Viveca Sten - Blutbuße / Botgöraren

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Das Bergdorf Åre hoch im Norden Schwedens wimmelt von Skiurlaubern, als die Stockholmer Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind in ihrem Hotelzimmer brutal erstochen aufgefunden wird – das Bett klebrig von Blut. Panik breitet sich in der Gegend aus, Hanna Ahlander und ihr Kollege Daniel Lindskog übernehmen sofort den Fall. Die Spuren führen in ein verlassenes Hochgebirgshotel, das seinen früheren Glanz schon lange verloren hat: Charlotte kannte den Ort seit ihrer Kindheit und wollte das Gebäude abreißen lassen, um es durch ein spektakuläres Luxushotel zu ersetzen. Die Anwohner begegneten ihr mit erbittertem Widerstand. Doch Hanna muss feststellen, dass in diesem Fall nichts so ist, wie es scheint. Und dann geschieht ein zweiter Mord.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Viveca Anne Bergsted Sten, geb. 1959 in Stockholm, ist Juristin und eine der bekanntesten schwedischen Krimiautorinnen der Gegenwart. Mit ihrer Familie lebt sie nördlich von Stockholm. Seit ihrer Kindheit verbringt sie jeden Sommer auf Sandhamn in den Schären. Im Winter aber reist sie zum Skifahren nach Åre – dem Schauplatz ihrer Polarkreis-Reihe.


    Allgemeines

    Dritter Band der Reihe um Hanna Ahlander

    Titel der Originalausgabe: „Botgöraren“, ins Deutsche übersetzt von Dagmar Lendt

    Erschienen bei dtv am 17. Oktober 2024 als HC mit 544 Seiten

    Gliederung: Prolog – 125 Kapitel, teilweise mit Datumsangaben – Danksagung – Leseprobe zum Vorgängerband „Tief im Schatten“, Landkarten von Åre und Umgebung im vorderen und hinteren Einband

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Åre (Schweden) und Umgebung, die Woche um Ostern 2021, Rückblenden auf die Weihnachtszeit 1973


    Inhalt

    In einem Luxushotel im Skiort Åre wird die Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind regelrecht abgeschlachtet. Dieser brutale Mord hält für Hanna Ahlander und ihren Kollegen Daniel Lindskog besondere Herausforderungen bereit, denn das Mordopfer war eine durchsetzungsfähige, eiskalte Geschäftsfrau und trat gern arrogant auf. Dementsprechend groß ist die Anzahl ihrer Feinde.

    Charlotte wollte gegen den Widerstand vieler Menschen das alte leerstehende Hochgebirgshotel im nahegelegenen Storlien abreißen lassen, um dort ein Luxusresort zu errichten. Die Anwohner hängen aus nostalgischen Gründen an dem alten Hotel und möchten es sanieren und behalten, sie wollen außerdem keinen umweltschädlichen Massentourismus. Doch nicht nur Umweltschützer machen gegen das Projekt mobil, offensichtlich gab es auch Unstimmigkeiten und dubiose Praktiken zwischen Charlotte und ihren Geschäftspartnern.

    Während Hanna und Daniel noch mit den Vernehmungen der zahlreichen Hotelangestellten beschäftigt sind, geschieht ein weiterer Mord, für den es zunächst kein ersichtliches Motiv gibt.


    Beurteilung

    Der dritte Band um Hanna und Daniel ist in Bezug auf die Mordermittlungen in sich abgeschlossen und könnte auch einzeln gelesen werden. Da allerdings auch das Privatleben der Protagonisten eine größere Rolle spielt, ist es sinnvoller, bei der Lektüre dieser Reihe die korrekte Reihenfolge einzuhalten.

    Die Handlung des dritten Bandes spielt auf zwei Zeitebenen, der Großteil ist im Jahr 2021 angesiedelt, aber es werden immer wieder kursiv gedruckte Kapitel eingeschoben, welche sich auf Vorgänge beziehen, die sich zum Jahresende 1973 im Hochgebirgshotel in Storlien abspielten. Die Sechziger- und Siebzigerjahre waren die Blütezeit des Hotels, auch Charlotte Wretlind war seinerzeit als Kind mit ihren wohlhabenden Eltern alljährlich dort im Weihnachtsurlaub.

