'Jenseits der Ngong Berge' - Seiten 197 - 306

  • Eure Gedanken dazu, ob Kinder in Tannes Leben vieles geändert hätten, finde ich sehr interessant. Ich glaube auch, dass sie Kinder sehr mochte und vielleicht auch dem (einsamen, traurigen) Kind in sich selbst gerne noch Trost hätte geben wollen. Wie sie dann als Mutter wirklich gewesen wäre - da habe ich keine klare Meinung zu, ich halte ganz vieles für möglich. Daher habe ich Eure Ausführungen mit Interesse gelesen, ohne viel dazu zu sagen.

    Ich glaube, ein Kind kann die besten und die schlechtesten Eigenschaften in einem wecken. Kinder bringen einen emotional in neue Dimensionen. Sowohl posiviv als auch mal negativ. Man muss ein Mensch sein, der auch mal zurücktreten kann und das konnte sie schon, wenn man anguckt, wie sie sich verhielt, wenn sie liebte. Aber dass ein KInd einen auf Dauer aus der Einsamkeit herausholt und die wäre wahrscheinlich größer geworden, da Denys ja KEIN Kind wollte, das wäre sicherlich nicht so gewesen. So etwas kann und soll ein Kind nicht leisten. Gewünscht hätte ich es ihr trotzdem. Ein Mensch, der einen zumindest lange, unabdingbar liebt, ist einfach etwas sehr berührendes.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Liebe Hollyhunder, danke für dieses einfühlsame Zusammenfassung. Wir müssen immer auch ein bisschen Psychologinnen sein, nicht wahr? Als Autorinnen genauso wie als Leserinnen. Ich habe gestern nochmal die Stelle mit Abdullahi herausgesucht, der ja so ein guter Mathematiker geworden ist, weil sie ihn dann doch - obwohl sie eigentlich kein Geld dafür übrig hatte - zur Schule nach Mombasa geschickt hat. In solchen Momenten spürt sie die Verantwortung für andere so sehr auf sich, dass sie gar nicht anders kann als helfen. Und sicher gleicht sie das auch gerne aus, in dem sie sich um sich selbst kümmert...

    (hm, diese Antwort gehörte eigentlich zu Deinem psychologischn Aufriß ihrer Persönlichkeit, jetzt steht es hier, ich hatte die Zitierfunktion nicht genutzt, aber hier passt es auch...)

  • Was ich mir gar nicht vorstellen konnte, wie sie es schaffte immer sooo lange auf ihrem Mann/Liebhaber zu verzichten. Er war ja oft viele Monate weg. Das konnte man ja fast an einer Hand abzählen, wie oft die sich gesehen haben. Die Männer haben sehr frei ihr Leben gelebt und Karen war immer auf der Farm und hat gewartet. Was die Beziehungen betrifft, keine schöne Position, finde ich.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • P.S. Denys finde ich schwierig. Er war ein Womanizer und sicher empathisch. Aber eine wirkliche Beziehung wollte er wohl eigentlich nicht. Kein Kind, keine Nähe, keine Verpflichtung, kein Wahlrecht für Frauen. Man sollte ihn wirklich nicht verherrlichen. Ich hatte halt immer den Film im Kopf - werde den auch die nächsten Tage gucken - und da ist halt Robert Redford - hach. Aber im Buch kommt das noch viel differenzierter rüber. Ich bin sehr begeistert - weiterhin. :love:

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Was ich mir gar nicht vorstellen konnte, wie sie es schaffte immer sooo lange auf ihrem Mann/Liebhaber zu verzichten. Er war ja oft viele Monate weg. Das konnte man ja fast an einer Hand abzählen, wie oft die sich gesehen haben. Die Männer haben sehr frei ihr Leben gelebt und Karen war immer auf der Farm und hat gewartet. Was die Beziehungen betrifft, keine schöne Position, finde ich.

