'Diese eine Entscheidung' - Seiten 092 - 158

  • Eigentlich will ich den Roman nicht weiterlesen, weil mich das zu sehr angreift,,aber aufhören kann ich auch nicht .


    Sehr geschickt finde ich die Perspektivwechsel zwischen den Vernehmungsprotokollen und Almas Leben, beruflich und privat, wobei sie das schwer trennen kann und auch nur unzureichend trennt.


    Alma beleuchtet nicht nur die Gegenwart, sondern das Warum, die Kindheit der Betragten, die tief sitzenden Ursachen.

    Ist eine Tat klarer einzuordnen, wenn man versteht, wie es dazu kam? Macht es sie weniger brutal, unbegreiflich, greifbarer? Entschuldigt das etwas? Ich habe keine Antwort.


    Ich bin besorgt wegen des Prozesses, zu dem Alma als Zeugin erscheinen muss. Das kommt dann im nächsten Abschnitt. Befragt von ihrem Geliebten...

  • Das gefällt mir sehr an diesem Buch, dass es Fragen aufwirft, für die es keine richtigen Antworten gibt.


    Was mir nicht klar ist, ist wieso Alma diesen einen Fall nicht an Kollegen abgibt. Sie weiß doch selbst, dass es ein Fehler ist,den Fall zu behalten.

    Vielleicht ist sie so ein Mensch, der das nicht kann. Sie will sich nicht drücken. Ich glaube, dass ihr der Gedanke, Anderen noch mehr aufzubürde, absolut fremd ist. Dann erträgt sie lieber alles selbst.

  • Noch ein anderer Aspekt, der mir aufgefallen ist: Alma und wohl auch die anderen Ermittler können sich schlecht abgrenzen von ihrer Arbeit. Bei jedem, den sie freigelassen hat und der sich nicht vorschriftsmäßig gemeldet hat, wie diese junge Frau, muss sie das Schlimmste befürchten und tut es und lässt alles Andere sofort liegen, hier ihren Mann.

    Es ist elementar für die geistige Gesundheit und das eigene Wohlergehen, dass man lernt sich abzugrenzen. Ist in meinem Beruf auch so. Wer das nicht kann, geht irgendwann daran kaputt.

  • Diese junge Frau ist eigentlich gar nicht "frei", sondern muss sich in regelmäßigen Abständen melden. Wenn sie das nicht tut, gehen die Alarmglocken an. Ähnlich wie bei Fußfesseln.


    Wenn man dann für die Person zuständig ist, muss man springen.


    Ich habe mir sowieso überlegt, wie man eine solche Beanspruchung mit einer Familie vereinbaren kann. Hier jedenfalls wäre das gar nicht möglich. Es sei denn, der Partner oder die Partnerin steht rund um die Uhr bereit.

  • Ist Alma denn wirklich so zuständig? Ist es Ihre Aufgabe als Untersuchungsrichterin, Ihre abgeschlossenen Fälle auch weiter zu betreuen oder fühlt Sie sich nur in dem Sinn verantwortlich, dass sie immer hofft, die richtige Entscheidung getroffen zu haben?

  • Mich wundert ein wenig die Aussage, dass sie dauernd bedroht wird und daher auch dauernd Personenschützer hätte. Gleichzeitig werden aber auch viele Situationen ohne Schutz geschildert und nun wechselt sie auch noch täglich ihre Wohnung. Damit bringt sie aber doch auch diese Menschen in Gefahr.


    Seite 132 oben: Die Großmutter mütterlicherseits hat das Jugendamt alarmiert.


    Und einige Zeilen später: Die Eltern meiner Mutter wurden im Algerienkrieg von der französischen Armee umgebracht.


    Irgendwas passt dort aber nicht, könnte auch an der Übersetzung liegen.

  • Die Stelle ist mir nicht aufgefallen.


    Über die Lücken im Sicherheitskonzept habe ich mir auch Gedanken gemacht. Im Buch steht, dass sie eigentlich keinen Schritt machen kann, ohne dass sie ihre Security informiert. Einerseits hat sie Angst, vor allem um ihre Kinder, aber auch selbst. Andererseits lese ich, dass sie ihre Personenschützer öfter um Abstand bittet, was ich schon verstehen kann. Nie allein zu sein, schränkt die Freiheit massiv ein.

  • Diese Fälle wie der der jungen Frau,die sich nicht rechtzeitig gemeldet hat, sind keine für sie abgeschlossenen Fälle.

    Sie ist weiter zuständig, wenn es Gründe gibt, die Entscheidung , sie nicht ins Gefängnis zu stecken, zu ändern.


