'Diese eine Entscheidung' - Seiten 001 - 092

  • Sorry, ziemlich lang geraten, meine Meinung.

    Jetzt zum Buch. Es liest sich super. Hat schon jemand etwas anderes von der Autorin gelesen? Sehr geschliffene Sprache und sehr intelligenten Überlegungen, Sätze, Erkenntnisse. Kann man wunderbar drüber grübeln.


    Ich finde es auch zuviel Privates. Ich verstehe inzwischen, wie die Richterin ungefähr tickt, wie kaputt die Ehe ist, wie kompliziert ihre Liebschaft. Und man spürt deutlich, dass so langsam ihre Arbeit Spuren bei ihr hinterlässt. Aber möchte gerne noch mehr über die Arbeit wissen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Es gibt Einheiten, die gucken sich bspw. täglich beruflich Kinderpornographie an. Ich habe glaube ich mal gelesen, dass diese Menschen auch unter besonderer Betreuung stehen. Solche Bilder brennen sich wirklich im Gedächtnis ein und können Albträume verursachen. Ich denke, dass man das vorher gar nicht einschätzen kann, was diese permanente Beeinflussung mit einem selbst machen kann. Umgekehrt kann diese dauernde Beschäftigung auch abstumpfen. Wie eingangs geschrieben: Alles sehr individuell.

    In Endeffekt haben auch Polizei, Feuerwehr und Ärzte mit ähnlichem Dilemma zu kämpfen. Wie verarbeiten, wie viel verdrängen, wie viel ertragen. Da muss sicher jeder Mensche seinen eigenen Weg finden. Jeder ist da ja anders gestrickt. Sieht man ja schon hier in unserer Runde. Aber es muss immer Hilfe geben, die man in Anspruch nehmen kann. Und manchmal muss man vielleicht auch ermahnt werden, diese regelmäßig anzunehmen. Tut unsere Richterin das?

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zuerst mal vielen Dank für deine Antwort auf meine in den Raum gestellte Frage. Genau das habe ich damit bezweckt, zu erfahren, was euch antreibt, wie ihr damit umgeht.

    Hat schon jemand etwas anderes von der Autorin gelesen? Sehr geschliffene Sprache und sehr intelligenten Überlegungen, Sätze, Erkenntnisse. Kann man wunderbar drüber grübeln.

    Für mich ist es das erste Buch von dieser Autorin.

  • xexos Diesen Beitrag habe ich doch glatt übersehen.

    Die Antwort auf eure Fragen kann nur sehr individuell erfolgen, da jeder das anders verarbeitet und jeder auch eine andere Resilienz dafür hat. Mit Feigheit hat das aber nichts zu tun. Arbeitest Du nicht im Krankenhaus, Clare ? Auch die dortigen Bilder sind nicht für jeden etwas. Ich möchte zumindest nicht bei einer Operation zuschauen, vor allem nicht in einer Augenklinik.

    Das sehe ich nicht so. Auch Profis müssen sich schützen. Sie bekommen im besten Fall eine regelmäßige Supervision. Anderenfalls sollten sie dringend den Job wechseln, wenn sie überfordert sind. Jeder darf sich nur soviel zumuten, wie er/sie ertragen kann. Das ist Selbstschutz und überlebenswichtig.


    Es gibt Einheiten, die gucken sich bspw. täglich beruflich Kinderpornographie an. Ich habe glaube ich mal gelesen, dass diese Menschen auch unter besonderer Betreuung stehen. Solche Bilder brennen sich wirklich im Gedächtnis ein und können Albträume verursachen. Ich denke, dass man das vorher gar nicht einschätzen kann, was diese permanente Beeinflussung mit einem selbst machen kann. Umgekehrt kann diese dauernde Beschäftigung auch abstumpfen. Wie eingangs geschrieben: Alles sehr individuell.

    Ja, die Antwort ist wirklich sehr individuell.

    Das Schwierigste ist wahrscheinlich, dass man die Überforderung und Belastung selbst erkennt und sich Hilfe suchen oder die Reißleine ziehen kann. Oder man hat Jenand, der einem den Zustand spiegelt.

    Vielleicht geht das jedem so, der sich für und in seinem Beruf aufreibt.

    Du hast recht, ich arbeite im Krankenhaus und das seit vielen Jahren. Abgrenzung ist elementar und man MUSS das lernen.

  • Da fehlt dann noch das Wort "rechtzeitig". ;)

    Überhaupt zu erkennen, ist wichtig, zu realisieren und sich einzugestehen, dass es ein Problem gibt. Aber ja, rechtzeitig wäre gut.;)


    Ergänzung:

    Ohne Problembewusstsein kann man weder Hilfe suchen, noch annehmen, noch etwas verändern.

  • Sich selbst zu schützen ist wichtig. Ich kann seit geraumer Zeit keine Nachrichten oder Berichte über Krieg und Terror mehr ansehen. Ich weiß, dass sie dauern, man kann es nicht weg leugnen und auch nicht weg denken, aber die dauernde Konfrontation damit das macht mich depressiv. Und zwar richtig.

    Alma ist noch zwiegespalten. Einerseits weiß sie, dass sie sich in ihrem Beruf kaputt macht, dass ihr Familienleben, ihre Ehe darunter leidet und vielleicht früher oder später daran zerbricht, aber sie kann es auch nicht lassen. Beruf und Berufung - Ehe und Familie, was ist es einem wert?


    Das Buch rückt alles wieder in meinen Mittelpunkt. Ich kann Almas handeln gut nachvollziehen, und ich weiß, weil ich mich an meinen Berufsalltag erinnere, wie schwer es ist, die Balance zu finden, es gibt sie eigentlich nicht. Und Alma hat sich ja auch schon entschieden, zumindest soweit der erste Abschnitt uns Einblick gewährt.

  • Bedingt. Sie weiß zumindest, dass sie an ihrem Familienleben festhält, auch wenn es nicht optimal ist. Sie braucht aber dieses Familienleben als Ausgleich. Zumindest das hat sie erkannt.

    Genau, denn sie weiß, wenn sie sich trennt, geht sie hoffnungslos unter. Die Familie ist so halbwegs ihr sicherer Hafen.

  • Sich selbst zu schützen ist wichtig. Ich kann seit geraumer Zeit keine Nachrichten oder Berichte über Krieg und Terror mehr ansehen. Ich weiß, dass sie dauern, man kann es nicht weg leugnen und auch nicht weg denken, aber die dauernde Konfrontation damit das macht mich depressiv. Und zwar richtig.

    Bei mir genaues Gegenteil. Ich habe den brennenden Wunsch mich zu informieren, vielleicht um zu verstehen, was da passiert. Vielleicht um einzordnen, dass die Abläufe seit Jahrhunderten immer die Gleichen sind. Vielleicht um nicht überrascht zu werden von etwas. Vielleicht weil ich die Angst habe, die Menschen könnten wegschauen und sich wieder ihrem eigenen Gedöns zuwenden. (Ich meine nicht die Menschen, die sich emotional schützen wollen/müssen.)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)