    Stimmt, sie hat in ihren Briefen an ihren Bruder geschrieben, dass Sexualität eigentlich nie so besonders wichtig für sie war, dass sie eher überrascht war, welche Bedeutung Sex für ihren Bruder hatte. Das ist dann durch Denys zumindest zeitweise etwas anders gewesen, aber ich denke auch, ihr fehlte weniger der Mann im Bett als der Partner für das Gespräch. Und in der Einsamkeit wurden die verschiedenen Nachbarn wichtiger und natürlich auch Menschen wie Farah und seine Familie.

  • hollyhollunder

    Man darf natürlich auch nicht vergessen, dass "Zeit" damals etwas anderes war als heute: Reisen dauerte viel länger, die Post dauerte viel länger - da mußte man sich wohl oder übel in Geduld fassen.


    Wenn Karen z.B. zu ihren Behandlungen nach Dänemark reiste, war sie mehrere Monate unterwegs.


    Heute würde man in den Flieger steigen und wäre viel früher wieder zurück - wenn man für eine Behandlung überhaupt das Land wechseln hätte müssen.


    Die Welt ist schnellebiger geworden: Post- und Warensendungen sind quasi sofort da und wenn ich heute das Haus verlasse, kann ich schon morgen am anderen Ende der Welt stehen.


    Wir merken es doch auch am Berufsleben: als ich in den Beruf startete, wurden Bestellungen im Außenhandel noch brieflich oder - Luxus! - per Telex aufgegeben. Kurze Zeit danach folgte das Fax - und es wurde erwartet, dass man zeitnah antwortete. Heute mit Emails will der Absender oft schon eine Antwort, bevor man die Mail überhaupt gelesen hat. Es ist hektischer geworden.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Man darf natürlich auch nicht vergessen, dass "Zeit" damals etwas anderes war als heute: Reisen dauerte viel länger, die Post dauerte viel länger - da mußte man sich wohl oder übel in Geduld fassen.

    Das stimmt. Aber wie lange brauchte man denn von Europa nach Afrika? Monate? :gruebel

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das nicht, aber Schiffe sind durchaus ein paar Wochen unterwegs, je nachdem ab welchem Hafen und zu welcher Destination und auch mit wie vielen Zwischenstopps. Das Wetter war damals sicher auch ein noch größerer Gefahrenfaktor als heute.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Das nicht, aber Schiffe sind durchaus ein paar Wochen unterwegs, je nachdem ab welchem Hafen und zu welcher Destination und auch mit wie vielen Zwischenstopps. Das Wetter war damals sicher auch ein noch größerer Gefahrenfaktor als heute.

    Karens erste Reise verlief ungefähr so: Sie verließ Rungstedlund am 2. Dezember 1913 mit ihrer Mutter und einer Schwester. Wahrscheinlich reisten sie mit dem Zug nach Neapel und hatten dabei einige Unterbrechungen. Am 28. Dezember bestieg Karen das Schiff in Neapel, Richtung Mombasa. Ankunft in Mombasa am 13. Januar 1914. Am 15. Januar besuchte sie zum ersten Mal die Farm Mbagathi.

  • Das stimmt. Aber wie lange brauchte man denn von Europa nach Afrika? Monate? :gruebel

    Ein Beispiel:

    Am Morgen des 28. Dezember 1913 verließ Karen auf der S/S Admiral den Hafen von Neapel, Kurs Mombasa. Am 14. Januar Ankunft dort, Bror holt sie ab, Eheschließung am 15. Januar 1914.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ein Beispiel:

    Am Morgen des 28. Dezember 1913 verließ Karen auf der S/S Admiral den Hafen von Neapel, Kurs Mombasa. Am 14. Januar Ankunft dort, Bror holt sie ab, Eheschließung am 15. Januar 1914.

    Danke Gucci. Okay, das ist doch nicht so lange. Für mich bleibt schon. dass ihr Freund ja nicht Monate lang bei seiner Famlie und Freunden bleiben müsste - er war ja nicht immer krank oder ähnliches - wenn er gewollt hätte. Aber er hat ihr ja von Anfang an gesagt, dass er das so gar nicht mag. Sie hat also natürlich hingenommen (zugestimmt) dass das so läuft. Aber sicher gehofft, sie könnte seine Meinung ändern.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ankunft in Mombasa am 13. Januar 1914. Am 15. Januar besuchte sie zum ersten Mal die Farm Mbagathi.