    Erst nach und nach kommen die Ermittler und der Leser auf die Spur weiterer möglicher Mordmotive, diese Hinweise verdichten sich, als es nach zwei Morden auch noch zu einer Entführung kommt.

    Die Ermittlungen werden mit langsamen Fortschritten und Rückschlägen sehr realistisch geschildert. Hanna, immer schon engagiert, wächst in diesem schwierigen Fall über sich selbst hinaus und überzeugt nicht nur durch kriminalistisches Gespür, sondern auch durch großes Einfühlungsvermögen. Auch Daniel ist sehr engagiert im Einsatz, was zu weiteren Konflikten mit seiner Lebensgefährtin Ida führt. Während er fast nur noch zum Schlafen nach Hause kommt, musste Ida ihre Arbeit aufgeben und sitzt mit der einjährigen Alice zuhause – eine schwere Belastung für die Beziehung des Paares.

    Die Charaktere aller Romanfiguren sind ohne Schwarzweißmalerei differenziert ausgearbeitet, auch die Verhaltensweisen der unsympathischen Figuren sind meist in gewisser Weise nachvollziehbar. Die gesellschaftlichen (Massentourismus, Umweltschutz) und privaten (Vereinbarkeit von Beruf und Familie) Probleme sind sehr aktuell.


    Fazit

    Ein Kriminalroman, der durch einen logischen Aufbau, realistische Charakterdarstellungen und einen anschaulichen, spannenden Erzählstil besticht – uneingeschränkt empfehlenswert!

    10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3423284315

  • Atmosphärisch spannend und eine sehr gute Mischung aus Fall und Privatleben der Ermittler


    Bewertung: 4,5 Sterne


    In den letzten Wochen habe ich, jeweils innerhalb kurzer Zeit, die bis dahin erschienen beiden Bücher der Polarkreis-Krimi-Reihe von Viveca Sten gelesen. Beiden fand ich sehr gut und auch auf diesen dritten Teil „Blutbuße“ war ich sehr gespannt. Der wurde vor wenigen Tagen veröffentlicht und wurde kurz vorm Erscheinungstag bei NetGalley als Rezensionsexemplar angeboten. Ich freute mich riesig, dass meine Anfrage dort erfolgreich war, denn ansonsten hätte ich, aufgrund meines längst überzogenen Bücherbudgets für dieses Jahr, mit dem Lesen noch eine ganze Weile warten müssen.


    Gut ein Jahr ist seit dem letzten Mordfall in Åre vergangen. Hanna Ahlander hat ihre Stelle bei der Polizei inzwischen sicher und inzwischen in ein eigenes kleines Häuschen gezogen. Nun steht Ostern vor der Tür und Hanna wollte eigentlich ein paar freie Tage zusammen mit ihrer Schwester Lydia und deren Familie verbringen, als sie zusammen mit ihrem Kollegen Daniel Lindskog zu einem neuen blutigen Tatort gerufen wird.


    Eine erfolgreiche Stockholmer Geschäftsfrau wurde in ihrem Hotelzimmer brutal erstochen. Schnell stellt sich heraus, dass sie für ein leer stehendes Hochgebirgshotel große Pläne hatte, mit denen viele Anwohner nicht einverstanden waren. Die Suche nach dem Täter ist schwierig. Nichts ist so, wie es scheint und aufgrund der Bekanntheit der Toten sitzt den Ermittlern auch sofort die Presse im Nacken. Dann geschieht ein weiterer Mord…


    Erneut hat mich der flüssige Schreibstil der Autorin von Anfang an in seinen Bann gezogen und ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen ausgelesen. Längen empfand ich beim Lesen nicht, dafür jedoch eine permanent vorhandene atmosphärische Grundspannung. Diese wurde durch abwechselnde Handlungsstränge aus verschiedenen Perspektiven, teils auch in verschiedenen Zeitebenen erzeugt. Bei einigen davon war für mich als Leserin lange Zeit unklar, wie sie sich ins Gesamtbild einordnen könnten. Andere zielten auf das Privatleben der Ermittler ab und zeigten auf, wie sich dieses weiterentwickelt.


