Hier kann zu den Seiten 142 - 221 (Kapitel 3) geschrieben werden.
'Im Takt der Freiheit' - Seiten 142 - 221
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Meine Güte Felicitas Vater verschachert seine Tochter ja wirklich wie ein Stück Vieh…. Ihm ist ihre Meinung total egal und ihr Glück auch. Ein liebender Vater sieht echt anders aus.
Der gute Rudolph hat sicher Spielschulden, ich denke mal er verzockt sich gerne beim Pferderennen. Sein Verhalten auf der Rennbahn war ja wirklich ziemlich daneben. Und auch sonst hat er sich bis jetzt echt nicht mit Ruhm bekleckert. Typisch Mann, allein seine Existenz sollte ja wohl reichen die Frauenwelt in Ekstase zu versetzen. Schließlich ist er ja auch adelig…
Die Verbindung zu Lorenz dagegen ist ja eine auf Augenhöhe. Ich finde es schön, dass Lorenz Felicitas hellen Kopf zu schätzen weiss. Und sich auch nich von seinen ja doch nicht so guten Aussichten abschrecken lässt. Sein Verhältnis zu seinem Vater hat mir auch gut gefallen. Der Vater nimmt ihn ernst, auch wenn er nicht die gleichen Dinge tun will wie sein Sohn. Eine Familie die mir gefällt.
Minna und Menkam… Er ist ja doch eher revolutionär eingestellt. Leider wird er mit seinen Forderungen keinen Erfolg haben, ich meine selbst heut hat man es ja als Schwarzer der hier geboren ist nicht leicht, auch wenn natürlich die rechtliche Gleichberechtigung theoretisch da ist.
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Boa, wie die alten Herren ihre Kinder verschachern, das ist so widerlich. Ich könnte kotzen. Sorry, wenn ich den Sonntag morgen so beginne, aber bin gerade so geladen nach dem Abschnittsende.
Ansonsten hat mir der Abschnitt doch sehr gut gefallen. Da sind zum einen die vielen Infos, die hier drin stecken. Da habe ich so vieles noch nicht gewusst. Z.B. über den Fahrradbau und den Autobau und die Entwicklungen und wie die Gesellschaft auf all den Neumodischen kram reagiert. Schon schräg wie solche technischen Neuheiten immer erst mal verdammt werden von den Menschen. .Sieht man daran, dass der Mensch ein großes Gewohnheitstier ist und jede Art von Veränderung und Neuerung ihn erst mal verschreckt? Das Thema beschäftigt mich gerade sehr in der Arbeit, wo eine große Veränderung ansteht. Und viele KollegINNen tun sich damit sehr schwer. Ich finde es immer cool, wenn ich aus einem Buch Sachen ziehen kann, die mit meinem realen Leben zu tun haben.
Und natürlich ist die Annäherung an Lorenz nett zu lesen. Aber ich sehe leider noch keinerlei Chancen, dass das was wird. Es sei denn Lorenz' Vater hat Infos über die Bahn, die Felis Vater brauchen kann.
Erschreckend fand ich die Einblicke in Minnas Leben. Sie hat gar keine Chance zu Freiheit. Sie kann weder einfach kündigen, noch weiß sie dann wohin. Sie weiß nicht mal mehr, wo sie genau herkommt und wie sie geheißen hat. Und dass sie eigentlich gekauft wurde ist auch bizarr. Was macht das mit einer menschlichen Seele. Heutzutage würde ich sagen, sie kann davon Depressionen bekommen. Und dass die Angestellten eigentlich gar kein eigenes Leben haben, finde ich schon immer sehr erschütternd. Auch die Gourvernante hat ja keines. Keinen Geliebten, keinen Mann, keine Kinder, keinen Sex. Was ist das denn für ein fürchterlich reduziertes Leben. Ich möchte heulen, wenn ich drüber nachdenke. Der Kilimanscharo der größte Berg Deutschlands. What the f...
Und dann noch kurz der Grafensohn. Damit ist eigentlich alles gesagt.
Ach ja. Wie schon, dass ich endlich wieder mal ein Wort gehört/gelesen habe, dass ja schon ganz arg lang nicht mehr verwendet wurde. Kalamitäten. Lieb ich, so was. Passt so schön in die Zeit.