    Ich war auch von Ankunft am 13.1. eigentlich ausgegangen, da Hochzeit am 14.1.an anderen Stellen steht, d. h. nen Tag nach Ankunft, am 14.1., gewesen sein soll. Ich habe in meinem Beitrag die Daten gerade angepasst, da in Deinem Buch, Maren, auf S. 113 steht, Beginn zweiter Absatz, steht: Am 14. Januar lief die Admiral... von Mombasa ein.


    So ist es dann wohl doch ein Fehler im Buch.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich war auch von Ankunft am 13.1. eigentlich ausgegangen, da Hochzeit am 14.1.an anderen Stellen steht, d. h. nen Tag nach Ankunft, am 14.1., gewesen sein soll. Ich habe in meinem Beitrag die Daten gerade angepasst, da in Deinem Buch, Maren, auf S. 113 steht, Beginn zweiter Absatz, steht: Am 14. Januar lief die Admiral... von Mombasa ein.


    So ist es dann wohl doch ein Fehler im Buch.

    In den Biographien, mit denen ich gearbeitet habe, gibt es unterschiedliche Aussagen. Gerade habe ich nach der Biographie von Brennecke zitiert, weil ich sein Buch als erstes zur Hand hatte und es ja darum ging, wie lang die Reise ungefähr gedauert hat. Bei Buk Swienty (dem ich für die Zeit in Afrika gefolgt bin) steht es anders. Da läuft das Schiff in der Nacht vom 13. auf den 14. ein, und sie ist auf jeden Fall erst am 14. an Land gegangen.

  • Ja klar, bei Hollyhollunders Frage geht es klar um die Reisedauer. Ich war an sich auch überrascht, dass sie nach 2,5 Wochen Schiffsreise wieder festen Boden erreicht hatten.


    Absolut nachvollziehbar, dass in den Quellen unterschiedliche Daten genannt werden. Für uns ist das auch nicht auf den Tag genau wichtig.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • P.S. Denys finde ich schwierig. Er war ein Womanizer und sicher empathisch. Aber eine wirkliche Beziehung wollte er wohl eigentlich nicht. Kein Kind, keine Nähe, keine Verpflichtung, kein Wahlrecht für Frauen. Man sollte ihn wirklich nicht verherrlichen. Ich hatte halt immer den Film im Kopf - werde den auch die nächsten Tage gucken - und da ist halt Robert Redford - hach. Aber im Buch kommt das noch viel differenzierter rüber. Ich bin sehr begeistert - weiterhin.

    Das freut mich. Das Leben hat ja auch so viel mehr Zwischentöne zu bieten, als eine idealisierte Filmgestalt. Letztlich würden wir uns schrecklich fühlen, wenn wir in diese Filmwelt geworfen würden, um dort mit den Menschen zu agieren ;-)

  • Ihr Lieben, entschuldigt meine lange Stille. Ich merke gerade überdeutlich, dass Urlaub mit Anhang und eine Leserunde so gar nicht kompatibel sind. Jedenfalls nicht, wenn man doch aktiv teilnehmen möchte.

    Diesen dritten Abschnitt habe ich schon vor einigen Tagen beendet, nur leider noch nicht die Zeit gefunden, hier zu schreiben.

    Nun kommt Karen also doch wieder nach Hause zu ihrer Familie - was ja nun so gar nicht ihr Wunsch war. Sie muss die langwierige Behandlung über sich ergehen lassen und schafft es, wieder gesund zu werden.

    Überhaupt wird sie in den Folgejahren ja nur so gebeutelt von Krankheiten und anderen Problemen. Andere wären wohl an diesen Schicksalsschlägen zerbrochen. Nicht so Karen. Sie hat sich immer wieder zurück gekämpft. So gesehen hat Farah also recht, wenn er meint, Löwin" wäre für sie ein guter Name.

    Die Segnung durch die alte Frau hat mir einen Gänsehautmoment beim Lesen beschert.