    Ich persönlich mag es sehr, wenn ich von Ermittlern auch Privates erfahre und empfinde das in Krimis oder Thrillern immer als Auflockerung. Die Menschen, die hinter der Ermittlung stehen, werden mir dadurch sympathisch und ich kann deutlich besser mit ihnen mitfiebern, als wenn ich sie nur auf dienstlicher Ebene kennenlerne. Natürlich darf der Fall an sich keinesfalls zu kurz kommen. Das tut er hier jedoch nicht und die Autorin hat meiner Meinung nach auch hier wieder genau die richtige Mischung gefunden.


    Auch die Ermittlungen wirkten auf mich realistisch. Ich konnte lange Zeit gut miträtseln, wer denn nun der Täter ist und wurde, als die Autorin die Katze endlich aus dem Sack ließ, davon dann trotzdem überrascht. Obwohl das sogar relativ lange vor Schluss geschah, ging es noch einmal mit Hochspannung weiter, bevor der Fall soweit abgeschlossen war. Offen blieb allerdings, ob ein ehemals Tatverdächtiger mit der nebenbei aufgedeckten Schweinerei durchkommt und auch die letzten Ereignisse im Privatleben der Ermittler schreien nach einer Fortsetzung.


    Eine Ankündigung dafür habe ich zwar noch nicht gefunden, aber wenn diese kommt, möchte ich sie auf jedem Fall auch wieder lesen. Insgesamt hat mir auch dieses Buch wieder sehr gut gefallen und ich kann es definitiv weiterempfehlen. Ich denke sogar, dass man, wenn man mit diesem Buch in die Reihe einsteigt, keine Verständnisprobleme beim Lesen hat und auf die vorherigen Bücher neugierig wird. Dennoch rate ich dazu, die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu beginnen, um einen Informationsvorsprung und damit eine leichte Spannungsminderung bei den Vorgängern zu vermeiden.

  • Zu wenig Spannung!

    Der dritte Teil der Krimireihe mit der Ermittlerin Hanna Ahlander und ihrem Kollegen Daniel Lindskog kommen sehr menschlich, taktvoll und unkonventionell einsatzbereit rüber. Zu langatmig wirken hier die emotionalen Einschübe mit Hannas Verliebtheit in Daniel, Antons problematischem Liebesleben oder auch Daniels Neigung zu Wutausbrüchen, auch wenn Details zum jeweiligen Charakter wichtig sind. Auf zwei Zeitschienen – nämlich 1973 und 2021 - bilden zwei noble Hotelanlagen schaurige Tatorte rund um den verschneiten Skiort Åre in Schweden um die Osterfeiertage. Vor fünfzig Jahren, 1973, geht es um das traurige Schicksal der 17-jährigen, doch sehr naiven Kellnerin Monica, das dramatische Auswirkungen im Jahr 2021 hat. Thematisiert werden Mobbing auf sozialen Plattformen wie z. B. Facebook, Korruption im Behördendschungel und Gewalt gegen Frauen in Form von Vergewaltigung mit traumatischem, generationsübergreifendem Effekt auf weitere Beteiligte. Die Polizeiarbeit verbeißt sich sehr ins Detail bei zu vielen Nebenschauplätzen, wodurch leider Spannung verloren geht.

  • Hanna Ahlander und ihr Team müssen den Mord an Charlotte Wretlind aufklären. Der 56jährigen wurde in ihrem Zimmer im Hotel Copperhill Mountain Lodge die Kehle durchtrennt und ihr Körper mit Messerstichen durchbohrt. Charlotte war ein schwieriger Charakter, egoistisch, selbstsüchtig und wohlhabend. Sie wollte sowohl in Erinnerung an ihren Vater als auch an ihre Kindheit, ein mittlerweile verfallenes Hotel in Storlien abreißen und dafür ein exklusives, neues Hotel errichten. Dafür brauchte sie aber unbedingt einen Investor. Ihre Pläne finden bei der Bevölkerung nicht überall Zustimmung, viele möchten das Hotel erhalten und saniert sehen. Ist der Mörder in diesem Kreis zu suchen oder ist er eventuell unter den Hotelangestellten/-gästen? Dann kommt es zu einem zweiten Mord, und zwar an der einzigen Zeugin (mehr verrate ich nicht). Die Ermittlungen werden sehr realistisch und nachvollziehbar beschrieben.