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Verhandeln können die Herren! Schwerdtfeger senior brennt sehr für seine neue Idee, er wirkt gut informiert, vorbereitet und argumentiert. Eine gute Schule für Lorenz, der seinen Eltern als Unternehmer nacheifert.
Ich mag Papa Schwerdtfeger und seine Einstellung, natürlich auch weil er die Möglichkeiten hat, Geld für die berufliche Qualifikation bereitzustellen, z. B. für Privatvorlesungen. Wie muss man sich das vorstellen? Sind die Dozierenden Menschen aus Wirtschaft/Praxis, die ihr Honorar von den Zuhörern erhalten? Sitzt am Eingang zur Vorlesung jemand und kassiert "Eintritt"?
Wieder etwas gelernt, das mit den abweichenden Uhrzeiten im deutschen Reich war mir nicht bewusst.
Dieser Abschnitt hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte vorher immer noch meine Problemchen mit der Sprache, nun bin ich wohl besser im Leseflow angekommen. Der Roman gefällt mir jetzt richtig gut.
Ob es Felicitas tatsächlich gelingt Lorenz und seine Schwester, auf die ich auch sehr gespannt bin, zum Ball einzuladen. In zwei Wochen ist dieser. So wird er doch vermutlich im nächsten Abschnitt stattfinden.
So werden wir bestimmt auch Zeuge der nächsten Anprobe und eines Treffens von Minna und Boy sein. Die Umstände, wie sie nach Preussen gekommen sind, ihr bisheriges Leben und die Unfreiheit und Ungewissheit, sind bittere Fakten. Wie gut, dass Minna von Felicitas gut behandelt wird und geschätzt wird. Hoffentlich geht es gut, dass Minnas Unterstützung bei der männlichen Maskerade Felicitas und das Entwenden des Schlüssels nicht entdeckt wird.
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Der Ball am 23. Juni steht unter keinem guten Stern, wenn man die Biographie von Kaiser Friedrich III berücksichtigt. Ich bin gespannt, wie sich das auswirkt.
Ich finde, ihr bewertet Papa Egidius zu sehr mit heutigen Maßstäben. Die Aufgabe vieler Frauen war damals wirklich nur, ihren Mann glücklich zu machen und ihm Kinder, also vor allem Söhne, zu schenken. Egidius will seine Kinder nach diesen Kriterien gut versorgen. Geld und Adel sind seine Lösungen, Liebe war nur etwas für Träumer.
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Das mag durchaus sein, aber es gibt ja auch immer Abstufungen. Es ist eine Sache seine Kinder gut versorgt zu wissen, eine andere aber sie zu verkaufen, damit die eigenen Geschäfte laufen.... Für Egidius kommt ja nur die eine Lösung in Frage, weil es grade zu seinen Geschäften passt. Er stellt hier einfach seinen eigenen geschäftlichen Erfolg über alles.
Für mich ist das nur Gier und nicht Sorge um die Zukunft der Töchter.
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Ja, aus Deiner Perspektive in 2024 ist das so. Für ihn ist das 1888 aber kein Verkauf. Sowas war früher normal. Gutsbesitzer haben auf diese Weise, also durch Heirat, ihre Ländereien erweitert. Nachkommen hatten zu gehorchen und sich dem Patriarchen unterzuordnen.
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Wieder etwas gelernt, das mit den abweichenden Uhrzeiten im deutschen Reich war mir nicht bewusst.
Die Eisenbahn war dann auch der Grund die Uhrzeit im Reich zu vereinheitlichen. Eben damit man auch im Falle einer Mobilmachung gedruckte Fahrpläne ausgeben konnte.
Gesetz betreffend die Einführung einer einheitlichen Zeitbestimmung
Die Vereinheitlichung kam aber erst 1893
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Da hoffe ich doch mal sehr stark, daß Felicitas ihrem Vater doch noch einen Strich durch die Rechnung macht, sie verkaufen zu wollen an den "Pleitegrafen".
War schon eine witzige Szene in der Bank, als Lorenz und sein Vater auf den Grafen plus Sprößling treffen.
Und so bezeichnend. Der Graf, der sicher noch nie etwas im Leben geleistet hat, außer sich auf seinem Adelstitel auszuruhen und damit halt pleite geworden zu sein - im Gegensatz zu Schwerdtfeger, der es aus eigener Kraft erreicht hat, ein sicheres Leben aufzubauen.
