Zwei Leben – Ewald Arenz

  • Dumont, 2024

    368 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    1971 in einem Dorf in Süddeutschland.

    Als einziges Kind ihrer Eltern gibt es für Roberta keine andere Zukunft als die, einmal die Bäuerin auf dem Hof zu sein. Hier auf dem Land sind Vergangenheitsbewältigung, Kriegsdienstverweigerung, Feminismus, Popkultur und Miniröcke nichts, womit man sich beschäftigt. Hier zählen Arbeit, Gehorsam und moralisches Verhalten. Doch Roberta träumt davon, eigene Kleider zu entwerfen, auch wenn sie genau weiß, dass das ein Traum bleiben wird. Zugleich liebt sie ihren Hof und die körperliche Arbeit in der Natur, in der sie sich zu Hause fühlt. Und dann gibt es da noch den Pfarrerssohn Wilhelm, ihren Freund aus Kindertagen. Die beiden verlieben sich ineinander.

    Wilhelm ist nicht nur für Roberta der Grund, im Dorf zu bleiben. Auch seine Mutter Gertrud bleibt wegen ihres Sohnes. Im Gegensatz zu Roberta hasst sie das Landleben und wünscht sich nichts mehr, als weggehen zu können, hinaus in die Welt.

    Bald sind beide Frauen gezwungen, ihr Leben zu überdenken und Entscheidungen zu fällen, die nicht nur für sie alles verändern.


    Über den Autor:

    EWALD ARENZ, 1965 in Nürnberg geboren, hat englische und amerikanische Literatur und Geschichte studiert. Er arbeitet als Lehrer an einem Gymnasium in Nürnberg. Seine Romane und Theaterstücke sind mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Mit ›Alte Sorten‹ (DuMont 2019) stand er auf der Liste »Lieblingsbuch der Unabhängigen« 2019 und ›Der große Sommer‹ (DuMont 2021) erhielt 2021 ebenjene Auszeichnung.


    Mein Eindruck:

    Über dieses Buch weiß ich nur gutes zu sagen.

    Es erzählt von zwei Frauen Anfang der Siebziger in einem Dorf und von Entscheidungen.

    Das wird nachvollziehbar und glaubhaft gemacht.


    Da ist Roberta, die nach einer Lehre auf den Hof ihrer Eltern zurückkehrt. Sie ist hin-und hergerissen zwischen der Zugehörigkeit zum Land und Dorfleben und dem Drang, wegzugehen und ein anderes Leben kennen zu lernen..

    Zweite Protagonistin ist Gertrud, die Pfarrersfrau, die sich in dem Dorf nie heimisch fühlte.


    Hinzu kommen einige großartige Nebenfiguren, wie Robertas Opa und dessen Lebensgeschichte, die zwischendurch mit erzählt wird.

    Und Wilhelm, in den Roberta sich verliebt sowie der gemeinsame Jugendfreund Wolfgang. Alle wirken lebensecht.


    Der Autor schafft immer wieder bemerkenswerte Sätze. Seine größte Stärke ist aber, die Gefühlslage seiner Figuren dem Leser nahezubringen.


    ASIN/ISBN: 3832182055

  • Überdieses Buch weiß ich nur gutes zu sagen.

    Das freut mich.

    Da ich letzte Woche auf der Lesung war, bin ich doppelt gespannt. Ich folge ja immer dem Motto: Buch NIE vor der Lesung lesen. Aber nachdem Arenz wieder so nahbar und klug rüber kam, so humorvoll aber mit Tiefgang und einer ganz besondern Art, zu erzählen... und nach dieser Rezi, kann ich es kaum erwarten loszulegen. (Nach meinen Leserunden :))

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Roberta kommt 1971 zurück ins Dorf, zu ihren Eltern um auf dem Hof zu helfen. Die Ausbildung zur Schneiderin war eine Art Ausflug in ein anderes Leben, doch die familiären Verpflichtungen rufen. Sie trifft auch wieder auf Wilhelm, mit dem sie in der Kindheit eine enge Freundschaft hatte. Schon bald wird aus Freundschaft mehr. Doch hat ihre Liebe eine Zukunft?


    Gertrud ist Wilhelms Mutter und hier ist es eigentlich nur noch er, der sie im Dorf hält. Als Pfarrersfrau nie richtig angekommen sehnt sie sich nach der weiten Welt. Sie wollte nie bleiben und jetzt ergibt sich die Möglichkeit. Doch am Ende zwingt ein Schicksalsschlag sowohl Gertud als auch Roberta ihr Leben zu überdenken.


    Ewald Arenz schildert das Leben in diesem kleinen Dorf in Süddeutschland so wortgewaltig und farbenfroh, dass man sich direkt dorthin versetzt fühlt. Und auch die beiden Frauen, so unterschiedlich sie sind, werden lebendig und real für die Leser. Genau wie die Nebenfiguren, die dann doch eine wichtige Rolle spielen. Allen voran Robertas Opa, der mir sehr ans Herz gewachsen ist mit seiner Art.


    Mich hat das Buch sehr mitgenommen in die dörflichen Strukturen eines Dorfes Anfang der siebziger Jahre. Einerseits Aufbruch in die moderne Landwirtschaft, andererseits das Beharren auf alte Traditionen. Ich konnte gut nachvollziehen, warum man einerseits bleiben möchte und andererseits auch fliehen.

    Am Ende habe ich Rotz und Wasser geheult. Ich konnte mich so gut einfühlen, dass ich einfach nicht anders konnte. Auch hier schafft es der Autor die Figuren so lebendig werden zu lassen, dass man das Gefühl hat, es handelt sich hier um gute Bekannte.


    Ich kann also das Buch sehr empfehlen, es war wieder ein großes Lesevergnügen!


    9 von 10 Punkte