Johanna Grillmayer - Ein sicherer Ort

  • ASIN/ISBN: 978-3990142608


    Inhalt (Klappentext):

    Wie es ist, wenn eine Katastrophe den Großteil der Menschheit auslöscht, hat uns Johanna Grillmayer in ihrem Debüt "That’s life in Dystopia" eindrucksvoll vor Augen geführt: Als hätte jemand den Reset-Knopf gedrückt, musste die verschont gebliebene Gruppe rund um Jola ihr Dasein auf neue Beine stellen und die Basis für ihr tägliches Überleben schaffen. "Ein sicherer Ort" setzt im Jahr zehn nach dem „Ereignis“ ein: Auf der Suche nach Resten von Zivilisation begibt sich Jola mit kleiner Gefolgschaft nach Wien, das kaum wiederzuerkennen ist. Zurück in ihrem Dorf erweist sich der Aufbau einer neuen Gesellschaft als schwierig. Die Situation eskaliert, als einer der Gruppe einem Verbrechen zum Opfer fällt. Jola und ihre zu Teenagern herangewachsenen Töchter geraten in einen Sturm aus Gewalt, Konflikten und erotischen Verstrickungen. Doch aufgeben ist keine Option, im Gegenteil: Zukunftsweisende Projekte warten auf Jola und ihre Leute, nicht zuletzt die Suche nach einem sicheren Ort ...


    Autorin:

    Johanna Grillmayer, geboren 1974, wo sie mit ihrer Familie auch lebt. Studium der Geschichte an der Universität Wien. Arbeitet als Redakteurin beim ORF.

    „Ein sicherer Ort“ ist die Fortsetzung ihres Romandebüts „That's life in Dystopia“.

    Johanna Grillmayer ist außerdem nach wie vor meine Schwester, weshalb ich auch diesmal auf Bewertung verzichte. ;)


    Meinung:

    Die Geschichte wird wieder in zwei Zeitebenen erzählt, einmal direkt dort, wo wir Jola und ihre Familie zuletzt verlassen hatten, und einmal etwa sieben Jahre danach. Wie gesagt, ich mag so etwas sehr gern, vor allem, wenn dieser erzählerische Kniff so glatt und stimmig wie hier eingesetzt wird.


    Der erste Abschnitt, wo sie im verfallenden und scheinbar menschenleeren Wien nach Überlebenden und Ressourcen suchen, ist – vor allem für WienerInnen! - besonders interessant, aber auch absolut herzzerreißend. Wobei das Identifikationsspiel - „Wo sind sie da gerade?“ - auch Spaß macht. Ich fand, der Abschnitt hatte auch was von Wild West! Sehr spannend auf jeden Fall.


    Nach der Rückkehr zum Sonnenhof treffen Jola und die Ihren dann die schwerwiegende Entscheidung, ihr Zuhause aufzugeben und in ein Dorf im Burgenland zu ziehen, um mehr Anschluss an die dortige Gemeinschaft zu bekommen. Kein Spoiler, denn das wird vor allem durch die zweite Zeitebene rasch klar.


    Die Vorteile, die es bringt, wieder Teil einer größeren „Zivilisation“ zu sein, bringen natürlich auch Nachteile. Dies entwickelt sich sehr organisch und nicht reißerisch. Da sind die schiefen Blicke und ätzenden Bemerkungen über Jolas nicht ganz traditionelle Familie (die nach wie vor, was ich besonders interessant finde, im Wandel ist) und da sind vor allem die heranwachsenden Töchter und die begehrlichen Blicke, die manche der fremden Männer auf sie werfen. Die Mädls sind würdige Töchter ihrer Mütter Jola und Ali, jedoch muss frau sich auch nicht alles gefallen lassen, oder?


    Überhaupt, woran liegt es, dass man diese Chance offenbar doch nicht nützen konnte, um Hässliches wie Rassismus oder Sexismus hinter sich lassen zu können? Wo setzt man an, um eine neue Gesellschaftsordnung zu schaffen? Mit den besten Absichten. Was aber macht man mit ÜbeltäterInnen? Schwierige Fragen, mit denen sich Jola, ihre Familie und die alten und neuen FreundInnen (und die, die es nicht sind) hier vor allem beschäftigen müssen.


    Aber es gibt auch Hoffnungsschimmer, denn neue Menschen bringen auch neue Möglichkeiten. Dazu arbeiten sie alle fleißig daran, sich zumindest manche der technischen Errungenschaften, so möglich, wieder zu holen oder neu zu erfinden.


    Was immer im Vordergrund bleibt ist auch hier der menschliche Aspekt, der hier nun durch die neuen Leute und vor allem die langsam älter werdenen Kinder ausgeweitet wird, was ich besonders spannend finde, denn jedes von ihnen hat seinen/ihren eigenen ausgeprägten Charakter. Das Herz dieser Geschichte bleibt allerdings Jola. Wohin wird ihre Geschichte noch führen? Ich hoffe, wir werden es erfahren.