    In einem zweiten, kursiv gedruckten Strang aus dem Jahr 1973 erfährt man von den Sehnsüchten einer Serviererin in dem eleganten Hochgebirgshotel in Storlien. Monica hatte Tagträume über eine Zukunft mit einem Gast, einem Familienvater, der ihre Liebe allerdings nicht erwiderte.



    Ich kenne alle Bücher der Autorin und bin deshalb mit ihrem Schreibstil vertraut. Es ist wie Heimkommen. Die Bücher lesen sich durch die Bank flüssig, packend und man kann gut mit rätseln. Über einige Längen kann man gut hinwegsehen. Ihre Figuren sind alle sehr gut beschrieben, die Charakter differenziert und jeder hat seine eigene Geschichte. Das trifft vor allem auf das Team zu. Hier hat jeder sein ganz persönliches Privatleben, in das der Leser einen kleinen Einblick bekommt und das macht die Geschichte menschlicher. Gerade bei der Zusammenarbeit von Hanna mit Daniel prickelt es unter der Oberfläche, aber noch bleibt es kollegial.


    Obwohl man als Leser relativ früh weiß, wer der Täter ist, bleibt es weiterhin spannend und die Auflösung birgt noch eine Überraschung. Außerdem gefällt mir, daß die Autorin auch Gesellschaftskritisches in ihre Krimis einfließen läßt, hier z.B. die Themen Massentourismus, Korruption und die Probleme berufstätiger Eltern.



    Ich bin gespannt, was die Autorin sich zu dem Team noch einfallen läßt. Beim nächsten Fall bin ich bestimmt wieder dabei und spreche eine Leseempfehlung für diesen Band aus!

  • Meine Rezension:


    Mordhotel


    Die Osterferien haben gerade begonnen, Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind bereitet eine Pressekonferenz vor, um ihre Pläne für ein in die Jahre gekommenes Hochgebirgshotel zu präsentieren. In strahlendem Glanz soll ein neuer Luxuspalast das verstaubte, brachliegende Haus ersetzen. Aber dazu soll es nicht mehr kommen, Wretlind wird - in einer zähen Blutlacke liegend - in ihrer Hotelsuite aufgefunden.


    Wiederum ermitteln Hanna Ahlander und Daniel Lindskog auf Hochtouren, bilden Polizeiarbeit und Einblicke in deren Privatleben einen gelungenen und abwechslungsreichen Mix. Gegner des imposanten Neubaus, Beziehungen zu (bestechlichen?) Politikern, aber auch die arrogant wirkende Art Charlotte Wretlinds bieten vielfältige Spekulationen für ein mögliches Tatmotiv. Unterschiedliche Blickwinkel, rasche Szenenwechsel und kurze Momentaufnahmen von Personen, die scheinbar nichts mit dem Geschehen zu tun haben, sorgen für Abwechslung, langsam wird ein Erzählstrang aus der Vergangenheit an die aktuellen Ereignisse herangeführt. Mit all diesen geschickt eingesetzten Details hält Viveca Sten eine stete Spannung aufrecht und vermittelt mit persönlichen Belangen von Hanna, Daniel und Anton ein sehr lebendiges Bild der eifrigen Kriminalisten. Die anschauliche Kulisse des abgelegenen und verlassenen Hochgebirgshotels steigert am Ende die Dramatik noch einmal und erinnert an Hannas frühere mutige, aber doch auch leichtsinnige Entscheidungen. Ob das wirklich gut gehen kann?


    Auch Band 3 der Polarkreis-Krimi-Reihe überzeugt durch einen interessanten Fall und lebensnahe Figuren, die man als Leser mittlerweile sehr gerne in die klirrende Kälte Åres begleitet. Ich spreche eine Leseempfehlung aus!



    Titel Blutbuße

    Autor Viveca Sten

    ASIN B0CZ7Q1YJC

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Geb. Buch (544 Seiten), Taschenbuch und

    Hörbuch

    Erscheinungsdatum 17. Oktober 2024

    Verlag dtv

    Originaltitel Botgöraren

    Reihe Ein Polarkreis-Krimi

    Übersetzer Dagmar Lendt


    ASIN/ISBN: B0CZ7Q1YJC