    In diesem Abschnitt lernt Karen nun auch Denys kennen und merkt schnell, dass er ihr geheimnisvoller*Brieffreund" ist

    Morgen oder am Wochenende mehr, jetzt galoppieren mir nur die Gedanken davon :wave

  • Ihr Lieben, entschuldigt meine lange Stille. Ich merke gerade überdeutlich, dass Urlaub mit Anhang und eine Leserunde so gar nicht kompatibel sind. Jedenfalls nicht, wenn man doch aktiv teilnehmen möchte.

    ...


    Andere wären wohl an diesen Schicksalsschlägen zerbrochen. Nicht so Karen. Sie hat sich immer wieder zurück gekämpft. So gesehen hat Farah also recht, wenn er meint, Löwin" wäre für sie ein guter Name.

    Mach Dir keinen Kopf, solange hier jemand schreibt, wird auch jemand anders kommentieren... :)


    "Löwin" finde ich angesichts dessen, was Karen widerfährt und wie sie damit umgeht, ebenfalls einen sehr zutreffenden Namen. Natürlich ist sie auf der einen Seite die verwöhnte und Luxus erwartende Frau - auf der anderen aber auch ein ungemein zupackendes "Stehaufweibchen". :lache

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • "Löwin" prominent im Buchtitel taucht auch bei diesen "über" Blixen-Werken auf:


    Tom Buk-Swienty und 1 weitereDie Löwin. Tania Blixen in Afrika: Biografie


    Die dramatische Geschichte von Tania Blixen, die als erste Frau eine Kaffeeplantage betreibt und mit dem Memoir »Jenseits von Afrika« Weltruhm erlangt

    Tom Buk-Swienty zeichnet das vielschichtige Bild einer Frau, die mit wahrer Leidenschaft ihren Traum lebt, im kolonialen Kenia mit der Karen Coffee Company das erste weiblich geführte afrikanische Großunternehmen gründet, als wahre »Löwin«, wie sie bald genannt wird, Dürren, Krankheiten und Kriegen trotzt und dann, nach Dänemark zurückgekehrt, zu einer der bedeutendsten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts avanciert. Die wahre und höchst abenteuerliche Lebensgeschichte von Tania Blixen, deren mit Meryl Streep in der Hauptrolle verfilmtes Memoir »Jenseits von Afrika« ein Weltbestseller als Buch wie als Film wurde, ist zugleich die erste große Biografie seit Jahrzehnten.

    Durchgängig illustriert mit teils exklusivem Bildmaterial.

    ASIN/ISBN: 3328601422


    Lea Kampe; Die Löwin von Kenia (Bedeutende Frauen, die die Welt verändern 10):


    Karen Blixen – Sie gab alles für das Land ihrer Sehnsucht, für die Liebe der ... Liebesgeschichte hinter »Jenseits von Afrika«


    Die Liebesgeschichte hinter »Jenseits von Afrika«

    Kenia, Mai 1926. Wie jeden Morgen blickt Karen Blixen in die atemberaubend schönen Berge und lauscht dem Klang der vielen Stimmen. Auf ihrer Kaffeefarm leben 200 Kikuyu-Familien, für deren Rechte sie wie eine Löwin kämpft. Das Haus ist erfüllt vom Lachen der Kinder, die in Karens Schule gehen. Doch heute fühlt sie sich trotzdem einsam: Sie vermisst Denys, ihren Geliebten, der vor Monaten nach England gereist ist – und der auf ihren letzten Brief nicht geantwortet hat. Dabei hat sie große Neuigkeiten: Sie ist schwanger. Jetzt will ihr sonst so starkes Herz vor Sehnsucht fast zerspringen …

    ASIN/ISBN: 3492062687

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Marens Buchtitel, "Jenseits der Ngong Berge" finde ich, da abgeleitet von Tania Blixens bekanntestem und zudem biografischen Werk "Jenseits von Afrika" auch sehr passend.


    Musste aktuell schmunzeln, über mein anderes Buch aus Maren Gottschalks Feder:

    "Jenseits von Bullerbü: Die Lebensgeschichte der Astrid Lindgren"


    Da dieses nicht alphabetisch, sondern thematisch im Bücherregal einsortiert steht, haben die beiden Buchdamen keine Berührung bei mir.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)