    Die Zuständigkeiten zwischen Staatsanwaltschaft und Ermittlungsrichtern sind etwas anders als bei uns verteilt.


    Über die Lücken im Sicherheitskonzept habe ich mir auch Gedanken gemacht. Im Buch steht, dass sie eigentlich keinen Schritt machen kann, ohne dass sie ihre Security informiert. Einerseits hat sie Angst, vor allem um ihre Kinder, aber auch selbst. Andererseits lese ich, dass sie ihre Personenschützer öfter um Abstand bittet, was ich schon verstehen kann. Nie allein zu sein, schränkt die Freiheit massiv ein.

    Vieles ist widersprüchlich an diesem Personenschutz und dürfte so gar nicht vorkommen.

    Alma gibt auch (S. 87) gar nicht alle Drohungen weiter, weil sie keine Überwachung rund um die anze Uhr möchte.

    Einerseits verständlich. Nur ist damit eigentlich der ganze Schutz sinnlos.



    Ein Satz zu den Vernehmungen ist mir auf Seite 94 aufgefallen.

    "Die Befragten mögen zunächst ausweichen, aber im Laufe des Gesprächs wird ihre Einstellung deutlich zutage treten."


    Ich finde das fast naiv, viele Befragte haben kein Interesse, ihre Meinung ehrlich zu äußern.



  • Ein Satz zu den Vernehmungen ist mir auf Seite 94 aufgefallen.

    "Die Befragten mögen zunächst ausweichen, aber im Laufe des Gesprächs wird ihre Einstellung deutlich zutage treten."


    Ich finde das fast naiv, viele Befragte haben kein Interesse, ihre Meinung ehrlich zu äußern.

    Das habe ich auch so gedacht. Woher, bitteschön, will man in letzter Konsequenz wissen, ob der Befragte, egal wie lange man befragt, ehrlich antwortet.

  • Was mir nicht klar ist, ist wieso Alma diesen einen Fall nicht an Kollegen abgibt. Sie weiß doch selbst, dass es ein Fehler ist,den Fall zu behalten.

    Das verstehe ich auch nicht. Zumal sie ja noch Morddrohungen deswegen bekommt. Schon allein deswegen sollte sie das abgeben. Sollte sie ihres Geliebten wegen so emotional abhängig sein und/oder sich wegen seine Exfrau keine Blöße geben will? Die weiß doch eh Bescheid und wird sie daher nicht schonen.

    Auch wenn mir die Schilderung über diese Beziehung etwas langatmig erschien, gehört sie doch dazu, um Almas Handeln zu verstehen. Mir tut sie echt leid. Das ganze Leid auszuhalten und dabei noch objektiv, und vor allem wie sie es tut, den zu Vernehmenden gegenüber Mensch zu bleiben, das ist ungeheurer Druck. Andere hätte schon das Handtuch geworfen oder würden jeden Fall nur buchstabengetreu behandeln. Sie schaut hinter die Tat.

    Interessant fand ich auch das Gespräch mit dem Freund ihrer Tochter. Ich weiß ja nicht, aber ich habe das Gefühl dieser aktuelle Fall Kacem wird ihr das Genick brechen.

  • Seite 132 oben: Die Großmutter mütterlicherseits hat das Jugendamt alarmiert.


    Und einige Zeilen später: Die Eltern meiner Mutter wurden im Algerienkrieg von der französischen Armee umgebracht.


    Irgendwas passt dort aber nicht, könnte auch an der Übersetzung liegen.

    Das würde auch zeitlich nicht passen. Er ist 93 geboren, der Algerienkrieg (Befreiungskrieg) war in den 1950ern, der algerische Bürgerkrieg in den 90ern. Da waren die Franzosen aber schon längst abgezogen.

    Ein Satz zu den Vernehmungen ist mir auf Seite 94 aufgefallen.

    "Die Befragten mögen zunächst ausweichen, aber im Laufe des Gesprächs wird ihre Einstellung deutlich zutage treten."


    Ich finde das fast naiv, viele Befragte haben kein Interesse, ihre Meinung ehrlich zu äußern.

    Das tritt auch in den dokumentierten Befragungen zutage. Die Anworten Kacems sind oft ausweichend, ehrlich ist er in meinen Augen nicht.

    Aber ich glaube, man bekommt mit der Zeit schon ein Gespür, wann die Befragten nachgeben und man erkennt, was sie wirklich denken. Aber sicher gibt es auch welche, die man nicht knacken kann, die sich so gut verstellen können, dass man nicht weiter kommt.