Beim Sohnemann denke ich auch an Spielsucht.
Ich gestehe ja, daß ich das Derby liebe, sprich, gehe in Hamburg jedes Jahr dorthin und genieße es.
Da werden die Pferde aber besser behandelt. Sonst würde da auch der Tierschutz eingreifen.
Das Wetten mag ich dort auch, allerdings natürlich in Beträgen, die der gute Rudolph nicht einmal erwähnenswert fände.
Die Beziehung zwischen Lorenz und seinem Vater empfinde ich auch als sehr angenehm. Wenn die ganze Familie so ist, kann sich Felicitas da wohlfühlen.
Mehr, als in ihrem Elternhaus mit dem Verschacherer, der nur egoistisch an sich selber denkt.
Für Minna erhoffe ich mir auch, daß es ihr besser gehen wird.
Schön finde ich, daß sie und Felicitas langsam beginnen, eine Art Verbrüderung einzugehen durch ihre jeweiligen geheimen Aktivitäten. Und daß dadurch auch Felicitas mehr über die Welt erfährt, die ja so von ihr ferngehalten wird. -
War schon eine witzige Szene in der Bank, als Lorenz und sein Vater auf den Grafen plus Sprößling treffen.
Witzig, aber heutzutage ein schlimmer Verstoss gegen Datenschutz und Verschwiegenheit und ein Kündigungsgrund. Ich als Banker war darüber richtig erschrocken.
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Tja, mit Datenschutz hatten sie es damals nicht so
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Ja, aus Deiner Perspektive in 2024 ist das so. Für ihn ist das 1888 aber kein Verkauf. Sowas war früher normal. Gutsbesitzer haben auf diese Weise, also durch Heirat, ihre Ländereien erweitert. Nachkommen hatten zu gehorchen und sich dem Patriarchen unterzuordnen.
Natürlich haben wir eine heutige Perspektive. Aber aus Tagebüchern und Briefen weiß man durchaus, dass es Väter gab, die ihre Töchter mitentscheiden ließen und ihnen sehr zugetan waren.
Strenge und den Wunsch, die Tochter gut unter die Haube zu bringen, sind etwas anderes, wie das Gehabe von Felis Vater. Zumindest wird er bis jetzt als gefühlskalt dargestellt. Er versucht gar nicht, seine Tochter mit ins Boot zu holen was ihre Heirat betrifft oder den Ball. Ich denke nicht, dass er bei Söhnen netter gewesen wäre.
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"...dass es Väter gab, die ..." bestreite ich nicht. Haben die aber auch ein riesiges Industrieunternehmen geleitet?
Egidius Antrieb ist vor allem, endlich im Kreise der Großen und Mächtigen aufgenommen zu werden und für seine Arbeitsleistung entsprechend gewürdigt zu werden. Da kann doch wohl - aus seiner Sicht - seine Tochter helfen.
Bei Söhnen? Den Erstgeborenen hätte er dazu gezwungen, sein Erbe anzuteten und möglichst alles in seinem Sinne fortzuführen. Das Wort "nett" gibt es bei Egidius nur im Sinne von "effizient" oder "zielführend".
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Das Wort "nett" gibt es bei Egidius nur im Sinne von "effizient" oder "zielführend".
Ja genau. Und das bemäkeln wir ja. Egal ob 2024 oder 19. Jahrhundert. Es war ja nicht verboten seine Kinder zu lieben - auch die Töchter - und sie zu behandeln wie eigenständige Wesen. Zumindet könnte man es versuchen. Damals wie heute. Und auch als Industriemagnat. Aber da kommen wir wohl nicht zusammen, mit unserem Eindruck.
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Und mir fehlt da etwas der Versuch, mal in seine Pantöffelchen von 1888 zu schlüpfen und das aus seiner Sicht zu sehen. Ich vermute, er findet sich nett und will für seine Töchter nur das beste.
Im nächsten Abschnitt gibt es dafür ein Beispiel mit seiner Aussage, dass Felicitas alles bekam und alle Freiheiten hatte.
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Minnie und Boy Menkam treffen sich. Es wird deutlich, in welcher Ausnahmesituation sie sich befinden. Beide wurden ausgebeutet und sind auf die Milde ihrer Herrschaften angewiesen. Menkam wirkt sehr gebildet, ist aber auch extrem radikalisiert. Wäre heute wohl als potentieller Attentäter geführt.
