch noch zu platzen. Warum? Wie nimmt man Kontakt mit jemandem auf, wenn derjenige kein Internet hat? Klar: Telefon! Nur: Mein Handy war auf Abwegen, die SIM-Karte zwar postalisch unterwegs, aber noch nicht da, meine Festnetznummer war den anderen Eulen nicht bekannt, bzw. das Handy der BS-Eule streikte, so dass es das Geheimnis nicht freigab. Dank einer Franken-Eule und dem Eulennest haben wir uns aber doch noch rechtzeitig verständigen können.
Ich fuhr frühzeitig los, kam auch super pünktlich 45 Minuten vor Lesungsbeginn an und entdeckte die beiden Mädels stöbernd vorm Ort des Geschehens. Nur warum so früh? Als wir in den ersten Stock der Buchhandlung kamen, waren dort nur einzelne Plätze besetzt. Wir setzten uns in die zweite Reihe (die erste Reihe, ein gemütlich aussehendes buntes Sofa war reserviert...) Ob diese Platzwahl so glücklich war, sollte sich noch zeigen.
So nach und nach füllte sich der Raum, die vielen Stühle wurden besetzt, ich eilte noch einmal los, um mir ein Exemplar von "Maria, ihm schmeckt’s nicht" zum Signieren zu besorgen. Meine Mit-Eulen hatten schon am Tag zuvor zugeschlagen.
Ein kleiner Zwischenfall amüsierte uns dann schon vor Lesungsbeginn. Die Eule der wachsamen Zunft hat den Herren jedoch vor weiteren Peinlichkeiten bewahrt, ihm ins Ohr geflüstert, was uns erheitert hat und er beseitigte den Stein des Anstoßes.
Schließlich ging es los. Jan Weiler wurde angekündigt. Der Moderator erzählte kurz, mit wem wir am gestrigen Abend das Vergnügen haben würden. Er stellte ihn fälschlicherweise als Chefredakteur der Süddeutschen vor, dieses hat Jan Weiler aber berichtigen müssen. Er ist Chefredaktuer des Magazins der SZ, das freitags erscheint.
"Die heutige Lesung wird Ihnen präsentiert von Ipalat Halstabletten" Ein Raunen ging durch den Raum. "Ja, das ist heutzutage so üblich, und ich hoffe, dass ich mit Ipalat Halstabletten (wieder ein Fingerzeig auf die Dose mit dem Wundermittel) die heutige Lesung durchhalten werde. Denn gestern in Celle war ich noch beim Arzt, da ich Halsschmerzen hatte. Der stellte so einiges fest, was ich gar nicht wissen wollte. Ich habe nämlich eine schiefe Nasenscheidenwand" (Die Zuhörer lachten verhalten) „Das ist gar nicht witzig, damit kann man nämlich schlecht atmen und das könnte Auswirkungen auf die heutige Lesung haben“. Aber so war es denn doch nicht.
Jan Weiler begrüßte außerdem die wenigen Männer. Gestern abend war Fußball, Bayern – Juventus Turin. „Jetzt habe ich die wenigen Männer bestimmt auch noch betroffen gemacht… Früher, wenn ich Samstags Lesungen gemacht habe, konnte ich mir sicher sein, dass noch weniger Männer da waren. Aber den wenigen Anwesenden, die wahrscheinlich gerade eine Therapie oder Eheberatung machen, und von ihrem Eheberater oder der Eheberaterin aufgefordert wurden, mehr mit ihrer Frau zu machen, habe ich immer noch die Fußball-Ergebnisse genannt. Doch dann habe ich in den Gesichtern der Männer gelesen „Du Arsch, jetzt brauch ich die Sportschau nachher auch nicht mehr zu gucken“, da habe ich es gelassen.“
Schließlich fing er an, las 4 Teile des Buches vor, hatte auch den gewünschten Erfolg, die Leute lauschten andächtig, lachten an den richtigen Stellen, manche sogar lauter, als es den vor ihnen Sitzenden geheuer war…
Und er las in einer mitreißenden Art, fuchtelte mit den Armen, sprach mit italienischem, Krefelder, Oer-Erkenschicker, Fürstenfeldbrucker Dialekt, dass es eine Freude war. Immer wieder pries er die Ipalat Halstabletten, die ihn bis zum Schluss fast beschwerdefrei vortragen ließen.
Anschließend hat er Bücher signiert, wobei er alles, „auch Harry Potter“ signieren würde, auch wenn man eine Unterschrift von Ken Follett haben wolle „Dann bin ich Ihr Mann“. Und so war es. Ich hab zwar niemanden mit Fremd-Lektüre gesehen, aber der Abend war ein voller Erfolg, denn die Hörbücher zu „Antonio im Wunderland“ waren später ausverkauft und auch die Buchstapel (Jan Weiler:„Wie, Sie haben einen Büchertisch?“ :grin) haben enorm abgenommen.
Zum Hörbuch: Jan Weiler hat das Hörbuch selbst gelesen und den Text so verarbeitet, dass er zu einem Hörbuch umgewandelt werden konnte, denn das Buch wurde um ca. 30 % gekürzt. Die deutsche Synchronstimme von Robert de Niro spricht die Rolle des Robert de Niro. Es ist zur Zeit bei Amazon für 13,97 € statt 19,99 € zu haben! ISBN Hörbuch: 3899406265
Einer Mit-Eule verriet Jan Weiler sogar ein Geheimnis. Wäre er ein Mädchen geworden, hätte er Janine geheißen…
Er hat bei www.zeit.de ein Weblog, in dem er die Ereignisse der Lesereise festhält. Für alle Interessierten also zum Nachlesen.
Vielen Dank, Mädels, dass wir dabei waren, danke an Jan Weiler für die klasse Lesung und an die Mit-Zuhörenden, die uns so manchen Lacher gekostet haben.
Meinem Schatz, der behauptet hat, ich würde zu "Lang Weiler" gehen, hat es nach meinem Bericht bereut, dass er so gar nicht interessiert war, denn das wäre auch ein Abend nach seinem Geschmack gewesen. Aber wir werden in den nächsten Tagen das Hörbuch zu "Antonio im Wunderland" genießen
Wer kann, sollte sich das Erlebnis einer Lesung mit Jan Weiler nicht entgehen lassen!