Felicitas trifft sich in der Dunkelheit allein mit einem fremden Mann an einem einsamen Ort, obwohl sie nicht einmal weiß, ob er da sein wird. Natürlich ist es in diesem Buch der freundliche junge Lorenz Schwerdtfeger und kein namenloser Fiesling. Aus Sicht von Eltern aber ein Horrorszenario.
Fast noch mehr als das Fahrrad empfindet Felicitas Hosen als befreiendes Element.
Lorenz findet Gefallen an Felicitas und umgekehrt ist es genauso. Beide wirken wie Personen aus der Moderne, insbesondere die gesamte Familie Schwerdtfeger.
Das Gespräch bei der Bank zeigt einen gut vorbereiteten Industriellen, der aber wohl nicht erfolgreich sein wird. Schon damals gab es also die Konkurrenz von Verbrennern und Elektroautos. Felicitas und Lorenz Väter haben beide Visionen und streben nach deren Umsetzung.
Die Adligen kommen weiter sehr schlecht weg in diesem Roman, aber ihr generelles Ansehen ist weiterhin hoch. Werner von Siemens wurde in den Adelsstand erhoben und für Egidius Louisburg ist das weitere Motivation.
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Ach ja. Wie schon, dass ich endlich wieder mal ein Wort gehört/gelesen habe, dass ja schon ganz arg lang nicht mehr verwendet wurde. Kalamitäten. Lieb ich, so was. Passt so schön in die Zeit.
Ich habe eine Datei, in der ich so schöne alte, teils vergessene Worte sammle.
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Ich mag Papa Schwerdtfeger und seine Einstellung, natürlich auch weil er die Möglichkeiten hat, Geld für die berufliche Qualifikation bereitzustellen, z. B. für Privatvorlesungen. Wie muss man sich das vorstellen? Sind die Dozierenden Menschen aus Wirtschaft/Praxis, die ihr Honorar von den Zuhörern erhalten? Sitzt am Eingang zur Vorlesung jemand und kassiert "Eintritt"?
Das kann ich dir leider nicht sagen. Ich habe nichts dazu gefunden. Aber ja, davon gehe ich aus, dass da jemand Geld eingesammelt hat. Es waren ja zum Teil wirklich große Namen, die dort Vorlesungen hielten. Spätere Nobelpreisträger und viele andere, die man heute noch kennt.
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Wieder etwas gelernt, das mit den abweichenden Uhrzeiten im deutschen Reich war mir nicht bewusst.
Manche Umstände macht man sich nicht bewusst, bis man konkret damit zu tun hat. Ging mir auch so. Aber eigentlich ja logisch. Wenn ich tief im Westen, in Köln, mit meiner Fruendin in Berlin telefoniert habe, dämmerte es bei ihr schon, während bei mir noch strahlen der Sonnenschein war. In einer Zeit ohne Uhren hatten die Menschen ihre eigene Zeiteinteilung, die sich natürlich nach der Sonne richtete.
ZitatDieser Abschnitt hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte vorher immer noch meine Problemchen mit der Sprache, nun bin ich wohl besser im Leseflow angekommen. Der Roman gefällt mir jetzt richtig gut.
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War schon eine witzige Szene in der Bank, als Lorenz und sein Vater auf den Grafen plus Sprößling treffen.
Und so bezeichnend. Der Graf, der sicher noch nie etwas im Leben geleistet hat, außer sich auf seinem Adelstitel auszuruhen und damit halt pleite geworden zu sein - im Gegensatz zu Schwerdtfeger, der es aus eigener Kraft erreicht hat, ein sicheres Leben aufzubauen.
Tatsächlich war das damals ein weit verbreitetes Phänomen - das adelige Landgüter, auch richtig große, hoch verschuldetet waren. Es gab sogar Stiftungen, die das auffingen. Viele lebten über ihre Verhältnisse, waren gleichzeitig unfähig, ein solches Gut zu führen beziehungsweise, das machte ja eh der Verwalter. Es war so verbreitet, dass gegenüber vom echten Palais Borsig (also dort, wo ich das fiktive Palais Louisburg angesiedelt habe) am Zietenplatz in Berlin-Mitte lag die "Ritterschaftsdirektion". Das war eine Darlehenskasse für verarmte, Land besitzende preußische Adlige.